Was sind die typischen Sehstörungen nach einem Schlaganfall?

Stand: 29.08.2022 10:43 Uhr

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Wer die Anzeichen eines Schlaganfalls erkennt, kann schneller handeln. Auch wenn sich die Symptome oft wieder zurückbilden, muss dringend die Ursache gesucht und behandelt werden.

Einen Schlaganfall erleiden in Deutschland jedes Jahr rund 270.000 Menschen. Die häufigste Form des Schlaganfalls ist der ischämische Hirninfarkt, bei dem das Gehirn infolge einer verengten oder gar verschlossenen Arterie plötzlich nicht mehr ausreichend durchblutet wird. Bluthochdruck, Vorhofflimmern, Kalkablagerungen in den Halsgefäßen - das sind die häufigsten Ursachen für einen Schlaganfall, vor allem bei Menschen über 60 Jahren.

Symptome und Anzeichen eines Schlaganfalls

Bei einem Schlaganfall können diese Symptome auftreten:

  • plötzliches Gefühl der Schwäche, Lähmung oder Taubheit auf einer Körperseite
  • Sehstörungen wie halbseitiger Ausfall des Gesichtsfelds, Doppelbilder, verschwommenes Sehen oder Sehverlust auf einem Auge
  • Störungen beim Sprechen oder des Sprachverständnisses
  • plötzlicher Schwindel mit Gangunsicherheit
  • starke Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen

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Schlaganfall? Schnellcheck gibt Aufschluss

  • Bitten Sie den Betroffenen zu lächeln. Ist das Gesicht dabei einseitig verzogen, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin. Das ist ein Hinweis auf eine Durchblutungsstörung im motorischen Zentrum des Gehirns.
  • Bitten Sie den Betroffenen die Augen zu schließen, die Arme nach vorn zu strecken und die Handflächen nach oben zu drehen. Wenn die Arme nicht gleichzeitig gehoben und die Handinnenflächen nach oben gedreht werden können, also sinken und sich drehen, deutet auch das auf eine Störung der Motorik hin.
  • Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen? Versteht die Person die Aufforderung nicht? Das Sprachzentrum im Gehirn kann dann betroffen sein.
  • Wenn eines oder sogar mehrere dieser Symptome auftreten, zählt jede Minute. Es gibt nur eine richtige Reaktion: Sofort unter 112 den Notarzt rufen. Der bringt den Betroffenen sofort ins Krankenhaus, möglichst in eines mit einer speziellen Schlaganfall-Einheit, einer Stroke Unit.

Suche nach der Ursache

Bei bis zu 30 Prozent der Schlaganfälle bleibt der Grund zunächst ungeklärt. Mediziner sprechen dann von einem kryptogenen Schlaganfall. Ein kleines Loch im Herzen kann dann z.B. die Ursache sein. Bei entsprechenden Beschwerden gilt immer: Auf keinen Fall abwarten und sofort 112 wählen – denn jede Minute zählt. Nach einem Schlaganfall gehen pro Minute bis zu zwei Millionen Nervenzellen zugrunde.

Auch wenn sich die Symptome schnell zurückbilden: Nach jedem Schlaganfall muss intensiv nach der Ursache gesucht werden. Wird der Auslöser nicht gefunden und behandelt, droht ein erneuter Schlaganfall. Der ist oftmals schlimmer als der erste und kann bleibende Schäden hinterlassen. Mit CT oder MRT können Hirnblutungen entdeckt werden. Ist der Schlaganfall durch ein verstopftes Hirngefäß entstanden, sind Arteriosklerose und Vorhofflimmern die häufigsten Ursachen. Insbesondere bei jüngeren Menschen unter 60 kann auch ein Einriss einer Halsschlagader oder ein Loch im Herzen der Auslöser sein. Außerdem sind weitere, seltenere Trigger bekannt. 

Bei jüngeren Menschen, in einer Altersspanne von 16 bis 60 Jahren, steckt oft ein kleiner angeborener Defekt im Herzen hinter einem Schlaganfall – ein offenes oder persistierendes Foramen ovale (PFO). Dabei handelt es sich um eine Verbindung zwischen dem rechten und dem linken Herzvorhof, die sich normalerweise in den ersten Wochen nach der Geburt verschließt. Bei jedem vierten wächst das Loch (Foramen ovale) allerdings nicht vollständig zu, es bleibt dauerhaft offen. In der Regel ist diese wenige Millimeter große Öffnung völlig harmlos und die meisten Menschen mit einem PFO leben damit, ohne es zu wissen oder es zu spüren. Zum Problem wird das Loch allerdings, wenn kleine Blutgerinnsel aus den Venen hindurchgespült werden: Diese können über die Hauptschlagader in den Kopf wandern, dort eine Arterie verstopfen und so einen Schlaganfall auslösen.

Blutgerinnsel schwimmt durch das Herz zum Gehirn

Die vorübergehende Entstehung von kleinen Blutgerinnseln in den Venen ist keine Seltenheit, da dort das Blut langsamer strömt als in den Arterien. Ist das Foramen ovale im Herzen geschlossen, bereiten sie in der Regel keine Probleme. Die Mini-Thromben landen dann unbemerkt in der Lunge und werden dort wieder vom Körper aufgelöst, ohne Schaden zu hinterlassen. Erreichen sie aber über das Loch im Herzen die Arterien des großen Körperkreislaufs, ist das Gehirn in Gefahr: Es ist wesentlich empfindlicher als die Lunge und ein kleiner Thrombus kann dort großen Schaden anrichten.

Loch im Herzen erkennen und behandeln

Nur wenn keine anderen Ursachen für einen Schlaganfall gefunden werden, kommt ein PFO als Schlaganfall-Ursache in Frage. Auf den ersten Blick ist so ein Loch im Herzen auch für Ärzte nicht zu erkennen. In den Kliniken arbeiten Neurologen und Kardiologen, die Spezialisten für Gehirn- und Herzerkrankungen, dann eng zusammen. Ein sogenanntes Schluck-Echo kann ein PFO sichtbar machen. Dabei wird ein  Endoskop durch den Mund bis in die Speiseröhre vorgeschoben („geschluckt“) und das Herz von dort aus per Ultraschall betrachtet

Um einem erneuten Schlaganfall vorzubeugen, gibt es dann verschiedene Möglichkeiten. Entweder müssen lebenslang gerinnungshemmende Medikamente ("Blutverdünner") genommen werden, um die Bildung eines erneuten Blutgerinnsels zu verhindern. Alternativ kann das Loch mit einem Okkluder, einem kleinen Schirmchen, verschlossen werden. Das kleine Drahtgeflecht wird per Katheter von der Leiste bis ins Herz vorgeschoben. Ein minimalinvasiver Eingriff, der etwa 20 Minuten dauert. Für diese Behandlung gibt es eine Leitlinienempfehlung. Lange galt die dauerhafte Einnahme von Blutverdünnern als sicherer, doch aktuelle Studien sprechen für die Katheter-Behandlung. Die Nebenwirkungen der gerinnungshemmenden Medikamente, wie Risiko von Blutungen, werden so Betroffenen erspart.

Hämorrhagischer oder ischämischer Schlaganfall

Unterschieden werden hämorrhagische Hirninfarkte, deren Symptome durch eine Hirnblutung verursacht werden, und ischämische, also Schlaganfälle, die durch eine plötzliche Minderdurchblutung des Gehirns verursacht werden – in der Regel durch verstopfte Gefäße. Aufschluss darüber liefern Aufnahmen des Gehirns in CT oder MRT. Ischämien sind dabei mit etwa 80 Prozent aller Schlaganfälle die häufigste Form. Fast jeder Vierte stirbt innerhalb des ersten Jahres an den Folgen. Die Überlebenden müssen oft mit belastenden Behinderungen wie Lähmungen, Sprach- und Sehstörungen kämpfen.

Ursachen für verstopfte Gefäße im Gehirn

Eine Gefäßverstopfung kann verschiedene Ursachen haben:

  • Arteriosklerose, also Kalk- und Fettablagerungen an den Gefäßwänden, führen zunächst zu einer Verengung von Blutgefäßen. Im Verlauf kommt es dort zu lokalen Entzündungsreaktionen. In der Folge kann es dann zu Einrissen in die Gefäßwand und zur Bildung von Blutgerinnseln kommen. Diese können die Gefäße teilweise oder sogar komplett verschließen. Von den Halsgefäßen aus können solche Gerinnsel bis ins Gehirn geschwemmt werden (Embolie).
  • Vorhofflimmern verursacht jedes Jahr mindestens 30.000 Schlaganfälle. Insgesamt bleibt in jedem fünften Fall die Ursache des Schlaganfalls unbekannt. Doch Experten glauben inzwischen, dass auch in diesen Fällen häufig ein Vorhofflimmern zum Schlaganfall geführt hat. Das geht aus Studien hervor, in denen der Herzrhythmus von Patienten nach einem Schlaganfall unbekannter Ursache langfristig überwacht wurde.

Vorhofflimmern: Erhöhtes Risiko für Schlaganfall

Vorhofflimmern gehört zu den häufigsten Formen von Herzrhythmusstörungen. In Deutschland sind etwa 1,8 Millionen Menschen betroffen. Durch eine ungeordnete Aktivität des Herzmuskels besteht die Gefahr, dass sich Blutgerinnsel in den Herzvorhöfen bilden. Lösen sich diese, können sie in hirnversorgende Blutgefäße gelangen, diese verschließen und dadurch zu einem Schlaganfall führen.

Bei manchen Betroffenen tritt Vorhofflimmern anfallartig auf (paroxysmales Vorhofflimmern), bei anderen ist es dauerhaft vorhanden. Typische Beschwerden sind Herzrasen und -stolpern, die von Luftnot oder einer Belastungseinschränkung begleitet werden können. Bei einem Großteil der Betroffenen bleibt das Vorhofflimmern jedoch unbemerkt.

Das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, ist am größten, wenn das Vorhofflimmern unbemerkt und damit auch unbehandelt bleibt. In diesem Fall erleiden 15 von 100 Betroffenen innerhalb eines Jahres einen Schlaganfall.

Schlaganfall durch Einrisse in der Halsschlagader

Bei einer sogenannten spontanen Vertebralisdissektion finden Ärzte im Ultraschall einen Einriss (Dissektion) in der Gefäßwand einer der Halsschlagadern. Die sogenannte Vertebralis-Arterie verläuft zwischen den Wirbelkörpern und ist dort hohen mechanischen Belastungen ausgesetzt. Sind die Gefäße angegriffen, kann schon eine ruckartige Bewegung des Kopfes ausreichen, zum Beispiel ein Schulterblick beim Autofahren, ein Aufschlag beim Tennis oder eine Erschütterung beim Fahrradfahren, damit es zu einer Einblutung in die Gefäßwand dieser Arterie kommt.

Der Bluterguss in der Gefäßwand verengt die Ader, der Blutfluss wird behindert und hinter der Engstelle kann sich ein Blutgerinnsel bilden. Löst sich das Gerinnsel, kann es ins Gehirn geschwemmt werden und dort ein Gefäß verschließen, also einen Schlaganfall auslösen.

Zu den typischen Warnzeichen einer Dissektion gehören einseitige Kopfschmerzen, Schwindel, Sehstörungen und Ohrgeräusche. Tückisch ist, dass Dissektionen bei Ultraschalluntersuchungen eher als Verdickung der Arterie auffallen und nicht als die Engstelle, die sie tatsächlich darstellen. Wird eine verengende Dissektion gefunden, muss der Betroffene schnell mit blutverdünnenden Medikamenten behandelt werden, damit sich kein Blutgerinnsel bildet. Die Therapie dauert so lange, bis der Einriss in der Gefäßwand abgeheilt und der Bluterguss verschwunden ist.

Weitere mögliche Auslöser für Schlaganfall: Husten, Infektion oder Operation

Weitere Auslöser eines Schlaganfalls können unterschiedliche Umstände sein, zum Beispiel Atemwegsinfekte oder eine nicht lange zurückliegende Operation. Auch heftiger Husten oder ein Wutanfall können durch erhöhten Blutdruck in der Halsschlagader zu einem Schlaganfall führen. Auch wenn die ursächlichen Zusammenhänge noch nicht geklärt sind, ist mittlerweile klar, dass Infektionen Schlaganfälle auslösen können. Auch bei jüngeren Menschen scheinen Infektionen ein Auslöser zu sein. Und gerade bei Patienten, die nicht die klassischen Risikofaktoren aufweisen, findet man häufig Infektionen als Triggerfaktoren für Schlaganfälle.

Überwachung per EKG und Eventrecorder

Nach den aktuellen Leitlinien wird nach jedem Schlaganfall, dessen Ursache sich nicht unmittelbar klären lässt ("kryptogen"), ein Langzeit-EKG durchgeführt, um auch gelegentliches Vorhofflimmern als Auslöser aufzuspüren. Für eine langfristige Überwachung kann Betroffenen ein sogenannter Eventrecorder implantiert werden, der den Herzrhythmus über Monate aufzeichnet. Mit dieser Untersuchung konnte bei sechsmal mehr Betroffenen ein Vorhofflimmern nachgewiesen werden als mit dem herkömmlichen EKG. Als hilfreich bei der Identifizierung von bisher unerkanntem Vorhofflimmern haben sich auch Smartwatches mit EKG-Funktion erwiesen.

Gerinnungshemmer senken Schlaganfall-Risiko

Ist Vorhofflimmern als Auslöser des Schlaganfalls zuverlässig identifiziert, kann das Risiko für einen erneuten Schlaganfall mit Medikamenten gesenkt werden, die die Blutgerinnung hemmen. Da Gerinnungshemmer selbst Blutungen im Gehirn verursachen können, muss das Vorhofflimmern vor Therapiebeginn zweifelsfrei gesichert sein.

Übergewicht und Diabetes sind Risikofaktoren

Bisher hielten Mediziner die bei einem Schlaganfall häufig erhöhten Entzündungswerte im Blut eher für eine Folge des Schlaganfalls. Doch inzwischen spricht vieles dafür, dass der Schlaganfall auf die Entzündung folgt. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, die ohnehin schon ein hohes Schlaganfallrisiko haben, zum Beispiel durch Übergewicht, Diabetes und Ablagerungen in den Gefäßen. Mediziner raten deshalb dringend zur Vorbeugung, unter anderem durch die alljährliche Grippeschutzimpfung.

Diese Faktoren können einen Schlaganfall auslösen

Auslösende Faktoren, sogenannte Trigger, für einen Schlaganfall sind beispielsweise:
kurz zurückliegende Operationen oder Verletzungen

  • akute Infekte, zum Beispiel Grippe, ein Harnwegsinfekt, Hirnhautentzündung, Gürtelrose oder Lungenentzündung
  • heftige Hustenattacken
  • Migräneattacken
  • Sport mit kurzzeitig hohen Belastungen und Blutdruckspitzen, zum Beispiel Klettern oder Gewichtheben
  • Wutanfälle mit einem drei- bis vierfach erhöhten Risiko in den ersten zwei Stunden danach
  • Alkoholgenuss mit einem zweifach erhöhten Risiko in der ersten Stunde

Vorsichtsmaßnahmen bei erhöhtem Schlaganfallrisiko

Darauf sollten Menschen mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko besonders achten:

  • Blutdruck senken durch Medikamente und andere Maßnahmen wie Ausdauersport, regelmäßiges Blutspenden und bewusste Ernährung
  • Behandlung einer Herzrhythmusstörung (Vorhofflimmern)
  • jährliche Grippeschutzimpfung
  • alle fünf Jahre Pneumokokken-Schutzimpfung
  • bei Operationen Gerinnungshemmer spät absetzen und anschließend früh wieder einnehmen
  • mit dem Rauchen aufhören
  • Körpergewicht normalisieren, zum Beispiel durch Intervallfasten

Behandlung eines Schlaganfalls

Bei einem Schlaganfall entscheiden die ersten Stunden über das Ausmaß der Schäden im Gehirn. Darum ist schnelles Handeln geboten, um die Lebensqualität der Betroffenen zu erhalten - idealerweise auf einer Spezialstation für Schlaganfall-Betroffene, einer sogenannten Stroke Unit (stroke = Schlaganfall, unit = Abteilung). Unmittelbar nach Einlieferung der betroffenen Person wird per CT oder MRT des Kopfes festgestellt, ob es sich um einen Hirninfarkt (ischämischer Schlaganfall) oder eine Hirnblutung handelt. Je nach Ursache wird die entsprechende Therapie eingeleitet.

Behandlung eines Hirninfarktes (ischämischer Schlaganfall)

Bei einem Hirninfarkt muss die Durchblutung des betroffenen Gehirnbereichs so schnell wie möglich wiederhergestellt werden. Eine Methode ist die Thrombolyse (kurz „Lyse“). Dabei wird ein das Gerinnsel auflösendes Medikament über die Vene in den gesamten Körper oder mittels Katheter direkt in das verschlossene Gehirngefäß verabreicht. Die Therapie sollte idealerweise innerhalb von viereinhalb Stunden nach Auftreten der ersten Schlaganfall-Symptome beginnen. Je eher, desto besser der Behandlungserfolg. Die Lysetherapie ist nicht für alle Betroffenen geeignet, zum Beispiel darf keine Gehirnblutung vorliegen.

Eine weitere Methode ist die Thrombektomie. Sie wird bei größeren Blutgerinnseln eingesetzt, die sich nicht allein medikamentös auflösen lassen. Ein Katheter wird durch die Leiste ins Gehirn einführt. Das Blutgerinnsel wird dabei durchstoßen und mit einer Art Mini-Käfig abgesaugt. Dieses Verfahren wird in größeren Schlaganfall-Zentren eingesetzt. Das Verfahren kommt derzeit für etwa fünf bis zehn Prozent der Betroffenen in Betracht. Ist die Thrombektomie nicht erfolgreich, kann das verstopfte Gefäß mit einem Ballonkatheter geweitet werden, damit das Blut wieder ungehindert fließen kann. Wenn der Ballon an der richtigen Stelle in der Arterie sitzt, wird er auf zwei Millimeter aufgeblasen. Danach wird ein Stent, also eine Gefäßstütze, eingesetzt. Diese bleibt für immer im Kopf der vom Schlaganfall betroffenen Person.

Behandlung einer Hirnblutung

Bei einer Hirnblutung muss die Blutung zu Stillstand gebracht werden, falls noch nicht von selbst geschehen - und Schädigungen durch austretendes Blut müssen vermieden werden. Das bei einer Hirnblutung entstehende Blutgerinnsel verdrängt das umliegende Gewebe. Der daraus entstehende Druck kann gesunde Gehirnteile schädigen, was für die Betroffenen lebensbedrohlich werden kann. Zudem schädigen die im Blut enthaltenen Stoffe teilweise die Gehirnzellen. Daher kann es bei stärkeren Blutungen nötig sein, das Blut per Operation zu entfernen. Um den Druck auf das Gehirn zu reduzieren, kann es in seltenen Fällen erforderlich werden, Teile des Schädelknochens zu entfernen. Wenn sich die Schwellung zurückgebildet hat, wird der entfernte Teil später wieder eingesetzt.

Umfassende Nachsorge ist wichtig  

Wichtig ist bei einem Schlaganfall nicht nur die Akutversorgung auf der Stroke Unit, sondern auch eine langfristige Nachbehandlung der Betroffenen.

Schnell mit der Reha beginnen

Nach einem Schlaganfall bleiben oft Lähmungen, Wahrnehmungs- und Sprechstörungen zurück. Um Langzeitschäden so gering wie möglich zu halten, sollte möglichst schon in den ersten Tagen in der Klinik mit Reha-Maßnahmen begonnen werden. Oft treten zum Beispiel gefährliche Schluckstörungen auf, die in der Frühphase erkannt und behandelt werden müssen. Doch auf einen Reha-Platz müssen viele Betroffene lange warten. Nach Ansicht von Expertinnen und Experten kann sich das Gehirn in den ersten drei Monaten nach dem Schlaganfall jedoch am besten regenerieren.

Stationäre Reha oft empfehlenswert

Nach der Akuttherapie in der Klinik haben Betroffene in der Regel Anspruch auf eine Anschlussbehandlung. Ob diese stationär oder ambulant erfolgt, entscheidet der medizinische Dienst der Krankenkassen auf Grundlage der ärztlichen Berichte.

Elemente einer langfristigen Therapie

Die Dauer der Rehabilitation sollte sich nach der Schwere der Beeinträchtigungen richten. Viele Betroffene fühlen sich im Alltag überfordert, zum Beispiel mit organisatorischen Dingen. Auch Partner, Kinder und Freunde verhalten sich oft falsch, indem sie Betroffenen aus Hilfsbereitschaft oder Ungeduld zu schnell Dinge abnehmen. Oft vergehen nach einem Schlaganfall viele Monate, bis der Alltag wieder funktioniert. Viele Betroffene kommen dabei nur in kleinen Schritten voran.

Wichtige Elemente der Therapie:

  • In der ersten Phase zu Hause können Psychotherapie und Antidepressiva helfen, Existenzängste und Depressionen zu reduzieren. Die Medikamente enthalten Wirkstoffe, die sich in der Behandlung von Schlaganfällen bewährt haben: Sogenannte Serotoninwiederaufnahmehemmer helfen gegen Depressionen und fördern die motorische Rehabilitation.
  • Eine Physiotherapie ist entscheidend für die Wiederherstellung der motorischen Fähigkeiten: Der Arzt kann nach einem Schlaganfall innerhalb eines Jahres maximal 30mal Krankengymnastik verschreiben. Darüber hinaus müsste der Arzt einen Antrag bei der Krankenkasse mit besonderer Begründung stellen. Betroffene sollten zudem täglich selbst üben, zu Hause oder im Sportverein.
  • Auch Aufmerksamkeit und Konzentration sollten trainiert werden, damit Betroffene wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Viele Selbsthilfegruppen bieten entsprechende Übungsgruppen an.

Experten zum Thema

Dr. Gabriele Bender, Neuropraxis Visculenhof, Lüneburg

Prof. Dr. Hansjörg Bäzner, Klinikum Stuttgart – Katharinenhospital

Almut Schildheuer, Klinikum Stuttgart - Katharinenhospital

Prof. Dr. Hans Henkes, Klinikum Stuttgart - Katharinenhospital

Prof. Dr. Johann Bauersachs, Medizinische Hochschule Hannover

Prof. Julian Widder, Medizinische Hochschule Hannover

Prof. Derk Frank, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein

Dr. Johannes Meyne, Oberarzt, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein

Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe

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Herz-Kreislauferkrankungen

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Wie lange dauern Sehstörungen bei Schlaganfall?

Je mehr Zeit nach dem Schlaganfall vergangen ist, desto unwahrscheinlicher wird eine spontane Rückbildung der Symptome. Nach etwa sechs Monaten bis einem Jahr müssen die Betroffen davon ausgehen, dass die Störungen dauerhaft sind.

Was sind neurologische Sehstörungen?

Zu neurologisch bedingten Sehstörungen können das Wahrnehmen von Doppelbildern, Gesichtsfeldeinschränkungen sowie Abweichungen im Farb- und Kontrastsehen zählen.

Welche Sehstörungen sind gefährlich?

Schwarze Flecken (Rußregen), die sich in die gleiche Richtung bewegen, wiederholt auftretende Lichtblitze oder ein teilweiser Verlust des Sehvermögens sind eindeutig Notfälle. Damit sofort in die Augenklinik oder zum Augenarzt .

Wie Sehen Sehstörungen aus?

Typische Symptome sind Veränderungen im Farbsehen, Doppelbilder, graue Flecke im Sichtfeld, unscharfes oder verzerrtes sehen, oftmals auch trocken Augen, Lidzucken oder der Zwang zu blinzeln.