Wie lange kann es dauern bis sich der Muttermund öffnet?

Bei einer Geburt gibt es fast immer Phasen, in denen es nicht richtig vorangeht. Aber wann ist so eine Pause tatsächlich ein Geburtsstillstand, der einen Kaiserschnitt nötig macht?

Der Geburtsstillstand zählt heute, gleich nach dem Blasensprung und einem schlecht versorgten Baby (pathologisches CTG), zu den häufigsten Geburtskomplikationen in Deutschland. Der Muttermund geht nicht weiter auf, das Köpfchen rutscht nicht tief genug ins Becken, die Wehen sind zu schwach, der Frau geht die Kraft aus – häufig sind diese Gründe der Knock-out für eine natürlich begonnene Geburt: Ist das Baby schon weit genug unten, wird es mit der Saugglocke oder in einer Zangengeburt geholt. Sitzt es zu weit oben, hilft nur noch der Kaiserschnitt. Jeder zehnten Schnittentbindung geht die Diagnose "Geburtsstillstand" voraus.
Doch viele Hebammen bezweifeln, dass ein diagnostizierter Geburtsstillstand tatsächlich immer einer ist. "Bei jeder Geburt gibt es Pausen. Die Wehen werden vielleicht schwächer, die Frau hält die Schmerzen nicht mehr aus", sagt Esther Goebel, Hebamme aus Dresden, die seit vielen Jahren Haus- und Praxisgeburten leitet. "Es ist nur eine Frage, wie man eine Pause interpretiert: Ist sie eine Phase der Erholung oder ein Stillstand?"

Wie lange dauert eine Geburt überhaupt?

Früher sagte man: "Die Sonne soll über der Gebärenden nicht zweimal untergehen." Eine wunderbar diffuse Zeitangabe, die jede Menge Spielraum ließ – abzuwarten, Kontakt zum Baby aufzunehmen, eine neue Gebärhaltung auszuprobieren, ein Entspannungsbad zu nehmen.
Heute hat man sehr viel konkretere Vorstellungen, wie lange eine Geburt dauern sollte. Bei einer Erstgebärenden am besten nicht länger als 24 Stunden (wobei nicht ab der ersten Wehe, sondern erst ab dem Beginn regelmäßiger Wehen gerechnet wird). Der Muttermund sollte sich kontinuierlich öffnen, die Austreibungsphase nach spätestens zwei Stunden beendet sein.
Einige Geburtshelfer nehmen es da sehr genau, dabei können das immer nur ungefähre Richtwerte sein", sagt Dr. Sven Seeger, Chefarzt der Geburtshilfe am Perinatalzentrum St. Elisabeth und St. Barbara in Halle. "Man kann bei einer Geburt nicht auf die Uhr gucken und sagen: Jetzt ist die Zeit abgelaufen, jetzt machen wir einen Kaiserschnitt."
Stattdessen müsse man immer die gesamte Situation betrachten: Eine erste Geburt dauert länger als eine zweite, mit PDA öffnet sich der Muttermund schneller, dafür ist die Austreibungsphase meist verlängert. "Und überhaupt: Solange es dem Kind gut geht und die Mutter motiviert und voller Kraft ist, spielt die Geburtsdauer eine relativ geringe Rolle", sagt Chefarzt Dr. Seeger, nimmt aber gleichzeitig die vorsichtigen Kollegen in Schutz: "Entscheide ich mich als Geburtshelfer fürs Abwarten, bin ich auch dafür verantwortlich, wenn etwas schiefgeht. Im Zweifel sehen das auch die Gerichte so."

Wie lange kann es dauern bis sich der Muttermund öffnet?

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Wie lange darf bei einem Geburtsstillstand abgewartet werden?

Die Sache mit dem Geburtsstillstand ist also immer eine Gratwanderung: Wie lange kann ich abwarten, ohne Mutter oder Kind in Gefahr zu bringen? "Da sind die Ärzte, je nach Erfahrung und Persönlichkeit, unterschiedlich risikobereit", gibt Dr. Seeger zu. "Ein guter Geburtshelfer muss sehr viel wissen, um nichts zu tun."
Und Esther Goebel, die Hebamme aus Dresden, ist sich noch einer anderen Sache sicher: "In der Klinik fehlt heute oft die Zeit, um den wahren Gründen für eine Geburtspause nachzuspüren. Es gibt jede Menge körperliche und seelische Blockaden, die den Geburtsweg verschließen können. Durch einfühlsame Unterstützung und hilfreiche Fragen kommt eine Geburt oft besser wieder in Gang als mit jedem Wehenmittel."

Das könnt ihr selbst bei einem Geburtsstillstand tun

In der Extremsituation einer Geburt, noch dazu, wenn sie kompliziert wird, können werdende Eltern ihre Lage kaum noch selbst beurteilen: abwarten, Medikamente ausprobieren oder doch ein Kaiserschnitt? Diese Entscheidungen treffen dann die Ärzte. Trotzdem kann es helfen, sich in der Schwangerschaft mit diesen Fragen zu beschäftigen:

Eine normale Geburt verläuft in drei Phasen: der Eröffnungsphase, der Austrittsphase (früher Austreibungsphase) und der Nachgeburtsphase.

Eröffnungsphase

Wie lange kann es dauern bis sich der Muttermund öffnet?
Die Phasen der Geburt: 1. Reihe: In der Eröffnungsphase steht das kindliche Köpfchen quer und weitet durch den Druck der Wehen den Muttermund von innen auf, verkürzt ihn immer weiter, bis er „verstrichen“ ist. Dies markiert den Beginn der Austreibungsphase. 2. Reihe: Lange und intensive Presswehen schieben das Köpfchen in die Scheide, es dreht sich dabei in die Senkrechte. In der 3. Bildreihe „durchschneidet“ das Köpfchen das Becken und tritt nach außen. 4. Reihe: Mit den letzten 1–2 Kontraktionen treten die Schultern durch das Becken. Ist der Kopf geboren, unterstützen Ärzt*in oder Geburtshelfer*in mit flach an den Kopf gelegten Händen die zweite nötige Drehung des kindlichen Köpfchens, um die Geburt der vorderen Schulter zu erleichtern. Dann wird der Rumpf des Kindes um das Schambein der Mutter gehoben und so durch leichten Zug den Austritt von Rumpf und Beinen erleichtert. Von diesem „Heben“ des Kindes rührt übrigens auch die Bezeichnung „Heb-Amme“.
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Die Eröffnungsphase beginnt, wenn die ersten muttermundwirksamen Wehen einsetzen. Das sind die Wehen, die den Gebärmuttermund öffnen. Beendet ist die Eröffnungsphase, wenn sich der Muttermund auf etwa zehn Zentimeter geweitet hat. Das dauert bei Erstgebärenden im Schnitt 8 bis 12 Stunden: Pro Stunde öffnet sich der Muttermund bei ihnen um etwa einen Zentimeter. Bei Frauen, die schon ein Kind geboren haben, geht das deutlich schneller. Hier endet die Eröffnungsphase meist schon nach 4 bis 8 Stunden.

Den Beginn der Eröffnungsphase erleben viele Frauen noch relativ entspannt. Die 30 bis 60 Sekunden dauernden Wehen haben zunächst nur leichte bis mittlere Stärke und treten bei vielen Frauen nur alle 15 Minuten auf. Oft können die Gebärenden in dieser Phase sogar noch Spazierengehen oder leichte Alltagstätigkeiten verrichten.

Der Name "Eröffnungsphase" deutet schon an, was sich in dieser Zeit in der Gebärmutter abspielt. Damit sich der Muttermund öffnen kann, muss sich der Gebärmutterhals verkürzen. Der Gebärmutterhals bildet den zur Vagina gerichteten Abschluss der Gebärmutter. Wie ein Zapfen ragt er in die Vagina hinein und wird durch den Muttermund verschlossen. In der Eröffnungsphase zieht sich der Gebärmutterhals Richtung Gebärmutter zurück, der Muttermund öffnet sich.

Jetzt drückt der Kopf des Kindes immer stärker auf die Fruchtblase, normalerweise bis diese reißt (Blasensprung). Manchmal springt die Fruchtblase aber auch schon vor Wehenbeginn oder in einer späteren Geburtsphase. In einigen Fällen bleibt die Fruchtblase sogar bis zur Geburt des kindlichen Kopfes bestehen („Glückshaube“).

Das letzte Drittel der Eröffnungsphase bezeichnet man auch als Übergangsphase. Die Wehen kommen schneller hintereinander, werden stärker und der Schmerz wird meist intensiver. Diese Phase ist zwar kurz – aber sehr anstrengend. Viele Gebärende haben jetzt das Gefühl, "nicht mehr zu können". Der Kopf des Kindes tritt nun tief durch das knöcherne Becken der Mutter. Dazu muss das Kind eine 90°-Drehung machen: Es landet am Ende der Eröffnungsphase im so genannten „tiefen Geradstand“, wobei in 95 % der Geburten das Kind mit dem Rücken zur Bauchdecke der Mutter zeigt.

Am Ende der Eröffnungsphase lässt sich die kleine Fontanelle von der Geburtshelfer*in gut tasten. Die kleine Fontanelle ist der Teil des kindlichen Hinterkopfs, an dem der Schädelknochen noch nicht zusammengewachsen ist.

Austrittsphase

Austrittsphase heißt der Zeitraum zwischen der vollständigen Öffnung des Muttermunds und der Geburt des Kindes. Sie dauert ungefähr ein bis zwei Stunden. Bei Frauen, die bereits Kinder geboren haben, ist sie meist kürzer. Auch wenn die Schmerzen in dieser Phase oft am stärksten sind – viele Frauen schöpfen nun nochmal neue Kraft, weil sie das Gefühl haben, dass etwas voran geht. Wie der Name "Austritt" schon andeutet, beginnt jetzt die "eigentliche" Geburt. Dabei richtet sich zunächst der Kopf des Kindes auf der Beckenbodenmuskulatur so aus, dass er gut in den Eingang des Geburtskanals passt.

Ist der Kopf des Kindes entsprechend tief im Geburtskanal, drückt er auf den mütterlichen Damm. Dies löst reflektorisch bei der Mutter einen Pressdrang aus und der aktive Teil der Austrittsphase beginnt. Erst jetzt kann und soll die Mutter durch Mitpressen die Geburt unterstützen. Vorher, in der passiven Austrittsphase, ist das ungünstig: Zu frühes Pressen drückt den noch nicht vollständig geweiteten Muttermund zusammen und begünstigt so ein Muttermundödem, also eine Wasseransammlung im Gewebe.

Länger als 30 Minuten sollten die Presswehen nicht andauern, weil sie für das Baby ein großer Stress sind.

Wie lange kann es dauern bis sich der Muttermund öffnet?
Die Saugglocke hilft, die Geburt zu beenden. Synchron mit den Wehen zieht der Geburtshelfer mit kräftigem Druck an der Saugglocke. Richtig angewandt, ist die Saugglocke für Mutter und Kind risikoarm. Allerdings entsteht durch den Unterdruck häufig eine ungefährliche „Beule“ am Hinterkopf des Kindes (Kephalhämatom bzw. Geburtsgeschwulst), die innerhalb einer Woche wieder verschwindet.
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Wenn es trotz Pressen nicht weitergeht, versuchen die Ärzt*in und die Geburtshelfer*in zunächst, die Kraft der Wehen mit ihren Händen oder mit einem um den Bauch der Mutter geschlungenen Tuch zu verstärken. Manchmal sind aber auch geburtshilfliche Instrumente wie die  Saugglocke (Vakuumextraktion) oder Geburtszange (Forcepsextraktion, Zangengeburt) notwendig. 

In den meisten Fällen liegt das Baby so, dass der Kopf als erstes aus der Scheide tritt. Dabei kann es zu Einrissen im Bereich hinter der Scheide und vor dem Darmausgang (Damm, Perineum) kommen. Letzteres bezeichnet man als Dammriss.Die Geburtshelfer*in versucht deswegen, den Damm der Mutter möglichst zu schützen. Ein leichter Gegendruck mit der Hand von außen soll den Druck des kindlichen Kopfs abfangen und das Einreißen verhindern. Zusätzlich können warme Kompressen dabei helfen, den gefährdeten Bereich elastischer zu machen.
Ist der Kopf entbunden, folgt meist mit der nächsten Presswehe die vordere Schulter und der restliche Körper des Babys. Nun wird die Nabelschnur durchtrennt, das Baby also abgenabelt.

Der Dammschnitt

Wenn klar wird, dass der Damm die Geburt nicht aushält, besteht die Möglichkeit eines Dammschnitts. Damit soll der Geburtskanal kontrolliert erweitert werden, statt aufzureißen. Ein solcher Dammschnitt wurde früher oft routinemäßig vorgenommen, um die Geburt zu erleichtern oder einem höhergradigen Dammriss vorzubeugen. Allerdings konnte gezeigt werden, dass ein Dammschnitt das weitere Einreißen des Dammes nicht zuverlässig verhindert. Außerdem heilt ein Dammschnitt meist langsamer und schmerzhafter als ein "natürlicher" Dammriss. Heute empfiehlt man den Dammschnitt deshalb nur bei

  • straffem Damm und großem Kindskopf
  • Notwendigkeit einer schnellen Geburt, z. B. aufgrund von krankhaftem Herzschlag im CTG
  • Geburtsstillstand durch Schulterquerstand des Kindes oder Beckenend-, Stirn- oder Gesichtslage
  • problematischer vaginaler operativer Entbindung.

Nachgeburtsphase


Auch wenn das Kind nun entbunden ist – für die Frau ist die Geburt noch nicht ganz vorbei. Die sich jetzt anschließende Nachgeburts- oder Plazentaphase dauert nochmals 10–30 Minuten. Dabei löst sich der Mutterkuchen von der Gebärmutterinnenwand.  Die Geburtshelfer*in unterstützt den Abgang des Mutterkuchens durch leichten, kontinuierlichen Zug an der Nabelschnur (cord traction).. Dass es bei der Lösung des gut durchbluteten Mutterkuchens blutet, ist normal – Blutungen von 300 ml sind kein Grund zur Sorge. Um den Blutverlust zu reduzieren, kann man der Mutter nach Abnabelung des Kindes Oxytocin intravenös verabreichen. Oft genügt es aber auch, der Mutter das Baby direkt nach der Geburt auf den Bauch zu legen – denn dadurch schüttet der Körper ganz natürlich das Bindungshormon Oxytocin aus.

Die Geburt ist erst beendet, wenn der Mutterkuchen als Nachgeburt „entwickelt“, das heißt vollständig aus dem Geburtskanal herausgepresst oder -gezogen wurde. Die Geburtshelfer*in begutachtet genau, ob der ganze Mutterkuchen und alle Eihäute da sind, denn bereits ein mandelgroßer Rest Mutterkuchen in der Gebärmutter kann dazu führen, dass sich die Gebärmutter nach der Geburt nicht ausreichend zusammenzieht (Uterusatonie). Dadurch kann es nachfolgend – auch noch Wochen später – zu starken und lebensgefährlichen Infektionen und Blutungen kommen.

Wenn der Mutterkuchen nur unvollständig ausgestoßen wurde, muss die Frauenärzt*in die Reste – eventuell in Kurznarkose – manuell lösen (Nachräumung) und vorsichtig eine Ausschabung vornehmen.

Was kann man tun damit sich der Muttermund schneller öffnet?

Prostaglandin Anwendung: Wenn das Baby auf die Welt soll, der Muttermund aber noch nicht weich ist, wird in der Klinik ein Zäpfchen oder Gel mit dem Hormon Prostaglandin in die Scheide gelegt. Wirkung: Prostaglandin lässt den Muttermund reifen und weicher werden.

Wie lange dauert es wenn der Muttermund 4cm offen ist?

Die Latenzphase kann bis zu 8 Stunden oder länger dauern; ist der Muttermund auf 3-4 cm geöffnet, gehen Schwangere in die aktive Phase über.

Kann sich der Muttermund auch ohne Wehen öffnen?

Der Zervixkanal misst in dieser Zeit der Schwangerschaft drei bis fünf Zentimeter. Eine Verkürzung weit vor dem Geburtstermin kann auch ohne Wehen zu einer Öffnung des Muttermundes (Zervixinsuffizienz) und damit im schlimmsten Fall zu einer Frühgeburt führen.

Wie schnell öffnet sich der Muttermund bei der Geburt?

Das dauert bei Erstgebärenden im Schnitt 8 bis 12 Stunden: Pro Stunde öffnet sich der Muttermund bei ihnen um etwa einen Zentimeter. Bei Frauen, die schon ein Kind geboren haben, geht das deutlich schneller. Hier endet die Eröffnungsphase meist schon nach 4 bis 8 Stunden.