Muss man Kirchensteuer zahlen wenn man nicht in der Kirche ist

Nicht jeder ist darüber erfreut die Kirchensteuer entrichten zu müssen. Um Geld bzw. Steuern zu sparen treten immer mehr Steuerzahler aus der Kirche aus.

Jeder Arbeitnehmer und Selbständige der Mitglied einer Kirche ist, ist in Deutschland dazu verpflichtet die Kirchensteuer zu bezahlen. Früher war es so, dass die Menschen überhaupt keine Probleme damit gehabt haben diese Steuer zu entrichten. Doch heutzutage gibt es immer mehr Leute, die nicht mehr dazu bereit sind diese Steuer abzuführen. Um die Steuer nicht mehr entrichten zu müssen, treten deshalb immer mehr Leute aus der Kirche aus.

Die Höhe der zu bezahlenden Kirchensteuer hängt von zwei Faktoren ab. Zum einen ist das Nettoeinkommen beziehungsweise das zu versteuernde Einkommen entscheidend, wie hoch die Steuer letztendlich ausfällt. Je mehr man verdient, desto höher ist der Betrag welcher an die Kirche abgeführt wird – die Steuer wird also anteilig berechnet. Übrigens spielt es keine Rolle ob man evangelisch oder katholisch ist, die Höhe der Kirchensteuer ist nicht von der Konfession abhängig – auch wenn das von vielen Leuten immer wieder behauptet wird. Des Weiteren hängt die Höhe der Steuer auch vom jeweiligen Bundesland ab, in welchem sich der Hauptwohnsitz des Steuerzahlers befindet. Je nach Bundesland können sich die Steuersätze der Kirchensteuer voneinander unterscheiden.

Wie eingehend schon erwähnt treten immer mehr Leute aus der Kirch aus, um die Kirchensteuer nicht mehr zahlen zu müssen. Was viele dieser Leute allerdings nicht wissen, ist dass man die abgeführte Kirchensteuer steuerlich geltend machen kann – man muss die bezahlten Beträge lediglich in der Einkommensteuererklärung ansetzen. Allerdings kann man diese nur steuerlich mindernd geltend machen – eine vollständige Zurückzahlung ist nicht möglich.

Aus der Kirche kann man übrigens ganz schnell und unkompliziert austreten. Dazu muss man sich mit der Kirche noch nicht einmal auseinandersetzen beziehungsweise mit ihr Kontakt aufnehmen. Man muss lediglich ein Amt aufsuchen, welches der Kirch sehr nahe ist – nämlich das Standesamt. Allerdings ist der Kirchenaustritt nicht auf jedem Standesamt möglich, sondern nur in der Stadt, in welcher man seinen Hauptwohnsitz angemeldet hat. Die ganze Abmeldung beziehungsweise der Austritt dauert in aller Regel keine fünf Minuten – und ist ohne Angabe eines Grundes möglich. Die Kosten für den Verwaltungsakt belaufen sich je nach Gemeinde auf rund 10 bis 20 Euro. Seine Lohnsteuerkarte kann man allerdings nicht sofort umschreiben lassen, denn bis der Austritt sämtliche mit eingebundenen Behörden durchlaufen hat, sind schnell zwei Wochen vergangen.

Steuern und Kirchgeld Diese Folgen hat ein Austritt aus der Kirche


Aktualisiert am 25.01.2022Lesedauer: 5 Min.

Muss man Kirchensteuer zahlen wenn man nicht in der Kirche ist

Leere Bänke in einer Kirche (Symbolbild): Immer mehr Menschen treten aus. (Quelle: bruev/Thinkstock by Getty-Images-bilder)
Muss man Kirchensteuer zahlen wenn man nicht in der Kirche ist

Mit dem Kirchenaustritt entfällt die Kirchensteuer. Einen Schlussstrich bedeutet das aber nicht immer. Wir erklären, welche Folgen der Austritt hat.

Das Wichtigste im Überblick


  • Wie funktioniert der Kirchenaustritt problemlos?
  • Welche Tücken lauern beim Kirchenaustritt?
  • Wann muss einer für zwei zahlen?
  • Worauf sollte ich nach dem Kirchenaustritt achten?
  • Kann ich Kirchensteuern absetzen?
  • Welche religiösen Folgen hat der Kirchenaustritt?
  • Bin ich durch einen Kirchenaustritt konfessionslos?
  • Kann ich wieder eintreten?

Jedes Jahr kehren Hunderttausende Menschen in Deutschland der Kirche den Rücken. Zwar sank die Zahl der Kirchenaustritte im ersten Pandemiejahr, doch Experten erwarten einen Nachholeffekt.

2020 sind in Deutschland 220.000 Protestanten aus der Kirche ausgetreten, 18 Prozent weniger als 2019. Die Katholiken zählten 221.390 Austritte – 18,8 Prozent weniger als 2019. Aber: Die Vertrauenskrise um Kardinal Rainer Maria Woelki hatte sich erst Ende 2020 entfaltet und dürfte 2021 voll zu Buche geschlagen haben. Das jüngste Gutachten zu sexuellen Missbräuchen im Erzbistum München und Freising dürfte die Zahlen 2022 zudem weiter nach oben treiben.

Der am häufigsten genannte Grund für einen Kirchenaustritt ist aber die Kirchensteuer. Doch nicht immer bedeutet der Abschied auch eine Geldersparnis. Wir erklären, was es mit dem besonderen Kirchgeld auf sich hat und wie ein Kirchenaustritt funktioniert.

Wie funktioniert der Kirchenaustritt problemlos?

Der Akt als solches geht schnell: Einfach persönlich bei der zuständigen Stelle vorbeikommen – je nach Bundesland beim Amtsgericht oder beim Standesamt –, Personalausweis mitbringen, Austrittserklärung ausfüllen und unterschreiben. Manchmal verlangen die Behörden allerdings weitere Unterlagen wie etwa eine Geburtsurkunde.

In der Regel wird eine Gebühr fällig. Diese beträgt in den meisten Bundesländern 30 Euro. Einen Grund muss aber niemand angeben, der austreten möchte. Frühestens möglich ist ein Kirchenaustritt ab 14 Jahren.

Welche Tücken lauern beim Kirchenaustritt?

Wer aus der Kirche austritt, zahlt anschließend keine Kirchensteuer mehr. Für Mitglieder der katholischen Kirche sind das im Schnitt 291 Euro jährlich, Protestanten zahlen durchschnittlich 278 Euro im Jahr.

Doch auch nach einem Austritt kann ein Teil des Einkommens weiter an die Glaubensgemeinschaft fließen. Nämlich wenn der Ehepartner immer noch Mitglied ist.

In manchen Teilen Deutschlands muss er dann das besondere Kirchgeld zahlen, wenn das sogenannte glaubensverschiedene Ehepaar eine gemeinsame Steuererklärung abgibt. Glaubensverschieden bedeutet, dass Sie unterschiedliche Religionszugehörigkeiten besitzen oder ein Partner keiner Religion angehört.

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Das Finanzamt berechnet das Kirchgeld auf der Grundlage des gemeinsam zu versteuernden Einkommens. Diese Praxis hat das Bundesverfassungsgericht mehrmals bestätigt (Az.: 2 BvR 816/10). Gestaffelt nach Einkommen werden nach Angaben der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Deutschen Bischofskonferenz jährlich zwischen 96 und 3.600 Euro fällig, die das Kirchenmitglied anstelle der Kirchensteuer zahlt.

Wann muss einer für zwei zahlen?

Das besondere Kirchgeld wird nur dann erhoben, wenn es die Kircheneinkommensteuer übersteigt. Dies kann dazu führen, dass ein Mitglied nun mehr Geld an die Kirche zahlt, weil der Partner ausgetreten ist.

  • Beispiel: Eine gut verdienende Ingenieurin ist aus der Kirche ausgetreten. Ihr Ehemann, der als Friseur ein geringeres Gehalt bekommt, ist weiter Mitglied. Die beiden lassen sich steuerlich gemeinsam veranlagen. Da zur Berechnung des Beitrags an die Kirche das gemeinsame zu versteuernde Einkommen berücksichtigt wird, zahlt der Friseur mehr als zuvor. Denn zuvor wurde die Hälfte der Kirchensteuer seiner Partnerin zugerechnet.

Dies gilt allerdings nicht in allen Regionen Deutschlands: Das besondere Kirchgeld verlangen die römisch-katholischen Bistümer außerhalb Bayerns, Baden-Württembergs und Nordrhein-Westfalens sowie alle evangelischen Landeskirchen bis auf die bayerische.

Worauf sollte ich nach dem Kirchenaustritt achten?

"Beim nächsten Steuerbescheid sollte man genau schauen, dass die Kirchensteuer nur für diesen Teil des Jahres, in dem man noch in der Kirche war, berechnet wird", rät Erich Nöll vom Bundesverband der Lohnsteuerhilfevereine.

Wer aus der Kirche ausgetreten ist, sollte dann prüfen, dass die Änderung auf der elektronischen Lohnsteuerkarte vermerkt ist. Sonst wird weiter die Kirchensteuer erhoben. Bewahren Sie deshalb Ihre Austrittsbescheinigung gut auf, um dies im Zweifel nachweisen zu können.

Kann ich Kirchensteuern absetzen?

Ja. Die Belastung durch die Kirchensteuer ist auch für Mitglieder geringer als die veranschlagte Kirchensteuer, erklärt Nöll. "Kirchensteuer ist wie Spenden in voller Höhe steuerlich absetzbar. Sie wird bei den Sonderausgaben geltend gemacht und entsprechend des Steuersatzes gibt es eine Steuererstattung."

Ausgenommen ist allerdings die Kapitalertragsteuer, die Banken automatisch einbehalten, sobald der jährliche Freibetrag auf Zins- und Dividendeneinkünfte (801 Euro, für Ehepaare 1.602 Euro) überschritten ist. Bei der Berechnung berücksichtigt das Geldinstitut die Kirchensteuer bereits.

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Welche religiösen Folgen hat der Kirchenaustritt?

Wer das Austrittspapier in der Hand hält, ist genaugenommen nur aus der Kirchensteuer-Gemeinschaft ausgetreten, nicht aus der Religionsgemeinschaft, erklärt Christian Weisner von der katholischen "KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche": "Der Vatikan in Rom sagt: Wer getauft ist und nicht vom Glauben abgefallen ist, gehört trotzdem dazu, auch wenn er keine Kirchensteuer mehr bezahlt." Niemand braucht also eine Exkommunikation zu fürchten.

Was muss ich machen um keine Kirchensteuer zu zahlen?

Wer aus der Kirche austritt, muss keine Kirchensteuer mehr bezahlen. Eine kirchliche Trauung oder Beerdigungsfeier ist jedoch weiterhin möglich. Andere Rechte entfallen. Eine Begründung für den Austritt aus der Kirche ist nicht nötig – weder schriftlich noch in einem persönlichen Gespräch mit dem Pfarrer.

Wann ist man in Deutschland Kirchensteuerpflichtig?

Es gibt verschiedene Gründe dafür, keine Kirchensteuer zu zahlen. Einkommen unterhalb des Grundfreibetrags: Liegt dein bzw. euer Einkommen unter dem Grundfreibetrag (im Steuerjahr 2021 beträgt dieser 9.744 Euro bzw. das Doppelte für gemeinsam Veranlagte wie Verheiratete), wird keine Kirchensteuer gezahlt.

Welche Religion muss zahlen Kirchensteuer in Deutschland?

In Deutschland dürfen alle Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften Kirchensteuer erheben, die als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt sind. Dazu zählen jüdische Kultusgemeinden, freireligiöse Gemeinden und die alt-katholische Kirche.