Kann man sich mit dem gleichen Virus nochmal anstecken?

Kaum ist die Coronavirus-Infektion überstanden, kommt es erneut zur Ansteckung: Die Horrorvorstellung vieler. Niederländische Forscher haben kürzlich genau das beobachtet.

  • Bei den einen verläuft eine Coronavirus-Infektion wie eine leichte Grippe, die anderen müssen in einer Klinik behandelt werden. Vorerkrankungen und andere Risikofaktoren* wie Rauchen begünstigen schwere Verläufe.
  • Doch in Hinblick auf eine erneute Ansteckung mit dem Coronavirus nach überstandener Covid-19-Erkrankung wissen Ärzte noch relativ wenig. Grund dafür ist, dass Covid-19 eine noch "junge" Krankheit ist: Der erste Fall wurde im Dezember 2019 bekannt.
  • In verschiedenen Ländern werden jetzt Fälle von Patienten gemeldet, die sich erneut mit dem Virus angesteckt haben – mit möglicherweise drastischen Folgen.

Infiziert sich ein Mensch mit einem Virus und übersteht die Krankheit, bildet der Körper sogenannte Antikörper, die eine erneute Infektion milder verlaufen lassen – oder sogar unbemerkt. Doch was, wenn das Virus mutiert, sich also genetisch verändert? Der neue Aufbau des Virus wird vom Körper nicht erkannt und die erworbene Immunantwort kann nicht greifen – soweit die vereinfachte Erklärung zum Verhalten des menschlichen Körpers, wenn Krankheitserreger wie Viren ihn befallen.

Übertragen auf das Coronavirus würde das bedeuten: Je weniger sich das Virus verändert – also mutiert –, desto besser. Doch es gibt Hinweise darauf, dass Sars-CoV-2 sehr wohl in der Lage ist, sich zu wandeln. Wie gefährlich die bisherigen Mutationen einzuschätzen sind – dieser Frage gehen aktuell unzählige Wissenschaftler nach. Vor allem in Hinblick auf eine erneute Ansteckung mit dem Coronavirus werden diese Forschungsergebnisse von der Fachwelt ungeduldig erwartet.

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Patienten stecken sich wieder mit Covid-19 an – zu wenige gebildete Antikörper nach erster Erkrankung

In Belgien und den Niederlanden kam es bereits zu erneuten Coronavirus-Infektionen – nach überstandener Krankheit. Wie der niederländische Rundfunksender NOS berichtete, wurden in Belgien und den Niederlanden Fälle von Patienten gemeldet, die sich erneut infiziert hatten – mit einem Virus mit veränderter genetischer Variante. Im Belgien etwa handelte es sich um eine Patientin, die sich drei Monate nach dem Abklingen der ersten Covid-19-Erkrankung erneut ansteckte. Sie habe bei der ersten Infektion offensichtlich nicht genügend Antikörper bilden können, um eine zweite Erkrankung zu vermeiden, zitierte tagesschau.de den belgischen Virologen Marc Van Ranst, der an der katholischen Universität in Leuven lehrt.

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Es sei Ranst zufolge unklar, wie viele Menschen es gebe, die sich nach sechs oder sieben Monaten erneut ansteckten. Ein Einzelfall sei die Frau in Belgien und der Patient in den Niederlanden nicht, in Hongkong wurde ein 33-jähriger IT-Spezialist nach einer Covid-19-Krankheit Monate nach seiner Gesundung erneut positiv auf Covid-19 getestet. Bei allen drei Betroffenen aus Belgien, den Niederlanden und Hongkong handelt es sich nach Ansicht von Medizinern nicht um ein „Wiederaufflammen" der der ersten Infektion, sondern um eine Ansteckung mit Coronaviren mit veränderter genetischer Variante. „Wir wissen es von anderen respiratorischen Viren wie Erkältungsviren, dass sie unser Immunsystem immer wieder überlisten und wir uns immer wieder infizieren können", zitiert tagesschau.de Isabella Eckerle, Leiterin des Zentrums für Viruserkrankungen an der Universität Genf. (jg) *Merkur.de gehört zum deutschlandweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerk.

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Eine neue Studie aus Schweden macht nun Hoffnung, dass man nach einer Corona-Infektion doch längerfristig immun sein könnte - auch ohne Antikörper im Blut.

Die Zahl der Corona-Ansteckungen in Deutschland steigt wieder an. Auch Geimpfte, die sich schon einmal mit der Omikron-Variante infiziert haben, haben sich teilweise erneut infiziert. Längst ist klar, dass der Schutz vor der Erkrankung auch nach einer Infektion mit der Zeit wieder nachlässt. Bei den Omikron-Subtypen BA.4 und BA.5 geht es noch schneller, sich neu anzustecken. Experten haben nachgewiesen, in welchem Zeitraum einen Corona-Reinfektion erfolgen kann.

Schon wieder Corona: Zweimal in kurzer Zeit mit Omikron infiziert

Für den Herbst 2022 hat die Regierung neue Corona-Regeln beschlossen, um eine stärkere Verbreitung des Virus zu vermeiden. Sie gelten seit Oktober.  Aber wie sich Bürger darüber hinaus noch schützen? Eine allgemeingültige Antwort darauf gibt es nicht. Wie gut sich das Immunsystem nach einer Impfung oder Erkrankung gegen das Virus wappnet, ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Dabei spielt aber nicht nur das Immunsystem eine Rolle, sondern auch, ob und wie oft man geimpft ist und mit welcher Variante man sich infiziert. "Der Schutz hängt sowohl von der Variante und der Menge des Virus, als auch vom Verlauf ab. Leichte Verläufe haben oft eine geringere Immunantwort zur Folge", erklärte Christine Falk, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, gegenüber der Tagesschau.

Kann man sich mit dem gleichen Virus nochmal anstecken?

Für den Schutz vor Viren ist beim Menschen das Immunsystem zuständig. Bei einer Infektion oder Impfung wird dem Immunsystem übermittelt, wie es sich gegen ein Coronavirus verteidigen kann. Daraufhin entwickelt es eine entsprechende Abwehr. Prinzipiell ähneln sich eine Infektion und Impfung: Beide regen das Immunsystem an, Antikörper gegen das Virus zu bilden. Viren sollen durch Spike-Proteine, für die das Coronavirus bekannt ist, unschädlich gemacht werden.

Belegt ist allerdings auch, dass dieser Schutz, die gebildete Abwehr, mit der Zeit weniger effektiv wird. Berichte von Impfdurchbrüche häufen sich insbesondere seitdem die Omikron-Variante in Umlauf ist. Darauf verweist die Gesellschaft für Virologie in einer Stellungnahme. Zudem geben die Forschenden zu Bedenken, dass Menschen, die sich mit einer anderen Variante als Omikron infiziert hatten, gegenüber der aktuellen Mutation deutlich schlechter geschützt sind.

Omikron-Subtypen verstärken Reinfektionsrate

Letzteres gilt besonders für ungeimpfte Genesene, wie es in einer Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Immunologie heißt. Der Schutz für diese sei „deutlich reduziert“, Immunantworten gegen die Omikron-Mutation zum Teil „nicht mehr nachweisbar“. In einer Studie aus Dänemark konnte nachgewiesen werden, dass sich Ungeimpfte bereits nach 20 bis 60 Tagen nach einer Omikron-Infektion erneut mit der Mutation anstecken können, wenn auch nur in seltenen Fällen. Es ist offensichtlich auch möglich, sich in kurzer Zeit mit unterschiedlichen Omikron-Subtypen anzustecken. Auch das RKI berichtet darüber, dass Antikörper, die bei einer Erstinfektion mit BA.1 entstanden sind, andere Subtypen wie BA.4 und BA.5 schlechter neutralisieren können.

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Im Sommer 2022 hat auch die australische Gesundheitsbehörde (AHPPC) in einer Stellungnahme vor der Verbreitung der Omikron-Subtypen BA.4 und BA.5 gewarnt. Durch die Infektionen würden sich den Experten zufolge auch die Reinfektionsraten deutlich steigern - egal, ob genesene Menschen betroffen sind oder geimpfte Personen.

Laut Forschenden sind die beiden Varianten noch geschickter darin, den Immunschutz durch eine Infektion zu umgehen, als zuvor BA.1 und BA.2. Bereits 28 Tage nach einer Genesung könnte dem AHPPC zufolge eine erneute Infektion auftreten.

Ansteckungsrisiko unterschiedlich hoch - Immunantwort entscheidend

Auch französische Wissenschaftler*innen haben bereits Ende April 2022 eine Untersuchung veröffentlicht, in der sie sich die Reinfektionsraten verschiedener Corona-Wellen in der Hafenstadt Marseille genauer angeschaut hatten. Das Ergebnis ist damals eindeutig ausgefallen: Die Rate der Reinfektion mit dem Coronavirus lag anfangs bei 0,2 bis 1,5 Prozent. Mit der Omikron-Variante BA.1 und BA.2 stieg die Zahle auf 6,8 Prozent. Auch österreichische Forschende haben ähnliche Entdeckungen gemacht, dass eine schnellere Reinfektion als nach drei Monaten möglich sei. "Schnelle Reinfektionen treten jedoch meistens bei ungeimpften oder unvollständig geimpften Personen auf", betonten die Forschenden in einem Bericht von Anfang Juli 2022, im Journal of Infection.

Wie gut das Immunsystem eines einzelnen Menschen vor einer erneuten Infektion schützen kann, liegt an der Stärke der sogenannten Immunantwort. Wie viele Antikörper und T-Zellen ein Mensch nach einer Infektion gebildet hat, hängt laut Christine Falk, Professorin für Transplantationsimmunologie an der Medizinischen Hochschule Hannover, von der Virusvariante, der Virusmenge und dem Verlauf ab: „Leichte Verläufe haben oft auch eine geringere Immunantwort zur Folge.“ Das bedeute, dass sich die Menschen häufiger mit dem Virus infizieren könnten.

Auch die Immunantwort auf eine Impfung kann unterschiedlich stark ausfallen – bei älteren Menschen ist sie zum Beispiel oft schwächer. Eine Garantie oder Zeitangabe, ob und wie lange eine Corona-Infektion vor einer erneuten Ansteckung schützt, kann es also nicht geben. Egal ob mit Impfung oder nicht.

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Kann man sich noch mehr anstecken?

Bei milder bis moderater Erkrankung ist die Möglichkeit einer Ansteckung anderer nach mehr als zehn Tagen seit Beginn der Krankheitszeichen erheblich reduziert. Bei schweren Erkrankungen und bei Vorliegen einer Immunschwäche können die Betroffenen auch noch deutlich länger ansteckend sein.

Wie lange ist man mit einem Virus ansteckend?

Wissenschaftler vermuten, dass ein Mensch, der Erkältungsviren aufgeschnappt hat, bereits ein bis zwei Tage vor Ausbruch der ersten Symptome ansteckend sein kann. Am meisten infektiös ist er wohl in den ersten zwei bis drei Tagen, nachdem die Beschwerden angefangen haben.

Wie lange ist Omikron ansteckend?

Das Ansteckungsrisiko ist in der Zeit kurz vor und nach Symptombeginn am größten und wird im Laufe der Erkrankung geringer. Bei milder bis moderater Erkrankung geht die Ansteckungsfähigkeit zehn Tage nach Beginn der Krankheitszeichen deutlich zurück.

Wie erkennt man eine verschleppte Erkältung?

Symptome: Verschleppte Erkältung & Grippe erkennen.
Gliederschmerzen..
Fieber..
Körperliche Abgeschlagenheit..
Müdigkeit..
Schnupfen und Husten..
Kopfschmerzen..
Schüttelfrost..
Kreislaufbeschwerden..