Flirt gleich com

Flirten ist nicht gleich Anmachen. Vor allem aber ist Flirten ein Spiel mit dem Feuer, bei dem sich niemand verbrennt. Und das beste ist: Jeder kann es lernen.

Von Britta Schmeis

Ein kurzer Blick, ein scheues Lächeln, und schon ist angebandelt. Flirten könnte so leicht sein, wäre da nicht die Angst vor Zurückweisung. „Völlig falsch“, sagt Flirttrainerin Nina Deißler. Denn schon nach den ersten Blicken ist das Eis gebrochen. „Warum sollte man ein zweites Mal gucken, wenn man den anderen ganz unsympathisch findet“, fragt Deißler. Alles leichter gesagt als getan: Zwar scheint manchen die notwendige Leichtigkeit geradezu angeboren, andere hingegen wagen nicht einmal einen kurzen Blick. Doch die Lage ist nicht hoffnungslos, denn Flirten kann gelernt werden.

Ein Lächeln ist der Schlüssel zum Erfolg

Foto: dpa

„Viele glauben, ein Flirt leitet eine feste Beziehung ein“, sagt Buchautor und Flirtcoach Peter Hollinger. Dem ist aber nicht so. „Flirten ist zunächst einmal gar nicht zielgerichtet und unterscheidet sich daher eben von der klassischen Anmache“, sagt Trainerin Deißler. Für Hollinger ist der Flirt ein Spiel mit dem Feuer, bei dem sich niemand verbrennt. Vor allem aber sei es eine Freizeitbeschäftigung.

„Am besten lässt sich flirten, wenn die Menschen entspannt sind und Zeit haben“, sagt Deißler. Daher gebe es ja auch so viele Urlaubsflirts und -affären. In einer aktuellen Umfrage von Media Control gaben zwei Drittel der Befragten (67 Prozent) an, im Urlaub schon einmal geflirtet zu haben. Und fast genauso viele (69 Prozent) sagten, das Flirten falle ihnen im Urlaub leichter, weil sie dann deutlich lockerer als im Alltag sind. Die Flirt-Locations unterscheiden sich je nach Geschlecht: Frauen nannten in der Umfrage am häufigsten Restaurants, Cafés und Bars als idealen Ort (58 Prozent). Männer dagegen rechnen sich am Strand die höchsten Chancen aus (52 Prozent).

Eifersucht und Flirt, Ölgemälde von Haynes King (1874)

Der Flirt von Eugene de Blaas (1904). Studie über die Körpersprache: ein Mann flirtet

Ein Flirt [flœːɐ̯t] (deutsch Liebelei)[1] ist eine erotisch konnotierte Annäherung zwischen Personen. Dabei wird vorgeblich ein unverbindlicher Kontakt hergestellt. Der Flirt kann mit einem Blickkontakt, sprachlich (Smalltalk) oder durch eine Handlung (z. B. eine Tür öffnen, etwas tragen helfen) begonnen werden. Der Flirt lebt vom Aufbau und dem Spiel mit erotischer bzw. sexueller Spannung.

Der Begriff Flirt soll auf den Ausdruck conter fleurette zurückgehen bzw. auf die Maîtresse Fleurette de Nérac König Heinrichs IV. von Frankreich.[2]

Flirts unterscheiden sich nach Kontext, wie eine Untersuchung von Margaret Mead während des Zweiten Weltkriegs zeigt: Zu jener Zeit waren Hunderttausende US-amerikanischer Soldaten in England stationiert, und es wurde von Problemen zwischen ihnen und den einheimischen Mädchen berichtet. Diese empfanden die Soldaten als sehr aufdringlich, während die Soldaten davon berichteten, dass die Mädchen gleich mit ihnen schlafen wollten.[3]

In ihrer Untersuchung stellte Margaret Mead fest, dass die Kontakte zwischen den beiden Geschlechtern in 30 Einzelstufen abliefen. Zu Problemen führte der Umstand, dass die Einordnung in diese Eskalationsstufen unterschiedlich vorgenommen wurde.

„Während die amerikanischen Männer sehr schnell versuchten, die Mädchen zu küssen, wurde dieser Schritt von diesen wiederum als völlig unangemessen empfunden, da er auf ihrer ‚Eskalationsleiter‘ erst an 25. Stelle erfolgen konnte.“

Das Küssen stand bei den Männern aber schon an fünfter Stelle. Hatten die Mädchen aber dem Küssen zugestimmt, waren die letzten fünf Stufen dann auch kein großes Hindernis. Dies war wiederum für die Männer unerwartet, so dass sie ihre Flirtpartnerin schon fast als Prostituierte charakterisierten.

Es gibt im Internet eine Reihe von „Flirt-Seiten“, also zur Kontaktaufnahme bestimmte soziale Plattformen (vgl. Singlebörse). Diese können in mehreren Kategorien unterscheiden werden:

  • Unseriöse, kostenpflichtige Flirt-Seiten: angebliche Flirt-Seiten, deren Ziel darin besteht, Besucher zum Versenden von Premium Rate SMS zu bringen. In den meisten Fällen sind die „Flirt-Partner“ Mitarbeiter des Seitenbetreibers.
  • Seriöse, kostenpflichtige Flirt-Seiten: Es gibt Flirt-Seiten, die kostenpflichtig sind, jedoch eine Bezahlung in gemäßigtem Maße verlangen. Zum Beispiel wird dort für eine „Premium-Mitgliedschaft“ für einen gewissen Zeitraum bezahlt, in deren Rahmen der Nutzer erst die Möglichkeit hat, andere Benutzer zu kontaktieren. Ohne Mitgliedschaft wird z. B. nur das Betrachten der Nutzerprofile gestattet.
  • Seriöse, kostenlose Flirt-Seiten: Diese Art von Flirt-Seiten sind z. B. über Werbung finanziert und stehen den Benutzern kostenlos zur Verfügung.

In Diskotheken, Gaststätten o. Ä. werden oftmals sogenannte Flirt-Partys oder Single-Partys veranstaltet. Jeder Besucher erhält ein Schild mit einer Nummer. Möchte man mit jemandem Kontakt aufnehmen, kann man zunächst eine Nachricht schreiben und diese bei einer „Poststelle“ abgeben. Dort werden dann die Nummern der Betreffenden aufgerufen, damit diese ihre Nachrichten abholen können. Hat man sich per Nachricht kennengelernt, kann man sich für den persönlichen Kontakt entscheiden.

Flirtschulen sollen dabei helfen, das Flirten zu lernen. Die Unterrichtsformen der Flirtschulen variieren von E-Learning, Workshops, Seminaren bis hin zu Einzelcoachings unterschiedlicher Dauer. Inhalte sind oft die persönliche Weiterentwicklung und das Beherrschen von Verführung und Charme. An diesem Konzept wird kritisiert, dass die Schüler ihre Natürlichkeit verlieren. Außerdem würde mitunter toxische Männlichkeit reproduziert.