Erstes land führt affenpocken quarantäne ein

Viruskrankheit breitet sich aus

21 Tage Isolation! Belgien führt als erstes Land Affenpocken-Quarantäne ein

Erstes land führt affenpocken quarantäne ein

Diese elektronenmikroskopische Aufnahme zeigt reife, ovale Affenpockenviren (l) und kugelförmige unreife Virionen (r), die aus einer menschlichen Hautprobe stammt. Foto: Cynthia S. Goldsmith/Russell Regner/CDC/AP/dpa

deutsche presse agentur

23. Mai 2022 - 08:25 Uhr

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert eine Reihe von Maßnahmen gegen die weitere Ausbreitung der Affenpocken . Es sei "dringend notwendig", das Bewusstsein für die Virenerkrankung zu erhöhen, hieß es Samstagnacht von der UN-Organisation in Genf. Fälle müssten umfassend ausfindig gemacht und isoliert, sowie Ansteckungswege rückverfolgt werden. Belgien scheint diese Forderung der WHO nun in die Tat umgesetzt zu haben. Laut Medienberichten müssen Affenpocken-Infizierte dort ab sofort 21 Tage in Isolation bleiben.

Lange Isolation aufgrund langer Inkubationszeit

21 Tage Isolation für Affenpocken-Infizierte - diese Maßnahme habe die Risk Assessment Group (RAG) gemeinsam mit belgischen Gesundheitsbehörden bereits am Freitag (20. Mai) beschlossen, berichtet "The Brussels Times". Der Zeitraum sei an die lange Inkubationszeit des Virus von fünf bis 21 Tagen angepasst.

Mit Stand von Samstag ging die WHO von rund 90 bestätigten Infektionen und 30 Verdachtsfällen aus. Das Affenpocken-Virus ruft meist milde Symptome wie Ausschlag, Fieber und Pusteln hervor, kann aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen.

Die Erkrankungen, die bisher in Europa, Nordamerika und Australien bekannt wurden, betrafen laut WHO hauptsächlich - aber nicht nur - Männer, die gleichgeschlechtlichen Sex haben. Wegen der noch eingeschränkten Beobachtungslage sei es sehr wahrscheinlich, dass Fälle in weiteren Bevölkerungsgruppen und Ländern auftauchen.

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WHO: Corona-Maßnahmen wirken auch gegen Affenpocken

Reisebeschränkungen oder Absagen von Veranstaltungen in betroffenen Ländern sind aus Sicht der WHO derzeit nicht notwendig. Die Organisation wies zwar darauf hin, dass es bei Massenveranstaltungen zu Ansteckungen kommen kann, betonte aber auch, dass Vorsichtsmaßnahmen gegen Covid-19 auch gegen Affenpocken wirken. (dpa/dhe)

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Erstes land führt affenpocken quarantäne ein

Quarantäne und Isolation sind durch die Corona-Pandemie zu gewohnten Vorschriften geworden. Nun erfordert die Affenpocken-Ausbreitung ähnliche Vorsichtsmaßnahmen. Foto: Foto: Symbolfoto: akf/AdobeStock

  • Affenpocken: Fälle nehmen weltweit weiterhin zu
  • Erstes europäisches Land führt Quarantäne für Infizierte ein
  • Bundesgesundheitsministerium rechnet mit neuen Fällen in Deutschland
  • BMG und Lauterbach wollen Impfung für Kontaktpersonen abklären

Weltweit tauchen immer mehr Fälle von Affenpocken auf. Nun hat ein erstes europäisches Land mit einem drastischen Schritt auf die Ausbreitung der Krankheit reagiert: der Verhängung einer Quarantäne. Was an die Anfangszeit der Corona-Pandemie erinnert, wirft nun die Frage auf: Steht eine erneute Gesundheitskrise bevor?

Belgien verhängt Affenpocken-Quarantäne - weitere Fälle in Deutschland

Große Pusteln auf der Haut, hohes Fieber und Durchfall: Diese Symptome sind für die weltweit über 100 diagnostizierten Fälle von Affenpocken typisch. Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, hat sich Belgien nun dazu entschlossen, eine Quarantäne für Infizierte einzuführen. Diese soll 21 Tage dauern. Allerdings müssen sich nur die Infizierten isolieren, ihre Kontaktpersonen nicht. Drei Fälle wurden bereits in Belgien registriert, unter anderem in Antwerpen.

In Deutschland war am Freitag (20. Mai 2022) die erste Infektion bekannt geworden, dabei handelt es sich um einen 26-jährigen Mann, der in einer Münchner Klinik behandelt wird. Nun gibt es drei weitere Fälle aus Berlin.

Dass Affenpocken das neue Coronavirus werden könnten, glaubt Karl Lauterbach (SPD) jedoch nicht: "Aufgrund der bisher vorliegenden Erkenntnisse gehen wir davon aus, dass das Virus nicht so leicht übertragbar ist und dass dieser Ausbruch eingegrenzt werden kann", lautet die Einschätzung des Bundesgesundheitsministers.

Auch die Münchner Ärzte, die den Affenpocken-Patienten betreuen, sowie Experten des Robert Koch-Instituts gehen derzeit nicht von einer drohenden großen Infektionswelle aus. Vereinzelte weitere Fälle werden laut den Medizinern wohl aber auftreten. Dem Münchner Patienten gehe es gut, der Krankheitsverlauf sei mild, meldet das Klinikum.

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek appelliert dennoch, sich ein Beispiel an Großbritannien zu nehmen und einen entsprechenden Impfstoff zu bestellen, wie der CSU-Politiker bei Bild-TV erläuterte. "Es geht darum, bei den Kontakten, wenn es möglich ist, zu impfen. (…) Was wir präventiv tun können, das tun wir. Wir müssen in der Öffentlichkeit aufklären, wir müssen für Impfstoff sorgen und wir müssen für Medikamente sorgen."

Das Bundesgesundheitsministerium rechnet unterdessen aber mit einer weiter zunehmenden Zahl von Affenpocken-Nachweisen. "Aufgrund der vielfältigen Kontakte der derzeit Infizierten ist in Europa und auch in Deutschland mit weiteren Erkrankungen zu rechnen", heißt es in einem Bericht für den Gesundheitsausschuss des Bundestages. Bis Sonntagnachmittag (22. Mai) waren demnach bundesweit vier Fälle erfasst, einer in München und drei in Berlin.

Bundesgesundheitsministerium: Pocken-Proben werden analysiert

Proben zahlreicher weiterer Menschen werden analysiert, zudem suchen Behörden nach Kontaktpersonen nachweislich Infizierter. Weltweit sind inzwischen weit über 100 Fälle nachgewiesen, wegen der langen Inkubationszeit von bis zu drei Wochen gehen Experten von einer Vielzahl weiterer Meldungen in nächster Zeit aus.

Die britische Gesundheitsbehörde UKHSA setzte am Montag als empfohlene Quarantänezeit für enge Kontaktpersonen von Infizierten drei Wochen fest. In Deutschland gibt es noch keine solchen Empfehlungen, es werde aber daran gearbeitet, teilte das Robert Koch-Institut auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Gesundheitsämter könnten aber Isolierung und Quarantäne anordnen.

Karl Lauterbach kündigte am Montag (23. Mai) am Rande der Genfer Weltgesundheitsversammlung zudem an, gemeinsam mit dem RKI weitere Maßnahmen zur Eindämmung zu erarbeiten. Laut dem SPD-Politiker könnte eine entsprechende Empfehlung bereits am Dienstag vorgelegt werden. Dabei gehe es auch um Impfempfehlungen für Risikogruppen sowie die Beschaffung von Impfstoff. Lauterbach habe bereits Kontakt zu einem Hersteller, der sich auf Vakzine gegen Affenpocken spezialisiert habe. Es gehe bei der Empfehlung aber nicht um eine Impfung der allgemeinen Bevölkerung, wie beispielsweise bei der Corona-Impfung.

Risikogruppen sollen Pocken-Impfung erhalten

In Großbritannien gilt als Kontaktperson mit hohem Risiko für eine Ansteckung, wer im Haushalt mit einer erkrankten Person lebt, mit einer solchen Geschlechtsverkehr gehabt oder deren Bettwäsche ohne Schutzkleidung gewechselt hat, wie es von der Behörde UKHSA hieß. Diese Gruppe soll demnach auch eine schützende Pockenimpfung erhalten. Für die laufenden Impfungen wird der UKHSA zufolge ein Vakzin der "dritten Generation" gegen die als ausgestorben geltende Pockenkrankheit beim Menschen verwendet. Experten gehen davon aus, dass solche Pockenimpfstoffe auch gegen die Affenpocken gut schützen.

Ob in Deutschland eine Pockenimpfung für Kontaktpersonen und Risikogruppen empfohlen werde, sei noch Gegenstand der fachlichen Abklärung, heißt es in dem Bericht des Bundesgesundheitsministeriums (BMG), der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. In der Bundesrepublik sei eine solche Impfung bis 1975 für Einjährige Pflicht gewesen, in der DDR sei eine Impfpflicht 1982 aufgehoben worden.

Bisher sei bei den in Europa festgestellten Infektionen die westafrikanische Variante nachgewiesen worden, hieß es vom Ministerium auch. Erkrankungen mit dieser Variante gelten als milder verlaufend als die mit der zweiten beim Menschen kursierenden, der zentralafrikanischen Variante. Die bisher weltweit erfassten Infektionen betreffen derzeit in erster Linie Männer, die Sex mit anderen Männern hatten. Eine Übertragung ist aber generell bei engem Kontakt und über kontaminierte Materialien möglich.

"Aktuell scheinen die Risikoexpositionen vorwiegend sexuelle Kontakte unter Männern zu sein", hieß es vom BMG. "Expositionsorte der in Deutschland bislang bekanntgewordenen Fälle waren Party-Veranstaltungen, unter anderem auf Gran Canaria (Spanien) und in Berlin, bei denen es zu sexuellen Handlungen kam."

Affenpocken: schwerer und tödlicher Krankheitsverlauf möglich

Anfang Mai war ein Affenpocken-Fall in Großbritannien nachgewiesen worden - Experten zufolge kursierte der Erreger da aber wohl bereits in vielen Ländern. Das Virus verursacht nach Angaben von Gesundheitsbehörden meist nur milde Symptome wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen und Hautausschlag. Affenpocken können aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen, in Einzelfällen sind tödliche Erkrankungen möglich. Folgen einer überstandenen Infektion können Narbenbildung und selten auch Erblindung sein.

Auch in den Jahren zuvor hatte es in westlichen Ländern Affenpocken-Fälle gegeben - allerdings nur vereinzelt und hauptsächlich auf Ansteckungen in Afrika zurückgehend. Bei den nun erfassten Fällen handelt es sich inzwischen um Infektionsketten innerhalb westlicher Länder. Wo die Ursprünge der aktuellen Infektionswelle lagen, ist bisher noch weitgehend unklar.

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red/dpa

Woher kommen affenpocken?

Wo kommen Affenpocken vor? Affenpockenviren sind in West- und Zentralafrika bei Nagetieren verbreitet (Affen sind Fehlwirte; siehe auch die Informationen zu Affenpocken bei Tieren auf der Webseite des Friedrich-Loeffler-Instituts) - vermutlich beschreibt dies das Endemiegebiet der Krankheit beim Menschen.

Wie wurden die Pocken übertragen?

Pocken: Ansteckung Pocken werden von Mensch zu Mensch übertragen, meistens über den Speichel. Dafür reichen kleinste Mengen aus, wie sie beim Sprechen, Niesen oder Husten entstehen (Tröpfcheninfektion). Pockenviren überleben aber auch für eine gewisse Zeit auf Oberflächen.

Wie breiten sich affenpocken aus?

Beim aktuellen Ausbruch verbreiten sich MPX („Affenpocken“) vor allem in sexuellen Netzwerken von Männern, die Sex mit Männern haben. Haupteintrittspforten in den Körper sind die beim Sex beteiligen Schleimhäute (Analregion, Penis, Mundhöhle).

Wie sehen affenpocken aus?

Flecken ohne Erhebung: Der Ausschlag beginnt meist im Gesicht oder im Genitalbereich und breitet sich binnen 24 Stunden auf andere Körperteile wie Arme und Beine, Hände und Füße, einschließlich Handflächen und Fußsohlen aus. Papeln: Die Flecken beginnen sich zu erhöhten Knötchen zu entwickeln.