Woher weiß man ob man Yin oder Yang ist?

Warm und kalt, innen und außen, Tag und Nacht: So vieles in unserem Alltag wird von einer Dualität bestimmt. Auf einer solchen gründet auch das Fundament der traditionellen chinesischen Kräuterkunde: dem Yin und Yang. Auch in der chinesischen Philosophie spielt das Gegensatzpaar eine tragende Rolle. Ebenso wie beim Prinzip des Feng-Shui. Auch wenn Yin und Yang häufig als Gegensätze dargestellt werden, sind sie enger verbunden, als es auf den ersten Blick scheinen mag.

Yin und Yang: die sich bedingenden Gegensätze

Yin und Yang sind Ihnen im Laufe Ihres Lebens bestimmt bereits begegnet. Erinnern Sie sich an das Symbol, in dem eine weiße und eine schwarze Fläche ineinander verschlungen und mithilfe von zwei Punkten in der jeweils anderen Farbe verbunden sind? Das Symbol heißt Taiji und dient zur Darstellung von Yin und Yang. Seit es im 11. Jahrhundert entstand, wurde es stetig weiterentwickelt, bis in der Ming-Dynastie die bis heute etablierte Form entwickelt wurde. Benannt ist das Symbol nach dem Begriff Tàijí, der in der chinesischen für großes Äußeres beziehungsweise große Gegensätze steht. Diese stellen Yin und Yang dar – wenn auch nicht abschließend.

Yin und Yang sind Begriffe aus der chinesischen Philosophie, die sich bewegende Zustände beschreiben. Häufig werden Yin und Yang als Gegensätze dargestellt. Diese Klassifizierung ist durchaus zutreffend – wenn auch nicht abschließend. Anders als viele uns bekannte Gegensätze sind Yin und Yang nicht wie schwarz und weiß oder Gut und Böse zu verstehen. Anstatt sich gegenseitig auszuschließen, bedingen sie sich gegenseitig. In ihrer wechselseitigen Bezogenheit aufeinander bilden sei eine Art ewigen Kreislauf eines ständigen Auf- und Absteigens im Wechsel. So kann es kein Yin ohne ein Yang und auch kein Yang ohne ein Yin geben. Das Symbol des Lichts spiegelt dieses Prinzip der sich bedingenden Gegensätze perfekt wider: Schatten kann nur da sein, wo Licht ist; wo Licht ist, ist auch ein Schatten.

Während sich Experten seit Jahrtausenden mit dem Verständnis beschäftigen, liegt bis heute keine klare Definition der Begriffe vor. Die erste schriftliche Erwähnung wird im I-Ging, dem Buch der Wandlungen, um das Jahr 700 vor Christus vermutet. Anderen Quellen zufolge sollen bereits um das 16. Jahrhundert vor Christus Hinweise auf Orakelknochen gefunden worden sein. Wann genau das Prinzip von Yin und Yang definiert wurde, spielt jedoch heute eigentlich gar keine Rolle. Wichtig zu wissen ist lediglich, dass es heute sowohl in asiatischen als auch westlichen Kontexten von großer Bedeutung ist – ob in der chinesischen Philosophie oder in der traditionellen chinesischen Kräuterkunde.

Yin und Yang in der chinesischen Philosophie

Obgleich man sich ihrer Relevanz zunächst nicht bewusst war, bildet Ying und Yang heute das Fundament der chinesischen Philosophie. Eingeführt wurden die Prinzipien etwa 300 vor Christus von Zou Yan, der Yin und Yang mit den 5 Elementen verknüpfte und sie so schließlich in diverse Wissenschaftsbereiche einfließen ließ. Ein bahnbrechender Einfluss geht außerdem auf Dong Zhoushu zurück. Der Philosoph definierte Yin und Yang als kosmologische Prinzipien und verhalf ihnen so zu einem Bestandteil der zu der Zeit herrschenden Denkweisen.

Yin und Yang in der traditionellen chinesischen Kräuterkunde

In der TCM gelten Yin und Yang als grundlegende Lehre. Sie bilden zwei der acht diagnostischen Kategorien, in Fachkreisen „Bagang“ genannt. Unwohlsein wird häufig auf ein Ungleichgewicht von Yin und Yang zurückgeführt. Dieses entsteht entweder durch die gegenseitige Unterdrückung der Prinzipien oder der Unterdrückung eines einzelnen durch äußere Einflüsse. Sind Yin und Yang hingegen im Gleichgewicht, so stellt sich eine Harmonie zwischen Körper, Seele und Geist ein. Die Folge: Das Qi, unsere Lebensenergie und Antriebskraft, kann fließen. Wird ein Ungleichgewicht festgestellt, so kann anhand der Prüfung von Yin und Yang eine Ursachenforschung angestellt und passende Behandlungsmethoden erarbeitet werden. Hierzu muss jedoch genau hingesehen werden: Denn ein bloßes Feststellen eines Ungleichgewichts ist nicht hinreichend. Vielmehr muss geprüft werden, welches Prinzip vorliegt.

Die vier Prinzipen des Yin und Yang

Yin und Yang werden individuelle Eigenschaften zugeschrieben, die viel über uns und unseren Körper aussagen. Entsprechend des Prinzips der beeinflussenden Gegensätze muss die Stärke des einen nicht unbedingt mit der Schwäche des anderen übereinstimmen. Deshalb ist es bei der Analyse des Ungleichgewichts essenziell die vier Prinzipien zu überprüfen. Es gilt daher zu klären, ob ein

Überwiegen des Yin

Überwiegen des Yang

Beziehungsweise eine

Schwäche des Yin

Schwäche des Yang

vorliegt. Das dem so ist, kann anhand bestimmter seelischen Zuständen oder diverser typischer Anzeichen erkannt werden. Welche das sind? Sehen wir uns Yin und Yang genauer an.

Yin und Yang: wie sie sich unterscheiden und wie wir sie ausgleichen

Für ein kurzes Zwischenfazit können wir festhalten: Yin und Yang sind zwei gegensätzliche Kräfte, die einander trotz aller Gegensätzlichkeit verbunden sind. Verdeutlicht wird dieses Spiel der Gegensätze anhand der Eigenschaften von Yin und Yang.

Yin, die Schattenseite

Übersetzt steht Yin in etwa für das „Südufer des Flusses“ oder die „Schattenseite des Berges“. Die Kraft wird anhand der Eigenschaften passiv, schwach, dunkel und kalt beschrieben. Sie symbolisiert das Weibliche, Dunkelheit und Stille. Yin dient der Sammlung und Aufnahme von Kraft. Liegt ein Mangel vor, so sind wir anfällig für Stress und innere Unruhe. Mit unter anderem trockener Haut und heißen Gliedmaßen bringt der Körper dieses Ungleichgewicht zum Ausdruck. 

Yang, die Sonnenseite

Entsprechend der Schattenseite des Yin steht Yang für die Sonnenseite des Berges beziehungsweise das sonnige Ufer des Flusses. Es symbolisiert die Sonne, den Tag, das Licht und die Bewegung. Typische Yang Eigenschaften sind Stärke, Männlichkeit, Aktivismus und Hitze. Dementsprechend ist der Yang Typ eine extrovertierte Persönlichkeit, der seine Gefühlswelt nach außen trägt. Schnelle Reaktionen, Ungeduld und ein ausgeprägter Appetit zählen ebenso zu seinen Charakterzügen. Fühlen wir uns schlapp, kraftlos und müde, so kann dies auf einen Yang Mangel hindeuten. 

Wie bringen wir Yin und Yang in Balance?

Wenn wir uns diese Eigenschaften von Yin und Yang so ansehen, wird schnell klar: Wir würden uns sehr gerne von beiden eine Scheibe abschneiden. Unser Körper ist hier gleicher Meinung! Dementsprechend fühlt er sich immer dann im Gleichgewicht, wenn Yin und Yang ausgeglichen sind. Sollte dies nicht der Fall sein, so können wir dem Ungleichgewicht entgegen wirken. Eine Methode stellt beispielsweise die Ernährung dar. Indem wir Yin oder Yang Lebensmittel zu uns nehmen, kann ein Mangel der gleichen oder ein Überschuss der anderen Kraft ausbalanciert werden.

Yin Lebensmittel

Zu Yin Lebensmittel zählen beispielsweise grüne Gemüsesorten sowie Arten mit hohem Wasseranteil. Einen solchen weisen zum Beispiel Wassermelonen, Gurken, Tomaten und Orangen auf. Ergänzend werden beispielsweise Paprika, Birne und Avocado als mäßig yinhaltig eingestuft. Diese Lebensmittel dienen in leichten Hitzephasen der Erfrischung.

Karotten-Kürbis-Suppe gegen Yin-Mangel

Empfehlenswert bei Yin-Mangel ist beispielsweise eine nährende Karotten-Kürbis-Suppe.

Wir benötigen: 

• 200 g Kürbis

• 2 Karotten

• 2 Kartoffeln

• 1 EL Olivenöl

• 1 Zwiebel

• 250 ml Wasser

• 1 Prise Anis

• 1 Prise Himalaya-Salz

So gehen wir vor:

Wir schneiden unser gesamtes Gemüse in kleine Stücke. Nachdem wir das Olivenöl in die Pfanne gegeben haben, gesellen sich die Gemüsewürfel dazu, um kurz anzuschwitzen. Nach etwa einer Minute geben wir das Wasser hinzu und bedecken das Gemüse großzügig mit Flüssigkeit. Nun reduzieren wir die Temperatur und lassen die Suppe zugedeckt ziehen.

Etwa dreißig Minuten später sollte das Gemüse gar sein. Um ihr einen letzten Schliff zu verleihen, schmecken wir sie mit den Gewürzen sowie der gehackten Petersilie ab. Zu guter Letzt pürieren wir die Suppe, bis sie eine cremige Konsistenz annimmt.

Yang Lebensmittel

Als Yang Lebensmittel werden süße Obstsorten und Trockenobst sowie Nüsse und heiße Gewürze klassifiziert. Zu diesen zählen unter anderem Kurkuma, Pfeffer, Kakao und Zimt. Auch Fisch und Fleisch werden in der TCM als erhitzend beschrieben. Ebenso wie manches Gemüse wie Zwiebeln oder Zucchini.

Kurkuma-Quinoa Suppe

Um unseren Körper bei Yang Mangel zu stärken, nähren wir ihn mit einer sättigenden Kurkuma-Quinoa Suppe.

Die Zutaten:

• 2 Pastinaken

• 100 g Bohnen

• 100 ml Kokosmilch

•  2 Lauchzwiebeln

• 50 g Quinoa

• 1 TL Kokosöl

• 1 TL Kurkuma Pulver

• 1 Tasse Gemüsebrühe

• Himalaya-Salz

So gehen wir vor:

Wieder beginnen wir mit der Vorbereitung unseres Gemüses, das wir waschen und in kleine Stücke schneiden. Nachdem wir das Öl in einem Topf erwärmt haben, geben wir zunächst die Lauchzwiebeln zusammen mit dem Kurkuma und anschließend das übrige Gemüse mit dazu. Sobald Ihnen der Duft der indischen Gelbwurz in die Nase steigt, ist die Zeit für den Umzug von Quinoa und dem übrigen Gemüse in die Pfanne gekommen. Den gesamten Mix rühren wir nun einmal gut durch, bevor wir ihn vollständig mit der Flüssigkeit bedecken. Zugedeckt und bei niedriger Temperatur köchelt die Suppe nun etwa 20 Minuten vor sich hin. Zum Schluss schmecken wir unsere Kreation mit etwas Himalaya-Salz sowie eventuell einer weiteren Prise Kurkuma Pulver ab.

Neutrale Lebensmittel

Während manche Lebensmittel klar einer Kraft zugeordnet werden, sind andere bereits in sich ausgeglichen. Zu dieser Kategorie zählen diverse Kohlsorten, Wurzelgemüse und Hülsenfrüchte. Auch manche Nüsse und Samen wie die Mandel oder die Pistazie gelten als neutral.

Kochen nach Yin und Yang

Neben der Art des Lebensmittels spielt auch die Zubereitung in der Yin und Yang Küche eine wichtige Rolle. Mit der Art und Weise, wie wir mit Lebensmitteln umgehen, kann deren Eigenschaft verändert werden. Methoden, bei denen mit starker Hitze gearbeitet wird, gelten als Yang-Techniken. Zu diesen zählt beispielsweise das Grill oder Braten. Im Sinne des Yin bereiten wir Lebensmittel schonend und mit minimalem Energieaufwand zu. Hierzu zählen beispielsweise das (Dampf-)Garen oder das schonende Köcheln. Rohkostgerichte sind entsprechend der Lehre des Yin und Yang als sehr kühlend – also sehr oder auch Hyper-Yin – zu bewerten.

Yin und Yang in Ihrem Eigenheim

Die Ernährung war ein Beispiel, das zeigt, wie Yin und Yang in unserem Alltag zu spüren sind. Ein weiteres stellt unser Eigenheim dar. Experten zur Folge soll die Gestaltung unserer Wohnung einen erheblichen Einfluss auf den Fluss unserer Energien haben. Zugrunde liegt dieser Überzeugung das Prinzip des Feng-Shui.

Feng-Shui zum Ausgleich von Yin und Yang

Feng-Shui gilt als chinesische Harmonielehre, deren Wurzeln im Daoismus liegen. Sie geht davon aus, dass die Gestaltung unserer Lebensräume einen entscheidenden Einfluss auf die Energie zwischen uns selbst und unserer Umgebung hat. Neben unter anderem der Idee des Qi und der Lehre der fünf Elemente, liegt dem Feng-Shui die Lehre von Yin und Yang zugrunde. Mit den Charakteristiken der beiden Kräfte im Hinterkopf, sollen Räume an den Energiefluss in unserem Alltag angepasst werden. Um uns Energie zu geben, sollte jeder Raum Elemente beider Energien beinhalten. Indem wir diese geschickt kombinieren, ist es jedoch ganz leicht möglich, für eine bestimmte Stimmung zu sorgen.

Yin im Bade- und Schlafzimmer

Als Räume der Ruhe und Entspannung sollen das Badezimmer und das Schlafzimmer auf den Fluss des Yin ausgerichtet werden. Was das bedeutet? Gedeckte Farben, dezente Dekoration und keine Elemente, die zu viel Aktivität erfordern. Der Fernseher ist damit ebenso Tabu wie jegliche Arbeitsutensilien, der Laptop oder Sportgeräte. Mit wenigen, gezielt ausgesuchten Accessoires soll eine entspannende, ruhige Atmosphäre erzeugt werden, die den Körper zur Ruhe bringt. Typische Farben in Yin Räumen sind beispielsweise erdige und metallische Töne sowie schwarz und weiß. Bei der Auswahl der Accessoires werden gebogene, runde Formen empfohlen.

Yang im Wohn- und Arbeitsbereich

Die Räumen, in denen Sie den aktiven Teil ihres Alltags bestreiten, eignen sich gemäß des Feng-Shui hervorragend, um Yang-Energien fließen zu lassen. Diese gelten als motivierend und sollen die Kreativität anregen. Yang-Elemente sind beispielsweise helle Farben, verspielte Dekoration und lebendige Musik. In Punkto Accessoires dürfen Sie sich in Yang-Räumen gerne etwas mehr austoben. Dynamische Elemente wie Springbrunnen sind beispielsweise hervorragend im Wohn- und Arbeitsbereich aufgehoben. Im Hinblick auf die Form wird dabei häufig auf eckige, spitze Elemente verwiesen. Bei der farblichen Gestaltung darf Mut zur Farbe bewiesen werden: Von Orange bis Rot, von Türkis bis Grün ist in einem Yang-Raum alles möglich.

Auch wenn Sie in Yang-räumen tiefer in die Dekokiste greifen können, gilt auch hier das Prinzip „weniger ist mehr“. Um stets für Harmonie zu sorgen, sollten Sie sowohl bei der Auswahl von Deko-Elementen als auch der Farbgestaltung mit Bedacht vorgehen. 

Ob in der Küche oder in unserer Wohnung: Wie die Lehre des Yin und Yang beweist, können wir in so vielen Bereichen des Alltags zu einem stetigen Fluss unserer Lebensenergien beitragen. Nicht nur unser Körper wird uns diese Bemühungen danken.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Entdecken!

Ihr Terra Elements Team

Bildnachweis: © pchais / adobe.com 

Ist man Yin oder Yang?

Das Symbol, das man beim Stichwort Yin Yang sofort vor Augen hat, besteht aus einem schwarzen und einem weißen Teil. Der schwarze Bereich (Yin) steht dabei für Dunkelheit, Ruhe, passives Empfangen, das Weibliche und Weiche. Weiß (Yang) hingegen bedeutet Sonne bzw. Helligkeit und Wärme, aktives Geben und Männlichkeit.

Welche Seite ist Yin und Yang?

Die linke Körperseite (Yin) ist die mütterliche Seite und steht für Weiblichkeit, Annahme, Akzeptanz, Loslassen, Vertrauen, Kreativität, Phantasie, Sensibilität, Ruhe, Pausen. Den Kontrast bildet die männliche Seite (Yang).

Ist weiß Yin oder Yang?

Ein weit verbreitetes Symbol des kosmischen Prinzips ist das Taijitu, in dem das weiße Yang (hell, hoch, hart, heiß, positiv, aktiv, bewegt, männlich) und das schwarze Yin (dunkel, weich, feucht, kalt, negativ, passiv, ruhig, weiblich) gegenüberstehend dargestellt werden.

Wie sieht ein Yin Yang Zeichen aus?

Yin und Yang: Das Symbol Das Yin-Yang-Zeichen ist ein Kreis bestehend aus einer weißen und einer schwarzen Hälfte. Eine S-förmige Linie trennt die zwei Hälften, die jeweils auch einen Punkt entgegengesetzter Farbe enthalten.