Wie weit darf ein Baum über die Grundstücksgrenze wachsen NRW?

Sehr geehrte Damen und Herren,
leider haben wir vor 30 Jahren versäumt unsere Nachbarn auf die zu dichte Anpflanzung von Schwarzkiefern (Pinus nigra) und Fichten ( Picea omorika), Immergrüner chinesischer Schneeball ( Viburnum rhytidopfyllum) darauf aufmerksam zu machen. Mittlerweile sind aus diesen Bäumchen stattliche Bäume geworden, die ca. 25 - 30 m hoch sind. Der Schneeball wird nun auch nicht mehr zumindest auf Garagenhöhe gehalten und ist nun 6,00 m hoch. Sie nehmen uns die Sonne und das Astwerk hängt zu unserem Verdruss über unser Grundstück, Balkon, Einfahrt. Autos die in unserer Einfahrt parken haben dauernd mit Harztropfen zu rechnen oder bekommen leichte Dellen durch die herunterfallenden Zapfen. Es sind Bäume, die eigentlich nicht gerade in einen normalen Hausgarten gehören. Das Grundstück befindet sich in Paderborn(NRW).
1.)Welche Handhabung haben wir nun gegen unsere Nachbarn?
2.)Was können wir tun, um eine Einkürzung oder gar Beseitigung zu erreichen?
3.) Müssen wir es dulden, das jegliche Pflegemassnahmen von unserem Grundstück aus geschehen? - Unsere Nachbarn haben dieses bei der Anlage des Grundstücks vor 30 Jahren nicht beachtet und so werden sämtliche Heckenpflegearbeiten von unserem Grundstück aus gemacht!
Vielleicht kann mir jemand einen Tipp bzw. eine Hilfestellung geben! Ich würde mich über eine hilfreiche Antort freuen.

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Guten Abend,

Den Überhang von Ästen müssen Sie nicht dulden. Sie können Ihren Nachbarn auffordern, die Äste innerhalb einer angemessenen Frist zu kürzen. Nach Fristablauf können Sie die Äste selbst kürzen (§ 910 Abs. 1 Satz 2 BGB ). Wenn Ihr Wagen durch herabfallende Harztropfen und Zapfen beschädigt wird, liegt auch mehr als nur eine unwesentliche Beeinträchtigung vor (§ 910 Abs. 2 BGB ), so dass Sie das erwähnte »Abschneiderecht« haben.

Ein Anspruch auf Beseitigung der Bäume kommt in Betracht, wenn die Grenzabstände nach dem nordrhein-westfälischen Nachbarrechtsgesetz (NachbG NRW) nicht eingehalten sind. Bei stark wachsenden Bäumen ist ein Abstand von vier Metern einzuhalten (§ 41 Ziff. 1 Buchst. a NachbG NRW). Wenn der Abstand unterschritten ist, kann grundsätzlich verlangt werden, dass die Bäume gefällt werden (§ 50 NachbG NRW, § 1004 BGB ).

Der Anspruch ist allerdings ausgeschlossen, wenn nicht binnen sechs Jahren nach der Anpflanzung Klage auf Beseitigung erhoben wurde (§ 47 Abs. 1 Satz 1 NachbG NRW). In Ihrem Fall kann also eine Beseitigung der Bäume grundsätzlich nicht mehr gefordert werden. Eine Ausnahme davon wird von der Rechtsprechung zugelassen: Aus dem nachbarlichen Gemeinschaftsverhältnis in Verbindung mit Treu und Glauben (§ 242 BGB ) kann sich eine Verpflichtung ergeben, Anpflanzungen auch nach Fristablauf zurück zu schneiden oder von der Grenze zurück zu setzen. Das Kürzen der Bäume müsste aber - was Sie in einem Rechtsstreit darzulegen und zu beweisen hätten - dringend geboten erscheinen. Ob es allerdings schon ausreicht, dass Ihrem Grundstück Sonnenlicht entzogen wird, erscheint eher zweifelhaft (das NachbG NRW kennt keine Obergrenzen für die Höhe von Bäumen).

Immerhin bleibt Ihnen der o. g. Anspruch auf Zurückschneiden der Äste. Dieser ist nicht an zeitliche Fristen gebunden. Fordern Sie Ihren Nachbarn also zum Abschneiden der Äste auf, die über die Grundstücksgrenze ragen.

Die Pflege der Bäume von Ihrem Grundstück aus müssen Sie wohl dulden. Nach herrschender Meinung ist z. B. für das Beschneiden von Hecken das sog. »Hammerschlags- und Leiterrecht« des Nachbarn für anwendbar gehalten (§ 24 NachbG NRW). Das Recht muss aber schonend ausgeübt werden.

Mit freundlichen Grüßen

Rechtsanwalt Matthias Juhre.

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Gefragt von: Frau Dr. Henriette Lorenz  |  Letzte Aktualisierung: 10. September 2022

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Mindestabstände für Bäume

Ein Abstand der Grenzbepflanzung von vier Metern gilt für stark wachsende Bäume (wie beispielsweise Eichen oder Platanen). Gemessen wird immer von der Mitte des Baumes aus. Für „alle übrigen Bäume“ muss laut Gesetz ein Abstand von zwei Metern zur Grundstücksgrenze eingehalten werden.

Wie weit darf Nachbars Baum auf mein Grundstück ragen?

Wenn es für Ihr Bundesland keine genauen rechtlichen Vorschriften gibt, beachten Sie am besten folgende Faustregel: Halten Sie mit Bäumen und Sträuchern bis etwa zwei Meter Höhe vorsichtshalber einen Mindestabstand von 50 Zentimetern ein, bei höheren Pflanzen mindestens einen Meter.

Wie hoch darf die Bepflanzung an der Grundstücksgrenze sein NRW?

Hecken von über 2 Meter Höhe müssen einen Grenzabstand von mindestens 1 Meter und Hecken bis zu 2 Meter Höhe einen Abstand von 0,50 Meter einhalten. Der Abstand wird hier nicht von der Mitte des Stammes, sondern von der dem Nachbarn zugekehrten Seitenfläche der Hecke ausgemessen.

Wie weit dürfen Äste auf das Nachbargrundstück reichen?

Der Abstand, den ein Baum zum Nachbarsgrundstück haben darf, ist in den Nachbarrechtsgesetzen der Bundeslänger festgelegt. Diese können Sie auch in Ihrer Gemeinde anfragen. Im Normalfall sollte ein Baum bei einer Wuchshöhe von unter zwei Metern 50 Zentimeter Abstand zum Nachbarsgrundstück haben.

Wie viel Abstand zum Nachbargrundstück NRW?

§ 1 Gebäude

(1) Mit Außenwänden von Gebäuden ist ein Mindestabstand von 2 m und mit sonstigen, nicht zum Betreten bestimmten oberirdischen Gebäudeteilen ein Mindestabstand von 1 m von der Grenze einzuhalten.

Überhängende Äste - was darf der Nachbar? | Rechtsanwalt Dr. Achim Zimmermann

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Wann muss der Nachbar einen Baum entfernen?

Geht es aber um einen Baum auf der Straße, der ja der Gemeinde gehört, greift der Paragraf 1004 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB). Darin heißt es, dass dem Eigentümer eines Grundstückes Beseitigung- oder Unterlassungsansprüche zustehen können, wenn sein Grundstück durch Einwirkungen von Dritten beeinträchtigt wird.

Wie weit muss ein Baum von der Grenze entfernt sein NRW?

II.

Für Bäume können sich Abstände bis zu 4,00 m von der Grenze ergeben, bei Ziersträuchern können Abstände von bis zu 1,00 m einzuhalten sein. Sollte der gesetzliche Abstand nicht eingehalten sein, hat der störende Nachbar seine Pflanzen zu entfernen, sofern keine gesetzliche Ausnahme eingreift.

Was tun wenn der Nachbar seine Bäume nicht schneidet?

Weigert sich der Eigentümer, den Rückschnitt vorzunehmen, wird das beschriebene Selbsthilferecht „aktiviert“. Dann kann der Nachbar (in diesem Fall Sie) den erforderlichen Rückschnitt selbst vornehmen oder einen Dritten damit beauftragen. Die Kosten können Sie vom Eigentümer des Waldgrundstücks zurück verlangen.

In welcher Höhe dürfen Äste Überhängen?

das Landgericht Coburg (Az.: 32 S 11/01) entschieden, dass grundsätzlich nur die Äste und Zweige beseitigt werden müssen, die unter einer Höhe von fünf Metern in das Nachbargrundstück hineinragen. Ein Überwuchs in einer Höhe von mehr als fünf Metern ist hingegen mangels Beeinträchtigung in der Regel zu dulden.

Kann ein Nachbar den Rückschnitt eines Baumes verlangen?

Das jeweilige Landesrecht legt fest, wie hoch eine Hecke sein darf. Ist sie höher als vorgeschrieben, kann ein Nachbar verlangen, dass sie zurückgeschnitten wird. Steht inmitten der Hecke allerdings ein Baum, muss dieser nicht in jedem Fall gestutzt werden.

Wie hoch darf eine Tanne im Garten werden?

Besteht eine Baumschutzsatzung, darf ein Baum nicht mehr entfernt werden, wenn er einen bestimmten Stammumfang, in der Regel in 1 m Höhe, überschreitet. Die Festlegung dieses Umfanges obliegt der Stadt/Gemeinde. Das nicht genehmigte Entfernen eines Baumes wird mit hohen Geldstrafen belegt!

Wie hoch darf man ein Baum im Garten wachsen lassen?

Da stellt sich die Frage: Wie hoch dürfen Bäume im Garten eigentlich sein? Die Gartenexpertin Iris Steinweller hat die Antwort. Eine Obergrenze für die Höhe von Bäumen in privaten Gärten existiert grundsätzlich nicht.

Was darf der Nachbar nicht?

Laute Musik

Das gilt besonders während der Ruhezeiten zwischen 22 und 6 Uhr, sowie an Sonn-und Feiertagen. Alles über Zimmerlautstärke könnte innerhalb dieser Zeiten eine Ruhestörung der Nachbarn sein und ist damit eine Ordnungswidrigkeit.

Was tun wenn die Bäume des Nachbarn über die Grenze wachsen?

Das Gesetz regelt diesen Konflikt in §§ 910 und 1004 BGB. Nach § 910 BGB kann der Eigentümer eines Grundstücks herüberragende Zweige abschneiden und behalten, wenn er zuvor dem Nachbarn eine angemessene Frist zur Beseitigung bestimmt hat und die Beseitigung nicht innerhalb der Frist erfolgt.

Wann ist ein Baum eine Gefahr?

Ein Gefahrenbaum ist ein Baum, von dem eine konkrete Gefahr ausgeht, entweder für erhebliche Sachwerte oder „Leib oder Leben“. Bei diesen Bäumen ist die Standsicherheit nicht mehr gewährleistet und sie müssen gefällt werden. Verantwortlich ist der Eigentümer.

Wann hat ein Baum Bestandsschutz?

Ab dem Zeitpunkt, an dem der Baum gepflanzt wird, ist er bis zum Ablauf des fünften Wuchsjahres ein Jungbaum. Mit Beginn des sechsten Jahres wird er „erwachsen“, was automatisch zu Bestandsschutz führt. Das gilt für alle Laub- und Nadelbäume, was auch Tannen an der Grundstücksgrenze umfasst.

Wie hoch dürfen Bäume im Garten sein NRW?

Eine bestimmte Höhenbegrenzung schreibt das Nachbarrechtsgesetz nicht vor. Im Streitfall entscheiden die Gerichte unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten, ob die über 2 m Höhe hinausgehende Anpflanzung noch den Charakter einer Hecke erfüllt.

Wer muss überhängende Äste entfernen?

Gartenbesitzer dürfen einen Baum vom Nachbargrundstück stutzen, wenn dessen Äste auf das eigene Grundstück überhängen - auch wenn seine Standfestigkeit dadurch gefährdet ist. So hat es der Bundesgerichtshof am 11. Juni 2021 entschieden.

Wer ist verantwortlich für überhängende Äste?

Ein Nachbar darf überhängende Äste eines Baumes absägen, wenn sein Grundstück durch den Überhang beeinträchtigt wird. Grundsätzlich ist immer der Eigentümer für Bäume und ihren Wuchs auf seinem Grundstück verantwortlich.

Was muss ich als Nachbar dulden?

Regelmäßig dulden müssen Nachbarn Geräusche von Kindern und Säuglingen (draußen wie drinnen) sowie Gerüche von Landwirtschaftsbetrieben. Hier sind die Anforderungen an unzulässige Störungen relativ hoch (vgl. zuletzt VG Trier, 5 K 1542; OVG Nordrhein-Westfalen, 8 A 1760/13).

Wie weit darf ein Baum geschnitten werden?

Schneiden Sie die Äste etwa bis in Kopfhöhe ab, achten Sie dabei aber auf die Proportionen des Baumes. Wenn Ihnen das Verhältnis zwischen Stamm und dem Volumen der Krone nicht harmonisch erscheint, sollten Sie auch einen Teil der Krone auslichten.

Wie weit muss eine Birke von der Grundstücksgrenze weg sein?

Beide stehen mindestens zwei Meter von der Grundstücksgrenze entfernt.

Wie hoch darf die Bepflanzung zum Nachbargrundstück sein?

Nach Artikel 47 Absatz 1 dieses Gesetzes dürfen Bäume, Sträucher und Hecken bis zu einer Höhe von 2 m nicht näher als 50 cm an die Grundstücksgrenze gepflanzt werden. Pflanzen von über 2 m Höhe müssen sogar einen Grenzabstand von mindestens 2 m einhalten.

Kann ich meinen Zaun auf die Grundstücksgrenze setzen?

Grundsätzlich läuft eine Einfriedung entlang der Grenze, wenn nur einer der Nachbarn einfriedungspflichtig ist. Besteht eine gemeinsame Einfriedungspflicht der Nachbarn, darf der Zaun auf der Grundstücksgrenze errichtet werden. In der Regel müssen Sie keine Grenzabstände einhalten.

Was kann ich tun wenn die Bäume des Nachbarn nerven?

Wenn Bäume und Sträucher den Nachbarn ärgern

  1. Äste, die in den eigenen Garten ragen, darf man abschneiden. Allerdings sollte man das mit dem Nachbarn vorher absprechen. ...
  2. Ab einem bestimmten Umfang dürfen Bäume nicht einfach gefällt werden. ...
  3. Hecken, die an der Grundstücksgrenze stehen, dürfen gestutzt werden.

Wie hoch darf mein Nachbar seine Bäume wachsen lassen in NRW?

Eine bestimmte Höhenbegrenzung schreibt das NachbG NRW nicht vor. Im Streitfall entscheiden die Gerichte unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten, ob die über 2 Meter Höhe hinausgehende Anpflanzung noch den Charakter einer Hecke erfüllt.

Kann ein Nachbar den Rückschnitt eines Baumes verlangen?

(2) Bäume, Sträucher oder Hecken, welche über die im § 50 oder § 52 zugelassenen Höhen hinauswachsen, sind auf Verlangen des Nachbarn auf die zulässige Höhe zurückzuschneiden, wenn der Eigentümer sie nicht beseitigen will.

Wie weit dürfen Bäume an der Grundstücksgrenze stehen und wie hoch dürfen sie werden?

Wenn es für Ihr Bundesland keine genauen rechtlichen Vorschriften gibt, beachten Sie am besten folgende Faustregel: Halten Sie mit Bäumen und Sträuchern bis etwa zwei Meter Höhe vorsichtshalber einen Mindestabstand von 50 Zentimetern ein, bei höheren Pflanzen mindestens einen Meter.

Wann muss der Nachbar einen Baum entfernen?

Kann ich von meinem Nachbarn in Hamburg verlangen, dass er seinen Baum, der mein Grundstück verschattet, fällt? Das Fällen des gesamten Baumes kann man nicht verlangen. Nur wenn einzelne Äste die Grenze überragen und dadurch die Nutzung Ihres Grundstücks beeinträchtigt wird, muss der Nachbar den Überhang abschneiden.