Wie viel Geld brauche ich um mit 55 in Rente zu gehen?

Ein Rechenbeispiel: Wer mit 60 Jahren seinen Ruhestand antreten will und 25 Jahre jeden Monat 1000 Euro zur Verfügung haben möchte, müsste 300.000 Euro angespart haben. Dann wäre das Kapital mit 85 Jahren aufgezehrt. Um so viel Kapital aufzubauen, müsste man 20 Jahre lang jeden Monat ungefähr 750 Euro auf die hohe Kante legen und damit eine Verzinsung von vier Prozent erzielen. Wer diese Summe über 30 Jahre ansparen will, braucht wegen des Zinseszinseffektes hingegen nur etwa 300 Euro monatlich zurücklegen. Langfristig sparen zahlt sich somit vor allem in den letzten Jahren vor Renteneintritt nochmal richtig aus.

Wer nicht nur auf Festgeldkonto und Sparplan setzen will, kann sich auch den staatlich geförderten Produkten zur privaten Altersvorsorge wie Riester-Rente und Basisrente (auch Rürup-Rente genannt) zuwenden. Diese Verträge ermöglichen die Auszahlung der Rente bereits mit 60 Jahren. Der Staat fördert durch Zulagen und Steuervorteile. Die Riester-Rente muss allerdings in der Auszahlungsphase voll versteuert werden, bei der Rürup-Rente wächst in den kommenden Jahren der zu versteuernde Anteil. Die geförderten Modelle sind aber nicht nur kompliziert, sondern oft auch wenig rentabel, weil der Verwaltungsaufwand recht hoch ist. Dafür gibt es staatliche Garantien zum Kapitalerhalt, die ein Wertpapierdepot zum Beispiel nicht bietet.

Sinnvoller ist da schon eher eine betriebliche Altersversorgung, bei der sich der Arbeitgeber an den Sparraten beteiligt. Da die Sparraten vom Bruttogehalt abgebucht werden, sind sie steuerlich begünstigt und senken die Sozialabgaben. Zwar kann der Sparer die erworbenen Rentenansprüche auch zu einem anderen Arbeitgeber mitnehmen, allerdings muss dieser den Vertrag nicht übernehmen, wenn er eine eigene Lösung anbietet. In keinem Fall kann der Sparer vor Erreichen des vereinbarten Rentenalters an das Geld heran. Dafür lässt sich aber ein Rentenbeginn mit 62 Jahren durchaus vereinbaren, vor 2012 abgeschlossene Verträge können sich Betriebsrentner auch schon mit 60 Jahren auszahlen lassen. Sowohl eine lebenslange Rente als auch eine einmalige Auszahlung des Kapitals ist möglich. In beiden Fällen müssen allerdings Steuern und Krankenversicherungsbeiträge in der Bezugsphase gezahlt werden.

Wer also früh in Rente gehen will, muss also enorme Sparanstrengungen unternehmen, wenn er nicht bereits über ein beträchtliches Vermögen oder die Aussicht darauf verfügt. Unmöglich ist es nicht.

Unser Test-Frührentner heißt Jan, so nennen wir ihn. Jan ist 25 und will mit 50 in Rente gehen. Heute verdient Jan 4.000 Euro brutto, also rund 2.500 Euro netto. Ein Drittel davon oder 850 Euro davon spart er. So bleiben ihm heute 1.650 Euro zum Ausgeben. Für Miete, Lebenshaltungskosten und Netflix-Spaß. Das Geld reicht Jan zum Leben. Sagt er. Mit 50 geht Jan in (Privat-) Rente. Inflation und Krankenkasse sind (werden dabei die kommenden Jahrzehnte) bezahlt. Bis zu seinem Tod. Und nach Jans Ende: bleiben bald 600.000 Euro (steigend) zum Vererben übrig. Wie das geht? Das erfahren Sie jetzt:

Jan arbeitet bis 50 und geht in Rente

Damit Sie es gleich wissen: Die vom Staat geförderte Riester-Rente, aber auch die Rürup- oder Basisrente oder die Betriebsrente vom Chef, sind für eine freiwillig gewollte Frührente ungeeignet. Warum? Weil alle vorgenannten staatlich geförderten Spar-Vehikel fürs Alter erst ab einem Alter von 67 Jahren funktionieren. Einem jungen Mann ist das egal. Er spart ohne Staat. Er spart privat. Mit Aktienfonds und geht mit 50 in Rente.

Der junge Mann in unserem Beispiel heißt Jan. Er ist Maschinenbautechniker. Jan ist 25 Jahre alt und verdient jeden Monat 4.000 Euro brutto. Nach Abzug der Sozialabgaben und der Steuern bleiben ihm 2.500 Euro netto. Zum Ausgeben. Das ist sein Geld, das jeden Monat auf dem Bankkonto landet. Für Miete, Essen, Kleidung, Urlaub, Klamotten, Netflix und Handy. Jan will sich nicht bis 67 krumm machen wie sein Vater, … der es doch nur bis 59 geschafft hat, bis man ihn – Jans Vater – geschasst hat. Weil seine Firma Arbeitsplätze abbaute und den Alten durch ein Stück Silikon ersetzte.

Rentenlücke berechnen

Wenn Sie wissen wollen, wie groß Ihre Rentenlücke im Vergleich zum derzeitigen Einkommen sein wird, können Sie das über den nachfolgenden Rechner ermitteln, den wir Ihnen in Zusammenarbeit mit der myPension Altersvorsorge GmbH anbieten. Einfach Ihr derzeitiges Alter sowie Nettoeinkommen eingeben und Rentenlücke ermitteln:

Die Jedermann-Rechnung

Die Jedermann-Rechnung nenne ich diesen Abschnitt. Die "Bild"-Zeitung, immer volksnah, würde hier vielleicht texten: „Die Volks-Rente ab 50“. Eine Volks-Rente ab 50?! Das geht! So: Unser Muster-Freiwillig-Frührentner Jan will mit 50 in Rente. Mit 50. In Worten: Fünfzig. Jahre. Rente. Beginn. Und das geht. Für jeden. Nicht erst ab 67, sondern ab 50. „Volks-Rente. Ab 50?“ Ja.

Falls es Ihnen aufgefallen ist. Unser Beispielmensch Jan ist kein Akademiker: Er hat nach der 10. Klasse eine Lehre als Maschinenbauer gemacht und im Abendstudium seinen Techniker drangehängt. Studierte Leute verdienen – je nach Fachrichtung – (neudeutsch-dämlich) „signifikant“ mehr Geld als Jan. Und mit mehr Geld im Portemonnaie ließe sich unser Beispiel zur „Luxusrente“ ab 50 noch leichter rechnen. Weil mehr Geld bei einem vergleichbaren Lebensstandard mehr Freiraum, also noch mehr Geld, für diesen Finanzplan böte.

Drei Renten-Schritte …

Denn Akademiker haben mehr Geld als gelernte Maschinentechniker mit Mittlerer Reife/Sekundarabschluss, Ausbildung plus Techniker-Weiterschulung. Akademiker mit mehr Geld können freier planen. Das machen wir hier bewusst nicht. NICHT! Wir nehmen einen Normalo, einen Facharbeiter, der nach der Lehre und ein paar Berufsjahren finanziell „erwacht“ und plant. Und der sagt: „Mist. Mit 50 ist Schluss!“ Heute ist Jan 25 und will sein Geld bewusster ausgeben, weniger mit Spaß, aber sinnlos, verprassen – mehr sparen.

Wer mit 50 in Rente gehen will, für den, für Muster-Rentner Jan, gelten drei Phasen, die zu berechnen sind:

  1. Phase: Alter 25-50 Jahre: Sparen
  2. Phase: Alter 60-66 Jahre: Private Rente kassieren
  3. Phase: Alter 67-90 Jahre: Private Rente minus gesetzliche Rente = weniger privater Rentenbedarf

Die Rente mit 50 kann man nicht ganz so einfach erklären. Denn erstens muss unser Muster-Frührentner Jan bis zum Alter von 50 Jahren sparen. Ab dann fließt aus dem Vermögen seine erste, die private Rente, pro Jahr mit 1,5 Prozent der Inflation wegen gesteigert, bis zum Alter von 67 Jahren, wo dann die gesetzliche Rente hinzukommt. Ab einem Alter von 67 Jahren kann unser Muster-Rentner Jan seine monatliche private Renten-Entnahme aus dem gesparten Kapital um den Betrag der staatlichen Rente vermindern.

… die Inflation

Außerdem muss man für alle Beträge Zinsen, Dynamik und Inflation einrechnen. Die Inflation, also die Geldentwertung, rechnen wir mit 1,5 Prozent pro Jahr ein – genauso wie die Lohnerhöhungen der Deutschen. Sowohl bei steigenden Entnahmen in der Rentenphase, aber auch in der Sparphase. Das zeigt unterm Strich: ein Nullsummenspiel. Das ist doch klar, oder? Wenn Ihre Miete jedes Jahr um 1,5 Prozent steigt und Ihr Einkommen auch, dann kost‘ Sie das nix. Nichts mehr jedenfalls. Weil die Kaufkraft immer gleichbleibt. Ähnlich ist das auch mit dem vollen Einkaufskorb bei Edeka. Wenn Preise und Löhne in gleicher Weise, je um 1,5 Prozent, steigen, dann ist Ihr Einkaufskorb heute wie später immer gleichvoll! Gleich und voll!

Deswegen rechnen wir immer mit 1,5 Prozent. Bei der Inflation (der Geldentwertung) und ebenso bei den Einnahmen, sei es der Lohn, bei der Staatsrente wie auch bei der Privatrente. Hier ist das Beispiel für Facharbeiter Jan.

Jans Rente mit 50

Seit 1957 ist die gesetzliche Rente real um 1,8 Prozent pro Jahr gestiegen. Bis 2022 stellt die Regierung jährlich sogar 2,8 Prozent mehr Rente in Aussicht (danach wird es weniger, weil dann die Babyboomer, die 60er Jahrgänge, die Rentenkasse stärker belasten). Wir sind bescheiden und rechnen mit 1,5 Prozent Plus: jeweils identisch. Bei Löhnen, Preisen und Rentenentwicklung. Immer mit 1,5 Prozent. Nur beim Sparen rechnen wir mit 6,5 Prozent Aktien-Rendite und Minimalkosten für ein Depot mit ETF-Sparplänen.

Heute verdient Jan 2.500 Euro netto. 850 Euro davon spart er. So bleiben ihm 1.650 Euro zum Ausgeben für Miete und Lebenshaltungskosten. Das reicht ihm. Legt Jan nun 850 Euro als Sparplan in ETFs an, dann kann er bei einer historischen Rendite von 6,4 bis 7,3 Prozent pro Jahr im Alter von 50 Jahren mit einer Monatsrente von 2.400 Euro rechnen – nach Steuern. Wie das geht:

850 Euro über 25 Jahre zu 6,5 Prozent Rendite pro Jahr angelegt, ergeben am Ende 570.126 Euro – nach Steuern. Interessierte Leser können das mit hier nachrechnen.

Diese 570.126 Euro liegen weiterhin im Depot mit ETF-Sparplänen. Nun aber entnimmt unser Jan monatlich 2.400 Euro. Das ist genau der Betrag, den das Depot bei der angenommenen Rendite und nach Abzug der Abgeltungssteuer verkraftet, ohne zu schrumpfen – eine so genannte ewige Rente.

400 Euro von seiner Monatsrente gibt Jan für die Kranken-/Pflegekasse aus. Bleiben 2.000 Euro zum Leben. Das ist der zwischenzeitlich mit 1,5 Prozent inflationierte Bedarf und Geldwert pro Monat im Alter von 50 Jahren, also in 25 Jahren.

Krankenkasse von 50 bis 67

Wenn Jan ab 50 in Rente geht, dann ist das sein Privatstatus: Versicherungstechnisch nämlich keiner. Keiner. Machen wir Jan zum Privatier. Kassenversichert als ein Selbstständiger. Als ein Kapitalist mit 2.150 Euro Einnahmen pro Monat (juristisch „Gewinn“). Dann ist sein Mindestbeitrag als Selbstständiger bei der Kranken-/Pflegekasse rund 400 Euro pro Monat. Deswegen haben wir oben mit brutto 2.150 Euro Rentenentnahme und 2.000 Euro zum Ausgeben. Zum Leben.

Mit 50 Jahren geht Jan also in Rente und kassiert sein Monatsgeld aus dem gesparten Kapital. 2.400 Euro pro Monat. 17 Jahre später ist Jan 67. Dank der dann fällig werdenden Staatsrente sinkt sein privater Rentenbedarf. Weil nun mit 67 die gesetzliche Rente dazu kommt, in die Jan von 25 bis 50 eingezahlt – und bis 67 gewartet – hat. Nach heutigen Werten der Rentenformel (die Regeln in 25 Jahren kennen wir nicht) bringen 4.000 Euro brutto nach 25 Jahren und eingezahlt von Alter 25 – 50 eine Rentenanwartschaft von 1.000 Euro. Das ist der Stand gerechnet per 2018.

Jans Rente ab 67 Jahren

Im Jahr 2060 – Jan ist dann 67 – ist die Rentenanwartschaft von 1.000 Euro auf 1.870 Euro angewachsen (1,5 Prozent pro Jahr mal 42 Jahre von 2018 bis 2060 = Alter 67). Jans anfängliche private Rente von 2.400 Euro, da war er 50, ist in seinem Alter 67 auf 3.045 Euro angewachsen (1,5 Prozent von Alter 50 bis 67). Das rechnet sich im Jahr 2060, Jan ist 67, so:

Private Rente per 67 erreicht:   + 3.045 Euro (gezahlt aus Fonds-Vermögen)
Staatliche Rente per 67 sind:     – 1.870 Euro/Monat
Restbedarf Rente ab 67:              = 1.176 Euro/Monat

Die staatliche Rente steigt (so unser Modell) pro Jahr um 1,5 Prozent und Jahr (seit 1957 = 1,8% / Jahr). Die private Rente (so rechnen wir die Kapitalanlage!) steigt pro Jahr ebenfalls mit 1,5 Prozent bei der monatlichen Entnahme pro Jahr.
Merke: Ab 67 braucht Jan 1.176 Euro Rente, pro Jahr um 1,5 Prozent steigend. Das ist sogar eine ewige Rente. Ganz egal, ob Jan 90, 100, 110 oder 120 Jahre alt wird! Sein Vermögen steigt und steigt und erreicht in seinem Alter 97 knapp 585.000 Euro Erbmasse. Für Jans Kinder oder Enkel.

6,5 Prozent Rendite?

Unser Mustersparer investiert 13 Jahre lang in Aktien. Dazu nur eine von vielen Quellen zu Aktienrenditen, wenn der Anlagezeitraum lang genug ist: das Fachportal Brokervergleich.de: „Wer 10 Jahre lang in einen Aktiensparplan mit Schwerpunkt Deutschland eingezahlt hat, konnte sich über 7,3 Prozent Rendite pro Jahr freuen.“. Wir haben bei unserem Sparmodell mit geringeren 6,5 Prozent Rendite gerechnet.

Passt dieses Rechenmodell?

Dazu ein klares Jein! Mathematisch und nach heutigen Sozialkassen- und Steuerregeln passt das oben vorgestellte Modell. Ja. Sofern wir zutreffend mit 1,5 Prozent Inflation/Lohn-/Rentenerhöhungen rechnen können. Ja. Unser Muster-Frührentner Jan täte gut daran, nach dem vorgestellten Modell zu sparen. Aber: Er sollte das vorgestellte Rechenmodell regelmäßig anpassen. Und jedes Jahr, spätestens alle fünf Jahre, schauen, ob die Zahlen von heute in den kommenden Jahren (und Jahrzehnten) weiter stimmen.

Kann man mit 55 aufhören zu arbeiten?

Auch die Rente mit 55 ist im Regelfall nicht möglich. (Ausnahmen gibt es auch hier für Menschen mit Behinderung sowie für Berufssoldaten.) Allerdings gibt es die Möglichkeit, in Altersteilzeit zu wechseln. Der Arbeitnehmer muss hierfür das 55.

Wie lange reichen 500.000 € im Ruhestand?

Wer sich mit den 500.000 Euro hingegen in den ersten 15 Jahren des Ruhestands einen höheren Lebensstandard leisten möchte, kann bei einer Rendite von 1 Prozent pro Jahr 2.975 Euro pro Monat entnehmen, bei einer Rendite von 4 Prozent pro Jahr sogar 3.603 Euro.

Wie lange reichen 250.000 € im Ruhestand aus?

bis 100. Lebensjahr 2500 Euro im Monat ausgeben, nach Abzug der Inflation (siehe Tabelle). Lesehilfe: Wer mit 30 Jahren beginnt, 2177,64 Euro im Monat zurückzulegen und mit 50 Jahren weitere 250.000 Euro erwartet, ist bei fünf Prozent Rendite mit 50 reif für den Ruhestand.

Wie viel Geld sollte man mit 50 gespart haben?

wenn ihr heute 50 Jahre alt seid: Seid ihr 50 Jahre alt, sollten sich heute bereits 135.000 Euro auf eurem Konto befinden, wie die Rechnungen ergeben. Das von Stepstone ermittelte Durchschnittsgehalt von 50-jährigen Deutschen beträgt 2022 53.720 Euro oder im Monat 2.717 Euro.