Wie heißt das Murmeltier von täglich grüßt das Murmeltier?

TV-Wetterfrosch Phil, der Berufszyniker, hasst diesen Tag: Jahr für Jahr muss am 2. Februar er hinaus in die tiefste Provinz, ins unaussprechliche Punxsutawney reisen. Um dann von Murmeltieren als den ersten Frühlingsboten am „Groundhog Day“ zu berichten. Schauderhaft!

Nicht einmal die aparte Produzentin Rita kann Phil aufmuntern. Doch dieses Jahr ist alles anders. Als der schreckliche Tag vorbei ist und Phil am nächsten Morgen aufwacht, ist wieder der 2. Februar, wieder Murmeltiertag.

Und das Schlimmste: Am nächsten Tag ist schon wieder der 2. Februar und wieder Murmeltiertag. Für den Wettermann vom Fernsehen ist es die Hölle. So sehr, dass er mehrere Tage dadurch abkürzt, dass er sich vors Auto wirft, eine Schlucht hinunterstürzt oder einen glühenden Toaster in die Badewanne wirft, in der er sitzt; aber es nutzt ja alles nichts, am nächsten Tag geht wieder um 6 Uhr der Radiowecker mit diesem scheußlichen Sonny-&-Cher-Song, „I got You, Babe“, an.

Der „Groundhog Day“ kommt immer wieder, Tag für Tag. Und Phil versteht irgendwann, dass er sich alles erlauben kann, wofür er sich morgen schämen müsste, weil: Es gibt kein Morgen …

Was zu sagen wäre

Es heißt, es müsse schrecklich sein, ein und denselben Tag immer und immer wieder zu durchleben. Es dauert nur ein paar identische Tage, dann weißt Du, wann welches Auto welche Straße passiert, wann sich eine Wolke vor die Sonne schiebt und an welcher Ecke der nervige Versicherunsgvertreter Dich abpasst und Pfützen, in die Du stolpern könntest, kennst Du auch alle.

Aber davon mal abgesehen: Ist es nicht toll, jeden Fehler konsequenzlos machen zu dürfen, weil ich es schon wenig später anders versuchen kann – ohne dabei zu altern? Irgendwann während des Films, Phil erlebt diesen Tag zu vielleicht 50. Mal – das wie oft lässt Harold Ramis in seinem Film elegant in der Schwebe – als er auf zwei einfache Arbeiter trifft, denen er sein Leid klagt. Die beiden verstehen das gar nicht. Ein Tag wie der andere, das sei doch normal; das sei halt so, was solle denn auch anders sein?

Hinter der schön erzählten romantic comedy steckt ein philosophischer Exkurs, der religiöse Motive der Erlösung hat: Erst, wenn Phil keine Fehler mehr macht, gut ist zu den Menschen und ehrlich mit seinen Gefühlen, wird er erlöst – Christentum und Buddhis lassen grüßen. Phils Vorteil ist, dass er seine Fehler alle an diesem einen Tag machen darf und dann als guter Mensch – und mit der bezaubernden Andy MacDowell („Hudson Hawk“ – 1991; „Green Card“ – 1990; „Sex, Lügen und Video“ – 1989; St. Elmo's Fire – 1985; Greystoke – Die Legende von Tarzan, Herr der Affen – 1984) an seiner Seite – weiter lebt; er kommt als Saulus und geht einen Tag später als Paulus. Und Bill Murray ist der richtige Mann dafür.

Harold Ramis ("Club Paradise" – 1986; "Die schrillen Vier auf Achse" – 1983; "Caddyshack" – 1980) setzt auf Murrays Kunst, selbst in größter Aufregung äußerlich unbewegt zu bleiben; andere haben einfach einen leeren Gesichtsausdruck. Bill Murray ("Was ist mit Bob?" – 1991; "Der kleine Horrorladen" – 1986; Ghostbusters – 1984; Tootsie – 1982; Ich glaub' mich knutscht ein Elch! – 1981; Babyspeck und Fleischklößchen – 1979) erzählt ganze Geschichten nur mit den Augen, die den Schmerz der ganzen Welt beherbergen können.

"Groundhog Day" hat, nicht zuletzt durch sein festes, wiederkehrendes Datum, das Zeug zum Kultfilm, den man sich auf Partys an jedem 2. Februar reinzieht und Dialoge mitspricht. „Phil?!? Phihiilll?!?“ Das ist Stephen Tobolowsky (Ein ganz normaler Held – 1992; Sneakers – Die Lautlosen – 1992; Basic Instinct – 1992; Jagd auf einen Unsichtbaren – 1992), der die kleine Rolle des nervigen Versicherungsvertreters zu einer weiteren, kunstvoll exaltierten Miniatur macht.

Es ist bewundernswert, wie einfach Harrold Ramis Tag auf Tag schichtet, ohne dass je der Überblick verloren ginge; kein Tag ist erzählt wie der andere – manchmal ist es nur ein einminütiger Barflirt, den Ramis wieder und wieder hintereinander schneidet – jedesmal mit anderem Verlauf, manchmal – bei den ersten Wiederholungen vor allem – erlebt der Wettermann längere Tagesabschnitte, bei denen er viel anders macht. Einmal erzählt Phil Produzentin Rita im örtlichen Diner die Lebensgeschichte eines jeden Gastes – Phil muss diesen Tag schon sehr oft erlebt haben, sehr viel öfter, als wir ahnen.

Murmeltier "Punxsuatawney Phil" in seinem gläsernen Bau: Die Ursprünge des aus dem Kino bekannten Brauchs in Pennsylvania liegen im deutschsprachigen Raum.

© Jeff Swensen / Getty Images / AFP

02.02.2022, 09:09 3 Min.

Punxsutawney Phil ist ein Kinostar. Der Film "Und täglich grüßt das Murmeltier" hat den Nager aus Pennsylvania, der den Beginn des Frühlings vorhersagt, weltberühmt gemacht. Wieder eine verrückte Ami-Idee? Ganz und gar nicht. Woher die Tradition wirklich stammt.

So ist das manchmal mit Sitten und Bräuchen: Warum etwas getan wird und woher die Tradition eigentlich stammt, das ist oft längst vergessen oder wenigstens nicht im allgemeinen Bewusstsein. Das trifft auch auf den 2. Februar zu. Seit dem Kinohit "Und täglich grüßt das Murmeltier" von 1993 mit Bill Murray in der Hauptrolle schaut die halbe Welt Anfang Februar auf das 5000-Einwohner-Örtchen namens Punxsutawney in Pennsylvania.

Wie im Film sagt dort jedes Jahr Anfang Februar ein "Phil" genanntes Murmeltier voraus, wann der Frühling beginnen wird – und zwar dadurch, ob er sich aus seinem Bau traut oder eben nicht. Was kaum jemand weiß: Der "Groundhog Day" ist nur als Event typisch amerikanisch. Grundsätzlich aber handelt es sich um eine Show-Adaption einer alten Bauernregel aus Deutschland.

Konkret dürfte es sich um diesen überlieferten Spruch handeln: "Sonnt sich der Dachs in der Lichtmess-Woch', kriecht er noch sechs Wochen in sein Loch". (Was es mit "Lichtmess" auf sich hat, dazu später mehr). Da es in Nordamerika keine Dachse gibt, die deutschsprachigen Einwanderer in der neuen Welt aber an ihren alten Traditionen festhielten, musste ein Ersatz her: das Murmeltier eignete sich am besten.

Spannung am Groundhog Day: Wie reagiert Murmeltier Phil?

Auch am Murmeltiertag heißt wie es beim Dachs: sieht "Punxsutawney Phil" seinen Schatten – "sonnt" er sich also – erschrickt er sich dermaßen, dass er für weitere sechs winterliche Wochen in seinen Bau flüchtet. Bleibt "Phil" draußen, liegt der Frühling schon in der Luft. So die Legende. Dass das auch virtuell funktioniert, darf bezweifelt werden, aber die Menschen aus Punxsutawney halten den Brauch auch in Corona-Zeiten lebendig.

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Warum ist der Murmeltiertag am 2. Februar?

Aber warum findet das alles ausgerechnet am 2. Februar statt? Wie so oft liegen die Wurzeln in einer Mischung aus christlichen Traditionen und darauf aufbauenden alltäglichen Gepflogenheiten im Verlauf eines Jahres. Es ist der 40. Tag nach Weihnachten, also der Geburt Christi. Begangen wird laut Kirchenjahr an diesem Tag das Fest der "Reinigung der seligen Jungfrau Maria", volkstümlich auch zumeist "Mariä Lichtmess" genannt. 40 Tage deshalb, weil laut biblischen Zusammenhängen die Frau nach der Geburt eines Sohnes für 40 Tage als unrein galt (nach der Geburt einer Tochter 80 Tage) – eine glücklicherweise überholte Sichtweise, die mit ein Grund dafür sein dürfte, dass der "Lichtmess"-Tag heute kaum noch eine Rolle spielt. Bis 1912 war der 2. Februar dagegen zumindest in Bayern noch ein gesetzlicher Feiertag.

Trotzdem: Mit dem biblischen Verständnis der Erneuerung und Reinigung einher ging die Wahrnehmung, dass im Februar die Tage allmählich auch spürbar etwas länger werden – und zwar um eine runde Stunde im Vergleich zum Tag der Wintersonnenwende am 21. Dezember. Das bedeutete, dass unter günstigen Umständen wieder mit Feldarbeit begonnen werden konnte. Daher galt der 2. Februar als Beginn des Bauernjahres. Grund genug dafür, an diesem Tag Bräuche, Sprichwörter oder Wetterregeln festzumachen – so wie eine Vorausschau, wann es endlich Frühling und wärmer wird. Eine weitere Bauernweisheit, die auch Grundlage für den Murmeltier-Brauch in Pennsylvania sein dürfte, lautet: "Ist's zu Lichtmess klar und hell, kommt der Frühling nicht so schnell".

Lichtmess – Ende der Weihnachtszeit

Der Murmeltiertag (hier können Sie das Ereignis auch live verfolgen) ist nicht der einzige Brauch, der mit dem 2. Februar verbunden ist. Während "Phil" und seine Nachfahren seit 1887 befragt werden, sind in Spergau, einem Stadtteil von Leuna, schon seit dem 17. Jahrhundert Gestalten in farbenprächtigen Kostümen unterwegs, die "Lichtmessläufer", die wohl frühe Vorboten des Frühlings darstellen sollen. Die "Spergauer Lichtmess" wird immer am ersten Sonntag des Februars gefeiert, nicht aber vor dem 2. Februar. Seit 2018 ist sie im "Bundesweiten Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes" verzeichnet. Auch die Thüringer, die um den 2. Februar traditionell Karnevalsumzüge veranstalten, handeln nach einem alten Brauch, wonach in einigen Gegenden Deutschlands der Lichtmess-Tag als der Beginn der Karnevalszeit gilt.

Und noch etwas: In manchen Fenstern und auf einigen Balkonen ist Anfang Februar immer noch Weihnachtsbeleuchtung und -dekoration zu sehen. Sofern es den Bewohnern bewusst ist, sind sie mit dem Abhängen nicht spät dran, sondern man folgt der alten Tradition, dass die Weihnachtszeit an Lichtmess endet. Dem Tag, an dem die Mutter Jesu' wieder "rein" ist, und dem Tag, an dem die Zeit endet, in der nach früheren Tagesabläufen bei künstlichen Lichtquellen gearbeitet werden musste. "Maria Lichtmess, bei Tag z'Nacht gess" lautet eine weitere Volksweisheit. Da braucht man dann auch keine Lichter im Fenster mehr.

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Spannend wird in diesem Jahr werden, ob "Punxsutawney Phil" seinen Schatten sieht. Hoffentlich nicht. Denn wie heißt es doch in den Bauernregeln? "Ist's an Lichtmess hell und rein, wird ein langer Winter sein."

Quellen: SRF; Groundhog.org; Bundesweites Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes; bibelserver.com; heiligenlexikon.de; "Feiern, Feste, Jahreszeiten" (Manfred Becker-Huberti)

Wie heißt der Murmeltiertag?

Groundhog Day („Murmeltiertag“, Pennsylvania Dutch Grundsaudaag) ist ein kulturelles Ereignis, das alljährlich am 2. Februar an mehreren Orten in den Vereinigten Staaten und Kanada begangen wird.

Ist Phil ein Murmeltier?

Das wohl bekannteste Murmeltier ist «Phil» aus Punxsutawney (US-Staat Pennsylvania), welches durch den Film «Und täglich grüsst das Murmeltier» weltweit bekannt wurde. Dort hat der Groundhog Day auch seine längste Tradition: Die Feier findet seit 135 Jahren statt.

Wie oft erlebt Phil den Murmeltiertag?

Der "Groundhog Day" dauert für Phil stolze 8 Jahre, 8 Monate und 16 Tage, gezeigt werden Auszüge aus 38 davon. 4. Für den Film wurde extra eine Population Murmeltiere gezüchtet. 5.

Warum heißt es Und täglich grüßt das Murmeltier?

[1] etwas wiederholt sich ständig oder oft. Herkunft: Das geflügelte Wort stammt vom Titel der Filmkomödie Und täglich grüßt das Murmeltier (Originaltitel: Groundhog day) von Harold Ramis aus dem Jahr 1993, in der der Protagonist Phil Connors in einer Zeitschleife feststeckt.

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