Wenn die psyche kopf steht

Patienten, die unter chronischen Schmerzen leiden, werden häufig depressiv. Aber auch den umgekehrten Fall gibt es: In 5-10% aller Fälle sind Schmerzen Ausdruck einer psychischen Erkrankung. Wenn die körperlichen Beschwerden so im Vordergrund stehen, dass der Arzt die psychische Ursache fast nicht erkennt, spricht man von einer larvierten oder versteckten Depression.  (Weitere Informationen zum Thema Depression finden Sie hier)

Die Betroffenen sind nicht in der Lage, ihre depressive Stimmung zu äußern. Sie fühlen sich matt und leiden unter Hitzewallungen oder frösteln ständig. Eine Region ihres Gehirns, das so genannte limbische System, sendet ununterbrochen Signale aus, die die Muskeln anspannen lassen: Es kommt zu Verspannungen und dadurch letztlich zu Funktionsstörungen und Schmerzen. Je nachdem welcher Bereich davon betroffen ist, leidet der Patient unter typischen Beschwerden:

  • Verdauungstrakt: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung, Blähungen, Appetitlosigkeit
  • Herz/Kreislaufsystem: Herzstechen, Herzklopfen, Beklemmung, Atemnot, Schwindel, Benommenheit
  • Urogenitalsystem: gestörtes Sexualempfinden, Potenzschwierigkeiten, Zwischenblutungen
  • Muskelapparat: Kreuz- und Genickschmerzen
  • Sonstige: Kopfschmerzen, Ohrensausen (Tinnitus), Sehstörungen, Jucken (Allergie), Haarausfall

Eine versteckte Depression kann der Arzt oder Psychotherapeut nur durch gezielte Fragen zum seelischen Befinden seines Patienten feststellen. Und das auch nur, wenn der Patient offen und ehrlich antwortet. Sie kann mit Psychotherapie und Antidepressiva behandelt werden.

Bei einer Depression wird im Gehirn zu wenig Serotonin und Noradrenalin gebildet. Diese Botenstoffe sind für die Signalübertragung von einer zur anderen Nervenzelle verantwortlich. Wenn sie fehlen, wird der Betroffene depressiv. Über mehrere Wochen bis Monate müssen dem Körper Botenstoffe zugeführt werden, bis wieder ein stabiler Zustand erreicht ist. Mit der Depression verschwinden auch die körperlichen Beschwerden.

Erwachsenwerden ist nicht einfach. Man kommt in die Pubertät, muss sich ganz schön viel mit sich selbst befassen – und plötzlich steht alles Kopf. So passiert auch bei Nik, Selina und Ariane. Sie leiden seit ihrer Teenager-Zeit an einer psychischen Krankheit. In intimen Porträts von «mySchool» blicken die drei auf bewegende Jahre zurück und erzählen, wie die Krankheit ihr Leben einschränkte, wie sie daran verzweifelten und schliesslich neue Hoffnung schöpften.

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Wenn die psyche kopf steht

Währenddem Teenager zu Erwachsenen heranreifen, müssen sie ganz schön viele Herausforderungen bewältigen. Sie nehmen körperliche Veränderungen wahr, gestalten ihre Geschlechterrolle, sammeln die ersten sexuellen Erfahrungen und setzen sich mit ihrer Identität auseinander. Es gilt, sich vom Elternhaus abzulösen und einen eigenen Freundeskreis aufzubauen, in der Schule die geforderten Leistungen zu erbringen und sich einen Weg in die Berufswelt zu bahnen. Dass dabei nicht immer alles rund läuft, erstaunt wohl niemanden. Viele Jugendliche haben in diesen Jahren mit psychischen Problemen zu kämpfen.

«Wenn die Psyche kopfsteht» lässt drei junge Erwachsene rückblickend davon erzählen.


Angststörung

Nik, 26, leidet schon lange an einer Angststörung. Ganze sieben Jahre hat er seinen Alltag irgendwie bewältigt, trotz Panikattacken und permanenter Angstzustände, bevor er sich Hilfe geholt hat.


Essstörung

Selina, 22, kämpft seitdem sie 14 Jahre alt ist mit einer Essstörung, der Anorexia Nervosa. Jahrelang durchlebte die junge Frau Höhen und Tiefen. Obwohl sie dank mehrfachen Klinikaufenthalten und Therapien grosse Fortschritte gemacht hat, begleitet sie die Krankheit noch immer.


Depression

Eine Fehldiagnose machte Ariane, 20, das Leben schwer. Statt die junge Frau auf Depressionen zu therapieren, gingen Fachleute und Eltern lange von einer Essstörung aus. Erst nachdem Ariane ihrem Arzt deutlich machte, dass sie so nicht weiterleben könne, kam die Wende.


Die drei intimen Porträts zeigen, wie psychische Krankheiten das Leben einschränken, wie Jugendliche verzweifeln und wie sie ihren Lebenswillen verlieren. Jedoch zeigen die Geschichten von Nik, Selina und Ariane auch, wie anscheinend unüberwindbare Herausforderungen gemeistert werden können, dass es sich lohnt, Hilfe zu holen, und dass das Leben doch lebenswert ist.


Beratung und Hilfe

Jugendliche, die mit Problemen aller Art zu kämpfen haben, finden bei 147 Hilfe. Vertraulich und kostenlos, per Chat, Email, SMS oder Telefonanruf. Alle Informationen dazu gibt's auf der Webseite von 147.