Was tun wenn testosteron zu niedrig

Eine zunehmende Zahl an Männern ohne Testosteronmangel erhofft sich von der Anwendung testosteronhaltiger Mittel Wirkungen wie mehr Muskelmasse, Reduktion von Übergewicht oder höhere körperliche Leistungsfähigkeit. Zudem erhöhen manche Männer, die Testosteron als Ersatztherapie verschrieben bekommen, aus den gleichen Gründen eigenmächtig die Dosierung. Diese Formen des Missbrauchs von Testosteron sind jedoch hochgradig gefährlich. Zum einen sind viele der erhofften Effekte minimal – die Gewichtsreduktion bei diesem Missbrauch beträgt beispielsweise höchstens 2 bis 4 kg – und zum anderen besteht das Risiko ernsthafter und irreversibler Gesundheitsschäden.

So wird der Missbrauch von männlichen Sexualhormonen wie Testosteron mit einem erhöhten Risiko für Herzrhythmusstörungen, Thrombosen, Herzinfarkte, Schlaganfällen und weiteren Herz-Kreislauferkrankungen in Verbindung gebracht. Darüber hinaus führt der Missbrauch von Testosteron zu sexuellen Funktionsstörungen wie Erektionsstörungen, Unfruchtbarkeit und das Wachstum der Brustdrüsen bei Männern (Gynäkomastie) sowie zu Lebererkrankungen, inklusive Leberkrebs. Neben diesen körperlichen Nebenwirkungen kann die medizinisch nicht-notwendige Testosterongabe zu schweren psychischen Störungen wie unkontrollierter Aggressivität, Depression, Manie oder Schlafstörungen führen.

Ähnliche Nebenwirkungen bei Missbrauch von Testosteron treten auch bei Frauen auf, sodass Frauen ebenfalls von eigenmächtiger Testosteroneinnahme dringend abgeraten werden muss. Aus all diesen Gründen sollte Testosteron nur bei Vorliegen eines echten Testosteronmangels und nur gemäß der Anweisung eines Facharztes eingenommen werden. Zudem sollten Testosteron-Präparate nur aus vertrauenswürdigen Quellen, also Apotheken vor Ort oder großen, bekannten Versandapotheken, bezogen werden.

Ab ca. 40 Jahren nimmt die Hormonproduktion stetig ab. Der Prozess verläuft zwar sehr langsam, ist aber ganz normal. Die Veränderung des männlichen Hormonhaushalts wird häufig auch als Wechseljahre beim Mann oder Andropause bezeichnet. 95 Prozent des Testosterons werden in den Hoden gebildet. Mit dem Alter erschöpfen sich die hormonproduzierenden Zellen. Allerdings tragen auch ein ungesunder Lebensstil und wenig Bewegung dazu bei, dass der Testosteronspiegel schneller absinkt, als üblich.

Den meisten Betroffenen bereitet der geringere Testosteronspiegel kaum Probleme, doch bei manchen sinkt er so stark, dass Beschwerden auftreten. Ein geringer Testosteronspiegel erhöht ebenfalls das Risiko, an Bluthochdruck und Diabetes zu erkranken.

Testosteron ist das wichtigste männliche Geschlechtshormon. Mit zunehmendem Alter sinkt es bei Männern. Das ist ein ganz normaler Vorgang im Körper. Er löst in der Regel keine Beschwerden aus. Trotzdem war in den letzten Jahren viel von "männlichen Wechseljahre" die Rede – auch als "Testosteron-Mangel im Alter" bezeichnet.

Vielleicht fragen Sie sich, ob Sie Ihre Testosteron-Werte bestimmen lassen sollten. Oder Sie haben erfahren, dass Ihre Testosteron-Werte niedrig sind und Sie überlegen, ob Sie zusätzliches Testosteron brauchen.

In dieser Information erfahren Sie, wie Testosteron wirkt und warum Testosteron-Mittel nur in seltenen Fällen empfehlenswert sind.

Auf einen Blick

Das Geschlechtshormon Testosteron prägt unter anderem die männlichen Körper-Merkmale aus. Mit zunehmendem Alter bildet der Körper bei den meisten Männern weniger Testosteron. Das ist normal und keine Krankheit. Testosteron-Mittel sind keine Lifestyle-Medikamente: Sie führen nicht zu einem gesünderen und längeren Leben. Sie können mit Nebenwirkungen verbunden sein.

Was ist Testosteron?

Testosteron wird vor allem in den Hoden gebildet und beeinflusst viele Vorgänge im Körper:

  • die Entwicklung der männlichen Geschlechtsorgane wie Hoden und Penis

  • den typischen männlichen Körperbau mit stärkeren Muskeln, tiefer Stimme und Bart

  • die Bildung der Spermien

  • das sexuelle Interesse

Testosteron-Werte im Alter

Ab einem Alter von 30 Jahren bilden Männer langsam, aber stetig weniger Testosteron. Das ist normal und kein Grund zur Besorgnis. Man spürt davon meist nichts. Dennoch werden "niedrigen" Testosteron-Werten folgende Beschwerden zugeschrieben:

  • Antriebsschwäche

  • weniger Muskelkraft, mehr Fettgewebe

  • die sexuelle Lust nimmt ab, Erektionsstörungen

  • Hitzewallungen

  • die Knochendichte nimmt ab (Osteoporose)

Doch diese Beschwerden sind meist die Folge von Stress oder natürlichem Altern. Oder andere Erkrankungen sind die Ursache dafür. Sie treten auch bei normalem Testosteron-Werten auf. Und es ist gar nicht so leicht festzustellen, ab wann ein Testosteron-Wert so niedrig ist, dass sich eine Behandlung lohnen könnte. 

Den Testosteron-Wert bestimmen

Der Testosteron-Wert wird aus dem Blut bestimmt und in Nanomol pro Liter angegeben (Abkürzung: nmol/l). Viele Dinge beeinflussen ihn:

  • Der Wert ist von Mann zu Mann unterschiedlich.

  • Er verändert sich im Tagesverlauf. So ist er zum Beispiel morgens höher als nachmittags.

  • Er ist abhängig vom Alter.

  • Der Wert kann von Labor zu Labor schwanken.

  • Er kann zum Beispiel erniedrigt sein bei: Schlafmangel, Leberschäden, starker Unterernährung, Doping oder Einnahme von Drogen.

Als Orientierung für einen "normalen" Bereich kann ein Wert zwischen etwa 10 und 40 nmol/l dienen. Viele Umstände können jedoch den gemessenen Wert beeinflussen. Daher ist es wichtig, einen "zu niedrigen" Wert mit einer zweiten Messung zu kontrollieren. 

Krankhafter Testosteron-Mangel

Selten können bei Jungen und jüngeren Männern ernsthafte Erkrankungen dazu führen, dass der Körper zu wenig Testosteron bildet. Entweder setzt die Geschlechtsreife (Pubertät) nicht ein oder die männlichen Merkmale bilden sich wieder zurück. Dann erhalten Betroffene Testosteron als Gel, Pflaster oder als Spritze, um den Mangel auszugleichen. 

Testosteron-Mittel im Alter: Nutzen und Schaden

Immer häufiger bekommen gesunde Männer mit altersüblichen Beschwerden Testosteron, weil dessen Wert vermeintlich zu "niedrig" ist. Hersteller bewerben ihre Mittel sehr stark und versprechen mehr Jugendlichkeit, Manneskraft sowie ein besseres und längeres Leben. Aber nach den vorhandenen Studien ist es zweifelhaft, ob Testosteron-Mittel Abhilfe schaffen können. Fachleute haben alle Studien zu dieser Frage ausgewertet. Zusammenfassend stellen sie fest: 

  • Testosteron-Mittel verlängern nicht das Leben.

  • Sie verbessern geringfügig die Sexualität.

  • Sie verbessern nicht die körperliche Fitness.

  • Sie verbessern nicht die Gesundheit im Alter, psychische Beschwerden oder das Gedächtnis. 

  • Es gibt widersprüchliche Ergebnisse zu Herz-Kreislauf-Schäden: Einige deuten auf ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte und Gefäßschäden hin, andere beobachten keinen Unterschied. 

  • Es gibt keine Hinweise, dass sich der Blutzucker, das Gewicht oder die körperliche Verfassung bei älteren Männern mit Diabetes oder metabolischem Syndrom (Blutzucker, Blutfette und/oder Blutdruck erhöht, Fettleibigkeit) verbessern. 

Der Nutzen war ausgeprägter, wenn die Hersteller die Studien finanziert hatten. In anderen Studien fand sich oft kein Vorteil. Zudem waren die meisten Studien ungeeignet, um Nebenwirkungen zu beurteilen.  

Zu den Nebenwirkungen von Testosteron gehören: Verdickung des Blutes mit erhöhter Gefahr für Blutgerinnsel (Thrombosen), erhöhte Blutfette, Kopfschmerzen, Prostata-Beschwerden, Brust-Schwellung, Stimmungsschwankungen und Bluthochdruck.

Was Sie selbst tun können

  • Machen Sie sich bewusst: Im Alter bildet der Körper weniger Testosteron. Das ist normal.

  • Solange Sie keine Beschwerden haben, sollten Sie Ihren Testosteron-Wert nicht gezielt untersuchen lassen.

  • Selbst wenn Ihr Testosteron-Wert niedrig ist, hat ein Testosteron-Mittel vermutlich keinen Nutzen. Es ist kein Lifestyle-Medikament, das Jugendlichkeit und Männlichkeit zurückbringt.

  • Bei sehr starken Beschwerden und niedrigem Testosteron-Wert können Sie mit der Ärztin oder dem Arzt besprechen, ob Testosteron-Mittel möglicherweise in Frage kommen.

  • Empfinden Sie Ihr Sexualleben als beeinträchtigt, sprechen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt an. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Ihnen zu helfen.

  • Einigen Beschwerden können Sie gut durch Sport und Bewegung entgegenwirken.

  • Bei manchen Beschwerden kann auch eine gesunde Lebensführung helfen. Dazu gehören neben Bewegung: eine ausgewogene Ernährung, ein gesundes Körpergewicht, Verzicht auf Rauchen und wenig Alkohol. 

Juni 2021, herausgegeben von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung

Was tun wenn testosteron zu niedrig

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Inhalt

  • Was ist Testosteron?
  • Testosteron-Werte im Alter
  • Den Testosteron-Wert bestimmen
  • Krankhafter Testosteron-Mangel
  • Testosteron-Mittel im Alter: Nutzen und Schaden
  • Was Sie selbst tun können

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Methodik

  • Methodik zur Kurzinformation "Testosteron bei älteren Männern"
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Verwendete Quellen

Fachliteratur

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    Wie kann man den Testosteronspiegel erhöhen?

    Testosteron auf natürliche Weise steigern.
    Körperliches Training. Am effektivsten ist hier ein hochintensives Intervall-Training. ... .
    Nahrungskarenz. ... .
    Reduzierung des Bauchumfanges. ... .
    Vitamin D-Spiegel. ... .
    Stress als Testosteronkiller. ... .
    Gesunde Fette. ... .
    Guter Schlaf..

    Was kann man gegen zu niedrigen Testosteronspiegel tun?

    Wie wird Testosteronmangel behandelt? Bei einem Wert von unter 12 nmol/l erwägen Ärzte meist eine Substitutionsbehandlung, Testosteron wird also in kleinen Dosierungen verabreicht. Spätestens bei weniger als 8 nmol/l solltest du handeln. Das Ersatz-Testosteron bekommst du als Creme oder Gel, Spritze oder Pflaster.

    Ist ein zu niedriger Testosteronspiegel gefährlich?

    Wer an einem Testosteronmangel leidet fühlt sich nicht nur schlechter. Der Hormonmangel kann ernste gesundheitliche Beeinträchtigungen und Folgeerkrankungen nach sich ziehen, wie unter anderem: Verminderte oder fehlende hormonelle Aktivität des Hodens (Hypogonadismus) Erektionsstörungen und Impotenz.

    Welche Symptome bei Testosteronmangel?

    Symptome für Testosteronmangel nach der Pubertät sind z.B. :.
    Nachlassen des sexuellen Verlangens (Libidoverlust),.
    Erektionsstörungen,.
    Rückgang der sexuellen Aktivität,.
    Stimmungsschwankungen, depressive Stimmungen und Antriebsverlust,.
    Schlafstörungen,.
    Rückgang der Muskulatur,.
    Verkleinerung der Hoden,.