Was kann hoden schmerzen bedeuten

Hodenschmerzen: Eine Übersicht zu möglichen Ursachen

Viele Männer leiden zu irgendeinem Zeitpunkt in ihrem Leben einmal unter Hodenschmerzen. „Die meisten Männer gehen damit relativ schnell zum Arzt“, sagt Privatdozent Dr. Tobias Jäger. Er ist Urologe und Androloge und Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit. Außerdem betreibt er den Blog www.maennerarzt.com, auf dem er über Themen rund um die Männergesundheit schreibt.

Nicht selten fürchten Männer, dass die Schmerzen ein Anzeichen dafür sein könnten, dass sie Krebs haben. „Zum Glück ist ein Hodentumor relativ selten“, sagt der Experte. Pro Jahr gibt es etwa 6000 bis 7000 Neuerkrankungen. Ein Hodentumor verursacht außerdem nur selten Schmerzen. „Als Faustformel kann man sich merken: Was weh tut, ist oft nicht so richtig schlimm“, sagt Jäger.

Häufig schmerzen gar nicht die Hoden selbst, sondern ihre Umgebung

Oft sind es gar die Hoden selbst, die schmerzen, sondern die Nebenhoden, die eine Art Anhängsel der Hoden sind. „Sie können sich entzünden“, sagt Jäger. Eine Ursache dafür können zum Beispiel Keime sein, die von einem Harnwegsinfekt stammen.

Eine solche Entzündung zeigt sich durch eine Schwellung und einen dumpfen Schmerz. „Oft ist der Bereich auch gerötet, manchmal kommen auch Fieber und Schüttelfrost hinzu,“ sagt der Androloge. Gut behandeln lässt sich eine solche Entzündung mit einem Antibiotikum.

In einigen Fällen strahlen Schmerzen aus dem Rücken zu den Hoden aus

Es kommt auch vor, dass die Nebenhoden gereizt sind und dadurch Schmerzen verursachen. „Sie sind relativ druckempfindlich“, sagt der Experte. Bei manchen Männern reicht dafür bereits eine falsche Unterhose beim Sport oder langes Sitzen bei einer Autofahrt aus. Eine Reizung lässt sich gut diagnostizieren. „Sie kann mit Antirheumatika behandelt werden“, sagt Jäger.

Manchmal sind es auch gar nicht die Hoden oder Nebenhoden, die die Schmerzen verursachen, auch wenn es zunächst so scheint. „Ich erlebe es nicht selten, dass die Schmerzen in Wirklichkeit von der Lendenwirbelsäule stammen“, berichtet Jäger. Von dort verläuft ein Nervenstrang in Richtung der Hoden. Helfen kann in einem solchen Fall Physiotherapie. (Falls Sie oft Rückenschmerzen haben, lesen Sie diesen Artikel für die besten Übungen für die Rückenmuskulatur)

Auch ein Hodenbruch kann Schmerzen verursachen

Darüber hinaus kann auch ein Hodenbruch Schmerzen verursachen. Er tritt allerdings vor allem bei Kindern oder bei älteren Menschen auf. Dabei wandern Teile der Eingeweide in den Hodensack, sodass zum Beispiel Darmschlingen dorthin absacken können.

Die Hodenentzündung ist eine eher seltene Krankheit, die einen oder seltener auch beide Hoden betreffen kann. Typisch sind schmerzhafte und geschwollene Hoden. Als Auslöser einer Hodenentzündung kommen verschiedenste Faktoren infrage, beispielsweise Infektionen wie Mumps oder lokale Verletzungen und Operationen. Die Diagnose erfolgt durch eine Untersuchung der betroffenen Hoden, gefolgt von diversen weiterführenden Tests. Die Therapie richtet sich nach der jeweiligen Ursache der Hodenentzündung.

In den Hoden werden männliche Sexualhormone und Spermien gebildet. Die etwa pflaumengroßen Drüsen befinden sich zwar außerhalb des Körpers im Hodensack (Skrotum), sind jedoch eng mit anderen Organen und Gefäßsystemen verbunden.

Inhaltsverzeichnis

  • Welche Symptome können bei Hodenentzündung auftreten?
  • Wie wird die Diagnose gestellt?
  • Wie erfolgt die Behandlung einer Hodenentzündung?
  • Wohin kann ich mich wenden?
  • Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?

Zu einer Hodenentzündung (Orchitis) kann es kommen, wenn Krankheitserreger über Blutgefäße, Lymphbahnen oder die Harnwege und Samenleiter in das Hodengewebe eindringen und sich dort ausbreiten. Meist ist dies im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen der Fall. In vielen Fällen tritt gleichzeitig eine Nebenhodenentzündung (Epididymitis) auf.

Akute Hodenentzündung

Vor allem folgende Auslöser können zu einer akuten Hodenentzündung führen:

  • Viren: Am häufigsten sind Mumps-Viren die Auslöser. So erleidet etwa jeder dritte Mann, der nach der Pubertät an Mumps erkrankt, als Komplikation eine Hodenentzündung;
  • Bakterien: sexuell übertragbare Keime wie z.B. Gonokokken (Tripper), aber auch Streptokokken und andere Bakterien;
  • Verletzungen: z.B. durch Gewalteinwirkung auf die Hoden;
  • Operationen: am Genitale und Harntrakt;
  • Autoimmunprozesse: Dabei wird das Hodengewebe allmählich durch das körpereigene Abwehrsystem zerstört;

Häufig wird keine Ursache gefunden. In diesen Fällen spricht man von idiopathischer Orchitis.

Chronische Hodenentzündung

Chronische Verläufe sind in Mitteleuropa selten. Sie werden meist durch Erkrankungen wie Lepra, Syphilis oder Tuberkulose ausgelöst.

Welche Symptome können bei Hodenentzündung auftreten?

Eine Hodenentzündung kann sich v.a. durch folgende Symptome äußern:

  • Schmerzen: meist einseitig und bis in den Leisten- und Rückenbereich ausstrahlend;
  • geschwollener, harter, geröteter und überwärmter Hoden;
  • vergrößerter und berührungsempfindlicher Hodensack;
  • Fieber;
  • erschwerte Blasenentleerung;
  • Harndrang.

Meist ist nur ein Hoden betroffen, in etwa zehn bis 15 Prozent jedoch beide Hoden. Bei komplikationslosem Verlauf klingen die Beschwerden einer akuten Hodenentzündung meist innerhalb einer Woche ab. Schwellung und Verhärtung können jedoch einige Wochen bestehen.

Mögliche Komplikationen und Langzeitfolgen

Mögliche Komplikationen sind wiederholte Entzündungen der Hoden, eine Beteiligung von Nebenhoden und Hodenhüllen sowie die Entstehung von Abszessen. Außerdem können die Hoden auch nach Abheilen einer Entzündung in ihrer Funktion noch länger beeinträchtigt sein. Dadurch werden Zahl und Qualität der Spermien vorübergehend verringert. Bei etwa der Hälfte der Patienten wird durch die Entzündung Hodengewebe zerstört. Werden beide Hoden geschädigt, kann die Fruchtbarkeit teilweise oder – sehr selten – komplett zum Erliegen kommen.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Die Ärztin/der Arzt erhebt in einem Anamnese-Gespräch die Beschwerden und mögliche Zusammenhänge mit anderen Krankheiten. Im Rahmen einer körperlichen Untersuchung werden die Hoden abgetastet. Bei Anheben der Hoden lassen die Beschwerden typischerweise nach (positives Prehn-Zeichen). Weiters werden Blut und Harn untersucht. Eine Ultraschalluntersuchung ist sinnvoll, um andere Erkrankungen mit ähnlichem Beschwerdebild (v.a. Nebenhodenentzündung, Hodendrehung oder Hodenkrebs) sicher ausschließen zu können.

Wie erfolgt die Behandlung einer Hodenentzündung?

Bei viral bedingten Hodenentzündungen reichen meist Schonung, Hochlagerung und Kühlung des Hodens sowie bei Bedarf Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente. Bei bakteriellen Auslösern werden Antibiotika verabreicht. Bei Auftreten von Komplikationen kann ein chirurgischer Eingriff erforderlich sein, um infektiöse Herde wie z.B. Abszesse zu beseitigen.

Wohin kann ich mich wenden?

Zur Abklärung von Hodenbeschwerden, können Sie sich an folgende Stellen wenden:

  • Ärztin/Arzt für Allgemeinmedizin,
  • Fachärztin/Facharzt für Urologie und Andrologie.

Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?

Alle notwendigen und zweckmäßigen Therapien werden von den Krankenversicherungsträgern übernommen. Grundsätzlich rechnet Ihre Ärztin/Ihr Arzt bzw. das Ambulatorium direkt mit Ihrem Krankenversicherungsträger ab. Bei bestimmten Krankenversicherungsträgern kann jedoch ein Selbstbehalt für Sie anfallen (BVAEB, SVS, SVS, BVAEB).

Sie können allerdings auch eine Wahlärztin/einen Wahlarzt (d.h. Ärztin/Arzt ohne Kassenvertrag) oder ein Privatambulatorium in Anspruch nehmen. Nähere Informationen finden Sie unter Kosten und Selbstbehalte.

Wenn ein Krankenhausaufenthalt erforderlich ist

In manchen Situationen kann zur Behandlung einer Hodenentzündung ein Krankenhausaufenthalt erforderlich sein. Dabei wird über die Krankenhauskosten abgerechnet. Von der Patientin/dem Patienten ist pro Tag ein Kostenbeitrag zu bezahlen. Die weitere medikamentöse Behandlung zu Hause erfolgt per Rezept durch die Hausärztin/den Hausarzt bzw. durch die Fachärztin/ den Facharzt.

Weitere Informationen erhalten Sie unter Was kostet ein Spitalsaufenthalt?

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Letzte Aktualisierung: 15. September 2018

Expertenprüfung durch: OA.Dr.Walter Costamoling