Warum muss der Frieden nach Kant gestiftet werden?

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Die Kritische Justiz analysiert das Recht und seine praktische Anwendung vor seinem gesellschaftlichen Hintergrund und durchbricht die übliche, von ihrem ökonomischen und politischen Kontext losgelöste Behandlung von Rechtsfragen. Die Kritische Justiz veröffentlicht Aufsätze, Berichte, Kommentare und Dokumentationen zu allen wichtigen juristischen Gebieten und druckt für soziale Auseinandersetzungen bedeutsame Entscheidungen ab. Die Zeitschrift "Kritische Justiz" wendet sich an JuristInnen, Jura-StudentInnen, ReferendarInnen, Rechts- und SozialwissenschaftlerInnen, GewerkschaftssekretärInnen, SozialarbeiterInnen, PädagogInnen, ÖkonomInnen, UmweltwissenschaftlerInnen.

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Kritische Justiz © 1995 Nomos Verlagsgesellschaft mbH
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Kants Altersschrift „zum ewigen Frieden“ erschien im Jahre 1795 und gehört zu dessen bedeutendsten Werken. Sie gilt als Grundlage moderner Bedeutungen des Friedensbegriffes. In dieser Schrift wendet Kant seine Moralphilosophie auf die Politik an, um die Frage zu beantworten, ob und unter welchen Voraussetzungen ein dauerhafter Frieden zwischen den Staaten möglich wäre. Frieden ist kein natürlicher Zustand zwischen den Menschen, sondern er muss gestiftet und gesichert werden. Dies ist die Aufgabe der Politik. Die Politik hat andere Interessen als sich der kosmopolitischen Idee eines allgemeingültigen Rechtssystems, eines allgemein gültigen Friedens unterzuordnen. „Denn das Recht der Menschen muss heiliggehalten werden, der herrschenden Gewalt mag es auch noch so große Aufopferung kosten.“ Dieser Frieden muss mehr als nur ein Waffenstillstand sein, denn nur der Ausgang aus der Unfriedlichkeit nimmt auch die Drohung des Krieges und lässt den Frieden „ewig“ werden. Die Staaten sind nicht Eigentum der Fürsten, sondern eine vertraglich begründete Gesellschaft von Menschen, sie befinden sich aber gleichwohl auf Grund ihrer Rüstungsbereitschaft in einem Zustand des potenziellen Krieges. Um den dadurch entstandenen Zustand eines Sicherheitsdilemmas zu überwinden setzt Kant auf das Recht und stellt in seiner Schrift dazu die folgenden drei Definitivartikel auf:

  1. Die bürgerliche Verfassung in jedem Staat soll republikanisch sein. Darunter versteht er eine repräsentative, gewaltenteilige und auf Recht gegründete Verfassung, die die Freiheit der Bürger durch Unterwerfung aller unter Gesetze bei staatsbürgerlicher Gleichheit voraussetzt. Bei dieser Regierungsform besteht die Pflicht, die Zustimmung der Bürger zum Krieg einholen zu müssen. Kant geht jedoch davon aus, dass die Bürger die Zustimmung nicht erteilen würden, da sie das Unheil des Krieges kennen und es nicht freiwillig über sich selbst bringen würden.
  2. Das Völkerrecht soll auf einen Föderalismus freier Staaten gegründet sein. Völker, als Staaten, können wie einzelne Menschen angesehen werden, die sich in ihrem Naturzustand schon durch das Nebeneinandersein gegenseitig bekämpfen. Um der eigenen Sicherheit willen sollen sie in eine bürgerlich ähnliche Verfassung treten, wo jedem Staat sein Recht gesichert werden kann. Diese Verfassung wäre ein Völkerbund.
  3. Das Weltbürgerrecht soll auf die Bedingungen der allgemeinen Hospitalität eingeschränkt sein. Dieser Artikel formuliert das Besuchsrecht. Es regelt transnational- nichtstaatliche Bedingungen des Friedens. Grenzüberschreitende Kontakte sollen möglich sein, allerdings nicht zur kolonialen Ausbeutung und Aneignung, sondern zur Ermöglichung einer gegenseitigen Abhängigkeit und eines globalen Rechtsbewusstseins. Dieses globale Rechtsbewusstsein bewirkt, dass Unrecht, das an einem Platz der Erde an allen Plätzen gefühlt wird. Die Idee des Weltbürgerrechts ist eine notwendige Ergänzung zum öffentlichen Menschenrecht und somit auch zum ewigen Frieden. Hospitalität ist kein Gastrecht ,sondern ein Besuchsrecht, das allen Menschen zusteht, vermöge des Rechts des gemeinschaftlichen Besitzes der Erdoberfläche, auf der man sich nicht aus dem Weg gehen kann sondern sich miteinander arrangieren muss, weil keiner mehr recht hat, an einem Ort der Erde zu sein, als ein anderer. Erst dieses globale Empfinden rundet die Bedingungen der Möglichkeit des Friedens ab.

Kants Schrift wird den liberalen Staatstheorien zugeordnet. Die Charta der Vereinten Nationen wurde wesentlich von ihr beeinflusst.

Was sagt Kant zum Frieden?

Kant betont in seiner Schrift, dass der zwischenmenschliche Naturzustand kein friedlicher, sondern ein Zustand des Krieges ist. Deshalb sei es unerlässlich, den Frieden fortlaufend neu zu stiften.

Warum war Kant wichtig für die Aufklärung?

Kant gilt deshalb auch als Vordenker der Aufklärung, einem philosophischen Zeitalter, weil er in seinen Schriften dazu aufrief, sich von jeglichen Anleitungen (wie Gott) zu lösen und Verantwortung für sein eigenes Handeln selbst zu übernehmen.

Wie steht Kant zu Krieg?

„Der Krieg selbst“, schreibt Kant, „bedarf keines besonderen Bewegungsgrundes, sondern scheint auf die menschliche Natur gepfropft zu sein. “ Kant spricht von der „Bösartigkeit der menschlichen Natur, die sich im freien Verhältnis der Völker unverhohlen blicken lässt“.

War Kant Pazifist?

Doch deren übliche Oberflächenexegese von Kants Werk ist nicht nur tagespolitisch motiviert, sie desinformiert auch in einem zentralen Punkt. Kant war kein Pazifist.