Wann sollte man eine Firma verlassen?

Burkhard Heidenberger (ZEITBLÜTEN-Gründer, Buchautor & Trainer) schreibt zum Thema „Impulse & Tipps“:

Die meisten von uns wechseln mindestens einmal in ihrem Arbeitsleben den Arbeitgeber – beispielsweise durch eine (freiwillige oder unfreiwillige) Kündigung. Aber es muss nicht immer eine Kündigung sein. Auch mit dem bevorstehenden Ruhestand sind die Tage in der Firma gezählt.

Wenn Sie schon die Tage bis zum Verlassen des Unternehmens zählen (etwa in der Kündigungsfrist), sollten Sie sich Gedanken machen, wie Sie sich – am besten stilvoll – verabschieden. Warum? Nun, auch der LETZTE Eindruck zählt!

Wann sollte man eine Firma verlassen?

Wenn der Tag der Veränderung näher rückt …

Warum auch der letzte Eindruck zählt

Dass der erste Eindruck eines Menschen auf sein Gegenüber recht aufschlussreich sein kann, wird wohl jeder aus eigener Erfahrung bestätigen können. Aber auch der letzte Eindruck darf nicht unterschätzt werden – und das gilt insbesondere im Zusammenhang mit dem Ausscheiden aus einem Unternehmen.

Denn hinterlassen Sie zumindest während der verbleibenden Tage in der Firma einen guten Eindruck,

  1. können Sie sich später bedenkenlos bei den Ex-Vorgesetzten oder Kollegen melden, sollten Sie etwas benötigen,
  2. stehen die Chancen gut, dass Sie von Ihren ehemaligen Vorgesetzten bzw. Kollegen weiterempfohlen werden, beispielsweise wenn sich ein zukünftiger potenzieller Arbeitgeber über Sie erkundigt,
  3. kann das Ihr Arbeitszeugnis positiv beeinflussen,
  4. kann Ihnen ein guter Ruf vorauseilen (manche Branchen sind klein und ein unangemessenes Verhalten verbreitet sich oft wie ein Lauffeuer),
  5. vermitteln Sie charakterliche Größe, Dankbarkeit und Respekt.

Die Bereitschaft, einen guten, letzten Eindruck zu hinterlassen …

Die Bereitschaft, einen guten Eindruck zu hinterlassen, hängt natürlich auch davon ab, ob man von sich aus das Unternehmen verlässt oder „gegangen wird“.

Sie können etwa freiwillig das Unternehmen verlassen, weil Sie

  • sich beruflich verändern möchten,
  • in den Ruhestand gehen,
  • eine Auszeit bzw. ein Sabbatical nehmen.

Wenn Sie hingegen unfreiwillig aus dem Unternehmen ausscheiden, wird Ihnen eher weniger nach einem „Friede, Freude, Eierkuchen“-Abschied zumute sein.

So verständlich Emotionen wie Frust, Ärger und Enttäuschung bei einem unfreiwilligen Ausscheiden sind, gilt es dennoch, unüberlegte Handlungen zu vermeiden, die einem letztlich nur selbst schaden.

Für einen souveränen Abgang – 11 Tipps

Auch wenn die Zeit im Unternehmen nicht immer reibungslos verlaufen ist, können Sie mit einem stilvollen Abschied viele Reibereien vergessen lassen. Denn Sie wissen nie, ob Sie vielleicht doch noch einmal etwas von den Personen in der alten Firma benötigen – denn wie heißt es so schön:

Man trifft sich im Leben immer zweimal!

Unter Berücksichtigung der folgenden Tipps wird Ihnen ein souveräner Abgang gelingen, mit dem Sie zudem einen positiven letzten Eindruck hinterlassen.

1. Die letzten Tage nicht krankfeiern

Dazu ist nicht viel zu schreiben, außer dass damit Respektlosigkeit und/oder Gleichgültigkeit gegenüber dem Arbeitgeber signalisiert wird.

Nicht selten wird dieses Krankfeiern während der letzten Arbeitstage von Personen praktiziert, die es bei anderen selbst niemals gutheißen würden.

2. Verzichten Sie auf böse Worte und Anschuldigungen

Die Aussicht auf den baldigen Abschied mag vielleicht dazu verleiten, eventuell aufgestauten Ärger und Frust rauszulassen. Verzichten Sie aber darauf.

Lassen Sie sich eine Verbitterung nicht anmerken. Trennen Sie sich im Guten. Verlieren Sie kein böses Wort über die Kollegen, auch wenn Sie sich mit dem einen oder der anderen nicht immer gut verstanden haben.

Besser: Gestalten Sie Ihre letzten Tage im Unternehmen möglichst konfliktfrei und harmonisch.

Lassen Sie in Gesprächen die guten Zeiten Revue passieren und blenden Sie negative Ereignisse aus.

3. Sorgen Sie für eine geordnete Übergabe

Für jeden Nachfolger ist es frustrierend, quasi ins kalte Wasser geworfen zu werden ohne erfolgte geordnete Projektübergabe.

Handeln Sie deshalb nicht nach dem Motto „Aus den Augen, aus dem Sinn“.

Wie eine geordnete Projektübergabe erfolgen soll, habe ich in diesem Beitrag (inkl. Vorlagen) beschrieben:

» Projektübergabe ohne Bauchschmerzen – das müssen Sie berücksichtigen!

Gibt es noch keinen Nachfolger, sollten Sie wenigstens eine andere Person über sämtliche noch laufende Vorgänge, anstehende Termine, Fristen etc., die nach Ihrem Ausscheiden anstehen, unterrichten.

4. Arbeitszeugnis einholen

Mit dem Ausscheiden aus dem Unternehmen steht Ihnen ein Arbeitszeugnis zu. Holen Sie es am besten noch während Ihrer Anwesenheit ein, damit es nicht „vergessen“ wird. Kontrollieren Sie es gewissenhaft und haken Sie nach, wenn Ihnen etwas nicht klar ist.

Achten Sie auch auf die Formulierungen.

Wie Sie negative Formulierungen im Arbeitszeugnis erkennen:

» Wie Sie den „Geheimcode“ im Arbeitszeugnis entschlüsseln

Wenn Sie die Firma verlassen haben, fällt es schwerer, den Ex-Vorgesetzten aufzusuchen, um Unstimmigkeiten im Arbeitszeugnis zu reklamieren. Deshalb am besten alles noch vor Ihrem Austritt regeln.

Das Gleiche gilt auch für die Schlussabrechnung.

5. Damit nichts mehr offenbleibt: die Schlussabrechnung

Verlangen Sie rechtzeitig eine Schlussabrechnung, in der alle noch offenen Auszahlungen (z. B. Lohn, Überstunden, Spesenvergütung, Abgleich des Urlaubsanspruchs) berücksichtigt sind.

6. Eine nette Geste: etwas ausgeben

Lassen Sie es sich nicht nehmen, Ihren Kollegen zum Abschied etwas zu spendieren: ein Glas Sekt, einen Kuchen oder eine andere Kleinigkeit.

Damit können Sie ihnen gegenüber Wertschätzung und Dankbarkeit vermitteln.

Findet dieser Umtrunk in der Firma statt, sollten natürlich alle Kollegen und die Vorgesetzten eingeladen und niemand offensichtlich ausgeschlossen werden.

7. Teilen Sie Ihre Kontaktdaten mit

Insbesondere an Kollegen, zu denen Sie eine gute Beziehung hatten, können Sie Ihre Telefonnummer oder eine andere Kontaktmöglichkeit weitergeben.

Was Ihnen sicher hoch angerechnet wird: Lassen Sie auch Ihren Vorgesetzten und Ihren Nachfolger wissen, dass Sie für eventuelle Fragen noch erreichbar sind.

Sollten Sie es noch nicht getan haben, dann vernetzen Sie sich mit Kollegen (und Vorgesetzten) auch auf den diversen einschlägigen Plattformen wie etwa Linkedin, XING, Facebook etc.

Dass ein Netzwerk auch wesentlich zum beruflichen Erfolg beitragen und bei Herausforderungen eine große Hilfe sein kann, ist ja hinlänglich bekannt.

8. Schreiben Sie eine Abschiedsmail

Insbesondere in größeren Unternehmen mit mehreren Mitarbeitern bietet sich zusätzlich das Versenden einer Abschiedsmail an.

Abhängig von der Anzahl und Ihrem Verhältnis zu den Empfängern kann die Formulierung sachlich oder persönlich ausfallen.

Mustertexte für eine Abschiedsmail, mit der Sie bei den Empfängern einen guten Eindruck hinterlassen, habe ich hier zusammengestellt:

» Mustertext Abschiedsmail (an Kollegen, Kunden, Vorgesetzte)

9. Retournieren Sie sämtliches Firmeneigentum

Geben Sie spätestens am letzten Tag all das zurück, was der Firma gehört – zum Beispiel Akten, Arbeitsmaterialien, Schlüssel, Geräte (z. B. Handy).

10. Hinterlassen Sie alles ordentlich

Hinterlassen Sie einen aufgeräumten und ordentlichen Arbeitsplatz. Löschen Sie auch alle privaten Dokumente und Dateien von Ihrem Computer.

Lassen Sie hingegen Chaos und Unordnung zurück, verbleibt ein negativer Eindruck, der die gute Erinnerung an Ihre Person trüben kann.

11. Verabschieden Sie sich persönlich

Verabschieden Sie sich zumindest von jenen Kollegen und Vorgesetzten persönlich und mit Händedruck, mit denen Sie unmittelbar – z. B. im Team – zusammengearbeitet haben.

Das zeugt von der Wertschätzung, die Sie ihnen entgegenbringen.

Und war auch das Verhältnis mit dem einen oder der anderen nicht immer reibungslos, signalisieren Sie damit, dass Sie die Sache endgültig als abgeschlossen betrachten.

Wenn das persönliche Verabschieden – aus welchen Gründen auch immer – nicht möglich ist, können Sie auch telefonisch noch ein paar Worte wechseln.

Checkliste für die letzten Arbeitstage

In der folgenden Checkliste habe ich die oben genannten Tipps nochmals kompakt zusammengefasst. Steht bei Ihnen ein Ausscheiden aus der Firma an, können Sie sich damit für einen souveränen Abschied vorbereiten:

Nicht krankfeiern

Auf böse Worte und Anschuldigungen verzichten

Für eine geordnete Übergabe sorgen

Arbeitszeugnis einholen

Schlussabrechnung machen

In einer netten Runde etwas ausgeben

Kontaktdaten austauschen

Abschiedsmail schreiben

Firmeneigentum retournieren

Alles ordentlich hinterlassen

Persönlich verabschieden



Haben Sie noch einen 12. Tipp parat – vielleicht beruhend auf Ihrer eigenen Erfahrung?


Wie lange sollte man mindestens in einer Firma bleiben?

Eine ungeschriebene Faustregel für den richtigen Zeitpunkt eines Jobwechsels lautet: Im dritten Lebensjahrzehnt, also im Alter zwischen 20 und 29, sollte man mindestens zwei bis drei Jahre im gleichen Unternehmen bleiben. Im vierten Lebensjahrzehnt mindestens vier Jahre und so weiter.

Wann ist es besser zu kündigen?

Im besten Fall kündigen Sie immer erst dann, wenn Sie schon einen neuen Job gefunden und den neuen Arbeitsvertrag unterschrieben haben.

Wann sollte ich meinen Arbeitsplatz verlassen?

Sollten Sie das Gefühl haben, dass Ihr Arbeitgeber viel zu oft gegen Ihre Prinzipien handelt, ist es sinnvoll, das Unternehmen zu verlassen. Tun Sie nichts, was Sie nicht mit sich selbst vereinbaren können!

Woher weiß ich ob ich kündigen soll?

Nimmst du die negative Stimmung aus der Arbeit ständig mit in dein Privatleben, dann läuft offensichtlich etwas falsch. Noch ein Anzeichen dafür, dass dich dein Job kaputtmacht: Keine Energie und keine Lust, nach der Arbeit noch irgendetwas zu unternehmen.