Hpv impfung ja oder nein 2022

Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt die einmalige HPV-Impfung von Mädchen und Frauen bis 21 Jahre anstelle der bisherigen zweimaligen Impfung. Die WHO möchte damit die Impfquote im Kampf gegen Gebärmutterhalskrebs erhöhen. Grundsätzlich begrüßen wir dieses Vorhaben, doch haben wir auch Bedenken bei der neuen Empfehlung[1].

Fakt ist, Gebärmutterhalskrebs wird durch Humane Papillomaviren (HPV) verursacht. Zwar entwickelt sich nicht aus jeder HPV-Infektion Gebärmutterhalskrebs, doch gibt es bestimmte HPV-Hochrisiko-Typen. Sie begünstigen die bösartigen Veränderung der Zellen. Gegen einige dieser HPV-Hochrisiko-Typen gibt es eine wirksame Impfung. Aktuell empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) zwei Dosen für Mädchen und Jungen im Alter von 9-14 Jahren für einen ausreichenden Impfschutz. Wer älter als 17 Jahre alt ist, sollte sich sogar dreimal impfen lassen. HPV ist sexuell übertragbar. Kondome bieten keinen ausreichenden Schutz, da die Viren im gesamten Intim- und Analbereich vorkommen. Aus diesem Grund ist eine Immunisierung noch vor der ersten sexuellen Erfahrung sinnvoll.

HPV verursacht Krebs bei Männern und Frauen

Fakt ist auch: Gebärmutterhalskrebs ist nicht die einzige Krebserkrankung, die durch HPV ausgelöst werden kann. Neben Gebärmutterhalskrebs sowie Krebs an Vulva und Vagina, kann eine HPV-Infektion auch beispielsweise zu bösartigen Zellveränderungen im Mund- und Rachenbereich, am Anus und auch am Penis führen. Zudem entstehen Feigwarzen im Intimbereich ebenfalls durch Humane Papillomaviren. Diese sind zwar harmlos, aber sehr unangenehm. Männer können nicht nur HPV übertragen, sondern auch selbst eine HPV-bedingte Krebserkrankung erleiden. Allein in Deutschland betrifft dies etwa 1 600 Männer im Jahr.[2] Die HPV-Impfung schützt auch vor diesen Krebserkrankungen.

Die HPV-Impfung: für Mädchen und Jungen sinnvoll

Da HPV Krebs bei Männern und Frauen verursachen kann, ist es verwunderlich, dass die WHO bei ihrer Empfehlung den Fokus auf Gebärmutterhalskrebs legt – also auf Frauen. Zumal es auch im Kampf gegen Gebärmutterhalskrebs sinnvoll ist, Jungen bei der Impfung mit ins Boot zu holen. Schließlich können diese ihre Partner:innen als Überträger mit einer HPV-Infektion anstecken. Seit 2018 empfiehlt die Ständige Impfkommission in Deutschland die Impfung gegen Humane Papillomaviren auch für Jungen ab neun Jahre.

Dr. Cornelia Hösemann (Mitglied der sächsischen Impfkommission) vertritt in einem MDR Interview[3] eine ganz ähnliche Sichtweise. In ihren Augen ist die Empfehlung der WHO ein Rückschritt, denn ihrer Meinung nach sollten alle Geschlechter ab einem Alter von neun Jahren zur Impfung gehen. Sie wünscht sich eine Impfquote von 80-90 Prozent, um einen Kollektivschutz zu erreichen. Laut einer Erhebung des Robert-Koch-Instituts lag die Impfquote 2015 gerade einmal bei rund 45 Prozent[4] bei den 17-Jährigen. Also der Altersgruppe, bei der optimalerweise die Immunisierung bereits abgeschlossen sein sollte. 

HPV-Impfung erleichtern – für alle

Die WHO stützt sich auf Daten, die belegen, dass eine einmalige Impfung gegen HPV einen vollen Impfschutz gewährleistet. Eine einmalige Impfung bedeute weniger Kosten, weniger Ressourcen, außerdem sei die Verabreichung der Impfung einfacher.[5] Somit wäre der Zugang zur HPV-Impfung niedrigschwelliger.

Die Empfehlung der WHO ist erstmal nur eine Empfehlung. Diese muss erst durch die STIKO geprüft werden, bevor diese für Deutschland selbst eine Empfehlung herausgibt. Dieser Prozess kann Jahre dauern. Kann die Impfquote durch ein vereinfachtes HPV-Impfschema erhöht werden, ist das zu begrüßen, jedoch sollten dann alle Geschlechter mit einbezogen werden.

Quellen:

[1] WHO

[2] Robert-Koch-Institut (RKI)

[3] MDR

[4] Robert-Koch-Institut (RKI)

[5] WHO

  • Journal List
  • Nature Public Health Emergency Collection
  • PMC9331041

InFo Hämatol Onkol. 2022; 25(7-8): 80.

Experten der Onkologie, Gesundheitspolitik sowie der Kassen mahnen angesichts sinkender HPV-Impfzahlen in Deutschland, stärker die Präventions-Werbetrommel zu rühren.

Wie in anderen Versorgungsbereichen hat die COVID-19-Pandemie auch bei der Prävention in puncto humane Papillomviren (HPV) deutlich ihre Spuren hinterlassen. So sank die Erstimpfungsquote bei Mädchen 2020 im Vergleich zum Vorjahr um über 14 %. Bei den Jungen war es ein Rückgang um rund 9 %. Das zeigt eine Sonderanalyse zum Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit anlässlich des Welt-HPV-Tages am 4. März.

"Der deutliche Rückgang der HPV-Erstimpfungen bei Kindern und Jugendlichen in der COVID-19-Pandemie ist ein Alarmsignal", ordnet Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit, die Ergebnisse ein. Die deutschen Daten untermauern die Empfehlungen der wissenschaftlichen Chefberater der EU-Kommission. In ihrem aktuellen Gutachten fordern sie im Sinne einer stärkeren onkologischen Prävention in der gesamten EU unter anderem eine erhöhte Inanspruchnahme von HPV-Impfungen bis zum Alter von 15 Jahren. Diese sei angesichts der angestrebten Eradikation des Zervixkarzinoms quasi alternativlos.

Zervixkarzinom vierthäufigste Krebsart bei Frauen

Harald zur Hausen, ehemaliger Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), verweist auf die bereits erzielte wissenschaftliche Evidenz. "Ich freue mich sehr darüber, dass nun mehr und mehr Daten die Wirksamkeit der HPV-Impfung belegen, nicht nur für Krebsvorstufen, sondern auch für Gebärmutterhalskrebs. Ich wünsche mir, dass diese gute Nachricht noch deutlich mehr Eltern davon überzeugt, ihre Kinder gegen krebserregende HPV impfen zu lassen", wird zur Hausen in einer DKFZ-Mitteilung zitiert.

2008 hat zur Hausen den Nobelpreis für seine Entdeckung bekommen, dass HPV Gebärmutterhalskrebs auslösen kann. Er erinnert daran, dass das Zervixkarzinom weltweit noch immer die vierthäufigste Krebsart bei Frauen sei. Insbesondere in ärmeren Ländern seien die Fallzahlen teilweise noch immer skandalös hoch. "Die Impfung kann nun einen wichtigen Beitrag dazu leisten, Frauen vor Krebs zu schützen oder Gebärmutterhalskrebs sogar zu eliminieren", mahnt zur Hausen.

Hpv impfung ja oder nein 2022

Impfquote bei Jungen deutlich unter der bei Mädchen

Kassenchef Storm geht mit zur Hausen d'accord und betont den unmittelbaren Benefit der HPV-Impfung für die betroffene Zielgruppe: "Die HPV-Impfung schützt junge Menschen vor Krebserkrankungen. Sie ist wichtig und richtig. Es besteht dringender Handlungsbedarf. Wir müssen Eltern bei diesem Thema sensibilisieren und aufklären, um die Gesundheit der zukünftigen Generation zu schützen."

Für die Sonderanalyse des Dienstleisters Vandage und der Universität Bielefeld wurden anonymisierte Abrechnungsdaten von rund 385.000 Kindern und Jugendlichen im Alter von neun bis 17 Jahren untersucht, die bei der DAK-Gesundheit versichert sind. Analysiert wurden die Jahre 2019 und 2020.

Die Daten zeigen, dass die Erstimpfungsquote bei Jungen nahezu das Niveau der Mädchen erreicht hat. So erhielten 2020 11 % der Jungen im Alter zwischen neun und 17 Jahren eine HPV-Impfung. Bei den Mädchen waren es 12 %. Trotzdem liegt die Gesamt-Impfquote der Jungen laut Kasse deutlich unter der Quote der Mädchen. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts betrug der Anteil vollständig gegen HPV geimpfter Mädchen Ende 2019 rund 47 %, während lediglich 5 % aller Jungen vollständig geimpft waren - die Daten beziehen sich auf 15-Jährige, Geburtsjahr 2004. Seit 2007 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine HPV-Impfung für Mädchen und seit 2018 auch für Jungen.

"Alle sind aufgefordert, die Impfung nahezubringen"

Vision Zero, ein Zusammenschluss namhafter Vertreter aus Wissenschaft, Medizin, Medien, Stiftungen, Verbänden sowie forschender Industrie, ruft dazu auf, ein breites gesellschaftliches Bündnis für eine höhere HPV-Impfquote zu schmieden. "Durch HPV verursachter Krebs und seine Vorstufen sowie entstellende Genitalwarzen sind fast alle durch die sehr gut verträgliche und sehr wirksame Impfung vermeidbar", betont Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Er nimmt auch die niedergelassenen Kollegen in die Pflicht: "Ärztinnen und Ärzte und alle, die Zugang zu Eltern und Kindern ab neun Jahren haben, sind aufgefordert, diesen die HPV-Impfung nahezubringen."

Was spricht gegen die HPV

Die Impfung könnte in geringerem Maße auch gegen andere krebserregen de Viren wirken als jene, gegen die ge impft wurde (Kreuzreaktion). Aber es könnte auch sein, dass andere Viren, ge gen die nicht geimpft wurde, eher krebserregend wirken (Replacement). 4.

Sollte man sich gegen HPV impfen lassen?

HPV -Impfstoffe schützen zu nahezu 100 % vor einer Infektion mit den in den Impfstoffen enthaltenen HPV -Typen. Die Hochrisiko- HPV -Typen 16 und 18 sind für etwa 70%, die HPV -Typen 31, 33, 45, 52 und 58 für ca. weitere 20% aller Gebärmutterhalskarzinome verantwortlich.

Bis wann lohnt sich HPV

Daher wird allen Mädchen und Jungen empfohlen, den Impfschutz gegen HPV im Alter von 9 bis 14 Jahren aufzubauen. Jugendliche, die bis zum 15. Geburtstag noch nicht gegen HPV geimpft wurden, sollten die Impfung bis zum Alter von 17 Jahren nachholen.

Warum werden Erwachsene nicht gegen HPV geimpft?

Zwar hat die im Mai 2018 veröffentlichte Cochrane-Analyse die Sicherheit und Wirksamkeit der HPV-Impfung bestätigt. Sie zeigt aber auch, dass die Wirkung des HPV-Impfstoffs auf das Entstehen von Krebsvorstufen bei älteren Frauen, die zwischen 25 und 45 Jahren geimpft werden, geringer ist.