Wie wirkt sich Fasten auf den Blutdruck aus?

Viele Adipöse wollen ihr Gewicht senken, scheitern aber an der Kalorienreduktion. Vielleicht fällt es diesen Patienten leichter, einen Teil des Tages ganz auf Nahrung zu verzichten oder nur jeden zweiten Tag zu essen. Dieses intermittierende Fasten kann den Stoffwechsel und das kardiale Risiko nachhaltig verbessern.

Die Wirkung der intermittierenden Fastenperioden erklärt man sich mit der Produktion von Ketonkörpern in der Leber. Diese werden in den Hungerphasen aus Fettsäuren synthetisiert und dienen den Zellen als alternative Energiequelle. Inzwischen mehren sich Studien, die den Nutzen des vorübergehenden Nahrungsverzichts belegen. Einige Beispiele präsentierte Professor Dr. Stephan Martin vom Verbund Katholischer Kliniken in Düsseldorf.

In der ersten Arbeit schränkten 19 adipöse Patienten mit metabolischem Syndrom (BMI 33 kg/m2), aber ohne Diabetes, den Zeitraum der Nahrungsaufnahme von mindestens 14 Stunden auf 10 Stunden ihres Tages ein. Nach zwölf Wochen zeigte sich bei ihnen eine deutliche Gewichtsabnahme. Kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Blutdruck, Gesamt- und LDL-Cholesterin verringerten sich ebenso wie der postprandiale Blutzuckeranstieg. Der Schlaf besserte sich, weshalb Prof. Martin anregte, übergewichtigen Insomnie-Patienten solcherart verkürzte Essenszeiten ans Herz zu legen.

Weniger Insulinresistenz als beim kontinuierlichen Fasten

Patienten mit Insulinresistenz scheinen vom intermittierenden Fasten besonders zu profitieren, wie eine zweite Studie nahelegt. Getes­tet wurde das sogenannte Alternate-Day Fasting (ADF), in diesem Fall mit einer maximalen Energieaufnahme von 25 % der gewohnten Kalorienration an jedem zweiten Tag. Das Ergebnis: Die ADF-Patienten nahmen zwar mit 8 % Gewichtsverlust nicht deutlicher ab als diejenigen der Vergleichsgruppe, die mittels kontinuierlicher Kalorienrestriktion 7 % ihrer Körpermasse verloren. Doch die Insulinresistenz verringerte sich unter dem intermittierenden Fastenregime um 53 %, der Nüchtern-Insulinspiegel sank um 52 %.

Die Teilnehmer, die tagtäglich und dauerhaft fasteten, schafften dagegen nur eine Reduktion um 14 % bzw. 17 %. Dieser Unterschied ist im Alltag bedeutsam, betonte Prof. Martin. Denn hohe Insulinspiegel blockieren die Fettverbrennung und vereiteln eine Gewichtsabnahme. Bei medikamentös behandelten Diabetikern und Hypertonikern sollte man mit dem Intervallfasten allerdings vorsichtig sein und die Therapie anpassen.

Einen wichtigen Beitrag zur Stoffwechselkontrolle kann der Verzicht auf Zwischenmahlzeiten leisten. Die teilweise noch immer empfohlene Aufteilung der Kalorienzufuhr auf etliche kleinere Mahlzeiten stammt aus der Zeit der Mischinsuline, erläuterte Prof. Martin. Die Strategie zielte darauf ab, die Kalorienzufuhr an das Wirkprofil der Medikamente anzupassen. Mit den modernen, gut steuerbaren Insulinen ist das nicht mehr nötig, versicherte der Referent.

Die Beschränkung auf nur drei Hauptmahlzeiten greift selbst bei langjährig insulinbehandelten Diabetikern, wie eine aktuelle Analyse ergab. Im Vergleich zu einem Tages­ablauf mit sechs Mahlzeiten führte die nur dreimal tägliche Nahrungsaufnahme zu einer Gewichtsreduktion von 5,4 kg, und das bei gleichem Kaloriengehalt der Nahrung. Auch der HbA1c-Wert verringerte sich innerhalb von zwölf Wochen um 1,2 Prozentpunkte, mit einer um 26 Einheiten verringerten Insulin­dosis. Zudem verkürzten sich die Phasen mit hyperglykämischen Werten. Auch das wahrscheinlich durch die erhöhte Insulinzufuhr gesteigerte Verlangen nach Süßem ging zurück.

Eine wichtige Botschaft vor allem für frisch diagnostizierte Typ-2-Diabetiker: Wenn diese Patienten an ihrem Gewicht arbeiten, haben sie die Chance auf eine komplette Remission. Gestützt wird diese Erkenntnis durch eine britische Hausarztstudie mit 306 Typ-2-Diabetikern ohne Insulintherapie, deren Krankheitsdauer unter 6 Jahren lag. Die Interventionsgruppe erhielt nach Absetzen aller Antidiabetika für drei bis fünf Monate eine Formula-Diät mit maximal 853 kcal pro Tag, die Kontrollgruppe bekam die übliche Standardtherapie.

Reduktion von Pankreasfett sorgt für aktivere Betazellen

Mit der aggressiven Kalorien­reduktion nahm jeder vierte Patient mindestens 15 kg ab. Fast jeder zweite (46 %) erreichte eine Diabetesremission, die bei vielen (36 %) auch nach zwei Jahren anhielt (4 % bzw. 3 % unter der üblichen Behandlung). Prof. Martin führt die Remissionen auf eine anhaltende Veränderung des Leber- und Pankreasfettgehalts infolge der Gewichtsreduktion zurück. Dadurch können sich die Betazellen wieder erholen.

Quelle: 15. Diabetologie-Update-Seminar

Grundsätzlich eignen sich Fastenkuren zur Verbesserung des körperlichen Wohlbefindens. Da der Prozess jedoch eine erhebliche Belastung für den Stoffwechsel darstellt, sollte ein solches Vorhaben nur in Absprache mit einem Mediziner erfolgen. Denn bei falscher Ausführung kann der Nahrungsentzug schaden, als es eigentlich nützen soll.

Inhaltsverzeichnis

  • 1 Warum Fasten auch schaden kann
  • 2 Achtung bei Leber- und Nierenerkankungen, Schwangerschaft und Essstörungen
  • 3 Der Einfluss vom Fasten auf Medikamente
  • 4 Fasten begünstigt Bluthochdruck und Diabetes
  • 5 Wann es sinnvoll ist, eine Fastenkur abzubrechen

Warum Fasten auch schaden kann

Wer an Leber- und Nierenerkrankungen leidet, muss nicht zwangsläufig auf eine Fastenkur verzichten. Bei der Methode des Heilfastens überwacht ein Mediziner ständig die Funktionalität beider Organe.
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Während des Fastens muss der Körper auf Vitamine, Eiweiße, Proteine und Fette verzichten. Auch Mineralien werden kaum aufgenommen. Muskelabbau, Übersäuerung und Mangelerscheinungen sind häufige Risiken während einer Fastenkur.

Wer bereits unter Grunderkrankungen leidet, muss vor Beginn einer geplanten Kur mit seinem Arzt sprechen. Dieser stellt fest, inwieweit Fasten möglich ist und begleitet die ganze Fastenzeit aufmerksam. Eine besondere Risikogruppe sind Kinder. Sie brauchen besonders viele Vitamine und Nährstoffe. Ansonsten können Wachstumsstörungen und plötzlich auftretende Mangelerkrankungen die Folge einer unüberlegten Fastenkur sein.

Auch eine Erkältung oder chronische Erkrankung des Immunsystems sind Ausschlusskriterien für das Fasten. Denn in Zeiten von solchen Erkrankungen braucht der Körper alle Kraft und somit Nährstoffe für die Genesung beziehungsweise die Abwehr der Immunstörungen. Ansonsten kann sich das Krankheitsbild rasch verschlimmern.

Der Schaden einer unüberlegten Fastenkur kann bis hin zu einem lebensbedrohlichen Zustand führen. Der Mineralienmangel ist beispielsweise für ein nicht gesundes Herz eine große Gefahr. Mögliche Risiken sind dann Herz-Kreislaufprobleme bis hin zum Herzinfarkt. Menschen, die an Depressionen leiden oder gegen Krebs ankämpfen, müssen ebenfalls auf das Fasten verzichten.

Denn nur durch eine ausgewogene Ernährung können die verabreichten Medikamente so wirken, wie dies für die Heilung lebenswichtig ist. Fehlen Nahrungsbausteine, können im Körper aus vorhandenen Schwächen irreparable Schäden entstehen. Die hier beispielhaft genannten Risikogruppen können statt einer Fastenkur mit dem behandelnden Arzt sanftere Alternativen absprechen. Eine spezielle Diät mit ausreichender Nährstoffaufnahme kann langfristig einen ähnlich reinigenden und entschlackenden Effekt wie Fasten haben.

Achtung bei Leber- und Nierenerkankungen, Schwangerschaft und Essstörungen

Wer an Leber- und Nierenerkrankungen leidet, muss nicht zwangsläufig auf eine Fastenkur verzichten. Bei der Methode des Heilfastens überwacht ein Mediziner ständig die Funktionalität beider Organe. Es kommt allerdings darauf an, welche Organerkrankungen vorliegen, denn manche Belastungen durch das Fasten hätten nicht den gewünschten Effekt der Entlastung und Reinigung.

Ohne Begleitung eines Arztes gefährden Patienten ihr Leben und riskieren ein Organversagen, mindestens Minderfunktionen von Leber und Niere. Schwangere schaden sich selbst und dem Kind mit einer Fastenkur. Fehlentwicklungen und Wachstumsstörungen beim Embryo sind mögliche Risiken.

Auch nach der Geburt ist Fasten für Stillende tabu. Denn jetzt muss sich der Körper hormonell wieder umstellen und gleichzeitig Nahrung für das Baby produzieren. Wer jetzt fastet, vielleicht aus falsch verstandenem Gesundheits- und Körperbewusstsein, riskiert Neuerkrankungen oder das Wiederaufflammen alter Erkrankungen. Auch das Baby würde kaum ausgewogen ernährt, wenn die Stillende während dieser körperlich hochproduktiven Zeit auf Mahlzeiten verzichtet.

Eine Essstörung bedingt dauerhaft eine unausgewogene Zufuhr von Nährstoffen. Wer jetzt außerdem noch streng fastet, riskiert sein Leben, mindestens eine Verstärkung der Essstörung. Am Fasten sind Patienten mit Essstörungen vor allem wegen der erstrebten Gewichtsabnahme interessiert. Der Effekt wird aber nicht eintreten oder nach Ende der Fastenkur einen Jojo-Effekt begünstigen. Dadurch könnte sich das psychische Leid Betroffener nur noch verschlimmern.

Der Einfluss vom Fasten auf Medikamente

Medikamente werden in ihrer Dosierung exakt auf das Körpergewicht, den Erkrankungsgrad und weitere persönliche Merkmale abgestimmt. Dabei geht der verschreibende Mediziner von einer normalen Ernährung aus. Bekommt der Körper durch das Fasten aber nicht diese normale Nahrungszufuhr, ist eine Überdosierung bestimmter Medikamente zu befürchten.

Auch werden Magen und Darm in einer solchen Zeit von den Wirkstoffen der Medikamente extrem belastet. Nicht ohne Grund gibt es zur Einnahme von Tabletten Empfehlungen, wann und was an Nahrung zur Arznei eingenommen werden soll. Diese empfohlenen Nahrungsmittel und Flüssigkeiten gewährleisten eine optimale Wirkung angesichts der vorhandenen sonstigen Körpermerkmale.

Wer nur vorübergehend Medikamente einnehmen muss, kann mit dem Arzt eventuell einen Fastenbeginn nach Ende der Verabreichung besprechen. Handelt es sich dagegen um Medizin gegen chronische Erkrankungen, dann ist Fasten der Gesundheit zuliebe ausgeschlossen. Je nach Art der chronischen Krankheit gibt es allerdings in wenigen Fällen homöopathische Alternativen.

Mit diesen kann während der Fastenzeit die ansonsten drastische Überdosierung vermieden werden. Jedoch ist auch jetzt die Erkenntnis wichtig, dass es sich beim Fasten nicht um eine Diät handelt. Falls also das einzige Ziel der Kur eine Gewichtsreduzierung sein soll, gibt es dafür sanftere und nachhaltige Wege, bei denen Betroffene nicht auf die Nahrungszufuhr verzichten müssen und trotzdem abnehmen können.

Fasten begünstigt Bluthochdruck und Diabetes

Unter günstigen Umständen kann sich Fasten positiv auf den Blutdruck von Menschen auswirken. Jedoch ist auch hier die Begleitung durch den behandelnden Arzt unbedingte Voraussetzung. Auch muss vor Beginn einer Fastenkur genau geklärt sein, was den Bluthochdruck verursacht. Denn einige Auslöser dieser meist chronischen Erkrankung werden durch Nahrungsentzug eher begünstigt.

Ein sehr schwankender Blutdruck mit gefährlichen Hochdruckspitzen könnte dann die riskante Fastenfolge sein. Die Annahme, dass Bluthochdruck durch eine Gewichtsreduktion bekämpft werden kann, ist ein Irrglaube. Es kommt eher auf den gesamten physischen Zustand an, und dieser wird bei Patienten mit Bluthochdruck durch eine vernünftige Medikation besser als durch Fasten. Fasten bei Diabetes ist ebenso ausgeschlossen. Hierfür gibt es keine Ausnahmen nach Diabetes-Typ.

Vielmehr ist der Körper dauerhaft auf regelmäßige Nahrungsaufnahme in einem ausgewogenen Verhältnis der Nährstoffe angewiesen. Wenn überhaupt die Ernährung bei Diabetes verändert werden soll, kann mit dem behandelnden Arzt über Intervallfasten gesprochen werden. Dies ist kein kompletter Nahrungsverzicht, sondern zwischen den Mahlzeiten liegen einfach mehr als die normalen Stunden. Doch selbst dabei ist das Risiko einer lebensbedrohlichen Unterzuckerung nicht auszuschließen.

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Wann es sinnvoll ist, eine Fastenkur abzubrechen

Wer unüberlegt und ohne Absprache mit dem Arzt eine Fastenkur beginnt, kann das Entstehen einiger der genannten Erkrankungen begünstigen. Das ist nicht der Sinn des Fastens. Spätestens beim Auftreten von bisher unbekannten Beschwerden wie Veränderungen im Herzrhythmus, Blutniederdruck oder Magenschmerzen ist ein Besuch beim Arzt unumgänglich. Halten solche Beschwerden für zwei Tage an, muss sofort die Kur abgebrochen und der Körper wiederaufgebaut werden. Auch dabei ist die ärztliche Begleitung eine sichere Methode, um Folgeschäden zu vermeiden.

Ein Abbruch der Fastenkur muss auch bei völlig gesunden Menschen in Betracht gezogen werden, sobald Symptome wie Dauermüdigkeit, Herzrasen oder eine unerklärliche Schwäche auftreten. Dies ist während eine begleiteten Fastens selten und stets ein Zeichen dafür, dass der Körper vom Nahrungsentzug momentan überfordert ist. Jede Form des Fastens erfordert einen längeren Lernprozess. Wird dieser vernünftig und zusammen mit dem Arzt durchgestanden, lassen sich viele der Risiken beim Fasten vermeiden.

Fasten darf nicht mit einer strengen Diät verwechselt werden. Für eine angestrebte dauerhafte Gewichtsabnahme eignen sich daher andere Methoden besser. Nur in Begleitung eines Arztes lassen sich die zahlreichen Risiken einer Fastenkur vermeiden. Sehr häufig sollte gar nicht gefastet werden und bei Auftreten von Beschwerden die Kur besser sofort abgebrochen werden.

Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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