Wie viel Paracetamol am Tag schwanger

10.2016
Autor Dr. J. Hower, Pädiater

In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass Kinder, die im Mutterleib Paracetamol ausgesetzt waren, ein erhöhtes Entwicklungsrisiko aufweisen. Paracetamol wird während der Schwangerschaft von etwa 40 bis 50 % aller Frauen wenigstens einmal eingenommen. Da es allgemein als harmlos angesehen wird, besitzt ein möglicher Anstieg des kindlichen Entwicklungsrisikos, wenn Mütter während der Schwangerschaft Paracetamol einnehmen, eine große Bedeutung für die Betroffenen und für die Gesellschaft.

Methode: Die Autoren der aktuellen Studie haben Daten aus der norwegischen Mutter-Kind-Kohorte zur Analyse der Beziehung zwischen einer pränatalen Paracetamol-Exposition und späteren Entwicklungsproblemen genutzt. Die mütterliche Paracetamol-Einnahme wurde in kurzzeitige Einnahme (< 28 Tage) und langfristige Einnahme (³ 28 Tage) unterteilt.

Ergebnis: Von den 51.200 schwangeren Frauen, die in die Studie eingeschlossen wurden, hatten 40,5 % (n = 20.749) wenigstens einmal während der Schwangerschaft Paracetamol eingenommen. Die Analyse der Daten zeigte, dass die Langzeiteinnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft mit der Entwicklung kindlicher Kommunikationsprobleme und einer allgemein verzögerten Entwicklung verbunden war. Für eine Kurzzeiteinnahme konnte kein erhöhtes Risiko nachgewiesen werden.

Schlussfolgerung: Besondere Vorsicht gilt vor allem bei der Langzeiteinnahme von Paracetamol. Frauen mit Schmerzen in der Schwangerschaft sollte Paracetamol für den kurzfristigen Gebrauch nach derzeitigem Erkenntnisstand nicht vorenthalten werden.

Referenz: Vlenterie, R et al. Neurodevelopmental problems at 18 months among children exposed to paracetamol in utero: a propensity score matched cohort study. Int J Epidemiol 2016 Aug 31 (epub ahead of print)

Kommentar: Das frei verkäufliche Paracetamol wird von vielen Frauen in der Schwangerschaft eingenommen und gilt in der empfohlenen Dosierung allgemein als sicher. Ergebnisse früherer epidemiologischer Studien lassen vermuten, dass während der Schwangerschaft eingenommenes Paracetamol die kindliche Verhaltensentwicklung beeinflussen kann. Dies wird mit der aktuellen Studie bestätigt.

Von Bauer und Kriebel haben erstmals 2013 einen Zusammenhang zwischen der mütterlichen Paracetamol-Einnahme und der Inzidenz von Autismus-Spektrum-Störungen in den USA vermutet.

Die von Stergiakouli et al. im Verlauf der „Avon Longitudinal Study of Parents and Children“ durchgeführte prospektive Studie liefert ebenfalls belastbare Ergebnisse, die für einen Einfluss von Paracetamol auf die pränatale Kindesentwicklung sprechen. Sie bestätigt mehrere epidemiologische Untersuchungen, in denen über kindliche Verhaltensstörungen, Autismus-Spektrum-Störungen und Aufmerksamkeits-Defizit-Störungen berichtet wurde.

Brandlistuen et al. haben in Norwegen 2013 und 2014 (48.631 Kinder) und Liew et al. in Dänemark (64.322 Kinder) in ihren Untersuchungen auf eine Verbindung zwischen der Paracetamol-Einnahme in der Schwangerschaft und nachfolgenden kindlichen Verhaltensstörungen hingewiesen. Diese Ergebnisse werden jetzt in einer weiteren aktuellen spanischen epidemiologischen Untersuchung von Avella-Garcia et al. bestätigt.

An den vorhandenen Ergebnissen sind kaum noch Zweifel möglich. Es ist erstaunlich, dass für ein frei verkäufliches, in der empfohlenen Dosierung als sicher angesehenes Medikament bisher so wenig über mögliche Auswirkungen in der Schwangerschaft bekannt war.

Referenzen:
Vlenterie, R et al. Neurodevelopmental problems at 18 months among children exposed to paracetamol in utero: a propensity score matched cohort study. Int J Epidemiol 2016 Aug 31 (epub ahead of print)
Bauer, AZ, Kriebel, D. Prenatal and perinatal analgesic exposure and autism: an ecological link. Environ Health 2013 May 9; 12:41
Stergiakouli, E et al. Association of Acetaminophen Use During Pregnancy With Behavioral Problems in Childhood. JAMA Pediatr 2016 Aug (epub ahead of print)
Brandlistuen, RE et al. Prenatal paracetamol exposure and child neurodevelopment: a sibling controlled cohort study. Int J Epidemiol 2013 Dec; 42(6): 1702-13
Liew, Z et al. Acetaminophen use during pregnancy, behavioral problems, and hyperkinetic disorders. JAMA Pediatrics 2014 Apr; 168 (4): 313-20
Avella-Garcia, CB et al. Acetaminophen use in pregnancy and neurodevelopment: attention and autism spectrum symptoms. Int J Epidemiol 2016 Jun 28 (epub ahead of print)

Wie viel Paracetamol am Tag schwanger

Schwangere werden aufgefordert, die niedrigste Dosis des Schmerzmittels Paracetamol zu verwenden (Symbolbild)

© Damir Cudic / Getty Images

Schwangere werden in einem gemeinsamen Appell zahlreicher Wissenschaftler:innen aufgefordert, sehr sensibel mit Paracetamol umzugehen. Auch sollen Schmerzmittel zukünftig mit Warnhinweisen zu versehen werden.

Knapp 100 Wissenschaftler:innen, Ärzt:innen und Fachleute des öffentlichen Gesundheitswesens weisen darauf hin, dass es inzwischen eine wachsende Zahl von Forschungsergebnissen gebe, die darauf hindeuten, dass das Schmerzmittel Paracetamol ungewollt die Entwicklung eines Babys im Mutterleib beeinflussen kann. Schwangere werden daher aufgefordert, besonders sensibel mit dem Schmerzmittel umzugehen. Währenddessen drängen Experten darauf, dass in Zukunft entsprechende Warnhinweise auf den Packungen angebracht werden.

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Paracetamol-Studien der letzten 25 Jahre geprüft

In einer gemeinsamen Erklärung, die am Freitag in dem Journal "Nature Reviews Endocrinology" veröffentlicht wurde, skizzieren die Wissenschaftler:innen ihre Bedenken und weisen darauf hin, dass wesentlich mehr Forschung betrieben werden müsse, um die Auswirkungen von Paracetamol während der Schwangerschaft zu verstehen.

Die Autoren überprüften Forschungsarbeiten der vergangenen 25 Jahre, die darauf hindeuteten, dass die Anwendung von Paracetamol in der Schwangerschaft mit "negativen neurologischen, urogenitalen und reproduktiven Ergebnissen" verbunden sein könnte. Der Fachapotheker Luke Grzeskowiak vom Flinders Medical Center in England, der nicht zu den Autoren gehört, ergänzte in diesem Zusammenhang jedoch, dass die absoluten Risiken "gering" seien und die Mehrheit der Frauen, die Schmerzmittel einnahmen, gesund blieb und auch gesunde Kinder bekam.

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Säuglinge und Kleinkinder
Säuglinge brauchen von zwei Vitaminen Sonderrationen - und bekommen sie heute in der Regel von Ärzten oder über angereicherte Babynahrung. So träufelt man ihnen meist direkt nach der Geburt Tropfen mit Vitamin K ein - ein Stoff, der wichtig für die Blutgerinnung ist.
Weil sie in ihren ersten Monaten oft zu wenig in der Sonne sind, fehlt ihnen häufig Vitamin D. Denn dieses wichtige Knochenvitamin kann der Körper nur mithilfe von UV-Licht in der Haut bilden. Industrieller Säuglingsnahrung werden in Deutschland deshalb zehn Millionstel Gramm Vitamin D pro Liter zugesetzt. Zusätzlich bekommen die meisten Babys täglich Vitamin-D-Tabletten.

Mehr

Mehr Forschung notwendig

"Wenn man an die Anzahl der Frauen denkt, die dieses (Paracetamol) während der Schwangerschaft einnehmen, wird die überwiegende Mehrheit – nämlich über 95 Prozent – ein gesundes Baby bekommen", sagte Grzeskowiak.

Obwohl es einige Untersuchungen gab, die darauf hindeuteten, dass ein erhöhtes Risiko für Hodenhochstand, frühe Pubertät oder neurologische Erkrankungen wie Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im Zusammenhang mit dem Medikament bestehen könnte, sind sich die Experten jedoch einig, dass es immer noch nicht genügend Beweise für eine umfassende Warnung gebe. "Falls es ein großes Problem darstellen würde, wüssten wir das inzwischen", ergänzte Grzeskowiak.

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Warnhinweise auf Medikamentenpackungen

Er unterstütze den Vorschlag der Studien-Autoren für eine bessere und spezifischere Forschung auf diesem Gebiet: "Wenn wir bessere Antworten wollen, brauchen wir bessere Beweise". In der Erklärung fordern die Mediziner nun dennoch schwangere Frauen auf, möglichst die niedrigste Dosis des Schmerzmittels zu verwenden, die zur Behandlung ihres spezifischen Problems erforderlich ist, und mit medizinischem Fachpersonal, Apothekern, Ärzten oder auch einer Hebamme über die Gefahren zu sprechen, fasst das australische Portal "News.com.au" zusammen.

Laut der Erklärung sollten auch Warnhinweise auf Packungen mit Medikamenten angebracht werden, die Paracetamol enthalten. Es gebe viele Medikamente, die Paracetamol zusammen mit anderen Inhaltsstoffen enthielten. Warnhinweise könnten dazu beitragen, mögliche Unklarheiten zu reduzieren.

Quellen:  "Nature Reviews Endocrinology",  "News.com.au"

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Wie viele Paracetamol wenn schwanger?

Hier empfiehlt Embryotox - das Pharmakovigilanzzentrum Embryonaltoxikologie der Charité Berlin - eine Einnahme innerhalb der üblichen Dosis; das entspricht einer Einzeldosis von 2 Tabletten (Paracetamol 500) oder einer maximalen Tagesdosis (24 Stunden) von bis zu 8 Tabletten.

Ist Paracetamol schädlich für Schwangere?

Somit gehört Paracetamol in jeder Phase der Schwangerschaft zu den Schmerzmitteln der Wahl. Es kann innerhalb des üblichen Dosisbereichs eingesetzt werden. Wie jede andere Schmerzmedikation auch, sollte es nicht unkritisch und ohne ärztlichen Rat tagelang oder sogar über mehrere Wochen eingenommen werden.

Kann ich 2 Paracetamol 500 auf einmal nehmen?

Dosierung von PARACETAMOL 500 mg Tabletten Einzeldosis: ½ Tablette. Gesamtdosis: 1-4 mal täglich (maximal 2 Tabletten)

Wie viele Schmerztabletten in der Schwangerschaft?

"So viel wie nötig, so wenig wie möglich" Grundsätzlich sollten Schwangere Schmerzen solange wie möglich mit alternativen Maßnahmen lindern. Helfen sanfte Mittel nicht, gilt für Medikamente: "So viel wie nötig, so wenig wie möglich", sagt Apothekerin Tremel.