Wie hochbist der unterschied bei blutdruckmessung an beiden armen

RR-Differenz an Oberarmen

Deutliche Unterschiede zwischen den beiden an den Oberarmen gemessenen systolischen Blutdruckwerten sind mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse assoziiert. Ein Zusammenhang mit einer erhöhten Mortalität ließ sich in einer aktuellen Studie aber nicht nachweisen.

Veröffentlicht: 27.12.2013, 13:19 Uhr

BOSTON. Bisher waren sich die Wissenschaftler über den Zusammenhang einer Blutdruckdifferenz und dem Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen im Unklaren. Ein Unterschied von mindestens 10 mmHg wird bei bis zu 24 Prozent der Gesunden festgestellt.

Gefäß- und Herzspezialisten sowie Epidemiologen um Dr. Michael R. Jaff vom Massachusetts General Hospital in Boston nutzten nun prospektiv erhobene Daten der Framingham Heart Study (FHS), um den Zusammenhang einer vergrößerten Differenz mit der Erkrankungsinzidenz und der Mortalität beschreiben zu können (Amer J Med 2013; online 27. November).

Für die statistische Auswertung standen ihnen letztlich Daten von fast 3400 Frauen und Männern zur Verfügung, die zu Studienbeginn mindestens 40 Jahre alt sowie gefäßgesund waren.

Außer der Blutdruckmessung an den Oberarmen erfolgte eine Berechnung des Knöchel-Arm-Indexes (ABI), wobei die Messungen wie in der klinischen Praxis üblich sequenziell (rechter Arm, linker Arm, rechter Knöchel, linker Knöchel) vorgenommen wurden. Vor Beginn der Messungen mussten die Studienteilnehmer mindestens fünf Minuten auf dem Rücken geruht haben.

Im Mittel lag der Unterschied zwischen den an den Oberarmen gemessenen systolischen Blutdruckwerten bei 4,6 mmHg. Die Spannweite reichte von keinem Unterschied bis zu einer Differenz von 78 mmHg.

Bei 317 Teilnehmern (9,4 Prozent) wurde ein Unterschied von mindestens 10 mmHg festgestellt, 71 von ihnen hatten sogar eine Differenz von mindestens 15 mmHg. Damit lagen die Unterschiede bei den meisten Teilnehmern unter 10 mmHg, was die Wissenschaftler als Grenzwert für eine erhöhte Differenz definiert hatten.

Das Follow-up betrug median 13,3 Jahre. In dieser Zeit erlitten 598 Studienteilnehmer (17,6 Prozent) erstmals ein kardiovaskuläres oder zerebrovaskuläres Ereignis, eine Claudicatio intermittens oder eine Herzinsuffizienz. Davon hatten 83 Teilnehmer eine Blutdruckdifferenz von mindestens 10 mmHg.

Die Multivariatanalyse ergab eine Hazard Ratio (HR) von 1,38 und damit ein um 38 Prozent erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse im Vergleich zu Studienteilnehmern, bei denen die Differenz unter 10 mmHg lag.

Wurden bei der Berechnung nur die Fälle berücksichtigt, bei denen der Unterschied mindestens 15 mmHg betrug, war das Risiko um 47 Prozent erhöht (HR 1,47). Bei den Studienteilnehmern mit einer Hypertonie war das KHK-Risiko bei Überschreiten des Differenzgrenzwertes mit einer HR von 1,50 noch etwas höher.

Erhöhte Druckdifferenzen waren dagegen nicht mit einer erhöhten Mortalität assoziiert (HR: 1,02). Möglicherweise reichten die vorhandenen Daten für eine aussagekräftige Analyse nicht aus, wie die Wissenschaftler vermuten. (ple)

Warum es sinnvoll ist, den Blutdruck gleich an beiden Armen zu messen, haben britische Forscher in einer neuen Studie herausgefunden: Tritt bei der Messung ein Unterschied zwischen dem linken und dem rechten Arm auf, kann das ein Zeichen für eine gefährliche Herz-Kreislauf-Erkrankung sein. Das gilt offenbar sogar für gesunde Menschen.

Studienteilnehmer, bei denen sich der systolische Blutdruck in beiden Armen um 5 mmHg unterschied, hatten ein doppelt so hohes Risiko, innerhalb des Studienzeitraums von acht Jahren zu sterben, wie Patienten ohne solche Unterschiede. Das ging aus einer Untersuchung von über 3.000 Schotten hervor. Der systolische Blutdruck ist der obere der beiden Blutdruckwerte. Zwar hatten die Teilnehmer bereits zu Beginn der Studie ein erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten oder Bluthochdruck, sie waren jedoch noch gesund. Das berichten die Forscher um Dr. Chris Clark von der University of Exeter in der Fachzeitschrift British Journal of General Practice. Einen Blutdruckunterschied zwischen beiden Armen fanden die Forscher bei immerhin 60 Prozent der 50- bis 75-jährigen Teilnehmer.

Aus dem Ergebnis folgern die Forscher: Unterscheidet sich auch bei bislang gesunden Menschen der Blutdruck in beiden Armen, haben sie eine höhere Gefahr für Herzkrankheiten als Menschen ohne einen solchen Unterschied. Werde jemand mit Verdacht auf Bluthochdruck ärztlich untersucht, ist es ratsam, den Blutdruck an beiden Armen zu messen. Trete bei einer einmaligen Messung ein Unterschied auf, sollte dies Anlass geben, den Blutdruck weiter regelmäßig zu kontrollieren, empfehlen die Forscher. Risikopatienten könnten dann möglicherweise von einer Veränderung des Lebensstils profitieren, um gesund zu bleiben.

HH

Blutdruckmessung nicht die einzige Methode

Doktor Johannes Renczes, Facharzt für Innere Medizin am Cardioangiologischen Centrum Bethanien in Frankfurt, gibt der Studie jedoch nur teilweise recht. „Es ist richtig, dass man durch die Messung an beiden Armen Gefäßerkrankungen frühzeitig erkennen kann. Diese Methode ist allerdings nur dann sinnvoll, wenn man gezielt untersuchen will, ob ein Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung besteht“, erklärt der Mediziner. Die Blutdruckmessung an beiden Armen gibt lediglich eine Auskunft über den Gesamtzustand des Patienten. Wenn eine Erkrankung festgestellt wird, ist diese allerdings meist schon weit fortgeschritten. „Hier gibt es bessere Messmethoden zur Früherkennung“, so der Experte. Dazu zählt zum Beispiel die Ultraschalluntersuchung der Halsschlagader.

Erste Messung immer an beiden Armen

Wenn man nur überprüfen will, ob man an zu hohem oder zu niedrigem Blutdruck leidet, ist die Messung an einem Arm völlig ausreichend. „Allerdings ist es richtig, das man bei der allerersten Messung den Blutdruck an beiden Armen messen sollte“, empfiehlt der Experte. Ansonsten kann es zu verfälschten Werten kommen. Dafür gibt Renczes folgendes Beispiel: „Wenn am linken Arm bereits eine Gefäßverengung vorliegt, dann wird das Ergebnis immer ein niedriger Blutdruck sein. Das entspricht aber nicht dem richtigen Blutdruck des Patienten.“ Zur normalen Kontrolle des Blutdrucks reicht aber danach immer die Messung an einem Arm aus.

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Selbstkontrolle ist wichtig

Dank digitaler Blutdruckmessgeräte kann der Blutdruck auch daheim gemessen werden. Dabei gibt es qualitative Unterschiede. „Wichtig ist, dass das Gerät TÜV-zertifiziert ist. Natürlich gibt es auch preislich leichte Unterschiede“, erklärt der Experte. Grundsätzlich seien die neuesten Geräte aber gut geeignet für den Hausgebrauch. Die Messung an beiden Armen kann ebenfalls problemlos daheim erfolgen. „Dafür sollten Sie allerdings vor der Messung überprüfen, ob das Gerät auch für beide Arme geeicht ist“, warnt Renczes.

Welchen Arm soll man zum blutdruckmessen nehmen?

Welcher Arm: Rechts oder links? Sie können Ihren Blutdruck generell an beiden Armen messen. Es ist ratsam, bei den ersten Messungen zu prüfen, ob Ihre Werte an einem der beiden Arme höher sind. Ist dies der Fall, sollten Sie diesen Arm für weitere Messungen nutzen, da immer die höheren Messwerte entscheidend sind.
Liegen die Werte so deutlich auseinander, ist das laut Smetak ein Hinweis darauf, dass auf der Körperseite mit dem niedrigeren Wert die Arterien geschädigt sind. Oft sei bei Betroffenen im Vergleich zu Gesunden auch die Halsschlagader stärker versteift und die linke Herzkammer vergrößert.

Kann der Blutdruck an beiden Armen unterschiedlich sein?

Die Unterschiede zwischen beiden Armen ergeben sich meist durch ein unterschiedliche Muskeldichte beziehungsweise eine höhere Muskelspannung an einem der beiden Arme. Sind die Werte an einem Arm jedoch deutlich höher als am anderen, kann dies einen Hinweis auf eine Erkrankung der Gefäße geben.

Wie hoch darf der Unterschied zwischen Systole und Diastole sein?

Ermittelt wird der Pulsdruck als Differenz zwischen dem systolischen und dem diastolischen Blutdruck, wobei Werte bis zu 65 mm Hg als normal gelten. Darüber sei von einem „leicht erhöhten“, ab 75 mm Hg von einem „moderaten“ und bei mehr als 90 mm Hg sogar von einem „stark erhöhten“ Pulsdruck auszugehen.