Wie haben sich versehentlich rechts eingeordnet?

Fahrlehrerin aus Bergisch Gladbach „Viele würden heute durchfallen“

23.09.2014, 16:13 Uhr

Wie haben sich versehentlich rechts eingeordnet?

Ina Kolbeck unterrichtet in ihrer Bergischen Fahrschule seit 1996, wie man vernünftig Auto fährt.

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Bergisch Gladbach – Frau Kolbeck, die Frage, über die seit Jahren gestritten wird, zuerst: Wer kann besser einparken, die Männer oder die Frauen?

Ina Kolbeck: Die Frauen parken besser ein. Die sind einfach gefühlvoller. Der Mann meint zu oft, e sei der geborene Autofahrer, weil er den Bezug zur Technik hat.

Ina Kolbeck (52) ist in Köln-Dellbrück aufgewachsen, 1982 zog sie nach Bergisch Gladbach. Ihren Beruf als Zahnarzttechnikerin gab sie auf um Fahrschullehrerin zu werden. Ermutigt hatte sie ein Bekannter, dem aufgefallen war, wie geduldig sie mit den Azubis umging. 1992 absolvierte sie ihre Fahrlehrerprüfung, seit 1996 führt sie die Bergische Fahrschule in Bergisch Gladbach. Bereut hat sie den Wechsel nicht. (sbs)

Und wer ist der bessere Autofahrer?

Kolbeck: Das kann ich nicht sagen. Es gibt den gestressten Manager genauso wie die gestresste Mutter. Junge Männer trauen sich natürlich häufig zu viel zu. Bei Fahrschülerinnen muss man dagegen etwas mehr Mut zusprechen.

Sie sind seit 1992 Fahrlehrerin. Sind die Fahrschüler besser oder schlechter geworden?

Kolbeck: Tendenziell schlechter. Ich merke zum Beispiel sofort, wenn ein Fahrschüler überwiegend nur zu Hause vor dem Computer sitzt und daddelt. Die haben oft wirklich ein Konzentrationsproblem und auch ein Koordinationsproblem, Arme und Füße gleichzeitig zu steuern. Jugendliche, die einen Mannschaftssport machen, Hockey oder Fußball, die haben den totalen Weitblick. Die können Situationen gut einschätzen und sind motorisch absolut fit.

Als Fahrlehrer arbeitet man, wenn andere freihaben.

Kolbeck: Oh, ja. Ich fahre abends an den Biergärten vorbei, wo die Bekannte mir zuwinken und rufen, dass sie ein Bier für mich mittrinken. Das ist die vielleicht einzige schlechte Seite an dem Beruf. Ich habe deshalb auch nur wenige, aber dafür sehr dicke Freunde. Ich arbeite 16 Stunden am Tag. Im Sommer muss ich mich ja bei den Nachtfahrten nach dem sehr späten Sonnenuntergang richten. Nur sonntags habe ich frei. Und ich darf als Fahrlehrerin immer nur 450 Minuten am Tag mit Fahrschülern fahren. Das ist gesetzlich so vorgeschrieben.

Was ist die wichtigste Eigenschaft eines Fahrlehrers?

Kolbeck: Geduld, Geduld, Geduld. Gute Laune. Und Angstfreiheit.

Der Beruf Fahrlehrer ist eher eine Männerdomäne. Sind Sie als Frau mit eigener Fahrschule da ein Exot?

Kolbeck: Das ist schon was Besonderes, ja. Es gibt aber auch viele Mädels, die sagen, ich möchte lieber zu einer Frau. Ich hatte damals einen Fahrlehrer, der mir die Hand auf mein Knie gelegt hat. So etwas möchten manche Mädels gerne ausschließen. Es ist schließlich sehr eng im Auto. Ich würde aber keine reine Frauenfahrschule machen wollen. Es gibt aber auch Männer, die nicht zu männlichen Fahrlehrern wollen. Ich habe einfach einen anderen Stil.

Wie alt waren Sie, als Sie Ihren Führerschein gemacht haben?

Kolbeck: Da war ich 20 Jahre alt. Ich habe alles problemlos bestanden. Allerdings hatte ich einen Vater, dem sein Auto heilig war. Dann hat mich eines Tages mein Fahrlehrer abgeholt und gesagt: Wir fahren jetzt zu mir nach Hause und holen mein neues Auto. Dann sollte ich den Rückwärtsgang einlegen. Leider habe ich die Kupplung dabei nicht getreten. Er hat zehn Minuten gebraucht, um den Gang rauszukriegen. Es gab ein schreckliches Geräusch, und ich habe erstmal geheult. Das war mir eine Lehre auch für meinen Beruf: Ich muss immer einen Schritt schneller als mein Schüler sein, damit wir nicht zusammen von der Klippe springen (lacht).

Waren Sie nervös vor Ihrer Prüfung?

Kolbeck: Ja. Viel schlimmer war es, als ich während der Ausbildung noch die Motorrad- und die Lkw-Prüfung machen musste. Da stand ich unter hohem Druck: Es musste klappen, sonst hätte ich nicht Fahrlehrerin werden können. Die Durchfallquote war und ist hoch. Und alles lief gleichzeitig.

Für jedes Fahrzeug einen eigenen Führerschein: Ist das aus Ihrer Sicht sinnvoll oder unnötige Bürokratie?

Kolbeck: Nein, das macht Sinn. Das ist schon gut gegliedert in Deutschland und sehr sicher. Was ich einen Knackpunkt finde, ist, dass jeder, der die Prüfung besteht, seinen Führerschein bis ans Lebensende hat. In jedem Beruf gibt es Auffrischungen, aber die Theorie im Verkehr muss nicht wiederholt werden. Dabei schleifen sich schnell Sachen ein, und es ändern sich auch Dinge vom Gesetzgeber her. Alle sieben Jahre sollte eine theoretische Auffrischung Pflicht sein, ohne Prüfung aber.

Denken Sie, die meisten würden durchfallen bei einer nochmaligen Prüfung?

Kolbeck: Ich denke schon, ja.

Wie viele haben bei Ihnen den Führerschein schon gemacht?

Das müsste ich nachrechnen. Aber über 1000 Schüler bestimmt.

Wie sind die Autofahrer im Rheinisch-Bergischen Kreis?

Kolbeck: Ich stelle eine hohe Aggressivität im Straßenverkehr fest. Aber nicht nur in Rhein-Berg, auch in Köln. Das hohe Verkehrsaufkommen auf den Straßen verstärkt das massiv. Und dann die ganze Abgelenktheit von der Elektronik: Viele telefonieren, simsen oder whatsappen und sind im wahrsten Sinne verstrahlt (lacht).

Nehmen die Autofahrer denn auf ein Fahrschulauto Rücksicht?

Kolbeck: Sehr oft nicht. Es ist zum Teil widerlich, wie respektlos sich manche uns gegenüber verhalten. Es wird gedrängelt, aufgefahren, mehrfach gehupt. Mit der Folge, dass der Schüler immer nervöser wird, dann das zweite oder dritte Mal abwürgt. Häufig wird auch geschnitten, so nach dem Motto, den überhole ich noch schnell vor der Ampel. Den Schülern fallen teilweise wirklich die Augen aus dem Kopf.

Hatten Sie schon Unfälle?

Kolbeck: Ja, aber nur zwei in den ganzen Jahren, und die waren beide unverschuldet. Ein Autofahrer im Gegenverkehr hatte eine Herz-Kreislauf-Schwäche, ist auf unserer Seite gefahren und hat das Auto komplett aufgerissen. Der zweite war ein Auffahrunfall vor einer Ampel. Wir sind bei Gelb stehengeblieben, und manche Leute wissen nicht, dass Gelb heißt: Stop!

Gibt es Länder, in denen Sie lieber Auto fahren?

Kolbeck: In den Niederlanden, in Amerika und Kanada fahre ich sehr gerne Auto. Da gibt es Tempolimits, eine deutlich härtere Überwachung und Bestrafung. Ich bin sehr dafür, dass zu schnelles Fahren härter bestraft wird. Dann hätten wir nicht so viele Unfälle.

Wie viele Pflichtfahrstunden gibt es?

Kolbeck: Zwölf, das sind die Sonderfahrten, die am Ende kommen – Nacht- und Überlandfahrten zum Beispiel. Vorher muss der Schüler erst einmal am Berg anfahren üben und wissen, wo rechts vor links ist.

Wie viele Stunden braucht der Durchschnitt der Fahrschüler?

Kolbeck: Die Masse macht es in 30 bis 35 Stunden. Einer hat bei mir nur die zwölf Sonderfahrten gebraucht, aber der hatte heimlich geübt vorher. Glück gehabt, dass er nicht erwischt wurde.

Und wer hält bei Ihnen den Rekorde mit den häufigsten Fahrstunden?

Kolbeck: Eine Frau mit rund 150 Fahrstunden. Sie war schon älter und wollte den Führerschein nachholen. Das hat viele Stunden gebraucht. Eine Philippinin hatte ich auch mal, die war süß. Ich muss noch mal fahren, sagte sie immer.

Gibt es auch einfach Menschen, die kein Talent zum Autofahren haben?

Kolbeck: Ja. Viele sogar. Das muss es auch geben. Man muss nicht davon ausgehen, dass jeder Auto fahren kann. Wenn ich das Gefühl habe, sage ich das auch ehrlich.

Welche Straßen im Kreis sind aus Ihrer Sicht gefährlich?

Kolbeck: Den neuen Zebrastreifen an dem neuen Spielplatz Tannenbergstraße halte ich für gefährlich, weil man die Kinder, die von rechts kommen, durch die Blumen nicht mehr sieht. Da sollte man nachbessern.

Gibt es aus Ihrer Sicht auch unnütze theoretische Fragen?

Kolbeck: Ja. Die Formel für den Bremsweg zum Beispiel. Ich sollte wissen, dass mein Auto länger braucht, um zu bremsen, wenn es nass ist. Dass ich vom Gas gehe, wenn ich Kinder sehe. Dafür brauche ich keine Formel.

Es ist die Rede davon, dass Autos irgendwann einmal selbst fahren werden. Wäre das das Ende der Fahrschule?

Kolbeck: Nein, das glaube ich nicht. Eine Art Einweisung wird es immer geben müssen. Man kann sich doch nicht nur auf die Technik verlassen. Wenn das System ausfällt, muss ein Autofahrer auch in der Lage sind, ein Auto selbst zu bedienen. Da bin ich zuversichtlich.

1. Sie haben sich versehentlich rechts eingeordnet, obwohl Sie nach links abbiegen möchten. Wie dürfen Sie weiterfahren? - Geradeaus (RICHTIG) - Nach rechts (RICHTIG) - Nach links, sobald die Ampel grün aufleuchtet

2. Womit ist bei Dunkelheit eine Ladung zu kennzeichnen, die mehr als 1 m über die Rückstrahler des Fahrzeugs hinausragt? - Mit orangefarbener Warntafel - Mit roter Leuchte und rotem Rückstrahler (RICHTIG) - Durch Einschalten der Nebelschlussleuchte

3. Wann sollten Sie den Motor abstellen, um Kraftstoff zu sparen und die Umweltbelastung zu vermindern? - Wenn Sie in einem Verkehrsstau länger warten müssen (RICHTIG) - Wenn Sie vor Baustellen oder Bahnübergängen warten müssen (RICHTIG) - Wenn Sie bei einem Stop-Schild anhalten