Wer streamt Austin Powers Spion in geheimer?

Bei den Streaming-Tipps aus der Redaktion von SERIENJUNKIES.DE® lassen sich unsere Redakteurinnen und Redakteure in ihre persönlichen Watchlists blicken und teilen ausgewählte Serien-, Film- und Dokutipps mit Euch. Diese könnt Ihr Euch dann direkt über den jeweiligen VoD-Anbieter auf die Bildschirme holen. Und, falls diese Woche nichts für Euch dabei ist, schaut Ihr am besten auf unsere Streaming-Tipps-Themenseite für die Empfehlungen und Geheimtipps der vergangenen Wochen. Wir wünschen viel Spaß beim Stöbern und gute Unterhaltung!

Yeah, Baby, Yeah!

Wollt Ihr Euch mal ein bisschen alt fühlen? Die Zeitspanne zwischen der Premiere der Spionagekomödie „Austin Powers“ (1997) ist nun fast schon genau so lange wie die, die zwischen den 60s-Missionen des britischen Agenten und seiner neuen temporalen Heimat in den 90s lag. Autsch! Ob der Film und seine Gags über ein aus der Zeit gefallenes UK-Sexsymbol mit fragwürdigen Zähnen und buschigem Brusthaartoupet gut gealtert sind oder doch ganz schön Staub angesetzt haben, könnt Ihr seit dem letzten Monat beim Streamingdienst Netflix unter die Lupe nehmen, bei welchem er im Abo streambar ist. Yeah, Baby!

Mike Myers, der vorher durch die Sketchsendung „Saturday Night Live“ und seine Ulkfilme „Wayne's World“ bekannt war, übernimmt hier gleich mehrere Rollen. Zum einen die des aufdringlichen, aber liebenswerten Titelhelden, der die Free-Love-Bewegung der 60er Jahre wie kein zweiter verkörpert und neben der vielen freien Liebe die Zeit findet, der verdammt noch mal beste Spion des Vereinigten Königreichs zu sein. Doch jeder Bond braucht seinen Blofeld, weshalb er gleichzeitig auch Austins Erzfeind Dr. Evil darstellt, der ihm zu Anfang des Films erneut durch die Lappen geht und 30 Jahre in die Zukunft flieht. Dort hofft er, ist endlich Schluss mit dem ganzen Hippie-Quatsch, auf dass seine bösen Pläne endlich aufgehen mögen. Austin lässt sich allerdings kryogenisch einfrieren, um seiner Nemesis in die 90er zu folgen, doch nicht Dr. Evils anachronistische Schurkenpläne sind es, die ihm die größten Schwierigkeiten bereiten, sondern die Gesellschaft, an welcher der Hyper-Kapitalismus der 80er und der Zynismus der Grunge-Ära nicht spurlos vorbeigegangen sind. Ist in ihr noch Platz für einen promiskuitiven Althippie, der noch nie von der AIDS-Krise oder dem Fall der Berliner Mauer gehört hat?

Die gelungene „Fish out of Water“-Prämisse ist es, die „Austin Powers“ ein solides Gerüst verleiht. Was dem Ganzen aber seinen Pepp bringt, sind die Gags, die zum großen Teil immer noch überraschend gut noch funktionieren. Anti-Humor mit Szenen, die viel zu lange anhalten und penetrante Running Gags lassen einen an Zuckers Comedy-Klassiker wie „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“ und „Die nackte Kanone“ erinnern. In den Szenen mit Dr. Evils Schurkenkabinett kommen wiederum die SNL-Wurzeln von Myers zum Vorschein. Zu diesem illustren Verbund des Bösen gehören unter anderem seine deutsche Handlangerin Frau Fabissina (Mindy Sterling), seine rechte Hand und Nummer eins Number 2 (Seifenopern-Star Robert Wagner) und sein demonstrativ desinteressierter Teenager-Sohn Scott (Seth Green), mit dem es erst mal zur Familientherapie geht. Viele bekannte Elemente der Filmreihe, wie zum Beispiel der Mini-Me-Klon (Verne Troyer) und das Substanz gewordene Mojo Austins, kommen erst in den Fortsetzungen vor.

Was aus heutiger Sicht am meisten an „Austin Powers“ überrascht: der Film ist nicht halb so sexistisch oder problematisch, wie man durch das Thema oder das Erscheinungsjahr vermuten könnte, denn Austin selbst war es so gut wie kaum. Er hat Frauen stets respektiert und wollte immer nur möglichst viel Vergnügen für alle Beteiligten. Der Gag ist nicht, dass er ein aus der Zeit gefallener Sexist ist, der nicht in die „progressiven“ 90s passt, sondern dass die Welt in seiner Abwesenheit so lieblos und verklemmt geworden ist. Sein letztes großes Abenteuer, das er in Angriff nehmen muss, ist die Monogamie, denn Promiskuität galt in den 90er Jahren als komischer, geradezu undenkbarer Hippiekram, der nicht zu den Beziehungsvorstellungen seiner Partnerin Vanessa Kensington (Elizabeth Hurley) passt, die (hier wird es etwas creepy:) die Tochter seiner ehemaligen Partnerin Marie (Mimi Rogers) ist, mit der Austin in den 60s gearbeitet und geflirtet hatte.

Seit den 90er Jahren ist eine Menge Zeit vergangen, in der sich die Welt erneut sehr verändert hat. Sie ist gleichzeitig noch härter und halsabschneiderischer, aber auch aufgeschlossener und progressiver geworden, weshalb die „Austin Powers“-Reihe vielleicht ein seltener Kandidat ist, für den ein weiterer Teil wirklich interessant sein könnte. Austin könnte einen jungen Agent aus jedem erdenklichen Jahrzehnt rekrutieren, ihn in unsere Zeit versetzen und die Gags schreiben sich von selbst. Nur Will Ferrell müsste man vielleicht nicht noch mal braun anmalen, um einen arabischen Schurken zu spielen...

„Austin Powers - Das Schärfste, was Ihre Majestät zu bieten hat“ ist nicht nur nach wie vor eine zum Schreien lustige Filmkomödie, sie ist auch Teil einer absolut soliden Trilogie, deren Fortsetzungen Stars wie Heather Graham, Beyonce und Michael Caine aus der Tasche ziehen und Myers in noch mehr aberwitzigen Rollen zeigen. Teil zwei und drei sind als Leih- und Kauftitel bei Anbietern wie Amazon Prime Video zu finden.

Hier noch der Trailer:

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