Wenn reden nicht mehr hilft

Wenn Depressive sich nicht helfen lassen, verzweifeln viele Partner, Angehörige & Freunde. Wie kannst Du einen depressiven Menschen überzeugen, sich fachärztliche Hilfe zu holen? Zunächst musst Du die Gründe dafür kennen, warum der andere Hilfe ablehnt. Im zweiten Schritt kannst Du versuchen, einen depressiven Menschen zu einer Therapie zu bewegen.

Wenn reden nicht mehr hilft

Wenn depressive Menschen sich nicht helfen lassen

hat das handfeste Gründe. In diesem Beitrag erfährst Du, wieso sich Depressive oft abweisend und uneinsichtig verhalten und was Du dagegen tun kannst.

Wenn depressive Menschen keine Hilfe wollen

Du bist Partner, Freund oder Angehöriger eines Depressiven, der sich ums Verrecken nicht helfen lassen will?

Damit bist Du nicht allein.

Es kommt wirklich häufig vor, dass sich depressive Menschen keine Hilfe suchen können oder wollen. Das liegt aber nicht unbedingt daran, dass der oder die Betroffene bewusst seinen/ihren krankhaften Zustand aufrechterhalten möchte oder in einer Art Selbstmitleid badet.

Viel mehr kommen hier verschiedenste Faktoren ins Spiel:

  • Unwissenheit über den eigenen Krankheitsfall

  • krasse Angst durch die Depression und ihre Eigenheiten

  • starke Selbststigmatisierung.

Du musst und sollst nicht all diese Gründe aufspüren oder detailliert analysieren, um den anderen zu überreden.

Wichtig ist, dass Du die Gründe verstehst, warum sich viele Depressive nicht helfen lassen wollen. Denn wenn Du die Hintergründe für dieses Verhalten kennst, kannst Du leichter und einfühlsamer auf den anderen eingehen.

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3 Voraussetzungen für eine effektive Psychotherapie

Wenn reden nicht mehr hilft

Niemand ist gerne krank. Und schon gar nicht psychisch. Obwohl sich im Jahr 2021 viele Menschen in den Medien, im Internet und auf Social Media als psychisch krank geoutet haben, haftet dem Ganzen immer noch eine krasse Stigmatisierung an.

Es ist eben alles andere als einfach, sich so gewaltige Probleme einzugestehen – auch wenn sie im Fall von psychischen Erkrankungen nicht selbstverschuldet sind. Erkenntnisse sind generell kein einfaches Unterfangen, schon gar nicht Selbsterkenntnisse.

Leider ist das aber eine Voraussetzung, damit eine Psychotherapie überhaupt Wirkung zeigt. Zu einer erfolgreichen Behandlung gehören 3 wichtige Bedingungen:

1) Leidensdruck

Der Betroffene muss seinen Zustand als Belastung empfinden, sonst kannst Du Krankheit von Eigenart nicht unterscheiden.

Bist Du zum Beispiel gerne alleine, dann hat das noch nichts mit Krankheit zu tun, sondern ist halt Teil Deines Charakters und Deiner Eigenart. Leidest Du beim Alleinsein unter Einsamkeit, dann liegt ein Leidensdruck vor.

2) Krankheitseinsicht

Die allerwichtigste Voraussetzung für eine medizinische Behandlung. Betroffene müssen wirklich verstehen, dass sie krank sind und ärztliche Hilfe brauchen. Sich eigenen Schwächen oder Problemen zu stellen, ist ein enormer Kraftakt. Jeder Mensch versucht das zu vermeiden – egal ob krank oder gesund.

In unserer modernen Gesellschaft wird jede Art von Normabweichung und Leistungsabfall gleich als Schwäche gesehen. Diese Stigma ist in unseren Köpfen so fest verankert, dass es wirklich extrem viel Mut & Selbstreflexion kostet, sich als psychisch krank zu verstehen.

Mehr zum Thema » Volkskrankheit Depression – Bedeutung von Gesellschaft & Politik

3) Eigenmotivation (intrinsische Motivation)

Wenn reden nicht mehr hilft

Dieser Punkt ist ebenfalls mehr als relevant. Viele versuchen, ihren Partner, Freund, Angehörigen zu einer Psychotherapie zu überreden.

Einige zwingen den anderen sogar mit Worten wie „Ich werde mich trennen, wenn Du keine Therapie machst!“, „Wenn Du nicht zum Arzt gehst, dann…!“

Solche Sätze sind alles andere als hilfreich. Zum einen kann das genau das Gegenteil bewirken, so dass sich depressive Menschen erst recht von Dir abwenden, sich isolieren oder nicht mehr melden.

Zum anderen bringt es wenig, wenn ein Mensch aufgrund äußerem Druck, quasi Dir zuliebe, eine Therapie macht. Denn wer nicht von einer Behandlung überzeugt ist, wird auch nicht richtig an seiner Genesung mitarbeiten können.

Falls Depressive sich nicht helfen lassen

Beispielfälle & Möglichkeiten

Der erste Schritt liegt darin, Dich selbst zu informieren, bevor Du ein Urteil fällst. Gerade über Depressionen herrschen leider viele falsche Meinungen und Mythen.

Mach Dich schlau, damit Du die aktuelle Lage besser einschätzen kannst und echte Anzeichen von Depressionen als solche erkennst. Ist das getan und Du vermutest eine Depression, dann ist reden angesagt.

Wenn reden nicht mehr hilft

a) Leidensdruck & Krankheitseinsicht, aber keine Eigenmotivation

  • Das ändert doch auch nichts mehr

  • Mir kann sowieso keiner helfen

  • So geht es nicht weiter, aber ich weiß auch nicht, was ich tun kann/soll

Diese Sätze fallen sehr oft. Betroffene verspüren deutlich ihr Leid und erkennen auch eine Krankheit in ihrem aktuellen Zustand. Allerdings glauben sie nicht daran, dass sie etwas an diesen Umständen ändern können oder überhaupt jemand helfen kann.

Das liegt an der Depression, sie raubt jede Art von Selbstvertrauen und Hoffnung. Sie plagt Betroffene mit schlimmsten Selbstvorwürfen, so dass sie glauben, allein Schuld an ihrem Leiden zu sein.

Wie kannst Du Depressiven in so einer Situation helfen?

Durch aktives Zuhören und Nachfragen. In etwa mit Fragen wie:

  • „Was macht dir Angst/ Sorgen?“,

  • „Was tun andere, wenn sie wissen, dass sie an einer Depression leiden?“,

  • „Gibt es Möglichkeiten, diese Krankheit behandeln zu lassen?“

Ideal wär´s jetzt natürlich, wenn der andere selbst auf den Gedanken kommt, eine Psychotherapie zu beginnen.

Klappt das nicht, dann hilft es, wenn Du diesen Vorschlag machst und im besten Fall auch noch weißt, wie man sich Hilfe sucht und was bei einer psychotherapeutischen Behandlung passiert.

Du kannst auch anbieten, bei den ersten Terminen mitzukommen, wenn der andere damit einverstanden ist.

Das war für mich zum Beispiel der ausschlaggebende Grund, überhaupt einen Arzt aufzusuchen. Allein hätte ich mich das niemals getraut. (Vgl. auch: Ich glaube, ich bin depressiv – Wie spreche ich Depressionen beim Arzt an?)

b) Leidensdruck, aber wenig Krankheitseinsicht & keine Eigenmotivation

Wenn reden nicht mehr hilft

  • Ich? Ich bin doch nicht verrückt!

  • Ich brauche keine Psychotherapie, ich muss mich nur ausruhen

  • Ich bin selbst daran Schuld, dagegen helfen keine Pillen oder sowas

Viel zu häufig suchen Betroffene die Schuld für Ihren Zustand bei sich selbst, in ihrem Charakter oder ihrer Lebensweise. Das ist leider dem allgemeinen Missverständnis geschuldet, was Depressionen sind und welche Symptome sie hervorrufen.

Ich wusste selbst nicht, dass meine chronischen Magen-Darm-Probleme die Symptome einer versteckten Depression sind. Da kommt ja kaum jemand drauf, wenn körperliche Beschwerden im Vordergrund stehen. Auch dachte ich, Depressionen würden sich anders zeigen: nämlich durch äußerliche Verwahrlosung und viel Weinen.

Außerdem sind Depressionen eine Geisteskrankheit, die wir uns immer in ihrem extremsten Ausmaß vorstellen: zum Beispiel verrückt sein oder Stimmen hören. Aber Krankheiten bestehen oft aus Graustufen und kein Kranker ist wie der andere.

Wie lassen sich depressive Menschen dann zu einer Therapie bewegen?

Es ist schwer mitanzusehen, wenn ein Depressiver leidet. Mit Druck zu reagieren oder eigenmächtig einen Arzt-Termin für den geliebten Menschen auszumachen, bringt Dich allerdings nicht ans Ziel.

So lieb Du es auch meinst, Du darfst Dich nicht über die oder den anderen hinwegsetzen. Das kränkt nämlich und kann gewaltig nach hinten losgehen.

Besser ist es, mit der anderen Person ehrlich über ihre Ängste und Gedanken zu sprechen. Bitte achte darauf, nicht anzuklagen oder zu verurteilen. Kommuniziere offen, dass es auf diese Weise nicht weitergehen kann und ohne Hilfe keine Lösung in Sicht ist.

Erzähle davon, warum Du glaubst, dass Dein Gegenüber depressiv ist, was darauf hinweist und wie sich andere in diesen Fällen verhalten haben.

c) Wenig Leidensdruck, keine Krankheitseinsicht & keine Eigenmotivation

Wenn reden nicht mehr hilft

  • Ich brauche keine Hilfe, ist doch alles okay so, wie es ist.

  • Ich bin halt so, dass ist doch nicht gleich eine Krankheit.

  • Wenn hier jemand krank im Kopf ist, dann wohl Du!

Wenn der Partner nicht selbst unter ihrem Verhalten und Denken leiden bzw. ihr eigenes Leid nicht erkennen, Du selbst aber schon, dann wird es richtig schwierig.

Wie soll man jemanden zu verstehen geben, dass er/sie ernsthaft krank ist, wenn sich kein Leidensdruck einstellt? Das ist wirklich eine besch*** Situation.

Was kannst Du jetzt tun, damit der/die Depressive sich auf eine Psychotherapie einlässt?

Ich bin der Meinung, respektvolle Kommunikation klärt die meisten Probleme & Missverständnisse im zwischenmenschlichen Bereich.

Egal ob Partnerschaft, Freundschaft oder Familie. In den allermeisten Fällen hapert es am Kommunizieren bzw. es wird nicht wertfrei kommuniziert, weil Sprache nun mal stark an Gefühle gekoppelt ist.

In dem Fall musst Du wirklich Klartext reden, damit der depressive Mensch versteht, was eigentlich vor sich geht. Sag bitte nicht: „Wenn Du jetzt nicht sofort in Therapie gehst, trenne ich mich von Dir!“ Das verletzt nur die Gefühle und führt zu einer Verkettung von gegenseitigen Vorwürfen.

Wähle lieber folgende Worte: „Unsere Beziehung ist mir so wichtig. Aber ich kann so nicht weitermachen, mich überfordert das alles und ich fürchte, dass wir beide daran kaputt gehen. Ich glaube uns beiden würde eine Psychotherapie sehr viel helfen. Ich werde mir Hilfe suchen und ich wünsche mir, dass auch Du Deinen Teil dazu beträgst und Dich in Therapie begibst.

Die große Ausnahme: Suizidgedanken

Wenn depressive Menschen sich nicht helfen lassen, trotz Gefahr

Wenn reden nicht mehr hilft

Eine ganz andere Nummer ist es, wenn Betroffene Dir gegenüber suizidale Gedanken äußern wie

  • Ich will nicht mehr

  • Es wäre besser, ich wäre gar nicht mehr da

  • Ich möchte nicht mehr leben.

  • Ich ertrage es nicht mehr, ich will jetzt sterben

  • Ich tue mir jetzt etwas an. Das ist der einzige Ausweg.

Hier ist sofortiges Handeln angesagt! Im Ernst, zögere nicht! Wähle die Notrufnummer 112, erzähle von den Selbstmordabsichten und lass einen Rettungswagen kommen. Das sagst Du auch dem Depressiven: „Ich rufe einen Rettungswagen, Du schwebst ernsthaft in Lebensgefahr.“ Bitte lass ihn oder sie auch nicht alleine, bis Hilfe da ist.

Reden hilft nicht? Dann schreib einen Brief

Wenn reden nicht mehr hilft

Miteinander zu reden ist nicht immer erfolgreich. Es kommt auf Dich und den anderen an, aber auch auf die Umstände, ob Gespräche fruchten.

Hast Du es häufiger probiert und Partner, Angehöriger, Freund sind abweisend und blocken ab, dann ist ein Brief die optimale Alternative.

Keine Sorge, Dein Brief muss kein wortästhetisches Kunstwerk sein oder 2 Seiten lang. Schreib einfach auf, was Dich bewegt, was Dir Angst macht und was Du Dir wünschst. Es gibt dabei nur 1 Regel: Nutze Ich-Botschaften.

Du schreibst bitte nicht: „Weil Du so depressiv bist und Dir das Leben schwerfällt, ist unser Zusammenleben total Scheiße“

Mach’ es lieber so: „Ich möchte so nicht weitermachen. Ich habe das Gefühl, Du bist nicht glücklich. Ich möchte Dir so gerne helfen, aber weiß nicht, ob Du meine Hilfe willst.“

Hast Du den Brief übergeben, musst Du dem anderen die Zeit geben, Deinen Brief in Ruhe zu lesen und darüber nachzudenken. Hilfreich ist es, wenn Du das auch sagst: „Ich habe hier alles aufgeschrieben, das mich beschäftigt. Bitte lies das, Du musst nicht gleich antworten. Lass Dir ruhig Zeit.“

Fazit: Wenn Depressive sich nicht helfen lassen wollen

Suche Dir Hilfe, falls nichts funktioniert

Es ist völlig okay, dass Du Dir selbst professionelle Hilfe bei Angehörigen-Gruppen oder Psychotherapeuten holst, wenn Dir alles zu viel ist.

Das ist sogar äußerst wichtig – denn wenn Du selbst depressiv wirst oder in eine Depression rutschst (Stichwort: co-depressiv) wird alles noch schwieriger.

Bitte nimm Dir diese Hilfe, denn genau für diese Fälle sind Psychotherapeuten da. Ehrlich, mir ist wichtig, dass Du Dir selbst alle Wertschätzung dieser Welt zukommen lässt.

Die brauchen und verdienen wir nämlich alle - Kranke und Gesunde. Ohne Ausnahme.

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Tamara Niebler (die Inkognito-Philosophin)

Ich bin Tamara,freie Journalistin & Philosophin (M.A.). Mit meinem Blog engagiere ich mich für die Entstigmatisierungvon Depressionen, Sozialphobie & Co. Außerdem möchte ich mit Dir philosophieren: 🌍 Wie guckst Du in die Welt? – Und die Welt auf Dich?

Wie redet man mit jemandem der nicht reden will?

Schweigen hilft Ihnen dabei, den anderen zum Reden zu bringen. Sie stellen also Ihre Beobachtung in den Raum und schweigen. Schauen Sie freundlich und erwartungsvoll, als ob jetzt etwas kommen müsste. Ich verspreche Ihnen, dass der andere das Schweigen füllen wird.

Was bedeutet Schweigen in einer Beziehung?

Das Schweigen hilft, dass wir auch wieder zu uns selbst zurückfinden und in uns hinein hören. In Gegenwart des Partners zu schweigen kann auch ein Ausdruck von Vertrauen sein. Wenn wir uns zunächst in uns selbst zurückziehen, können wir vermeiden, dass ein Streit sich hochschaukelt.

Was tun wenn jemand nicht mehr mit einem spricht?

Bringe die Konversation zu ihrem Anfangspunkt zurück. Wenn du bemerkst, dass eine Person nicht mehr mit dir sprechen möchte, dann finde einen Weg, die Unterhaltung zu dem Gesprächsaufhänger zurückzubringen. Achte darauf, dass du wiederholst, was du gelernt hast und danke deinem Gegenüber für seine Zeit.

Was tun wenn der Partner nicht mehr mit einem spricht?

4 Tipps, wenn der Partner Probleme tot schweigt.
Erzähle von dir und deinem Wunsch. ... .
Interessiere dich für das Schweigen deines Partners. ... .
Vereinbart eine feste Regel für Gespräche (wenn der Partner schweigt) ... .
Zeige mögliche Konsequenzen der Beziehungsprobleme auf..