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"Als Mutter, die leider nicht stillen konnte, fühlt man sich schnell unzulänglich, als Mutter sein Kind quasi nicht richtig versorgen zu können. Und auch seinem Kind nicht die bestmöglichen Startmöglichkeiten zu geben." Muttermilch-Forschung mit OrganoidenMan fragt sich: Was an der Muttermilch ist Ideologie - und was Wissenschaft? Einer, der sich auskennt mit den Prozessen, die bei der Produktion der Milch ablaufen, ist Fadil Hannan. "Muttermilch ist eine einzigartige Flüssigkeit. Sie ist wirklich sehr komplex." Nahrung und bioaktive InhaltsstoffeDamit lässt sich forschen, Denn noch weiß man erstaunlich wenig über die Zusammenhänge. Fadil Hannan: "Allgemein gesprochen kann man die Inhaltsstoffe der Milch zweiteilen. Zum einen gibt es die, die dem Kind als Nahrung dienen, und dann gibt es noch die bioaktiven Inhaltsstoffe." Woher kommen die Bakterien in der Muttermilch?Und obwohl lange galt, dass Muttermilch steril ist, weiß man heute, dass sie außerdem gute Bakterien enthält und dass gestillte Kinder ein anderes Darm-Mikrobiom, eine andere Darm-Bakteriengesellschaft haben, als nicht gestillte Kinder. Viele Fragen sind aber noch offen. Ein Beispiel: Woher kommen eigentlich die Bakterien in der Muttermilch? Meghan Azad von der Universität von Manitoba in Kanada: "Ich habe tatsächlich an Konferenzen teilgenommen, auf denen sehr lebhafte Debatten über diese Frage geführt wurden. Woher kommen die Muttermilch-Bakterien? In dem Maße, dass die Leute aufstehen und sich quer durch den Raum anschreien!" Nahrung für die Darmbakterien des BabysDie Zusammensetzung von Muttermilch variiert stark. Sie ist bei jeder Frau anders.
Dabei scheinen sowohl die Gesundheit des Kindes als auch die Gene der Mutter, was sie isst und äußere Faktoren, zum Beispiel die Tageszeit, eine Rolle zu spielen. Relativ gut erforscht ist das bei HMOs, humanen Milch- Oligosacchariden. Speziellen Mehrfachzuckern, die zu den bioaktiven Komponenten der Muttermilch gehören. Sie bilden mengenmäßig den dritthäufigsten Bestandteil der Muttermilch und werden mit verschiedenen positiven Effekten in Zusammenhang gebracht. Meghan Azad: Beeinflusst Bewegung die Milchzusammensetzung?Und Umweltfaktoren, wie Fadil Hannan aus Oxford erklärt: "Es gibt neue Daten, die darauf hindeuten, dass mütterliche Bewegung die Milchzusammensetzung beeinflussen kann. Eine in diesem Jahr veröffentlichte Studie hat gezeigt, dass mütterliche Bewegung während des Stillens die Zusammensetzung der menschlichen Milchzucker beeinflussen kann". microRNAs in der MuttermilchWas aber klar ist: Damit ein bioaktiver Stoff überhaupt einen Effekt auf das Baby haben kann, muss er zuerst die Magensäure überleben. Bo Lönnerdal, Biochemiker und Emeritus an der UC California, Davis: "Säuglinge verdauen natürlich Milch. Sie verdauen
Proteine und sie verdauen RNAs. Aber meine Forschung hat gezeigt, dass es in der Muttermilch einige Proteine gibt, die zäher sind als das durchschnittliche Protein." Dann zeigte sich aber, dass es sich bei microRNAs um einen wichtigen Teil der Genregulation handelt. Dass auch
Muttermilch microRNAs enthält, ist erst seit 2010 bekannt. Die microRNAs sind dabei nicht nackt, sondern von einer Proteinhülle umschlossen. "Es ist wie eine Blase oder ein Ball. Ein fusseliger Ball und im Inneren sind die microRNAS." Einfluss auf die Genexpression des Säuglings?Lönnerdal inkubierte die microRNAs mit Darmzellen von Säuglingen. "Und wir konnten zeigen: ja, sie werden von diesen Zellen aufgenommen und gelangen in die Nähe des Zellkerns, wo sie die Genexpression beeinflussen können." "Was denken Sie, warum sind microRNAs in der Muttermilch?" "Das ist eine gute Frage." Die
sich allerdings nicht so einfach beantworten lässt. Was ist der Zweck dieser microRNAs? Vergleiche mit Datenbanken haben gezeigt, dass die gleichen microRNAs, die in Muttermilch vorkommen, an anderen Stellen im Körper mit der Eindämmung von Entzündungen zu tun haben. Viele Vermutungen, kaum BeweiseMöglichkeit, könnte, Hinweis, vermutlich. Diese Worte lese und höre ich oft im Zusammenhang mit Muttermilch. Und es erstaunt mich. Basierend auf der Art und Weise, in der Muttermilch positive Effekte zugeschrieben werden, hatte ich gedacht, dass hier schon mehr erforscht ist. Es könnte daran liegen, dass die
Muttermilch-Forschung bei staatlichen Geldgebern nicht unbedingt an erster Stelle steht. Teilweise wird das über Stiftungen ausgeglichen, die zum Beispiel von Brustpumpen-Herstellern finanziert werden. Man fragt sich schon: Wenn so erstaunliche Dinge wie Stammzellen, Bakterien und Mehrfachzucker in der Muttermilch stecken, wie können Kinder dann überhaupt ohne Muttermilch überleben? An ihrem Lehrstuhl forscht Verhasselt unter anderem an dem Zusammenhang zwischen Muttermilch und Allergien. "Es werden viele Vermutungen angestellt über Muttermilch. Die Leute sagen: "Oh, Milch enthält dies, dies und das, also wird sie diesen Effekt haben". Nein, sie enthält viele interessante Moleküle, die vorteilhaft sein könnten - aber es ist nicht bewiesen, dass sie wirklich einen Einfluss oder eine Wirkung haben." Randomisierte Studien wären wichtig - aber unethischDas gilt zum Beispiel auch für die Stammzellen. Studien mit Mäusen haben zwar gezeigt, dass die Zellen es aus der Milch in den Körper des Säuglings schaffen und sich dort in Organe einbauen können. Aber wenn das so wichtig für die Entwicklung wäre, sollten nicht-gestillte Kinder - oder auch Mäuse - dann nicht offensichtliche Nachteile haben? Dieser Frage wird natürlich auch in der Muttermilchforschung nachgegangen. Das ist allerdings nicht so einfach, sagt Meghan Azad. "Das Ideal, wenn wir über einen Beleg für eine biologische Wirkung nachdenken, wäre eine randomisierte kontrollierte Studie. Zum Beispiel eine Pille, die eingenommen wird. Und die Hälfte der Menschen nimmt diese Pille und die andere Hälfte der Menschen nimmt ein
Placebo. Aber das können wir beim Stillen nicht machen. Es ist nicht ethisch." Kurzzeiteffekt auf das ImmunsystemDie fehlende Randomisierung ist eines der Hauptprobleme in der Muttermilchforschung. Dazu kommt, dass Stillen in diesen Studien oft nur als physiologischer Akt untersucht wird. Wie die Muttermilch der Frauen zusammengesetzt ist, wird dabei selten analysiert. Diese
beiden Faktoren sind der Grund, weshalb viele positive Effekte, die Muttermilch nachgesagt werden, bisher nicht eindeutig belegt sind. Es muss allerdings zwischen Kurzzeit- und Langzeit-Effekten unterschieden werden, meint Valerie Verhasselt: Langfriststudie in BelarusDer Infektionsschutz wurde auch in der
PROBIT-Studie bestätigt, der größten cluster-randomisierten Studie, die im Zusammenhang mit Stillen bisher gemacht wurde. Die Studie begann Mitte der 1990er Jahre in Belarus. Auch hier gab es keine Einteilung nach dem Motto "du stillst", "du stillst nicht". Stattdessen wurde in der Hälfte der Geburtskliniken ein Still-Förderprogramm gestartet, während die restlichen Krankenhäuser einfach so weitermachten wie bisher - was damals nicht sehr still-förderlich war. Insgesamt nahmen 31 Geburtskliniken
und über 17.000 Mutter-Kind-Paare an der Studie teil, in der ein bisschen Stillen mit langem und ausschließlichem Stillen verglichen wurde. Seit 1994 war Kramer regelmäßig in Belarus und hat erlebt, wie Lukaschenko vom Hoffnungsträger zum Diktator wurde. "Das gibt mir eine besondere Art von Kontext, in dem ich interpretieren kann, was dort aktuell vor sich geht, und ich wünsche dem Land das Beste." Trotz des hoffnungsvollen Starts waren auch erste Ergebnisse der PROBIT-Studie eher enttäuschend: Neben weniger Hautausschlägen gab es beim ersten Follow-up der Studie nur einen weiteren signifikanten Unterschied: Weniger Magen-Darm-Infektionen. Keine Beweise für Schutz vor AllergienAls ich meine Freundinnen mit Kindern gefragt habe, welche Vorteile Stillen hat, haben sie neben praktischen Aspekten - man hat das Baby-Essen immer dabei - und dem Gefühl der Nähe zum Kind - vor allem ein
weiteres Argument genannt. Allergien werden in Deutschland gerne als "Volkskrankheit" bezeichnet. Wenn man das eigene Kind durchs Stillen vor einer Lebensmittelallergie oder sogar Asthma bewahren kann, klingt das natürlich gut. Aber das heißt längst nicht, dass es auch stimmt, sagt Valerie Verhasselt: "Muttermilch ist sicherlich hervorragend zur Vorbeugung von Infektionskrankheiten geeignet, aber es gibt keine Beweise dafür, dass menschliche Milch allergische Krankheiten verhindert." Kein Grund für Schuldgefühle bei nichtstillenden MütternDas US Dietary Advisory Committee hat für das Jahr 2020 einen neuen
Bericht mit Ernährungsempfehlungen publiziert, dabei geht es auch um die Säuglingsernährung. Demnach gibt es keine ausreichenden Belege dafür, dass Stillen vor Ekzemen, allergischem Schnupfen oder Lebensmittelallergien schützt. Für einen Schutz vor Asthma im Kindesalter gibt es "moderate" Hinweise. Ein Langzeiteffekt auf Asthma auch im Erwachsenenalter konnte jedoch nicht nachgewiesen werden. Valerie
Verhasselt: Erst recht schuldig fühlen sich Mütter, die nicht stillen können. Dabei ist die Studienlage, auch was andere Langzeiteffekte angeht, nicht besonders klar. Die Beweise werden bestenfalls als moderat eingeordnet. Zum Beispiel bei Diabetes, Übergewicht und Bluthochdruck. Kurzfrist-Effekt auf die Intelligenz?Ein besonders interessanter Effekt, der dem Stillen zugeschrieben wird, sind Auswirkungen auf die Intelligenz. Auch die PROBIT-Studie hat sich damit befasst. Michael Kramer: "Das ist ein wichtiger Vorbehalt. Aber abgesehen davon bin ich trotzdem enttäuscht, dass wir nicht mehr gefunden haben." Stilldauer hat keine allgemeingültigen EffekteHier ist also noch Luft nach oben. Offen ist auch: Wie lange muss ein Kind gestillt werden, um von möglichen Langzeit-Effekten zu profitieren. Reichen ein paar Tage, ein paar Wochen, oder gilt je länger desto besser?
"Hmm. Und wie lange soll man stillen?" "Auf jeden Fall nicht drei Jahre. Es heißt meistens 4 Wochen sind das Minimum. Dich hab ich acht Wochen gestillt." "Kolostrum ist die Milch, die während der ersten zwei, drei, vier Lebenstage produziert wird. Sie ist extrem reich an Molekülen, von denen wir erwarten, dass sie vorteilhaft sind. Aber es ist wieder so, sie können auf Google oder sogar in wissenschaftlichen Reviews lesen: Kolostrum ist das flüssige Gold, es ist perfekt für Ihr Kind. Dafür gibt es keinen Beweis. Es sind alles Vermutungen aufgrund der Zusammensetzung." Stillen ist ratsam, Nichtstillen keine KatastropheWie können wir von den vielen Annahmen zu klaren Belegen kommen? Meghan Azad
glaubt, dass der Schlüssel darin liegt, die Mutter, ihre Milch und ihr Kind viel mehr als bisher als ein zusammenhängendes System zu erforschen. Aber auch heute schon ist sie überzeugt, dass Muttermilch die beste Ernährung für Babys ist: "Es ist interessant, dass wir beim Stillen oft gefragt werden, Wo sind die Beweise für die Vorteile? Ich meine, brauchen wir Beweise? Es ist normal!" Was bedeutet grüner Stuhlgang beim Säugling?Nach dem Mekonium wechselt die Farbe des Stuhlgangs von Dunkelgrün in ein helleres Grün. Ein Zeichen dafür, dass nicht mehr nur Fruchtwasser, sondern Fruchtwasser gemischt mit Milch verdaut wird.
Was Babys geben bei Erbrechen?Einen gereizten Magen sollte man nicht mit Nahrung belasten oder höchstens mit leichter Kost wie Zwieback. Es macht also nichts, wenn Ihr Kind bei Erbrechen einige Zeit nichts isst – wichtiger ist, dass es ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt!
Wann ist Erbrechen bei Baby gefährlich?Wann bei Erbrechen ein Arztbesuch dringend ist
Wenn Ihr Kind noch ein sehr junger Säugling ist und auch nach vier Stunden noch wiederholt erbricht. Wenn Ihr Kind mehrfach erbricht und krank wirkt und Sie keine Ursache, wie z. B. einen Magen-Darm-Infekt, erkennen können.
Wie erkenne ich ob mein Baby spuckt oder bricht?Bei Säuglingen muss man Erbrechen von Aufstoßen/Spucken unterscheiden. Säuglinge spucken häufig kleine Mengen aus, wenn sie gefüttert werden oder kurz danach – in der Regel beim „Bäuerchen“. Das Aufstoßen/Spucken kann auftreten, weil Säuglinge schnell trinken, Luft schlucken oder überfüttert werden.
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