Warum war die Weimarer Republik zum Scheitern verurteilt?

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Lexikon

Weimarer Republik

In diesem Gebäude, dem Deutschen Nationaltheater in Weimar, tagte 1919 die Deutsche Nationalversammlung.

"Weimarer Republik“ nennt man die erste Demokratie in Deutschland. Sie wurde nach dem Ersten Weltkrieg 1919 gegründet. In der Weimarer Republik gab es große wirtschaftliche Probleme und viele politische Streitereien. Und es gab viele Gruppierungen, einflussreiche Menschen und Parteien, die die Weimarer Republik ablehnten und bekämpften. 1933 kam Adolf Hitler an die Macht. Das war das Ende der Weimarer Republik.


Nach dem Ersten Weltkrieg musste der deutsche Kaiser zurücktreten. Es entstand die sogenannte Weimarer Republik (1919-1933). Der Name ist schnell erklärt: In der Stadt Weimar kam 1919 eine Nationalversammlung zusammen und arbeitete eine demokratische Verfassung für das Deutsche Reich (die „Weimarer Reichsverfassung“) aus.

Friedrich Ebert, der erste Reichspräsident der Weimarer Republik von 1919-1925.

Mit dieser Verfassung wurde Deutschland ein parlamentarisch-demokratischer Bundesstaat. Im Reichstag in Berlin tagte das von allen Bürgerinnen und Bürgern demokratisch gewählte Parlament. Erstmals hatten 1919 auch die Frauen das Wahlrecht bekommen. Staatsoberhaupt der Weimarer Republik war der vom Volk gewählte Reichspräsident (1919-1925: Friedrich Ebert, ab 1925: Paul von Hindenburg).

Banknoten aus der Zeit der Inflation von 1923 in Deutschland.

Die Weimarer Republik hatte von Anfang an mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg gab es riesige wirtschaftliche Probleme. Viele Menschen litten an Hunger und Mangelernährung. 1923 kam es zu einer Inflation, Millionen Menschen verarmten. Ein paar Jahre ging es der Wirtschaft dann besser, aber die Weltwirtschaftskrise von 1929 hat die Situation von neuem verschärft, die Zahl der Arbeitslosen stieg rapide an.

Das größte Problem aber war, dass die Weimarer Republik von Beginn an viele Gegner in der Bevölkerung hatte. Starke politische Unruhen bestimmten fast pausenlos das politische und gesellschaftliche Geschehen in Deutschland. Viele Menschen trauerten der Monarchie nach und hätten gerne den Kaiser zurückgehabt. Radikale Strömungen (Kommunisten, Nationalsozialisten), die sich gegenseitig bekämpften, gewannen immer mehr an Einfluss. Im Jahre 1933 kam Adolf Hitler an die Macht. Die demokratische Weimarer Republik brach zusammen und die nationalsozialistische Diktatur begann.

FAQ / Häufig gestellte Fragen

(Frequently Asked Questions - das ist die englische Übersetzung von "häufig gestellte Fragen")

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In der Geschichte gibt es meiner Meinung nach keinen völlig zwangsläufigen Verlauf (es wirken nur zum Teil schwerwiegende Ursachen/Gründe), weil dieser auch von menschlichen Entscheidungen abhängt und Menschen, auch wenn Einflüsse vorliegen, in ihrem Wollen frei sind (ein radikaler Determinismus hat dazu eine anderen Standpunkt, aber dessen Argumentation überzeugt mich nicht). Einzelne Personen und Gruppen der Bevölkerung hätten sich auch anders verhalten können.

Von einer tatsächlichen Lage aus ist der weitere Verlauf bei einem hypothetischen etwas anderen Gang der Entwicklung zwar nur für sehr kurze Zeit einigermaßen deutlich abschätzbar, aber als völlig chancenlos können nicht alle denkbaren Entwicklungen schon von der Ausgangslage her abgestempelt werden.

Die Weimarer Republik ist nicht an einer von Anfang an vorhandenen eindeutigen und offensichtlichen, ihre Gründung unvermeidlich zu einem aussichtslosen Versuch machenden Ursache gescheitert (dann hätte sie wohl kaum mehr als höchstens wenige Jahre Bestand gehabt, nicht über 1923 hinaus), sondern an einem verwickelten Geflecht von Ursachen/Gründen.

Die Weimarer Republik war nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt, sondern nur erheblich gefährdet und insgesamt nicht besonders stabil. Ihr Scheitern vollzog sich nicht zwangsläufig. Die Zerstörung der Demokratie war kein unausweichliches Ende. Es gab Alternativen zu den tatsächlichen Entscheidungen und Entwicklungen. Einige Schwierigkeiten waren zu vermuten. Die Voraussehbarkeit hängt auch vom Zeitpunkt ab. Eine Frage ist, welche Wahrscheinlichkeit eine bestimmte Prognose über etwas zu einer bestimmten Zeit beanspruchen konnte.

Die Ausrufung der Republik am 9. November 1918 ohne große Vorbereitung ist für sich genommen kein schwerwiegender Umstand. Der Staat bestand ja danach eine Reihe von Jahren. Zu der Verfassung selbst gab es Überlegungen, Beratungen und Diskussionen. Die Weimarer Republik ist zwar eine „improvisierte Demokratie“ genannt worden. Aber sie war mehr als eine Verlegenheitslösung und knüpfte an demokratische Gedanken und Ansätze in der deutschen Geschichte an.

Die Demokratie in Deutschland hatte damals ungünstige Rahmenbedingungen und die Weimarer Republik war Belastungen ausgesetzt.

Es gab Erblasten, die das Deutsche Kaiserreich hinterlassen hatte (z. B. verlorener Krieg und dessen weitgehende Finanzierung über Kredite, die ein wichtiger Grund für eine starke Inflation waren). Der Versailler Vertrag hatte ungünstige psychologische Folgen und führte zum langandauernden Problem der Reparationszahlungen, was radikalen Kräften Agitationsmöglichkeiten mit Angriffen gegen auf Kompromisse, internationale Verständigung und Einsicht in reale Bedingungen ausgerichtete Demokraten bot. Die Dolchstoßlegende und andere sachlich unzutreffende Deutungen zum Weltkrieg und der Entstehung der Weimarer Republik waren schädlich.

Alte Machteliten mit einer konservativ-autoritären Einstellung behielten eine starke Stellung.

Die Verfassung hatte Schwächen (Machtfülle des Reichspräsidenten durch Kombination von Möglichkeit von Notverordnungen, Recht auf Reichstagsauflösung und Ernennung/Entlassung des Reichskanzlers, destruktives Misstrauensvotum gegen Regierung möglich, keine Unveränderlichkeit von Grundrechten und demokratischen Grundprinzipien im Wesenskern). Aber die politische Ordnung war grundsätzlich für eine staatliche Existenz tauglich und am Anfang hatte es inhaltlich tragfähige Grundkompromisse gegeben.

Zu Anfang war eine Mehrheit zu einem demokratischen Weg bereit. Eine antidemokratische Mentalität spielte eine starke Rolle und hat Menschen zu einer Gegnerschaft beeinflußt. Aber Argumente, eine bessere politische Kultur und Erfahrungen mit praktischer Politik (auch die von Parteien mit Abneigung gegen Demokratie wie der DNVP) hätten in dieser Hinsicht auch wieder zu günstigere Verhältnisse herbeiführen können, da viele keine feste Weltanschauung hatten, sondern oft vor allem desorientiert waren.

1920 verloren die „Parteien der Weimarer Koalition“, von denen die demokratische Verfassung hauptsächlich getragen wurde, die Mehrheit bei Wahlen zum Reichstag. Aber auch für eine grundsätzlich andere politische Ausrichtung gab es lange Zeit über keine Mehrheit.

Die Weimarer Republik hat 1919 – 1923 beträchtliche Schwierigkeiten und Angriffe überstanden. 1924 – 1928 gab es verhältnismäßig gesehen eine Stabilisierung. Es gab trotz fortbestehender Problemfaktoren eine Chance auf eine Weiterentwicklung mit allmählicher Konsolidierung bei mehr Zeit.

Erst in der Weltwirtschaftskrise kam es zu voranschreitenden beträchtlichen Auflösungsprozessen in der politischen Ordnung. Aber bis 1933 gab es Handlungsspielräume und Handlungsalternativen. Es vollzog sich kein Geschehen mit absoluter Notwendigkeit, wie groß oder klein auch immer die Verwirklichung von einzelnen Alternativen beurteilt wird (im Ganzen gesehen nahmen ab 1929/1930 die Chancen zunehmend ab).

War die Weimarer Republik zum Scheitern verurteilt Contra?

Nein, die Weimarer Demokratie war nicht schwach. Weder war sie von Anfang an zum Scheitern verurteilt noch 1930 am Ende, als die große Koalition zerbrach und die Präsidialkabinette begannen, noch nicht einmal 1932, als mit Franz von Papen erstmals ein antidemokratischer Politiker an die Macht kam.

Warum die Weimarer Republik scheiterte?

Regierungsfähige Koalitionen wurden unmöglich, da es zu viele Splitterparteien gab. Reichspräsident Hindenburg ließ das Parlament entmachten. Es regierten sogenannte Präsidialkabinette, die nicht mehr dem Vertrauen des Parlaments unterlagen. Das Notverordnungsrecht setzte die Demokratie de facto außer Kraft.

War die Republik zum Scheitern verurteilt?

Die Weimarer Republik war nicht zum Scheitern verurteilt. Jedenfalls nicht von ihrem Anfang her. 1918 bedeutete bei allen Belastungen nicht das vorprogrammierte Ende von 1933. Hitler war keineswegs eine zwangsläufige Konsequenz der Entwicklung von 1918/19.

Wie stürzte die Weimarer Republik?

Der Börsencrash läutet das Ende der Weimarer Republik ein. 1928 noch eine Splitterpartei, wandelt sich die NSDAP unter der Führung Adolf Hitlers zur Massenbewegung, die 1933 die Macht in Deutschland übernimmt und fortan jede demokratische Grundlage vernichtet.