Wann dürfen tattoo studios wieder öffnen nrw

Wer hinein will, muss klopfen. Dann kommt Inhaber und Geschäftsführer Alexander Schmalenberger an die Tür.

Aufmerksamer Blick: Alexander Schmalenberger schaut erst einmal nach, wer da in seinen Laden möchte. Aufmerksamer Blick: Alexander Schmalenberger schaut erst einmal nach, wer da in seinen Laden möchte. | Bild: Schuler, Andreas

„Wir sind so froh, dass wir wieder öffnen dürfen“, sagt der 32-Jährige. „Es geht nur mit den Regeln. Unsere Kunden sind sehr verständnisvoll. Sie freuen sich ja auch, dass sie wieder kommen dürfen.“

Die Tätowierer Decusara Florin (links) und Bes Ademaj (rechts), in der Mitte Inhaber und Geschäftsführer Alexander Lefty Schmalenberger. Die Tätowierer Decusara Florin (links) und Bes Ademaj (rechts), in der Mitte Inhaber und Geschäftsführer Alexander Lefty Schmalenberger. | Bild: Schuler, Andreas

Vor dem Zutritt fordert er die Kunden zur unbedingten Beachtung der Hygiene-Maßnahmen auf. Bereits vor dem Betreten des Geschäfts steht für die Besucher ein Spender mit Desinfektionsmittel bereit.

Desinfektionsmittel steht neben der Eingangstür. Desinfektionsmittel steht neben der Eingangstür. | Bild: Schuler, Andreas

Schutzmasken sind Pflicht, der Warteraum tabu. Wer ein Piercing im Mund- oder Nasen-Bereich wünscht, muss einen aktuellen, negativen Corona-Schnelltest vorweisen können. Der Betrieb läuft nur über telefonisch vereinbarte, feste Termine.

Steril und hygienisch verpackt liegt das Equipment für Piercings bereit. Steril und hygienisch verpackt liegt das Equipment für Piercings bereit. | Bild: Schuler, Andreas

Ein junger Mann aus dem Hegau hat den ersten Termine nach dem Lockdown in Leftys Studio ergattert.

Die Nadeln surren wieder, die Kunden kehren zurück

Simon Bayer ist der erste Kunde an diesem Montagvormittag. Zahlreiche Tätowierungen zieren den Körper des 28-Jährigen. Unter anderem die Ponte di Rialto, die Rialto Brücke von Venedig, mit einem Gondoliere davor.

Simon Bayer aus Singen hat sich direkt am ersten Tag der Öffnung in die Hände von Decusara Florin begeben. Simon Bayer aus Singen hat sich direkt am ersten Tag der Öffnung in die Hände von Decusara Florin begeben. | Bild: Schuler, Andreas

Decusara Florin, gelernter Tätowierer, arbeitet daran. „Die Brücke wurde in einem anderen Studio gestochen“, sagt Halb-Italiener Simon Bayer, dessen Vater aus Venedig stammt, „aber ich war nicht ganz zufrieden. Also wird hier jetzt nachgestochen, die Konturen schärfer dargestellt.“

Video: Schuler, Andreas

Schmerzen empfindet er nicht bei der Prozedur. „Nein, das ist echt nicht schlimm“, versichert er.

Direkt nebenan entsteht Stich für Stich die Jungfrau Maria

Eine Kabine weiter sitzt Bes Ademaj und verewigt die Jungfrau Maria auf einer Kundin. Immer wieder schaut er das Originalbild an, prägt sich die einzelnen Schattierungen ein und sticht sie mit der schwarzen Tinte in den Unterarm der jungen Frau.

Video: Schuler, Andreas

Langsam wächst das Kunstwerk an und immer deutlicher kristallisiert sich beeindruckende Perfektion heraus, mit der die Tätowierer arbeiten.

Die fertig Jungfrau Maria. Die fertig Jungfrau Maria. | Bild: Schuler, Andreas

„Ich habe eine Ausbildung an einer Kunsthochschule“, erklärt Bes Ademaj. „Wenn du kein Talent und kein Auge hast, solltest du diesen Beruf nicht ausüben.“

Warum trägt Alexander Schmalenberger den Spitznamen Lefty?

Das Studio in der Macairestraße hat das Flair eines Mafia-Lokals – und zwar mit voller Absicht. Alexander Schmalenberger wählte den Namen Lefty in Anlehnung an den New Yorker Mafiastreifen „Donnie Brasco“ aus den 90er Jahren.

Alexander Schmalenberger vor einem Plakat des Mafiastreifens ‚Donnie Brasco‘. Alexander Schmalenberger vor einem Plakat des Mafiastreifens ‚Donnie Brasco‘. | Bild: Schuler, Andreas

Al Pacino alias Benjamin Ruggiero trägt in diesem Streifen den Spitzname Lefty. Überall hängen Poster von Al Pacino und dem Film, in dem auch Johnny Depp mitspielt.

Al Pacino schmückt die linke Wade von Alexander Schmalenberger. Al Pacino schmückt die linke Wade von Alexander Schmalenberger. | Bild: Schuler, Andreas

„Mir gefällt diese Rolle“, sagt Alexander Schmalenbeger lachend, der das Studio 2018 eröffnete – mittlerweile lautet auch sein Spitzname Lefty.

„Ich liebe meine Tattoos, mein erstes wurde mir mit 15 Jahren gestochen. Früher ließen sich nur Seefahrer, Rocker oder Knackis tätowieren. Heute haben wir alle Menschen quer durch die Gesellschaft als Kunden.“

Die andere Wade von Alexander Schmalenberger ziert dieses Tattoo. Die andere Wade von Alexander Schmalenberger ziert dieses Tattoo. | Bild: Schuler, Andreas

„Tätowierungen erleben seit einigen Jahren einen richtigen Boom. Zuletzt noch mehr als vorher“, erzählt er. Vier Monate mussten auch die Tattoo-Studios schließen. „Das war eine verdammt harte Zeit“, blickt Alexander Schmalenberger zurück. „Wir haben zwar staatliche Hilfen bekommen, aber wir mussten auch das Ersparte aufbrauchen.“ Er nutzte die Zeit, um das Studio umzubauen.