Show Eristische Dialektik oder die Kunst, Recht zu behaltenIn Diskussionen das Oberwasser behalten nach Arthur Schopenhauer in 38 Kunstgriffen dargestellt Eristische Dialektik - Die Schlagfertigkeit des 19. JahrhundertsDie eristische Dialektik bei Schopenhauer ist zu umfangreich und abstrakt, als dass man sie durch Einmallesen verstehen würde. Hier in dieser Seite erläutern wir sie Ihnen in einfachen Worten. Was zu Schopenhauers Zeiten Dialektik genannt wurde, würde man heute als Schlagfertigkeit bezeichnen. „Eristik“ kommt von griechisch „Eris“, sie die Göttin der Zwietracht und des Streits. Eristik ist die Kunst des Streitgesprächs, beruhend auf der Dialektik bei Aristoteles. Schopenhauers „Eristische Dialektik“ beschreibt die Kunst, wie man durch geschickte sprachliche Manöver Recht behalten kann - egal ob man Recht hatte oder nicht.
Das liegt daran, daß der Andere Kunstgriffe verwendet hat, die ihm als Im Recht erscheinen lassen. Wie sehen diese Kunstgriffe aus und wie kann man sich dagegen schlagfertig wehren? Was ist Dialektik - Kurz zusammengefaßtDialektik ist die Kunst des gekonnten Streigesprächs (Diskussion). Wie kommt es, dass Menschen Recht behalten wollen? - Das liegt am Ego des Menschen, der seinen Selbstgefühl immer nur daraus schöpft, wie er sich einbildet, was andere von ihm denken oder sagen. Gäbe es kein von der Fremdwahrnehmung erzeugtes Gefühl von "Selbst", hätten wir nicht das Bedürfnis in den Augen der anderen Recht zu behalten. Es gibt keine objektiven Wahrheiten (obwohl Schopenhauer das behauptet). Es gibt nur Definitionen, an die wir kollektiv glauben. So ist z.B. die Ausdehnung des Kontinents Asien keine "Wahrheit", sondern nur eine irgendwann, willkürlich gemachte Definition, an die wir aber alle kollektiv glauben. Es geht also bei Streitgesprächen im Kern immer um Glauben, der dazu missbraucht wird seine Fremdwahrnehmung zu verbessern. Um nicht als Verlierer in der Diskussion dazustehen, was durch trickreiche Schlagfertigkeit möglich wird, ist es nötig, diese „Tricks“ zu beherrschen, Schopenhauer nennt sie „Kunstgriffe“. Ich bezeichne sie hier auch hin und wieder als "Schlagfertige Kunstgriffe" Die Basis der Dialektik sind zwei Grundhaltungen, die man in der Diskussion einnehmen kann. 1.) Ich argumentiere sachlich (ad rem) Ich versuche den Gegner mit sachlichen Argumenten den Wind aus den Segeln zu nehmen. Unter einem "ad rem Argument" versteht man eine Argumentation, die sich nur auf die Sache selbst stützt, die am Thema bleibt und die unabhängig von Meinungen ist. oder: 2.) Wenn ich sachlich nicht durchkomme, rede ich einfach am Thema vorbei oder werde persönlich (ad hominem) Unter einem Argument "ad hominem" wird ein Scheinargument verstanden, in dem der Diskussionsgegner einfach auf ein Nebengleis wechselt, das nichts mehr mit dem diskutierten Kern zu tun hat, oder er leitet einen Angriff auf die Person ein. Dies geschieht in der Absicht, die Position und die Person beim Publikum in Misskredit zu bringen. Polemik ist ein Beispiel dafür. Beispiel für Nebengleis wechseln: Argument: "Was würden die Eltern wollen, wenn sie noch am Leben wären: Sollst du als ihr Sohn und der von ihnen eingesetzter Testamentsvollstrecker einen
Rechtsanwalt nehmen, um juristische Unterstützung zu haben und die Erbaufteilung sauber abzuklären? Würden die Eltern dazu ja oder nein sagen?" Beispiel für persönlich werden: Argument: "In der Bibel stehen gar keine einheitlichen objektiven Richtlinien, sondern jeder filtert nur das heraus, was in seinem Kram passt und interpretiert es nach seinem Gusto" Dies sind die beiden Grundgerüste von jedem Streitgespräch. Da es in Wahrheit keine objektiven Wahrheiten gibt, sondern nur auf kollektiven Glauben aufgebaute Sehweisen, sind die Diskussionen oft so lang und hartnäckig. Wir können bei einer Diskussion nicht das Faktische und das Geglaubte sauber trennen, weil es bei den Streitenden keine einheitliche Basis dafür gibt. Deswegen kommt es bei der dialektische Auseinandersetzung darauf an, dass man in den Augen der Zuhörer subjektiv als "Gewinner" erscheint. Egal ob man „objektiv“ Recht oder Unrecht hat. Jeder in einer Diskussion meint nämlich, dass der andere ihn mit irgendwelchen verbalen Tricks übers Ohr hauen will. Deswegen ist diese eristische Dialektik als frühe Form der Schlagfertigkeit notwendig. Der Traum objektiv recht zu haben, bleibt immer nur eine Vorstellung im Kopf eines jeden Streithahns. Am Ende entscheidet der Beobachter. Nur alle 1.5 Jahre! Das "Rhetorik Event der Superlative": Jetzt wieder am 10-11 November 2023 in München
Die 38 Kunstgriffe der eristischen Dialektik Diese Kunstgriffe sind an Arthur Schopenhauer angelehnt. Allerdings habe ich die Schopenhauersche Sprache von vor 150 Jahren unserer Sprache angepasst und es wesentlich verständlicher ausgedrückt, so dass man die schlagfertigen Kunstgriffe auch versteht. Schopenhauer denkt, dass nur die anderen solche "bösen Tricks" benutzen, um die "Guten" - zu denen er sich natürlich zählt - heimtückisch über den Tisch zu ziehen. Man müsse diese entlarven. Meine Meinung ist anders: Jeder von uns, wirklich jeder, redet mal am Thema vorbei oder wird persönlich. Wir sind genauso Opfer, wie Täter. Eristische Dialektik ist also insofern keine Manipulation. Im Gegensatz zu Schopenhauers Original, biete ich Ihnen hier auch eine mögliche Schlagfertig Erwiderung an. Schopenhauer stellt nur die Techniken vor, liefert aber kein Gegenmittel. Die ersten drei Kunstgriffe sind alle verwandt: sie haben gemeinsam, dass der Gegner von etwas anderem redet als das eigentliche Thema; Knapp daneben, aber trotzdem vorbei! Hier muss man als schlagfertiger Dialektiker ein scharfer Analytiker sein, um diese subtilen Schüsse am Ziel vorbei zu erkennen. Eristische Dialektik Kunstgriff 1 - Erweiterung des Rahmens, in dem eine Aussage nur gilt(überarbeitet) Die Erweiterung. Der Gegner erweitert Ihre Behauptung über den gegebenen Rahmen hinaus, versucht sie möglichst weit zu fassen, oder sie zu übertreiben. Sein Gegenargument baut dann auf seiner unzulässigen Erweiterung auf: Je allgemeiner eine Behauptung wird, desto mehr kann man sie angreifen. Das Gegenmittel ist: Erinnern Sie ihn an den Rahmen, in dem Ihre eigene Aussage nur gilt. Beispiel. Jemand sagt: "Die Engländer
haben die Tee-Kultur zur Blüte gebracht." – Der Gegner erwidert: »Es wird aber in der Welt mehr Kaffee, als Tee getrunken« Gegenmittel: schlagfertige Konter-Möglichkeit: "Das war nicht der Kern meiner Aussage. Ich sprach von Tee, Sie sprechen von Kaffee. Ich sprach von der Kultur, Sie sprechen von der Verbreitung": Was der Gegner sehr wohl wußte. Aber seine Strategie war, die Behauptung in zwei Punkten zu erweitern: Ersten, daß sie alle populären Heissgetränke wie Z.B. den Kaffee umfassen und zweitens, dass er, statt von der Kultur des Getränks, von seiner weltweiten Verbreitung redete. Beispiel. A sagt: »Der Friede von 1814 gab sogar allen Deutschen Hansestädten ihre Unabhängigkeit wieder.« B erweitert: "Die Hansestadt Danzig hat aber die von Napoleon verliehene Unabhängigkeit durch diesen Frieden verloren". Gegenmittel: schlagfertige Konter-Möglichkeit: A stellt den Rahmen wieder her und stellt klar: "Ich sagte allen Deutschen Hansestädten: Danzig war war damals Polnisch" Beispiel: A sagt: "Die Banken haben den Bezug zu den Kunden verloren - Die bezeichnen eine 100 Millionen-Verlust als Peanuts" Das ist eine Erweiterung, denn nur der Deutsche Bank Chef Ackermann hatte das vor Jahren mal als „Peanuts“ bezeichnete. Gegenmittel: schlagfertige Konter-Möglichkeit: „Sie verallgemeinern hier! Das, was der Deutsche Bank Chef Ackermann in grauer Vorzeit mal gesagt hat gilt für seine Bank, aber nicht für eine Sparkasse. Das ist deren gesamter Jahresgewinn. Wir achten unsere Kleinkunden“ Beispiel: A sagt: Die Nesseltiere, aus denen die Korallen bestehen, haben keine Empfindung weil Sie keine Nerven haben. B erwidert: Sie müssen aber etwas wahrnehmen, auch ohne Sinnesorgane, denn sie bewegen sich dem Licht entgegen. A erweitert: Dann müßte ja der ganze Körpers für jede Art der Empfindung fähig sein, also auch Gedanken haben. Gegenmittel: schlagfertige Konter-Möglichkeit: „Aus der Tatsache, dass Nesseltiere das Licht wahrnehmen können, kann nicht rückgeschlossen werden, dass sie auch denken müssen" Beispiel: A sagt: "Der Arzt darf sein erhöhtes Honorar nur für die Tätigkeiten verlangen, die er auch selbst erbracht hat" B erweitert: "Da können wir den Laden gleich dicht machen, und dann kann jeder Laie gleich selbst operieren”. So beschreibt es Schopenhauer: Kunstgriff 1: ErweiterungDie Behauptung des Gegners erweitern, verallgemeinern und übertreiben. Dadurch wird die Aussage leichter angreifbar, denn allgemein oder gar für „alles“ kann eine Aussage nur selten als wahr oder richtig gelten. Der eigene Standpunkt ist hingegen möglichst präzise in klar umrissenen Grenzen zu formulieren. Gegen eine Erweiterung verteidigt man sich mit einer genauen Aufstellung des status controversiae bzw. puncti controversiae, d.h. einem Gegenbeispiel oder der Aufzählung von Einzelpunkten, die praktisch einschränkende Bedingungen darstellen. Beispiel A: In einer freien Enzyklopädie sind alle willkommen.
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