Mord in neukölln 60-jähriger vor gericht

In Berlin-Neukölln ist ein 36-jähriger Mann mit mehreren Schüssen getötet worden. Offenbar war er ein bekanntes Mitglied eines kriminellen Clans. Die mutmaßlichen Mörder sind auf der Flucht.

Quelle: WELT / Isabelle Bhuiyan

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Als Jugendlicher erlangte Nidal R. alias „Mahmoud“ zweifelhafte Berühmtheit als Deutschlands jüngster Intensivtäter. Als Erwachsener verbrachte er viele Jahre im Gefängnis. Nun wurde er in Berlin-Neukölln von acht Kugeln getroffen.

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Die Schüsse fielen am frühen Abend am beliebten Tempelhofer Feld in Berlin: Ein 36-Jähriger ist am Sonntag in Berlin-Neukölln getötet worden. Der zunächst lebensgefährlich verletzte Mann starb wenig später in einem Krankenhaus in Steglitz. Laut Obduktionsbericht hatten ihn acht Kugeln getroffen. Vier davon verletzten innere Organe. Er starb durch inneres Verbluten.

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Nach Informationen von „Bild“, „B.Z.“ und „Tagesspiegel“ handelt es sich bei dem Opfer um ein polizeibekanntes Mitglied einer arabischstämmigen Großfamilie – Nidal R., den wohl bekanntesten Intensivtäter der Stadt. Die Polizei wollte die Personalie nicht bestätigen. Der Mann sei jedoch im Libanon geboren, seine Staatsangehörigkeit ungeklärt. Der aus Jugendschutzgründen als „Mahmoud“ in den 90ern bundesweit bekannt gewordene Mann war erst vor wenigen Monaten aus der Haft entlassen worden.

Erste Straftaten soll Nidal R. bereits im Alter von zehn Jahren begangen haben. Schon als Jugendlicher hatte seine Strafakte Dutzende Einträge. Seit seinem 15. Lebensjahr stand der Mann, bei den Behörden als staatenloser Palästinenser registriert, immer wieder vor Gericht. Insgesamt verbrachte er über 14 Jahre in Haft. Die Gründe für seine Verurteilungen sind breit gefächert, darunter sind Raub, gefährliche Körperverletzung, Misshandlung, Nötigung, Beleidigung von Justizpersonal, Drogendelikte und immer wieder gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr.

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Sein Fall hatte dazu geführt, dass die Berliner Staatsanwaltschaft 2003 ein Sonderdezernat für jugendliche Intensivstraftäter einrichtete. Eine Abschiebung scheiterte 2004, weil der Libanon sich weigerte, den notwendigen Personalausweis auszustellen.

„Absolut gewaltbereit, hoch aggressiv“

Bei einer Verurteilung wegen einer Messerstecherei sprach eine Staatsanwältin 2005 von einem „absolut gewaltbereiten, hoch aggressiven Menschen“, bei dem es unmöglich scheine, „ihn in die Gesellschaft zu integrieren“.

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Im November 2010 war schon einmal ganz in der Nähe vom aktuellen Tatort auf Nidal R. geschossen wurden. Der damals 28-Jährige – kurz zuvor aus der Haft entlassen – wurde dabei leicht verletzt. Nidal R. soll sich nach Erkenntnissen der Polizei seit Langem im Dunstkreis der polizeibekannten Berliner Großfamilien bewegen.

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Nidal R. bei seiner letzten Verurteilung 2014

Quelle: dpa

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Seine letzte Haftstrafe trat R. 2014 an, nachdem er wegen mehrerer Verkehrsstraftaten zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden war. Ohne Führerschein, erheblich alkoholisiert und gefährlich sei der Mann durch Berlin gefahren, hieß es im Urteil. Auf der Flucht vor der Polizei habe er bei einer Fahrt mit einem Porsche, aber ohne Führerschein, vier andere Fahrzeuge beschädigt und zwei Menschen verletzt. Das Protokoll dieser „Amokfahrt“ liest sich wie aus einem schlechten Film.

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Arabische Großfamilien

Die Dreistigkeit der Clans

Die Polizei war nach den Schüssen am Sonntagabend mit einem Großaufgebot vor dem Benjamin Franklin Klinikum, um das Gebäude zu bewachen. Rund 150 Menschen hatten sich nach Polizeiangaben vor dem Krankenhaus versammelt, nachdem der 36-Jährige eingeliefert worden war. Die Menschenmenge habe sich am späten Abend aufgelöst, der Einsatz vor Ort sei beendet worden. Der Leichnam wurde inzwischen in die Gerichtsmedizin gebracht.

Allianz mit Abou-Chaker?

Eine Mordkommission ermittelt nun die Hintergründe der Tat. Nach Informationen des „Berliner Kuriers“ aus dem arabischen Clanmilieu galt Nidal R. seit zwei Wochen als massiv gefährdet – nach einer Auseinandersetzung mit einem anderen „Geschäftsmann“.

Der Schütze ist auf der Flucht, bis zum frühen Montagmorgen gab es keine Festnahme. Die Polizei fürchtet Racheakte im Milieu. Eine heiße Spur gibt es nicht.