Christa Limmer, Petra Linzbach Show
Mobbing haben viele Kinder und Jugendliche schon in der eigenen Klasse erlebt. Es ist ein Phänomen, der ihren Alltag prägt. Manchmal entsteht der Eindruck, dass der Begriff inflationär gebraucht wird. Jede Form der Gewaltanwendung innerhalb der Klasse, die womöglich einen Einzelnen betrifft, wird dann als „Mobbing“ bezeichnet. Fachleute raten, genau hinzuschauen und nicht vorschnell zu reagieren. Gemobbt werden – was ist das?Ein Schüler oder eine Schülerin wird gemobbt, wenn eine einzelne Mitschülerin, ein einzelner Mitschüler oder eine Gruppe von Schülern/-innen über einen längeren Zeitraum (Wochen und Monate) hinweg zum Beispiel immer wieder
Im Laufe der Zeit nehmen die schikanierenden Handlungen an Häufigkeit und Intensität zu. Mit Mobben ist aber nicht gemeint, wenn zwei fast gleich starke Schüler/-innen im Spaß miteinander streiten, kämpfen oder einen Konflikt haben. Wie entsteht Mobbing?Die Ursachen von Mobbing sind vielschichtig und je nach Fall sehr unterschiedlich. Von Mobbing kann jeder und jede betroffen sein, egal welchen Alters, welcher Schulform und welchen Selbstbewusstseins. In jeder Klasse kann Mobbing auftreten. Mobbing liegen in der Regel Probleme zugrunde, die unterschiedliche Auslöser haben können.
Untersuchungen zeigen, dass Kinder häufig Opfer von Mobbing werden, wenn sie …
Eltern können vorbeugenEin Erziehungsstil, der von Vertrauen, Wertschätzung und Einfühlung, aber auch von angemessener Grenzsetzung geprägt ist, trägt zur Entwicklung eines gesunden Selbstbewusstseins bei, das nicht auf Kosten anderer geht. Dies hilft dem Kind, mit alltäglichen Problemen, also auch mit Konflikten in der Schule, konstruktiv und erfolgreich umzugehen. Um einen derartigen Erziehungsstil zu praktizieren und den eigenen Kindern hilfreich zu sein, lohnt es sich, folgende Hinweise zu beachten:
Woran erkenne ich, ob mein Kind Opfer von Mobbing ist?Kinder zeigen auf sehr unterschiedliche Weise, dass sie unter etwas leiden. Manche Symptome, die auf Mobbing hinweisen, können auch andere Ursachen haben. Sie als Eltern sollten sensibel auf Verhaltensänderungen Ihres Kindes achten. Ein Indiz kann sein, dass Ihr Kind unbedingt zur Schule gebracht werden möchte, plötzlichen Unwillen zeigt, zur Schule zu gehen, Krankheiten vorgibt oder sogar ohne Ihr Wissen nicht zur Schule geht. Weitere Anzeichen können Konzentrationsund Lernstörungen oder die Verschlechterung der Schulleistungen sein sowie untypische psychische Veränderungen wie Gereiztheit, Nervosität und Überempfindlichkeit. Wichtig ist in diesen Fällen, dass Sie einfühlsam herausfinden, ob Mobbing oder eventuell auch ein anderer Kummer die Ursache ist. Bemerken Sie Veränderungen im Sozialverhalten Ihres Kindes durch starke
Zurückgezogenheit und Verschlossenheit? Nimmt der Kontakt zu Mitschüler/-innen sogar ab? Treten gehäuft bei Ihrem Kind Kopf- oder Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit und Schlafstörungen auf? Eventuell verlangt Ihr Kind mehr Taschengeld oder es hat Beschädigungen an Kleidern oder gar körperliche
Verletzungen. Das können Zeichen eines fortgeschrittenen Mobbingprozesses sein, die umgehendes Einschreiten verlangen. Unter Umständen kann bereits ein Straftatbestand wie Erpressung und Körperverletzung vorliegen, der zur Anzeige gebracht werden muss. Was ist zu tun, wenn mein Kind gemobbt wird?Es stellt eine emotionale Herausforderung dar, wenn das eigene Kind betroffen oder in Mobbingprozesse verwickelt ist. Genaues Hinhören und Nachfragen sind ebenso wichtig wie gut überlegte Maßnahmen, die bestenfalls in Absprache mit dem eigenen Kind und mit den Lehrkräften erfolgen.
Ermutigen Sie Ihr Kind, nicht zurückzuschlagen. Das würde die Schwierigkeiten noch schlimmer machen. Ein solches Verhalten könnte zudem im Widerspruch zur Persönlichkeit Ihres Kindes stehen. Überlegen Sie mit der
zuständigen Lehrkraft Maßnahmen, die Ihrem Kind helfen und die geeignet sind, es innerhalb und außerhalb der Schule zu unterstützen. Seien Sie ausdauernd und bestehen Sie darauf, dass etwas geschieht. Setzen Sie sich mit der Elternvertretung in Verbindung, wenn Sie keine Hilfe von Seiten der
Lehrer/-innen erhalten. Bitten Sie um die Einberufung eines Elternabends. Kurzfristige Tipps für Ihr KindNicht förderlich ist es, sich umgehend mit den Eltern des Täters/ der Täterin in Verbindung zu setzen, weil dadurch erfahrungsgemäß eine Konfliktverschärfung eintreten kann. Wichtig für ein Eltern-Kind-Gespräch:
Hilfreiche Elternreaktionen:
Generell sollten Sie als Eltern auch bereit sein, selbstkritisch über Ihr eigenes Erziehungsverhalten nachzudenken: Haben Sie möglicherweise das selbstsichere Verhalten bei Ihrem Kind zu wenig bestärkt? Oder haben Sie Ihrem Kind die Bewältigung unangenehmer Dinge zu sehr abgenommen? Oder sind Sie vielleicht im Umgang mit
Konflikten selbst unsicher oder konfliktscheu? Praktische Tipps für Ihr Kind:
Sprechen Sie auch mit den Lehrkräften und überlegen Sie praktikable Lösungen, die die Lage des Kindes jedoch nicht verschlimmern. Mittelfristig: Stärkung der KlassengemeinschaftMobbing ist kein individuelles Problem, sondern tritt häufig besonders dann auf, wenn keine gute Klassengemeinschaft herrscht und es kein Regelwerk für das Sozialverhalten gibt. Gewinnen Sie andere Eltern der Klasse dafür und unterstützen Sie die Lehrkräfte für solche Vorhaben! Langfristig: Prävention institutionalisierenSie können ggf. auch mit Unterstützung des Elternbeirates anregen, dass Soziales Lernen und Mobbingprävention ins Schulprogramm aufgenommen und fest institutionalisiert werden. So kann z. B. eine schuleinheitliche Interventionskette regeln, wie in Mobbingfällen zu verfahren ist. Es kann auch mithilfe einer Anti-Mobbingkonvention im Sinne einer Selbstverpflichtung vereinbart werden, wie sich alle an der Schule beteiligten Gruppen zu verhalten haben. Wichtig: Einer Verfestigung der Opfer-Rolle vorbeugen! Wird ein Kind Opfer von Mobbingattacken, zieht es sich vorerst zurück, um Angriffen zu entgehen. Hören diese nicht auf, entsteht bei ihm ein Gefühl von Hilflosigkeit und Inkompetenz. Weitere Attacken tragen dazu bei, dass sich das Kind in die Opferrolle fügt und sich u. U. selbst die Schuld gibt. Die Folge ist oft Vereinsamung. Es zieht sich aus der Klassengemeinschaft und aus dem Freundeskreis zurück. Sein Selbstwertgefühl wird stark beeinträchtigt und es verliert die Fähigkeit, Kontakte zu anderen Menschen aufzunehmen. Untersuchungen haben gezeigt, dass Mobbing-Opfer ihre Opferproblematik, wenn diese nicht bearbeitet wird, in eine andere Klasse oder Schule bis hin zur Berufsausbildung und zum späteren Arbeitsplatz „mitnehmen“. Damit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass diese Personen erneut Opfer von Mobbing-Prozessen werden. Um diesen Langzeitfolgen vorzubeugen, ist es daher dringend angeraten, dass Eltern konsequent dafür sorgen, dass das Mobbing gestoppt wird. Was ist zu tun, wenn mein Kind Täter oder Täterin ist?Die Versuchung, das eigene Kind zu verteidigen und in Schutz zu nehmen, ist groß und aus Elternsicht verständlich. Das vorgefallene Verhalten jedoch zu bagatellisieren, ist ebenso wenig hilfreich wie das Androhen von Sanktionen wie z. B. kein Ausgang oder drei Tage Computer- oder Fernsehverbot. Klären Sie zu Beginn den Sachverhalt in einem Gespräch mit der Klassenlehrkraft:
Äußern Sie den Wunsch, dass Sie über das weitere Verhalten Ihres Kindes informiert werden möchten. Vereinbaren Sie nach dem Gespräch mit Ihrem Kind ein weiteres Gespräch mit der Lehrkraft. Stimmen Sie, nachdem Sie mit Ihrem Kind gesprochen haben, das pädagogische Vorgehen in der Schule und im Elternhaus mit der Lehrkraft ab. Hinweise für das Eltern-Kind-Gespräch:
Mut zur Auseinandersetzung und Grenzsetzung sind gefordert! Aber als Grundsatz gilt immer: Trennung von Person und Verhalten! Mein Kind als Täter/-in – mittel- und langfristige MöglichkeitenWenn Sie das Gefühl haben, allein nicht ausreichend auf Ihr Kind einwirken zu können, nehmen Sie eine externe Beratung in Anspruch (Erziehungsberatungsstelle, Schulpsychologe/-in, Kinder- und Jugendtherapeut/-in). Generell sollten Sie als Eltern auch bereit sein, selbstkritisch über Ihr eigenes Erziehungs- und Sozialverhalten nachzudenken: Hinweise für Eltern, deren Kinder Unbeteiligte sind Im Mobbinggeschehen sind die Zuschauer/-innen die größte Gruppe. Innerhalb dieser Gruppe nehmen die Schüler/-innen unterschiedliche Rollen ein: Es gibt passive Zuschauer/-innen, die sich aus allem heraushalten. Dann gibt es einzelne Schüler/-innen, die sich zeitweilig auf die Seite des Täters/der Täterin stellen und die Schikanen mittragen oder den Täter/ die Täterin in ihrem Tun bestärken. Andere Schüler/-innen kommen dem Opfer zur Hilfe und machen dem Täter/der Täterin deutlich, dass sie das Verhalten ablehnen bzw. die Lehrkraft darüber informieren werden. Je größer diese Gruppe ist, desto weniger Möglichkeiten hat der Täter/die Täterin, die Aktionen weiterzuführen. Es ist wichtig, dass Eltern Ihr Kind ermutigen, als Beobachter/-in von Mobbingvorfällen aktiv einzuschreiten. Bitten Sie Ihr Kind, von Vorfällen zu berichten, wo Mitschüler/-innen schikaniert wurden. Bestärken Sie Ihr Kind, Mobbing-Opfer zu unterstützen. Ermutigen Sie es, in Akutsituationen sofort Lehrer/-innen dazuzuholen. Wichtig ist dabei zu erwähnen, dass dies kein Petzen ist! Cybermobbing - Was kann ich dagegen tun?Von Cybermobbing spricht man, wenn ohne Einwilligung der Betroffenen mit Hilfe von Text-, Bild- oder Videoveröffentlichungen im Internet, mittels E-Mails oder SMS
Schüler/-innen vorsätzlich verleumdet, bedroht oder belästigt werden (z. B. durch bloßstellende Bilder bei YouTube oder gefälschte Forenbeiträge bei Facebook und Co.). Maßnahmen gegen Cybermobbing Als Eltern können Sie Folgendes unternehmen:
Weitere Informationen zum Thema Cybermobbing finden Sie im Internet unter www.klicksafe.de. Besondere Hinweise zu SchulordnungsmaßnahmenWenn sich Mobbingstrukturen in einer Klasse verfestigt haben, liegt oft die Überlegung nahe, das Opfer in die Parallelklasse oder sogar an eine andere Schule zu versetzen. Meist geht dabei die Initiative von den Eltern des Opfers aus, die sich eine kurzfristige Entschärfung der Situation für ihr Kind erhoffen. Ob diese Entscheidung richtig ist, lässt sich nicht generell beantworten. Aus pädagogischer Sicht gilt es, die möglichen Auswirkungen auf die am Mobbingprozess beteiligten Personen zu berücksichtigen:
Aufwändiger, aber für die Lernerfahrung sinnvoller sind der Ausschluss des Täters bzw. der Täterin aus der Klasse und eine Aufarbeitung mit den verbleibenden Mitschülern/-innen, um weiteres Mobbing mit anderen Opfern zu verhindern. Die Verbesserung der Klassengemeinschaft und die (Re-)Integration des gemobbten Schülers/der gemobbten Schülerin in die Klasse sollte das eigentliche Ziel pädagogischen Bemühens sein. Weiterführende Informationen
Hilfreiche InternetseitenMaterial für LehrkräfteAktion Kinder-
und Jugendschutz Landesarbeitsstelle Schleswig-Holstein e. V./Kreis Stormarn, Fachdienst Familie und Schule Kinder und Jugendschutz (Hrsg.):„Sonst bist du dran!” Aktion Kinder- und Jugendschutz Landesarbeitsstelle Schleswig-Holstein e. V./Kreis Stormarn, Arbeitshilfe und Selbstlern-DVD Beratungsangebote onlineUnter dem Link www.schulpsychologie.de >> Info
Schulpsychologie Frank Schallenberg vom Jugendinformationszentrum München berät seit Jahren Mobbingopfer. Internet,Telefon: 089 514106-60. Auch die Caritas hilft und berät online: www.beratung-caritas.de >>Kinder und Jugendliche >>zur online Beratung. Unter dem Link www.schueler-gegen-mobbing.de finden Schüler und Eltern Beratung und Hilfe. Werner Ebner, Pädagoge und Mobbingberater, berät und informiert unter www.mobbingberatung.info unterschiedliche Zielgruppen. Hier finden Sie im Downloadbereich unterschiedliche Informationen, Ratgeber und einen Mobbingselbsttest. Unter dem Link www.dajeb.de >>Beratungsführer online>> bietet die Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Eheberatung e.V. das Finden von Beratungsstellen in Ihrer Nähe durch die Eingabe der Postleitzahl. Außerdem bieten Träger der Kinder- und Jugendhilfe häufig Kurse und Workshops zum Thema Mobbing an. Erkundigen Sie sich bei den Jugendverbänden vor Ort. Der Abdruck dieser Ausgabe von Elternwissen erfolgt mit
freundlicher Genehmigung von: VerfasserinnenChrista Limmer, Leiterin der Dienststelle Prävention von Gewalt und Mobbing, Autoaggression und Suizid sowie Prävention von Rechtsextremismus bei der Aktion Kinder- und Jugendschutz, Landesarbeitsstelle Schleswig- Holstein e.V. Petra Linzbach, tätig als Kinderschutzbeauftragte im Kreis Stormarn im Fachdienst Familie und Schule, Kinder- und Jugendschutz. Redaktion: Roxana Brink, pädagogische Referentin der Katholischen Landesarbeitsgemeinschaft Kinder und Jugendschutz NW e.V., Münster. QuelleDieser Beitrag erschien als "Elternwissen Nr. 9 Mobbing", herausgegeben von: Katholische Landesarbeitsgemeinschaft Kinder-und Jugendschutz Nordrhein-Westfalen e.V. Tel.: 0251 540 27 Website Die Übernahme erfolgt mit freundlicher Genehmigung. Was soll man nicht machen wenn man gemobbt wird?Räche Dich nicht.
Das, was Dir passiert, ist nicht in Ordnung. Dich an anderen Menschen zu rächen oder ihnen wehzutun, wird Deine Situation aber nicht verbessern.
Welche Kinder werden gemobbt?Welche Kinder werden in der Regel zu Opfern? Das typische Mobbing-Opfer ist ein eher unscheinbares, stilles und ängstliches Kind, das nur wenige Freunde und auch keine hohe Meinung von sich selbst hat. Oft sind es auch Schülerinnen und Schüler mit guten Noten oder wohlhabenden Eltern, die den Neid der anderen wecken.
Wie kann man beweisen dass man gemobbt wird?Wie kann ich beweisen, dass ich gemobbt wurde? Um bei einem Gerichtsverfahren nachweisen zu können, dass Du von Kollegen oder von einem Vorgesetzten gemobbt wurdest, solltest Du ein Mobbing-Tagebuch führen, in dem Du detailliert die Mobbinghandlungen mit Uhrzeit und Datum dokumentierst.
Wie kann ich mein Kind helfen?Und wie helfe ich meinem Kind bei schlechten Noten am besten?. Ruhe bewahren, (externe) Hilfe suchen, loslassen. ... . Noten nicht als zu wichtig ansehen, sondern gelassen bleiben. ... . Für Mühe und Zwischenschritte loben. ... . Gemeinsam in guter Atmosphäre lernen, Vertrauen aufbauen.. |