Ist A Beautiful Mind Eine wahre Geschichte?

Wirtschaft John Nash †

Von Einstein unterschätzt, von Hollywood geliebt

Veröffentlicht am 24.05.2015 | Lesedauer: 5 Minuten

Ist A Beautiful Mind Eine wahre Geschichte?
Ist A Beautiful Mind Eine wahre Geschichte?

Der US-Mathematiker und Nobelpreisträger John Forbes Nash, dessen Geschichte 2001 in "A Beautiful Mind" verfilmt wurde, ist bei einem Autounfall unweit von New York ums Leben gekom...men

Quelle: dpa

Seine Arbeiten zur Spieltheorie waren bahnbrechend, sein Leben wurde verfilmt und faszinierte Millionen. Nun ist Wirtschafts-Nobelpreisträger John Nash bei einem Autounfall gestorben.

Es war in Lindau, vor ein paar Jahren, John Nash war mit seiner Frau Alicia angereist, um beim Jahrestreffen der Wirtschafts-Nobelpreisträger in der idyllischen Kleinstadt am Bodensee dabei zu sein. Die Interviews waren eng getaktet, die Seminare ausgebucht, trotzdem nahm der preisgekrönte Mathematiker sich Zeit, um ausführlich über sein Leben zu sprechen, und über den Film, der ihn auch jenseits der Fachwelt berühmt gemacht hatte. Russell Crowe, Hauptdarsteller des 2001 erschienenen Streifens „A beautiful mind“, sei ja recht gut getroffen, meinte Nash damals, ohne die Miene zu verziehen. „Er sieht beinahe so gut aus wie ich.“

Man wusste bei ihm nie so recht, woran man war – doch genau das zeichnete ihn aus. Im privaten Gespräch durchaus witzig und eloquent, konnte er seine Studenten in Vorlesungen durch verschwurbelte und monoton vorgetragene Monologe schier zur Verzweiflung treiben. Vor allem aber führte Nash ein Leben, das tatsächlich im besten und schlechtesten Sinne besonders war: Er wurde gefeiert als einer der größten Mathematiker seiner Zeit und für seine Arbeiten mit dem Wirtschafts-Nobelpreis gekrönt. Und durchlitt doch privat tiefste Abstürze, seit bei ihm im Alter von 30 Jahren Schizophrenie diagnostiziert wurde.

Er sprach bei Einstein vor - ohne Erfolg

Geboren und aufgewachsen in West Virginia, entwickelte John Forbes Nash Junior, wie der Sohn eines Ingenieurs und einer Lehrerin mit vollem Namen hieß, schnell eine ausgeprägte Vorliebe für Mathematik und Physik. Bereits als junger Student war Nash ausgesprochen selbstbewusst. Und so scheute er auch nicht davor zurück, kurz nach Beginn seines Studiums der Mathematik in Princeton beim berühmten Physiker Albert Einstein vorzusprechen, um ihm eine seiner Theorien vorzutragen. Einstein allerdings, so beschreibt es Biografin Sylvia Nasar in ihrem Buch, das später zur Grundlage für den vierfach Oscar-prämierten Film über Nash wurde, riet dem Jung-Wissenschaftler lapidar dazu, besser mehr Physik zu studieren.

Doch Nash ließ sich nicht beirren. 1950 promovierte er und erweiterte mit seiner nicht einmal 30 Seiten langen Doktorarbeit en passant die mathematische Methode der Spieltheorie, in der bestimmte Entscheidungen in sozialen Konflikten simuliert werden, um ein entscheidendes Element: Das nach seinem Erfinder benannte sogenannte „Nash-Gleichgewicht“. Im Film wird dieses komplexe mathematische Problem ganz simpel am Beispiel einer Blondine erklärt.

Der junge Nash trifft beim abendlichen Biertrinken mit seinen Kommilitonen auf eine Gruppe hübscher Studentinnen. Am schönsten sei ohne Zweifel die Blondine, überlegt sich Nash da. Wenn sich allerdings jeder seiner Freunde um sie bemühte, würde der Abend wohl in einer Schlägerei enden. Klüger sei es also, die attraktivste Frau nicht zu beachten und sich von vorneherein auf ihre Freundinnen zu konzentrieren. So seien am Ende alle Gewinner.

Es war genau diese Art der Einsicht – und die daran anschließenden Forschungen – für die Nash später mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Allerdings sollte es bis 1994 dauern, bis er tatsächlich mit dem renommiertesten aller Preise geehrt wurde. In den Fünfziger Jahren, als Nash seine Erkenntnisse niederschrieb und erweiterte, war die Spieltheorie von ganz besonderer Relevanz, half sie doch dabei, die beiden großen Kontrahenten des Kalten Krieges und ihre jeweiligen strategischen Entscheidungen besser zu durchschauen. Und so war es nur logisch, dass Nash zu dieser Zeit als Berater zur Rand Corporation ging, die das US-Militär in geheimen strategischen Fragen beriet. Bis heute hilft das Nash-Gleichgewicht dabei, das Verhalten von Akteuren in Konflikten zu analysieren. Zum Beispiel auch bei der Frage, wie sich Deutschland und Griechenland wohl in der Euro-Krise weiter verhalten werden.

Nach der Hochzeit kamen die Wahnvorstellungen

Doch so relevant die Arbeiten Nashs für die Fachwelt auch waren: Dass sich schließlich Hollywood für das Leben des Mathematikers vom renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) und später Princeton interessierte, dass sein Leben verfilmt und zur Story eines weltweiten Blockbusters wurde, das lag vor allem an seinen privaten Dramen.

1955 lernt der Wissenschaftler, in Buch und Film als attraktiver Womanizer beschrieben, die hübsche und gewitzte Studentin Alicia Lardé kennen. Sie heiraten, doch nur wenige Jahre später treten bei Nash die ersten Wahnvorstellungen auf. Er leidet unter Verfolgungswahn, wird gewalttätig und schließlich gegen seinen Willen in die Psychatrie eingeliefert.

Der Tiefpunkt ist erreicht, als seine Frau Alicia sich von ihm scheiden lässt. Doch Nash kämpft und schafft den Weg zurück in die Normalität. Allerdings kommt es in den Folgejahren immer wieder zur Rückfällen, die ihn in die Klinik zurückzwingen. Der geniale Wissenschaftler veröffentlich in dieser Zeit keine einzige Publikation. Regelrecht niederschmetternd ist schließlich die Diagnose, dass sein Sohn aus der Ehe mit Alicia an derselben Krankheit leidet wie er selbst.

Doch das gemeinsame Schicksal schweißt die Eheleute auch wieder zusammen. 2001 folgt die Wiederheirat mit Alicia, die ihn seitdem bei allen großen Reisen begleitete.

Gemeinsam waren die beiden in dieser Woche auch in Norwegen, wo Nash den renommierten Abel-Preis für Mathematik entgegennahm. Auf der Rückfahrt vom New Yorker Flughafen sind John Nash und seine Frau an diesem Samstag bei einem Autounfall mit dem Taxi ums Leben gekommen. Sie wurden 86 und 82 Jahre alt.

Hatte John Nash Schizophrenie?

Nach einem vielversprechenden Start seiner mathematischen Karriere erkrankte Nash mit dreißig Jahren an Schizophrenie. Von der Krankheit erholte sich Nash zu Beginn der 1990er Jahre. Seine Geschichte ist Ende 2001 einem breiteren Publikum durch den preisgekrönten Spielfilm A Beautiful Mind bekannt geworden.

In welchem Jahr spielt A Beautiful Mind?

"A Beautiful Mind - Genie und Wahnsinn" - Handlung und Infos zum Film: Wir schreiben das Jahr 1947. John Forbes Nash, Jr. (Russell Crowe) ist in Princeton eingetroffen, um sein weiterführendes Studium in höherer Mathematik aufzunehmen.

Wann starb John Nash?

23. Mai 2015John Forbes Nash Jr. / Sterbedatumnull

Hat John Nash für die Regierung gearbeitet?

Zu Zeiten des Kalten Kriegs hatte Nash für die US-Regierung gegen sowjetische Spionage gearbeitet. Ab 1959 entwickelte er psychische Probleme. Er hatte nach eigenen Angaben Wahnvorstellungen und verbrachte mehrere Monate in der Psychiatrie.