Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig


Biografie: Albert Einstein war ein theoretischer Physiker. Seine Forschungen zur Struktur von Materie, Raum und Zeit sowie dem Wesen der Gravitation veränderten maßgeblich das physikalische Weltbild. Er gilt daher als einer der größten Physiker aller Zeiten.

„Zu den Veranlagungen des Propheten gehören eine hohe intellektuelle Begabung, eine überdurchschnittlich ausgeprägte Phantasie und eine besondere Energie der Seele. Dabei unterscheidet sich die Erkenntnis des Metaphysischen, die auch außerhalb des Prophetischen für möglich gehalten wird, lediglich im Grad, nicht in der Art. Aufgrund seiner intellektuellen Begabung ist es dem Propheten auf außergewöhnliche (aber nicht außernatürliche) Weise möglich, transzendentes Wissen von der aktiven Intelligenz in Form einer intellektuellen Erkenntnis zu empfangen.“

—  Navid Kermani deutschsprachiger Schriftsteller 1967

Gott ist schön: das ästhetische Erleben des Koran. Seite 336

Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig

„In den armen, vom Leben mißhandelten Menschen und in denen, die ihre Kräfte im Jagen nach Reichtum vergeuden, und in denen, die in den Fabriken in Maschinen verwandelt werden, in den Kindern, die in Schmutz, Laster und Unwissenheit aufwachsen, ruhen Kräfte höchster Ordnung und glänzendste Begabungen. Alles, was sie brauchen, ist eine günstige Gelegenheit, die sie zutage fördert.“

—  Henry George, buch Fortschritt und Armut

"Fortschritt und Armut". 1879, zitiert nach der 1959 in Düsseldorf erschienenen deutschen Ausgabe, S. 190. userpage. fu-berlin. de

Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig

„Den höchsten Begriff vom Lyriker hat mir Heinrich Heine gegeben. Ich suche umsonst in allen Reichen der Jahrtausende nach einer gleich süßen und leidenschaftlichen Musik. Er besaß eine göttliche Bosheit, ohne die ich mir das Vollkommene nicht zu denken vermag (…). – Und wie er das Deutsche handhabt! Man wird einmal sagen, dass Heine und ich bei weitem die ersten Artisten der deutschen Sprache gewesen sind.“

—  Friedrich Nietzsche, buch Ecce homo

Warum ich so klug bin, 4.
Ecce homo. Wie man wird, was man ist

Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig

„Die Leute schauen vorbei, nehmen ein paar Drinks, hören sich die Musik an, unterhalten sich und gehen dann nach Hause. Sie sind bereit, für ein paar Drinks bis hier hinauszufahren und dann noch eine Menge Geld auszugeben – und weißt du, warum? Weil jeder das gleiche sucht: einen imaginären Ort, sein eigenes Luftschloss, und darin seinen ganz besonderen privaten Winkel.“

—  Haruki Murakami japanischer Autor 1949

South of the Border, West of the Sun

Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig

„Wir leben in Zeiten, in denen Krieg und Frieden schwer zu unterscheiden sind. Die Grenzen zwischen Dienst und Verbrechen sind durch Schattierungen verwischt. Das täuscht selbst scharfe Augen, denn in jeden Einzelfall fließt ja die Zeitverwirrung, die Allgemeinschuld ein. Erschwerend wirkt ferner, daß Fürsten fehlen und daß die Mächtigen alle über die Stufen der Parteiung aufgestiegen sind. Das mindert vom Ursprung an die Begabung für Akte, die sich auf das Ganze richten, also für Friedensschlüsse, Urteile, Feste, Spendungen und Mehrungen. Die Kräfte wollen vielmehr vom Ganzen leben; sie sind unfähig, es zu erhalten und zu mehren durch inneren Überfluß: durch Sein. So kommt es zum Verschleiß des Kapitals durch siegreiche Fraktionen, für Tageseinsichten und -absichten, wie das bereits der alte Marwitz befürchtete.“

Im April 2020 hat die Gemeindevertretung Schwielowsee die ermordete jüdische Reformpädagogin Gertrud Feiertag zur ersten Ehrenbürgerin der Gemeinde ernannt, im Mai dieses Jahres soll – wenn es Corona zulässt – mit einer Feier dieser Ehrenbürgerin gedacht werden. Der Havelbote nimmt dies zum Anlass, um zurückzublicken, wer in der Vergangenheit in dieser Form geehrt worden ist. Der erste Ehrenbürger von Caputh war Albert Einstein.

Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig

Neugier trieb Albert Einstein schon früh an: „Wo hat es seine Rädchen?“, wunderte er sich als Zweieinhalbjähriger, als er seine Schwester geboren wurde. Neugier beflügelte ihn in der Schule, mit Bestnoten in Mathematik, Physik, Musik – und mäßigem Interesse am Rest des Lehrplans. Nach eher lustlosen Studienjahren war Neugier sein Motor auf dem forschen Weg durch unentdeckte Felder der Physik. Seine wissenschaftlichen Arbeiten (v. a. Lichtquanten- und Relativitätstheorie), ein „wenig bedeutsames Gepappel“, wie er witzelte, brachten ihm akademische Titel und 1921 den Nobelpreis ein. Ohne Einstein hätten (Röhren-)Fernseher nicht funktioniert, gäbe es weder Solar- und Lasertechnik noch Navigationssysteme, Funkuhren oder Atomstrom. Nuklearwaffen auch nicht – für den Pazifisten Einstein das blanke Entsetzen. Und Neugier trieb den weit gereisten Wissenschaftler raus aus der Großstadt Berlin in das abgelegene Caputh.


„Was nichts kostet, ist nichts wert.“ Nach diesem Grundsatz erwarb Einstein 1929 ein Grundstück in Caputh und finanzierte auch den Hausbau aus eigenen Mitteln. Zu lange hatte man ihm, „dem größten Genie unseres Jahrhunderts“ (Berliner Oberbürgermeister Gustav Böß), ein Haus am See als Geschenk zu seinem 50. Geburtstag in Aussicht gestellt. Widerstand von antisemitischen Berliner Stadtabgeordneten verhinderte die Schenkung. „Das Häuschen ist zwar eine Pleite, aber eine sehr schöne“, übertrieb der Hausherr freudig nach Fertigstellung. Denn mit seinen Einkünften aus Patenten, Vorträgen und Lehrauftrag war Einstein kein Hungerleider. Sein Nobelpreisgeld von ca. 32.000 Dollar (das 10fache eines damaligen Jahresgehalts für Professoren) gab er generös für die Zustimmung seiner ersten Frau zur Scheidung weg.


„Wir begrüßen den neuen Kolumbus der Naturwissenschaft, der einsam durch die fremden Meere des Denkens fährt.“ Diese Grußworte fielen nicht zu Einsteins Einzug ins Caputher Sommerhaus. Sondern 1921 zur Verleihung der Ehrendoktorwürde in Princeton, der renommierten US-Universität. Dennoch – sie passen auch zu seinem kleineren Bewegungsradius am Havelsee. Der Weltweise mit widerspenstigem Haar und verträumtem Blick fand hier Ruhe für seine Denkaufgaben, schätzte die 3000-Seelen-Gemeinde Caputh dafür, dass nicht „jeder Piepser zum Trompetensolo wird“. Als Nichtschwimmer ohne Schwimmweste erkundete er nicht ganz einsam navigierend die Havelseen. „Beim Segeln, das er leidenschaftlich gern betrieb“, berichtet sein Freund Max von Laue, „hatte er keinen sportlichen Ehrgeiz“. Bei Frauen schon, rumorte es mitunter im Dorf. „Man kann einer Katze das Vogelfangen nicht abgewöhnen“, konterte der Segler lakonisch.


„Komm nach Caputh, pfeif auf die Welt!“ Einsteins Lockruf an seinen Sohn Eduard ist heute touristischer Werbeslogan für die Abgeschiedenheit der Gemeinde. Salopp – ohne Socken, mit wirrem Haar, offenem Hemd, knittriger Leinenhose, kalter Pfeife –, mit einem Stapel Bücher unter dem Arm, mit Humor und Freundlichkeit begegnete der Hausherr den Nachbarn aus dem Dorf. So unkonventionell sah man ihn auch die umliegenden Wälder durchstreifen oder hörte ihn zu den unmöglichsten Zeiten Geige spielen. Nobler gestylt empfing er in seinem „Häusle“ hochrangige Gäste aus Politik, Kultur und Wissenschaft wie Chaim Weizman, Käthe Kollwitz, Max Liebermann, Thomas Mann, Rabindranath Tagore und Max Planck. Capuths prominenter Sommerresident machte den Ort weltweit bekannt.


Seine Ruhe vor der Welt verteidigte Einstein erfinderisch: Kein Telefon im Haus, Anrufe gingen auf dem Telefon des Nachbarn ein. Von dort gab es verschiedene Trompetentöne für das Einsteinhaus: eine Tonfolge für die Adoptivtochter, eine andere für die Hausangestellte, eine dritte für Ehefrau Elsa. Diese entschied dann, ob es notwendig war, dass ihr Gatte selbst den Anruf entgegennahm. Ehegatten-Splitting.


„Hier sind wirtschaftlich und politisch düstere Zeiten im Anzuge.“ Diese Gedanken gingen dem politisch engagierten Einstein bereits 1921, in einer frühen Phase des Naziterrors, durch Kopf und Herz. Im Dezember 1932 folgte er einer Einladung zum California Institute of Technology. Die Rückkehr war für März 1933 vorgesehen. Nach Hitlers Machtergreifung im Januar 1933 hat Einstein nie wieder deutschen Boden betreten.


Caputh ernannte Albert Einstein zu seinem 70. Geburtstag 1949 zum Ehrenbürger. „Das Segelschiff, die Fernsicht, die einsamen Herbstspaziergänge, die relative Ruhe, es ist ein Paradies“ – Einstein hat seiner Sommeridylle Caputh alle Ehre angetan.