Wieso gibt es kein speiseöl mehr

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Erstellt: 08.04.2022, 04:45 Uhr

Speiseöl wird in vielen Supermärkten zur Mangelware. Vielerorts wurde die Abgabe für Sonnenblumenöl bereits begrenzt. Wieso gibt es diesen Engpass?

Köln – In Deutschland könnte Sonnenblumenöl schon in einigen Wochen Mangelware werden. Davon geht der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (Ovid) aus. „Die Vorräte reichen voraussichtlich noch für wenige Wochen“, sagte der Ovid-Geschäftsführer Gerhard Brankatschk am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Nachschub aus der Ukraine – dem wichtigsten Lieferland für Sonnenblumenöl – gebe es derzeit nicht. Aldi hat bereits reagiert und die Abgabe reguliert. Allerdings könnten Verbraucherinnen und Verbraucher problemlos auf andere Speiseöle wie Rapsöl umsteigen. Hier seien in deutschen Supermärkten keine Engpässe zu erwarten.

Speiseöl: Sonnenblumenöl wird hauptsächlich in Russland und der Ukraine produziert

Sie suchen Sonnenblumenöl? Aktuell kann es in Supermärkten immer wieder zu Engpässen kommen. (Montage) © Jens Büttner/dpa & epa efe Gustavo Cuevas/dpa

Der Hintergrund: Laut Ovid sind die Ukraine mit 51 und Russland mit 27 Prozent die weltweit wichtigsten Exportländer für Sonnenblumenöl. Deutschland deckt seinen Bedarf an Sonnenblumenöl zu 94 Prozent über Importe, nur 6 Prozent des verbrauchten Öls stammen aus heimischer Produktion. „Da kommt jetzt nichts mehr“, betonte der Verband. Dabei sei die Situation beim Sonnenblumenöl wegen einer Missernte in Kanada und coronabedingter Logistikprobleme schon zuvor angespannt gewesen. Die Preise stiegen deshalb schon vor dem Ukraine-Krieg spürbar.

Speiseöl: Warum gibt es einen Sonnenblumenöl-Mangel?

Doch die Kriegsbeteiligung von Russland und der Ukraine sind nicht der einzige Grund für den Mangel.

  • Steigende Rohstoffpreise in Kombination mit ausgefallenen Ernten und eine große Nachfrage treiben die Preise für Ölsaaten in die Höhe. Der Preis für Raps steigt seit Beginn der Corona-Pandemie kontinuierlich – im Februar 202 kostete eine Tonne laut Indexmundi 827,23 Euro. Mit 1.649,38 Euro wurde im Janaur 2022 das Redkordhoch erreicht.
  • Personalprobleme durch Corona-Ausfälle, beispielsweise am Rotterdamer Hafen, würden zu Verzögerungen bei der Logistik führen, zitiert die Lebensmittelzeitung einen Branchenvertreter. Lieferketten bis hin zum Transport in die Filialen seien daher gestört.

In Spanien sind Rapsöl, Nudeln, Haferflocken und Hülsenfrüchte Mangelware

Wegen Hamsterkäufen sind in spanischen Supermärkten Sonnenblumenöl und Mehl ausverkauft oder die Abgabe ist begrenzt. Auch Regale für Nudeln, Haferflocken und Hülsenfrüchte wiesen teils große Lücken auf oder waren fast leer. Manche Supermärkte beschränkten den Verkauf von Sonnenblumenöl auf fünf Liter pro Person.

Spanien produziert vor allem Olivenöl, das jedoch teurer ist. Das preisgünstige Rapsöl wird nach einem Giftöl-Skandal 1981 mit Tausenden Toten von den Kunden gemieden und deshalb kaum angeboten. Straßenhändler hatten damals giftiges Industrie-Rapsöl in den Verkehr gebracht. (dpa/mm) Mehr News auf der 24RHEIN-Homepage. Tipp: Täglich informiert, was in NRW passiert – einfach unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.

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Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine ist es in den Geschäften in NRW ein wenig wie zu Beginn der Corona-Pandemie: Damals wurde Toilettenpapier gehamstert, jetzt fehlt Sonnenblumenöl in den Regalen. Was passiert da gerade? Antworten auf Fragen rund ums Speiseöl und andere Lebensmittel.

Warum ist Sonnenblumenöl knapp?

Die Gründe für den derzeitigen Engpass sind vielfältig. Eine wichtige Rolle spielt der Krieg in der Ukraine. Die wichtigsten Exportländer für Sonnenblumenöl weltweit sind die Ukraine und Russland. Deutschland deckt seinen Bedarf an Sonnenblumenöl zu mehr als 90 Prozent über Importe.

Dazu kommen aber noch andere Faktoren, etwa Ernteausfälle in Nordamerika und Probleme mit den Lieferketten wegen Corona. Zusätzlich sorgen übermäßige Vorratskäufe für leere Regale.

Was ist an Vorratskäufen problematisch?

Übermäßiges Einkaufen auf Vorrat setzt die Lieferketten unter Druck, sagt der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH). Wenn die Nachfrage unverhältnismäßig steige, gerate die gesamte Lieferlogistik aus dem Tritt.

Die Kunden sollten sich solidarisch verhalten und Produkte nur in haushaltsüblichen Mengen einkaufen, sagte Verbandssprecher Christian Böttcher am Dienstag dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Wie lange ist Sonnenblumenöl noch erhältlich?

Noch habe der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels keine Informationen über eine flächendeckende Unterversorgung mit Sonnenblumenöl im deutschen Einzelhandel, sagte BVLH-Sprecher Böttcher am Dienstag.

Sonnenblumenöl könnte allerdings schon in einigen Wochen in Deutschland Mangelware werden. Davon geht der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (Ovid) aus. Nachschub aus der Ukraine - dem wichtigsten Lieferland für Sonnenblumenöl - gebe es derzeit nicht, sagte Ovid-Geschäftsführer Gerhard Brankatschk am Montag.

Gibt es Alternativen zu Sonnenblumenöl?

Ja, Verbraucherinnen und Verbraucher könnten problemlos auf andere Speiseöle wie Rapsöl umsteigen, so der Ovid-Geschäftsführer Brankatschk. Hier seien keine Engpässe zu erwarten. Es gibt aber auch noch weitere Alternativen zum Kochen und Backen.

Dazu gehören Butter- und Schweineschmalz sowie Kokosfett, die auch höhere Temperaturen vertragen. Nur bedingt zum Braten eignen sich allerdings Margarine und Butter: Die Temperaturen dürfen nicht zu hoch sein, sonst verbrennen die beiden Stoffe.

Sonnenblumenöl tanken: Ist das eine gute Idee?

Nein, sagt der ADAC. Pflanzenöl sei zwar aktuell günstiger als Benzin oder Diesel. Aber beides seien keine Alternativen für den Fahrzeugtank und sollten deswegen unter gar keinen Umständen getankt werden. Einer der Gründe: Pflanzenöle im Tank können zu Startschwierigkeiten führen.

Auch die Lebensdauer der Motoren könne beeinträchtigt werden. Im schlimmsten Fall könne es zu einer verminderten Motorleistung kommen oder sogar zu einem Motorschaden. Auch Schäden am Kraftstoffsystem seien möglich. Wer trotzdem auf Pflanzenöl setzt, sollte wissen: Auch das unterliegt – wird es als Kraftstoff genutzt – der Energiesteuer. Wer die Steuer nicht zahlt, macht sich strafbar.

Welche Lebensmittel werden noch knapp?

Schätzungen zufolge werden wegen des Krieges rund vier Millionen Tonnen weniger Weizen aus der Ukraine kommen. Eigentlich gilt das Land als größter Getreideexporteur für Europa und die Welt. Doch fällt eine so große Menge weg, wird Weizen automatisch teurer - auch wenn Länder wie Australien gute Ernten haben.

Warum gibt es kein Speiseöl mehr zu kaufen?

Lieferengpässe in Deutschland: Speiseöl wird wegen Hamsterkäufen knapp. Wie Block sagt, seien die Probleme mit den Lieferengpässen von Speiseölen hausgemacht. Der Grund sei schlichtweg der, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher aus Bedenken vor Warenmangel sogenannte Hamsterkäufe vornehmen.

Warum gibt es in Deutschland kein Sonnenblumenöl mehr?

Der Krieg verschärft nun die Situation: Lieferungen und Ernten der beiden größten Sonnenblumenöl-Exporteure fallen aus. Rund 96 Prozent des Sonnenblumenöls, das in Deutschland verbraucht wird, wird normalerweise aus der Ukraine oder Russland importiert. Dadurch kommt es in deutschen Supermärkten zu Engpässen.

Warum gibt es kein Rapsöl mehr?

Das liegt daran, dass die Supermärkte die plötzlich explodierende Nachfrage nicht erwartet haben. „Aufgrund verstärkter Nachfrage steht die Logistik aktuell vor Herausforderungen“, räumt Brankatschk ein.

Wann gibt es wieder Speiseöl?

„Die Verfügbarkeit von Sonnenblumenöl hat sich wieder verbessert, ist aber noch nicht auf dem Niveau von 2021“, äußert sich etwa auch Nestlé. Auch der Chipshersteller Lorenz sieht eine Verbesserung der Verfügbarkeit. Für seine Produkte benötigt das Unternehmen Öl, das besonders hitzebeständig ist.

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