Wie viel Liter muss der Mensch pro Tag trinken?

Wie viel Wasser solltet ihr am Tag trinken? Ein Ernährungsmediziner erklärte im Gespräch mit dem „Süddeutsche Zeitung Magazin“ worauf ihr achten müsst.

Eine Faustregel sei, dass der Körper ungefähr 30 bis 40 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht benötigt.

Der Wasserbedarf ist aber von Mensch zu Mensch und Umstand zu Umstand unterschiedlich. Ein gesunder junger Mensch bekäme aber Durst, wenn der Körper wirklich Flüssigkeit benötige.

Acht Gläser am Tag? Zwei Liter? Oder jede Stunde ein Glas? Es gibt viele „Regeln“, die besagen, wie viel Wasser ein erwachsener Mensch am Tag trinken soll. Der Ernährungsmediziner Hans Hauner, Leiter des Else Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin, klärte im Gespräch mit dem „Süddeutsche Zeitung Magazin“ über Irrtümer und Faustregeln beim Wassertrinken auf.

Am wichtigsten sei zu wissen, so Hauner, dass der tägliche Wasserbedarf von Person zu Person unterschiedlich ist. Das kann zum Beispiel mit der genetischen Veranlagung zusammen hängen, oder auch schlicht mit Gewohnheit: Trinkt ihr schon immer viel Wasser, so ist euer Körper daran gewöhnt und braucht – also fordert – auch mehr. Auch die Temperatur und körperliche Aktivität spielen eine Rolle dabei, wie viel Wasser der Körper braucht. Sowohl bei Hitze als auch beim Sport verdunstet Flüssigkeit des Körpers, die ihm danach wieder zugeführt werden muss. Das heiße, so der Mediziner: eine für alle verbindliche

„richtige“ Menge Wasser, die gibt es nicht. Der Bedarf ist je nach Person und Situation unterschiedlich.

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Eine Faustregel, an der man sich orientieren könne, sei jedoch, dass der Körper 30 bis 40 Milliliter Flüssigkeit pro Kilogramm Körpergewicht brauche. So seien auch die Empfehlungen zu den anderthalb bis zweieinhalb Litern pro Tag zustande gekommen. Diese Zahlen sind Hauner zufolge aber eher eine Faustregel als ein Gesetz.

Man könne sich in der Regel darauf verlassen, dass der Körper einem Durst signalisieren werde, wenn Flüssigkeit benötigt wird. Ausnahme seien ältere Menschen, die oft kein ausgeprägtes Durstgefühl mehr verspürten. Man sollte lediglich darauf achten, dass man regelmäßig etwas trinkt, denn der Körper kann Wasser nicht wirklich abspeichern – anders als es mit der Energie aus Nahrung ist. Dabei könne der Körper aber gut kleinere Schwankungen tolerieren. „Damit möchte ich ansprechen, dass es eigentlich nicht nötig ist, ständig mit einer Flasche Flüssigkeit im Gepäck herumzulaufen, wie es heute fast zur sozialen Norm geworden ist“, erklärt er in dem Interview.

Klar sei aber: Wasser sei das beste Getränk für den Menschen. Es sei zudem nicht nötig, teures Wasser zu kaufen, sagt Hauner. Das Leitungswasser in Deutschland sei mit ausreichend Mineralien versorgt und sei genauso gut wie das Wasser, das es zu kaufen gibt. „Leitungswasser ist nicht nur deutlich billiger, sondern auch naturschonender, weil es nicht abgefüllt, verpackt und transportiert werden muss“, erklärt er. Es sei sogar besonders sicher, weil es regelmäßig auf Schadstoffe untersucht werde.

Oft heißt es, trinken könne man nie genug. Doch das stimmt nicht. Diese Folgen kann die Aufnahme von zu viel Flüssigkeit haben.

Das Wichtigste im Überblick

  • Wasservergiftung durch zu viel Flüssigkeit
  • Beim Sport nicht zu viel trinken
  • 1,5 Liter Wasser als Richtwert
  • Auf Vorrat trinken funktioniert nicht
  • Symptome einer Wasservergiftung
  • Überhydrierung bei Babys

Menschen brauchen Wasser ebenso, wie die Luft zum Atmen. Und weil Wasser angeblich gesund, schlank, fit und schön macht, versuchen viele möglichst viel davon zu trinken.

Allerdings gibt es bei der Flüssigkeitszufuhr auch Grenzen. Wer zu viel trinkt, dem geht es nicht besser sondern unter Umständen sogar schlechter. Es droht eine Wasservergiftung. Besonders an heißen Tagen trinken wir manchmal mehr, als gut ist.

Wie viel Wasser braucht Ihr Körper? Hier geht es zum Wasserbedarf-Rechner.

Wasservergiftung durch zu viel Flüssigkeit

Im Normalfall verkraftet der Organismus eines Erwachsenen bis zu zehn Liter Wasser an einem Tag. Trotzdem raten Experten, täglich nicht mehr als drei Liter zu sich zu nehmen. Denn zu der sogenannten Wasservergiftung (Hyperhydratation) kann es auch bei geringeren Mengen kommen – auch, wenn man nur einmal zu viel Wasser trinkt. Die Folge: Der Körper läuft auf Sparflamme, um den Salzverlust auszugleichen. Das beeinträchtigt vor allem die Funktionen von Herz, Nieren, Hirn und Lunge.

Beim Sport nicht zu viel trinken

Zu den Personen, die auf ihre Trinkmenge achten sollten, gehören deshalb Menschen mit Herz-, Nieren- und Leberproblemen. Denn durch die Krankheit sind die Organe derart geschwächt, dass sie bei bestimmten Wassermengen nicht mehr richtig funktionieren.

Gefährdet ist auch, wer viel trinkt und wenig isst – zum Beispiel bei einer Diät. Außerdem sollten Ausdauersportler darauf achten, nicht übermäßig viel zu trinken. Vor allem unerfahrene Läufer haben oft Angst, beim Joggen auszutrocknen und neigen deshalb zum "Übertrinken" (trainingsassoziierten Hyponatriämie): Lebensbedrohliche Kreislaufstörungen können die Folge sein.

Unser Tipp
Einen Richtwert, wie viel Wasser Sie brauchen, kann Ihnen Ihr Körpergewicht geben. Steigen Sie vor und nach dem Training nackt auf die Waage. Die Differenz gibt meist Ihren Flüssigkeitsverlust an. Wiegen Sie ein Kilogramm weniger, so empfehlen Experten, etwa 500 Gramm Wasser zu trinken.

Um Ihren Salz- und Kaliumwert im Blut auszugleichen, können Sie isotonische Sportdrinks trinken oder ein Salzstangen essen, raten Mediziner.

1,5 Liter Wasser als Richtwert

Zu wenig sollte man aber auch nicht trinken. Denn um zu funktionieren, benötigt der Körper ein Mindestmaß an Wasser. Anderthalb Liter soll ein erwachsener Mensch über den Tag verteilt zu sich nehmen, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). So bleibe der Wasserhaushalt im Gleichgewicht. Dies sei aber nur ein Richtwert. So bräuchten Männer mehr Flüssigkeit als Frauen, da sie mehr schwitzen. Auch die Ernährungsgewohnheiten spielen bei der richtigen Trinkmenge eine Rolle.

Auch die Ernährung spielt eine wichtige Rolle. Wer etwa viel Obst und Gemüse isst, muss weniger trinken als jemand, der sich vorwiegend von Brot und Fleisch ernährt. Wer sich hingegen vorwiegend von Ballaststoffen wie Getreide, Hülsenfrüchten und Nüssen sowie Schokolade oder salzigen oder fettigen Lebensmitteln ernährt, sollte mehr trinken.

Auf Vorrat trinken funktioniert nicht

Allerdings gibt es Situationen, in denen man bis zu drei Liter Wasser pro Tag trinken sollte – Sport ist eine davon. Denn je nach Intensität der Belastung schwitzt der Körper ein bis zwei Liter Flüssigkeit aus. Trinken während des Trainings ist deshalb wichtig.

Auch bei Hitze oder einer Grippe schwitzt man mehr und muss darauf achten, genug zu trinken. Patienten mit Harnsteinen sollten ebenfalls mehr als die empfohlenen anderthalb Liter Wasser aufnehmen, sagen Mediziner. Denn dies kann die Bildung der schmerzhaften Steine verhindern. Auch bei Durchfall oder Erbrechen muss der Flüssigkeitsverlust ausgeglichen werden.

Übrigens: Auf Vorrat trinken funktioniert beim Menschen nicht. Denn anders als Kamele können wir kein Wasser speichern.

Symptome einer Wasservergiftung

Erste Symptome einer Hyperhydratation sind beispielsweise:

  • Unwohlsein
  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Übelkeit
  • Erbrechen.

Zudem kann es passieren, dass Sie trotz hoher Flüssigkeitszufuhr wenig urinieren müssen. Der Körper versucht durch das Zurückhalten des Urins, den Salzgehalt im Körper aufrecht zu erhalten.

Bei einer schweren Wasservergiftung kann es noch zu Atemnot, "stolperndem" Herz und Krampfanfällen kommen.

Bei diesen Anzeichen sollten Sie einen Arzt aufsuchen oder ins Krankenhaus fahren.

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Überhydrierung bei Babys

Einige Mütter glauben, sie können ihre Muttermilch mit Wasser verdünnen, um so ihrem Kind mehr Muttermilch bieten zu können. Andere strecken gerne Babynahrung mit Wasser oder bereiten diese mit mehr Flüssigkeit zu, als angegeben. Das ist jedoch ein Fehler, da dies zu einer Wasservergiftung ihres Babys führen kann. Durch das Verdünnen gerät der Natrium- und Elektrolytehaushalt des Kindes aus dem Gleichgewicht, da die Nieren noch nicht vollständig ausgebildet sind und den Eletrolytehaushalt noch nicht ausgleichen können. Die Folgen: Das Gehirn kann anschwellen, Ödeme können sich bilden – auch im Gehirn – oder Wasser kann sich in der Lunge ansammeln. Alles kann zum Tod führen.

Wenn Ihr Baby apathisch und lethargisch reagiert, sein Körper aufgedunsen und geschwollen sind und seine Körpertemperatur sinkt, kann es sich um eine Wasservergiftung handeln.

Achtung
Babys unter sechs Monaten sollten nicht mit extra Wasser versorgt werden, mahnen Experten.

Am besten notieren Sie sich in einem Buch, wie viel Flüssigkeit Ihr Baby zu sich genommen hat. Es gibt auch Apps Ihnen bei der Dokumentation helfen können. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, ab wann Sie Ihrem Baby – beispielsweise an besonders heißen Tagen – zusätzlich Flüssigkeit in Form von Wasser und ungesüßten Tees anbieten dürfen.

Wichtiger Hinweis: Die Informationen ersetzen auf keinen Fall eine professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Ärzte. Die Inhalte von t-online können und dürfen nicht verwendet werden, um eigenständig Diagnosen zu stellen oder Behandlungen anzufangen.

Verwendete Quellen

  • spektrum.de: "Zu viel Wasser trinken ist ungesund"
  • barmer.de: "Kann man zu viel Wasser trinken?"

Quellen anzeigen

  • Eigene Recherche

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Wie viel L muss ein Mensch am Tag trinken?

Je nach Alter sollten Jugendliche und Erwachsene pro Tag zwischen 30 und 40 ml Wasser pro Kilogramm Körpergewicht aufnehmen. Als Merkregel gilt für gesunde Erwachsene: ca. ein ml Wasser pro ein kcal und pro Tag. Bei 2.500 kcal ergibt das 2,5 Liter bei Erwachsenen pro Tag.

Ist es normal 7 Liter am Tag zu trinken?

Die Gefahr einer Wasservergiftung tritt bei einem gesunden Erwachsenen ab einer Flüssigkeitsmenge von 7 l – 10 l ein.

Ist 3 Liter Wasser am Tag zu viel?

In der Tat benötigt ein Erwachsener täglich etwa zwischen zwei und drei Liter Flüssigkeit, schreibt die “Apotheken Umschau”. Allerdings nehmen wir davon etwa einen Liter über unser Essen auf - wir müssen also nicht jeden Tag drei Liter trinken, können es aber in Absprache mit einem Arzt gerne tun.

Wie viel sollte man wirklich trinken?

Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sollte ein Erwachsener etwa 1,5 Liter Wasser am Tag trinken. Weniger als 1 Liter pro Tag seien nicht genug, um den Körper ausreichend mit Flüssigkeit zu versorgen.

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