Wie sieht die Haut bei Neurodermitis aus?

Synonym: atopische Dermatitis, atopisches Ekzem

Die Haut ist trocken, gerötet, schuppig, vielleicht entzündet und juckt heftig. Neurodermitis plagt vor allem Kinder, aber auch Erwachsene leiden darunter.

Neurodermitis ist eine chronische beziehungsweise chronisch wiederkehrende Hautkrankheit. Kennzeichen sind trockene Haut und Juckreiz, dazu kommen Rötungen, Entzündungen und Veränderungen der Haut. Neurodermitis ist nicht ansteckend.

Man geht davon aus, dass zwischen 15 und 30 von 100 Kindern in der Schweiz an Neurodermitis erkrankt sind. Bei sieben von zehn Kindern heilt die Neurodermitis im Jugendalter aus. Im Erwachsenenalter leiden nur noch zwischen 2 bis 10% an der Hautkrankheit.

Juckt Ihre Haut immer wieder an bestimmten Stellen?

Kratzt sich Ihr Kind häufig?

Möglicherweise handelt es sich um Neurodermitis. Doch die Symptome dieser Hautkrankheit sind vielfältig. Sie unterscheiden sich je nach Alter der Betroffenen und sind ausserdem von Mensch zu Mensch verschieden. Mal zeigen sie sich nur an bestimmten Hautstellen, mal sind grossflächige Hautbereiche betroffen. Immer gleich sind folgende Symptome:

  • Trockene Haut: Die Haut spannt, fühlt sich rau an und wirkt leicht schuppig.
  • Juckreiz: Der Juckreiz ist ein Leitsymptom der Neurodermitis, fast alle Betroffenen leiden darunter. Er kann so stark werden, dass die Haut sich anfühlt, als würde sie glühen. Abends und nachts kann sich der Juckreiz verschlimmern. Deshalb schlafen viele Betroffene schlecht. Wie beim Schmerz gibt es ein «Juckgedächtnis». Das heisst, nur geringe Reizungen auf der Haut können ein starkes Juckgefühl hervorrufen. Der Juckreiz führt zu Kratzen. Dadurch empfinden die Betroffenen kurzzeitig Erleichterung. Doch danach setzt der Juckreiz verstärkt ein. Die Folge sind Kratzverletzungen wie Striemen, Blutungen und Krusten.
  • Rötungen, Entzündungen und Veränderungen der Haut: Die Ekzeme lassen sich in drei Stadien einteilen. Im akuten Stadium bilden sich neue Ekzeme, die für sich allein auftreten oder schon bestehende Ekzeme überlagern können. Zu den Beschwerden gehören Rötungen, Schwellungen, Bläschen, nässende Hautveränderungen und Krustenbildung. Das akute Stadium geht nach spätestens drei Tagen in eine chronische Phase über. Die Haut ist trocken, sie spannt, juckt und schuppt eventuell. Im dritten Stadium kommt es zu Hautveränderungen wie Verdickungen der oberen Hautschicht, vergrösserten Hautfurchen, tiefen Einrissen in die Haut sowie der Bildung von helleren und dunkleren Hautstellen.

Kinder und Neurodermitis

Schon ab dem dritten Lebensmonat können Babys unter Neurodermitis leiden. Die Ekzeme befinden sich bevorzugt an den Wangen und der behaarten Kopfhaut. Die nässenden Bläschen platzen mit der Zeit auf und bilden Krusten. Typisch sind harte gelblich braune Schuppen auf der Kopfhaut, der sogenannte Milchschorf. Er heisst so, weil sein Aussehen an verbrannte Milch erinnert.

Beginnen die Kleinkinder mit dem Krabbeln, wandert die Neurodermitis oft auf die Streckseiten von Armen und Beinen. Ab dem zweiten Lebensjahr finden sich Ekzeme an Beugestellen wie Ellbogen, Knien und Handgelenken sowie an Händen, Hals und Nacken. Ebenfalls kann es zu Ekzemen im Mundbereich kommen. Nicht ausgeschlossen sind nässende und entzündete Hautstellen an Augenlidern, Füssen, Oberschenkeln und Po.

Seelische Folgen

Der starke Juckreiz beeinträchtigt den erholsamen Schlaf der Betroffenen. Folgen sind Konzentrationsschwächen und Nachlassen der Leistungsfähigkeit. Das gilt nicht nur für berufstätige Erwachsene, auch bei Kindern kann Übermüdung das Immunsystem schwächen und die körperliche Entwicklung behindern. Mit der Pubertät beginnt das Aussehen eine stärkere Rolle zu spielen. Rötungen und Ekzeme im Gesicht und an den Händen sind oft unübersehbar. Gerade Heranwachsende, genauso aber auch erwachsene Betroffene, lassen sich davon verunsichern. Auch wenn Neurodermitis nicht ansteckend ist, haben die Betroffenen Angst, ihre Umgebung könnte vor ihnen zurückschrecken. Sie ziehen sich zurück. Im schlimmsten Fall werden sie depressiv.

Vor der Behandlung muss der Arzt eine Neurodermitis einwandfrei diagnostizieren und andere Hautkrankheiten ausschliessen. Dazu wird er Fragen zur Krankengeschichte stellen (Anamnese). Wann und wo treten Symptome auf? Wodurch verstärken sie sich? Gibt es weitere Beschwerden neben den Neurodermitistypischen? Haben Sie beispielsweise Schnupfen ohne weitere Erkältungsbeschwerden? Ein Symptomtagebuch kann es dem Mediziner erleichtern, gezielt gegen die Beschwerden vorzugehen.

Für die Diagnose gibt es Kriterien, die immer erfüllt sein müssen, und Symptome, die nicht immer zu finden sind. Eine Neurodermitis ist nur dann vorhanden, wenn in den letzten zwölf Monaten von einem juckenden Hautzustand gesprochen werden konnte. Ausserdem müssen mindestens drei der fünf Kriterien zutreffen:

  • Hauttrockenheit während der letzten zwölf Monate
  • Jucken und Reizungen an Beugestellen, am Nacken und um die Augenbrauen
  • Weitere atopische Krankheiten wie Heuschnupfen, allergische Bindehautentzündung oder allergisches Asthma
  • Sichtbare Hautveränderungen in den Gelenkbeugen
  • Beginn der Hautprobleme vor Ende des zweiten Lebensjahrs (ausser bei Kindern unter vier Jahren)

Um sicher zu sein, dass eine Neurodermitis vorliegt, wird der Arzt andere Hautkrankheiten wie Kontaktallergien, irritativ-toxisches Ekzem, Schuppenflechte, Pilzinfektionen oder Krätze ausschliessen.

Zwei Drittel der an Neurodermitis erkrankten Menschen leiden an Allergien. Deshalb klären die Ärzte mit Blut- und Hauttests ab, ob Allergien die Neurodermitis auslösen oder verstärken. Nur wer die Auslöser kennt, kann ihnen gezielt aus dem Weg gehen. Über Bluttests lässt sich nachweisen, ob ein erhöhter Spiegel des Antikörpers Immunglobulin E (IgE) vorliegt. Das IgE spielt bei vielen Allergien eine wichtige Rolle. Ebenfalls kann die Erhöhung einzelner IgE-Antikörper auf allergische Reaktionen gegen spezielle Stoffe hinweisen. Meist helfen Hauttests wie der Pricktest und der Epikutantest bei der Ermittlung, welche Substanzen für die Allergien verantwortlich sind. In ganz seltenen Fällen wird ein Provokationstest durchgeführt.

Behandlung

Neurodermitis lässt sich nicht heilen. Eine Veranlagung dafür bleibt ein Leben lang bestehen. Dennoch kann eine Behandlung dazu führen, dass die Beschwerden verschwinden. Auf jeden Fall lassen sich Symptome lindern, symptomfreie Phasen erreichen und stabilisieren. Da die Neurodermitis eine komplexe Krankheit mit vielen individuellen Erscheinungsformen ist, gibt es keine einheitliche Therapielösung für alle Betroffenen. Die Therapie setzt sich aus einer Vielzahl von Bausteinen zusammen. Im Idealfall erarbeitet der Arzt gemeinsam mit den Betroffenen, bei Kindern mit deren Eltern, ein persönliches Programm an Massnahmen. Diese setzen sich aus Basistherapie, dem Meiden bekannter Auslöser und Medikamenten gegen Entzündung und Juckreiz zusammen.

Als generelle Leitlinie dient ein Vierstufenplan:

  • Stufe 1 (Hauttrockenheit): Basistherapie, Patientenschulung, Vorbeugung
  • Stufe 2 (leichte Ekzeme, erste Zeichen von Juckreiz): zusätzlich zu Behandlung in Stufe 1 äusserliche Anwendung von schwachen bis mittelstarken Glukokortikoiden, Calcineurinhemmern, Mittel gegen Juckreiz, antiseptische Mittel
  • Stufe 3 (wiederkehrende Ekzeme und Juckreiz): bisherige Mittel ergänzt durch stärkere äusserliche Glukokortikoide, psychosomatische Beratung
  • Stufe 4 (dauerhafte schwere Ekzeme): zusätzlich zu den bisherigen Mittel auch Medikamente zur innerlichen Therapie (Glukokortikoide, Ciclosporin), UV-Therapie

Basistherapie

Grundlage einer wirkungsvollen Behandlung von Neurodermitis ist eine durchdachte Basistherapie mit optimalen Pflegemitteln. Dazu gehört, die Haut schonend zu reinigen und ihr mehrmals täglich Feuchtigkeit und Fett zuzuführen. Welche Mittel die richtige Wahl sind, hängt von vielen Faktoren wie individuellen Ansprüchen, Lebensalter, Jahreszeit, Körperstellen und Hautzustand ab:

  • Bei nässenden Hautveränderungen gilt «feucht auf feucht»: Feuchte Umschläge trocknen nässende Hautgebiete aus, weil sie beim Verdunsten die Feuchtigkeit der Ekzeme «mitziehen». Ausserdem kühlen sie und beruhigen die Haut. Zusätze von synthetischen Gerbstoffen helfen, die nässenden Hautstellen zu trocknen, sie lindern den Juckreiz und wirken entzündungshemmend.
  • Bei nässenden, krustigen Hautveränderungen gilt «fett-feucht»: Dabei werden die Hautstellen zuerst mit einer fetthaltigen Salbe eingecremt und mit einem feuchten Verband bedeckt; anschliessend wird ein trockener Verband herumgewickelt. Als Flüssigkeit kommt Wasser infrage, eventuell mit synthetischen Gerbstoffen, Antiseptika, Kochsalzlösungen oder Schwarztee versetzt.
  • Bei trockenen, schuppigen Hautveränderungen gilt «fett auf trocken»: Fetthaltige Cremes und Salben nehmen der Haut die Trockenheit. Den Neurodermitis-Patienten wird empfohlen, ihre Haut täglich mit rückfettenden und feuchtigkeitsspendenden Pflegeprodukten zu schützen. Der Zusatz von Harnstoff (Urea) hält Feuchtigkeit in der Haut, verringert Rötungen und lindert den Juckreiz; einzige Nebenwirkung ist ein kurzzeitiges Brennen.

Pflegetipps

Tipp: Wenn Sie Ihre Haut vor Trockenheit bewahren, erhalten Sie die Barrierefunktion der Haut, und die Neurodermitis hat es schwerer, sich zu entwickeln.

  • Zu viel Waschen trocknet die Haut aus und stresst sie. Kurzes kühles Duschen ist besser als ein langes und heisses Wannenbad. Höchstens einmal am Tag duschen, nicht öfter als dreimal in der Woche baden. Schaumzusätze trocknen zusätzlich aus.
  • Milde, pH-neutrale Reinigungsmittel sind besser als parfümierte Seifen. Je sparsamer sie verwendet werden, umso besser für strapazierte Haut.
  • Trockenrubbeln entfettet ebenfalls die Haut und reizt sie. Also lieber trocken tupfen.
  • Nach der Reinigung empfiehlt es sich, die Haut mit fetthaltigen Cremes oder Lotionen einzureiben. Diese geben der Haut nicht nur die verlorenen Fette zurück, sondern «versiegeln» die Feuchtigkeit, die die Haut während Dusche oder Bad aufgenommen hat.

Meiden von Auslösern

Gehören Allergien zu den Ursachen einer Neurodermitis, hilft nur eines: das Allergen möglichst vollständig zu meiden (Karenz). Dabei helfen Allergologen mit Informationsblättern der Swiss Contact Dermatitis Research Group (SCDRG), die genaue Bezeichnungen der Substanzen und ihre Vorkommen im Alltag enthalten. Eventuell wird der Arzt einen Allergiepass ausstellen, der beim Kauf von bestimmten Artikeln vorgelegt werden kann.

Äusserliche medikamentöse Behandlung

Juckreiz, leichte bis wiederkehrende Ekzeme lassen sich meist mit lokal angewandten Medikamenten behandeln. Dabei kommen die Medikamente genau dorthin, wo sie auch wirken sollen. Ebenfalls äusserlich bekämpft werden Superinfektionen (siehe «Verlauf, Komplikationen, Besonderheiten») mit Bakterien, Pilzen und Viren.

  • Gerbstoffe hemmen leichte Hautentzündungen und lindern den Juckreiz. Es gibt synthetische (z.B. synthetisches Tannin, Tamol) und natürliche Gerbstoffe wie Schwarztee.
  • Polidocanol ist ein Wirkstoff, der lokal betäubend wirkt. Er lindert den Juckreiz. In der Kombination mit Harnstoff (Urea) dringt Polidocanol leichter in die Haut ein, gleichzeitig pflegt der Harnstoff.
  • Glukokortikoide (z.B. Kortison) sind Wirkstoffe, die sich von den menschlichen Nebennierenrinden-Hormonen ableiten. Sie wirken entzündungshemmend sowie antiallergen und lindern den Juckreiz. Nebenwirkungen wie dünne Haut erscheinen bei modernen Glukokortikoiden erst nach längerer Anwendungsdauer und an Problemstellen (z.B. Gesicht, Leistenregion, unterhalb der weiblichen Brust).
  • Pimecrolimus und Tacrolimus sind sogenannte Calcineurinhemmer, entzündungshemmende Substanzen, die als Alternativen zu Kortison eingesetzt werden, beispielsweise an Problemstellen, oder wenn Kortison nicht wirkt oder aus anderen Gründen nicht einsetzbar ist.
  • Antibiotika, Antimykotika und antiseptische Mittel: Bei Superinfektionen der aufgekratzten Hautstellen mit Bakterien oder Pilzen müssen diese gesondert bekämpft werden. Dazu setzen Ärzte bei leichten bis mittelschweren Infektionen entzündungshemmende und antiseptische Mittel ein. Erst wenn diese nicht wirken, greifen sie auf Antibiotika zurück. Bei Neurodermitis im Gesichts- oder Nackenbereich können Pilze beteiligt sein, gegen die Antimykotika helfen.

Proaktive oder intermittierende Behandlung

Normalerweise behandeln die Betroffenen ihre Haut, sobald ein neuer Schub die Ekzeme wiederbringt. Doch auch zwischen den Schüben ist die Haut nicht völlig in Ordnung. Die Hautbarriere funktioniert nicht richtig, die Haut verliert zu viel Feuchtigkeit. Wenn die Therapie während der symptomfreien Zeit weitergeführt wird, kann die Spanne bis zum nächsten Schub verlängert werden, und die Zahl der Schübe lässt sich so verringern. Das haben kontrollierte Studien gezeigt. Diese Behandlungsart nennt sich «proaktiv» oder «intermittierend». Sie gehört zu den erfolgreichen jüngeren Konzepten der Neurodermitis-Behandlung. In Absprache mit dem behandelnden Arzt cremen sich die Betroffenen nur noch an zwei Tagen in der Woche mit ihren Medikamenten (Glukokortikoide, Calcineurinhemmer) ein. Bei gleichzeitig konsequenter Basistherapie mit rückfettenden Pflegemitteln hilft die proaktive oder intermittierende Behandlung sowohl Erwachsenen als auch Kindern.

Innerliche medikamentöse Behandlung

Innerliche (systemische) Behandlungen mit Tabletten, Kapseln, Tropfen, Säften, Spritzen oder Infusionen kommen nur bei schwerer Neurodermitis zum Einsatz. Ausnahme sind Antihistaminika, die viele Menschen gegen den Juckreiz nehmen. Auch bei schweren Infektionen mit Bakterien oder Viren können systemische Behandlungen erforderlich sein.

  • Antihistaminika blockieren die Andockstellen des Botenstoffs Histamin (H1-Rezeptoren). Das lindert den Juckreiz. Ausserdem machen einige Vertreter dieser Medikamentengruppe müde. Dieser Nebeneffekt wird gern bei Kindern genutzt. So wird zur Nacht nicht nur der Juckreiz gelindert, sondern auch der Schlaf gesichert.
  • Ciclosporin gilt als Notbremse für sehr schwere Neurodermitis, die sich durch keine anderen Mittel bändigen lässt. Es unterdrückt die Immunabwehr. Das Mittel ist nur für Erwachsene geeignet und für Kinder nicht zugelassen.
  • Glukokortikoide (z.B. Kortison) sind Wirkstoffe, die sich von den Nebennierenrinden-Hormonen ableiten. Sie kommen als systemische Behandlung bei Neurodermitis nur in Notfällen zum Einsatz. Dazu gehören akute Schübe bei schwerer Neurodermitis, wenn mehr als ein Fünftel der Haut betroffen ist oder wenn die örtliche Behandlung aus Basistherapie und Medikamenten keinen Linderungserfolg bringt.
  • Hyposensibilisierung kommt dann infrage, wenn Allergien auf Pollen oder Hausstaubmilben mit schuld an der Neurodermitis sind. Diese spezifische Immuntherapie ist die einzige Therapie, die direkt an der Ursache von Allergien ansetzt. Dabei soll der Körper immer mehr an das Allergen gewöhnt werden. Dazu bekommt der Patient langsam ansteigende Dosen des Allergens entweder unter die Haut gespritzt (subkutan) oder als Tabletten beziehungsweise Tropfen unter die Zunge (sublingual) verabreicht.

Nichtmedikamentöse Behandlung

Im Sommer oder in den Ferien hält sich die Neurodermitis zurück. Das liegt an der Sonnenstrahlung, an einem angenehmen Klima oder einer ausgeglichenen Stimmungslage. Verschiedene Therapien versuchen, diese Bedingungen zu simulieren. Auch das Material, aus dem die Kleidung besteht, kann einen Einfluss auf die Beschwerden haben.

  • Phototherapie: Bestimmte Anteile des UV-Lichts können schwere, akute oder chronische Stadien der Neurodermitis lindern, indem die Strahlen das Immunsystem der Haut entkräften. Diese Eigenschaft nutzen Strahlentherapien, die Ärzte in ihren Praxen durchführen.
  • Klimatherapie: Bei mittlerer bis schwerer dauerhafter Neurodermitis sind Klimawechsel ein bewährtes Mittel. Reha-Orte am Meer sowie in den Alpen lindern die Beschwerden. Als Gründe dafür gelten die geringen Mengen an Allergenen in der Luft, weniger Schadstoffe, die «bessere» Luft (Sauerstoff, Druck, Feuchtigkeit, Temperatur, Salz), stärkere Sonneneinstrahlung, Wind und Witterungswechsel. Ganz allgemein hilft ein Tapetenwechsel.
  • Kleidung: Viele Menschen mit Neurodermitis vertragen bestimmte Fasern nicht. Dazu gehören Wolle und andere innen raue Materialien (Frottee, ältere Mikrofasern). Baumwolle wird im Allgemeinen als angenehm auf der Haut empfunden. Seide hat zusätzlich eine kühlende Wirkung. Neue Kleidung sollte vor dem Tragen unbedingt gewaschen werden. Im Handel gibt es medizinische Spezialtextilien mit antiseptischen, antibakteriellen Zusätzen und Beschichtungen mit Silberionen oder Ammoniumverbindungen, die Hautzustand, Juckreiz und Lebensqualität bei chronischer Neurodermitis verbessern. Auch bestimmte Sport- und Freizeitbekleidung ist mit Silber behandelt, um Schweissgerüche zu verhindern. Diese Zusätze sind allerdings umstritten, da sie im Verdacht stehen, Bakterien gegen Antibiotika resistent zu machen.

Alternativen

In der Alternativmedizin gibt es einige Verfahren und Mittel, die bei Neurodermitis helfen sollen. Entspannungstechniken wie autogenes Training und Meditation können den Stress, der die Schübe auslöst, abmildern. Pflanzliche Heilmittel enthalten durchaus pharmakologisch wirksame Substanzen, deshalb sollten auch sie nicht ohne fachliche Beratung angewendet werden. Einige davon verursachen zudem Allergien. Für Homöopathie und Akupunktur konnte eine Wirksamkeit nicht nachgewiesen werden.

Handlungsorientiertes Wissen und Selbstmanagement

Da es keine Standardtherapie für Neurodermitis gibt, brauchen viele Betroffene zusätzliche Informationen und Tipps, wie sie im Alltag mit ihrer Krankheit zurechtkommen. Bei vielen betroffenen Kindern müssen zudem die Eltern deren Behandlung übernehmen. Hier setzen Patientenschulungen an. In Kursen lernen Kinder, Eltern und betroffene Erwachsene neben den medizinischen Hintergründen von Neurodermitis Wissenswertes zu Hautpflege, Strategien gegen den Juckreiz, Entspannungstechniken, Vermeidung von Allergenen, Erkennung der eigenen Stärken. Ziel ist es, durch handlungsorientiertes Wissen das Selbstmanagement der Patienten im Umgang mit ihrer Krankheit zu stärken. Studien belegen die Erfolge: Die kleinen und grossen Patienten schöpfen Mut und fühlen sich nicht mehr ihrer Krankheit hilflos ausgeliefert. Sie entwickeln Selbstbewusstsein und übernehmen Verantwortung für ihr eigenes Wohlbefinden.

Behandlung von Babys und Kindern

Die Therapie bei Kindern unterscheidet sich grundsätzlich nicht von der Therapie bei Erwachsenen. Eine vernünftige Basistherapie als Grundlage, das Meiden erkannter Auslöser und Arzneimittel gegen Juckreiz, Ekzeme und Infektionen sind auch bei Babys und Kindern eine Erfolg versprechende Kombination. Allerdings ist die Haut von Babys und Kleinkindern empfindlicher, weshalb sie anders auf Wirkstoffe reagiert. Harnstoff, sonst ein unbedenkliches Heilmittel, kann bei jüngeren Kindern unangenehm brennen. Bei Medikamenten treten Wirkungen und Nebenwirkungen schneller auf.

Die grösste Aufgabe für Eltern ist der richtige Umgang mit den kleinen Patienten. Ekzeme, Juckreiz und Kratzen belasten nicht nur die Kinder. Vielleicht hilft das Wissen, dass Neurodermitis mit steigendem Alter wieder verschwinden kann. Doch bis dahin bestimmen viele Fragen den Alltag mit den kleinen Patienten. Wie viel Aufmerksamkeit brauchen die Knirpse? Wann ist Coolness angebracht? Wie erkenne ich Machtspiele? Wie finde ich einen spielerischen, kindgerechten Zugang zur Neurodermitis-Therapie? Selbsthilfegruppen und Schulungen unterstützen Kinder und Eltern, einen angemessenen Umgang mit der Krankheit zu finden. Als Inhalte werden medizinische, pflegerische, psychologische, pädagogische sowie ernährungsphysiologische Aspekte behandelt.

Einige Tipps, um Kratzen und Kratzschäden beim Juckreiz zu meiden:

  • Fingernägel kurz schneiden.
  • Spezielle Textilien wie Strampelanzüge mit Fäustlingen verhindern, dass sich die Kleinen nachts ungehindert kratzen können. Im Allgemeinen ist Kleidung aus unbehandelter Baumwolle, Seide und Mikrofaser geeignet. Es gibt ausserdem Textilien mit antiseptischen Zusätzen, die Hautzustand und Juckreiz verbessern.
  • Ablenkung vom Juckreiz durch Spielen, Singen, Tanzen oder bestimmte Anti-Juck-Rituale sind bewährte Mittel, die kleinen Patienten auf andere Gedanken zu bringen.
  • Kratzalternativen leiten das Verlangen um, den Juckreiz zu beenden. Wenn dabei die kindliche Fantasie angeregt wird, sind die Strategien doppelt wirksam. Da hat der kühlende Löffel plötzlich magische Kräfte, oder die Creme kann zaubern. Kratzklötzchen aus Holz mit Lederüberzug fühlen sich wie Haut an und können nach Belieben bearbeitet werden.

Tipp: Eine Notfallbox («Zauberbox») mit Cremes, juckreizstillenden Mitteln, kalten Getränken und Kratzklötzchen können bei Kindern in der Kindergrippe oder Schule schnell den Juckreiz mildern.

Die meisten Betroffenen erkranken früh an Neurodermitis. Zwei von drei Kindern bekommen die Ekzeme im ersten Lebensjahr, neun von zehn Kindern bis zum fünften Lebensjahr. Stärke und Länge der Symptome nehmen mit steigendem Alter ab. Die Beschwerden vermindern sich bei der Hälfte der Betroffenen bis zum zweiten Lebensjahr wieder. Bei den Erwachsenen sind sieben von zehn ehemals Erkrankten frei von Beschwerden.

Komplikationen

Bekannte Komplikationen sind Superinfektionen. Ungefähr ein Drittel der Betroffenen leidet darunter. Dabei dringen Bakterien, Viren oder Pilze in eingerissene oder aufgekratzte Hautstellen ein. Sie «springen» sozusagen auf bestehende Entzündungen und verschlimmern die Beschwerden. Bei Neurodermitis in Gesicht und Nacken sind oft Pilze (Malassezia) beteiligt. Bakterielle Infektionen mit Staphylococcus aureus verlaufen bei Menschen mit Neurodermitis ernster (Grindflechte) und können Schmerzen und Fieber verursachen. Auch Herpesviren, die viele Menschen ohne grosse Auswirkungen in sich tragen, können bei Personen mit Neurodermitis schwerwiegende Infektionen verursachen. Zuerst entwickelt sich an Armen, im Gesicht oder am Hals ein Herpesekzem. Wenn es nicht behandelt wird, kann sich die Infektion über den ganzen Körper ausbreiten und im schlimmsten Fall zu ernsten Komplikationen wie einer Entzündung des Gehirns (Herpes-Enzephalitis) führen.

Wann zum Arzt?

Bei eitrigen Entzündungen, Krankheitsgefühl und Fieber sofort zum Arzt.

Besonderheiten

Neurodermitis gehört zu den atopischen Krankheiten: Atopie umschreibt die erblich bedingte Veranlagung zu allergischen Reaktionen. Der sogenannte atopische Formenkreis umfasst ausserdem Heuschnupfen, allergische Bindehautentzündung und allergisches Asthma. Menschen, bei denen die atopischen Erkrankungen häufig auftreten, besitzen eine Reihe von Merkmalen oder Stigmata. Dazu gehören unter anderem:

  • Trockene Haut, die jucken und schuppen kann
  • Verstärkte Linienzeichnung an den Innenflächen der Hände
  • Stark juckende Bläschen an den Seiten- und Innenflächen von Fingern und Zehen
  • Trockene Kopfhaut
  • Doppelte Lidfalte unter den Augen (Dennie-Morgan-Falte)
  • Ausdünnung der seitlichen Augenbrauen (Hertoghe-Zeichen)
  • Weisser Dermographismus: Bei der mechanischen Reizung der Haut durch einen stumpfen Stift oder ähnlichen Gegenstand kommt es zu weissen Linien statt der roten, üblicherweise auftretenden.
  • Dunkle Haut um die Augenränder (periorbitale Verschattung)
  • Verfärbung der Haut am seitlichen Hals oder Nacken («dirty neck»)

Neurodermitis besitzt nicht eine Ursache allein. Grundlage der Krankheit ist eine Störung der Barrierefunktion der Haut. Ausserdem funktionieren Immunsystem und Fettstoffwechsel der Haut bei Neurodermitis anders als bei gesunder Haut. Dazu kommen Provokationsfaktoren, sogenannte Trigger. Sie können Schübe auslösen oder Ekzeme verschlimmern. Was genau die Schübe auslöst, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Betroffene können auf einen oder mehrere Trigger reagieren. Mediziner unterscheiden drei Gruppen: unspezifische Auslöser, auf die die Haut ohne Beteiligung des Immunsystems reagiert, spezifische wie Allergene, auf die das Immunsystem mit speziellen Antikörpern reagiert, und Pseudoallergene, bei denen das Immunsystem ohne Antikörper beteiligt ist.

  • Unspezifische Auslöser: Dazu gehören mechanische Hautirritationen wie Kratzen, Reiben, raue Kleidung, häufiges Waschen; Klimafaktoren wie trockene Heizungsluft, kalte Winterluft, Schwitzen, starke Temperaturschwankungen oder Infekte wie Mandelentzündung, Besiedelung der Haut mit Bakterien. Jede dritte Person mit Neurodermitis reagiert auf psychische Faktoren wie Stress, Konflikte, Langeweile.
  • Spezifische Auslöser: Hausstaubmilben, Pollen, Haustiere, Nahrungsmittel und Latex enthalten die Allergene, auf die Menschen mit Neurodermitis am meisten reagieren. Grundsätzlich kommen aber alle Substanzen, die Allergien verursachen, als Auslöser von Neurodermitis infrage.
  • Pseudoallergene: Natürliche Lebensmittelbestandteile, beispielsweise in Obst, Gewürzen, Tomaten und Paprika, aber auch künstliche Konservierungs- und Farbstoffe in Nahrungsmitteln können einen Schub auslösen oder verstärken. Da bei einer Pseudoallergie das Immunsystem keine Antikörper bildet, können die Auslöser nicht über einen Allergietest ermittelt werden, sondern nur über eine Auslassdiät.

Risikofaktoren

Ein besonderes Risiko, an Neurodermitis zu erkranken, haben Kinder, deren Eltern ebenfalls betroffen sind. Denn das Risiko, an Neurodermitis zu erkranken, ist erblich. Leiden oder litten beide Eltern an Neurodermitis, müssen sieben bis acht von zehn Kindern damit rechnen, ebenfalls Neurodermitis zu bekommen. Zwei bis vier von zehn Kindern tragen die Wahrscheinlichkeit für die Krankheit in sich, wenn nur ein Elternteil an Neurodermitis erkrankt ist oder war. Wenn keiner der beiden Elternteile Neurodermitis hat, fällt das Risiko auf durchschnittlich eins von zehn Kindern ab.

Häufigkeit

Man geht davon aus, dass zwischen 15 und 30 von 100 Kindern in der Schweiz an Neurodermitis erkrankt sind. Die Zahlen gehen deshalb so weit auseinander, weil sich Neurodermitis nicht immer von anderen Hautkrankheiten genau abgrenzen lässt. Bei sieben von zehn Kindern heilt die Neurodermitis im Jugendalter aus. Im Erwachsenenalter leidet weniger als jeder zehnte an der Hautkrankheit, obwohl eine gewisse Empfindlichkeit meist ein Leben lang bestehen bleibt.

Die Massnahmen gegen Allergien helfen auch bei Neurodermitis und allen anderen Krankheiten des atopischen Formenkreises. Dazu gehört eine ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung für Schwangere, Stillende und Kinder mit möglichst schadstofffreien oder -armen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch. Diäten während der Schwangerschaft sind wenig förderlich. Auch auf Verdacht hin Lebensmittel einfach wegzulassen, hat keinerlei vorbeugende Effekte.

Eine Stillzeit von vier Monaten gilt als optimale Vorbeugung gegen atopische Krankheiten, das haben viele Studien bewiesen. Ist Stillen nicht möglich, sollten Risikobabys mit hydrolysierter oder hypoallergischer Nahrung gefüttert werden. Speziallebensmittel auf Sojabasis sind nicht zu empfehlen, da Soja ein bekannter Auslöser von Allergien ist. Nach dem vollendeten vierten Lebensmonat steigert sich der Nährstoffbedarf der Kleinkinder. Sie brauchen jetzt Beikost für ihre weitere Entwicklung. Fisch hat sich auch für Babys als wirkungsvolle Vorbeugung gegen Atopie erwiesen. Nach dem ersten Lebensjahr gibt es keine Nahrungsmittelempfehlungen ausser: ausgewogen, nährstoffreich und nicht zu viel.

Ob Haustierhaltung hilft oder schadet, ist umstritten. Wenn von Seiten der Eltern kein Risiko für Allergien oder Neurodermitis besteht, müssen Kinder nicht auf ihre pelzigen Freunde verzichten. Besteht ein Risiko, sollte auf die Anschaffung von Katzen verzichtet werden. Bei Hunden scheint es diese Bedenken nicht zu geben.

Wichtig ist für alle Kinder, dass sie in einem guten Klima in durchlüfteten Räumen frei von Tabakrauch, Schadstoffen und Schimmel aufwachsen.

Ihr persönlicher Gesundheits-Coach kann Ihnen Tipps zur Basistherapie Ihrer Neurodermitis geben. Er kann Ihnen Heilsalben zur Behandlung der trockenen Haut empfehlen und Sie zu optimalen Inhaltsstoffen beraten. Er erklärt Ihnen gern die unterschiedlichen Eigenschaften der Mittel und wählt mit Ihnen das beste davon aus.

Trockene Haut – Tipps vom Gesundheits-Coach

Trockene Haut fühlt sich an wie Pergament. Sehr viele Menschen haben trockene Haut, besonders im Alter. Was wir gegen raue, rissige oder spröde Haut unternehmen können, verrät Ihnen der Apotheker Beat Wittwer von den TopPharm SchlossApotheken in Laupen.

Wie sieht beginnende Neurodermitis aus?

Neurodermitis äußert sich durch eine trockene, raue und rissige Hautoberfläche, die häufig schuppt. Man unterscheidet zwei Stadien der Krankheit: Im akuten Entzündungsstadium ist die Haut angeschwollen, tiefrot, nässt und bildet stark juckende Bläschen.

Wie finde ich heraus ob ich Neurodermitis habe?

Dazu werden verschiedene Verfahren verwendet:.
Pricktest: Verschiedene Allergenlösungen werden in kleinster Menge auf den Unterarm der Patientin/des Patienten getropft. ... .
Prick-zu-Prick-Test: Eine besondere Form des Prick-Testes bei Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie ist der sogenannte Prick-zu-Prick-Test..

Wie bringe ich Neurodermitis weg?

Den Neurodermitis-Patienten wird empfohlen, ihre Haut täglich mit rückfettenden und feuchtigkeitsspendenden Pflegeprodukten zu schützen. Der Zusatz von Harnstoff (Urea) hält Feuchtigkeit in der Haut, verringert Rötungen und lindert den Juckreiz; einzige Nebenwirkung ist ein kurzzeitiges Brennen.

Wie fängt Neurodermitis bei Erwachsenen an?

Meist werden die Schübe durch bestimmte Faktoren ausgelöst (Trigger) wie bestimmte Nahrungsmittel oder Witterungsbedingungen. Im Einzelfall können die Neurodermitis-Symptome stark variieren: Bei manchen Patienten verläuft die Erkrankung recht mild. Andere leiden unter heftigsten Beschwerden.

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