Wie lange hat die sonde zum mars gebraucht

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Mars-Mission:Der nächste Schnüffler

30. Juli 2020, 15:33 Uhr

Lesezeit: 2 min

Der Rover "Perseverance" der Nasa soll im Februar kommenden Jahres auf dem Mars aufsetzen.

(Foto: JOE SKIPPER/REUTERS)

Die Nasa schickt ihr bislang ambitioniertestes Fahrzeug zum Mars: Der Rover "Perseverance" soll testweise Sauerstoff gewinnen - um später mit dieser Technik Menschen auf dem Roten Planeten das Atmen zu ermöglichen.

Von Patrick Illinger

Die US-Raumfahrtbehörde Nasa hat am Donnerstag ein weiteres, ambitioniertes Raumfahrzeug zum Mars geschickt. Hauptbestandteil der Mission ist der robotische Rover Perseverance (zu Deutsch: Ausdauer), der im Februar des kommenden Jahres im Jezero-Krater des Roten Planeten aufsetzen und mindestens ein Mars-Jahr, also 687 Erdtage, lang nach Spuren von Leben suchen soll. Der Rover soll auch Proben von Marsgestein sammeln, die später zur Erde geschickt werden. Los ging es für den Rover vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral aus an Bord einer Atlas-V-Rakete.

Auf den ersten Blick sieht das neue, mehr als zwei Milliarden Euro teure Mars-Fahrzeug früheren Rovern der Nasa verblüffend ähnlich, zum Beispiel den Zwillingsvehikeln Spirit und Opportunity, die weit über die geplante Missionsdauer hinaus wahre Marathons auf dem Mars vollführt haben. Das Design mit sechs unabhängig voneinander arbeitenden Rädern und Solarzellen auf dem Rücken ist offenbar ein erfolgreiches Design für die Erkundung extraterrestrischer Welten.

Der Rover soll testweise Sauerstoff gewinnen - die Technik könnte Menschen auf dem Mars das Atmen ermöglichen

Sieben Instrumente hat Perseverance an Bord, darunter eine stereoskopische Weitwinkelkamera sowie eine Kamera, die chemische Zusammensetzungen aus der Ferne erkunden kann. Hinzu kommen ein Radargerät sowie weitere Sensoren für die Analyse des Marsgesteins. Interessant ist auch ein Gerät namens Moxie, das testweise Sauerstoff aus dem Kohlendioxid der Mars-Atmosphäre gewinnen soll. Die Technik könnte eines Tages dazu dienen, erste Menschen auf dem Mars mit Sauerstoff zu versorgen.

Trotz seiner Ähnlichkeit mit früheren Robotern betont die Nasa, dass Perseverance fortgeschrittenere Technik an Bord hat, zum Beispiel einen Autopiloten, der Hindernisse erkennt und vermeidet.

Die Fixierung auf den Roten Planeten wird kritisch gesehen

Der neue Nasa-Rover gehört weltweit betrachtet zur dritten Mission innerhalb weniger Wochen, die den Roten Planeten ansteuert. Am 19. Juli hatten die Vereinigten Arabischen Emirate eine Sonde ins All geschickt, die den Mars umkreisen soll. Am 23. Juli folgte China mit der Mission Tianwen-1, die sowohl einen Orbiter als auch einen Rover auf den Weg zum Mars gebracht hat.

In Raumfahrtkreisen wird allerdings die Fixierung auf den Roten Planeten auch kritisch gesehen. Seit den ersten Mars-Missionen vor gut 50 Jahren sind viele Dutzend Raketen zum Roten Planeten aufgebrochen und haben Sonden, Landegeräte oder Roboter abgesetzt. Der Mars ist der am besten erkundete außerirdische Himmelskörper im Weltall. Unzählige Male wurde er bereits gescannt, angebohrt und befahren. Nicht wenige Planetenforscher finden, dass andere Orte im Sonnensystem einer näheren Begutachtung wert wären, darunter die Venus sowie diverse Monde der großen Planeten Saturn und Jupiter. Ein Teil der Faszination für den Mars speist sich indes aus der Idee, dort eines Tages Menschen landen zu lassen. So planen etwa die Vereinigten Arabischen Emirate, bis spätestens 2117 die erste Kolonie auf dem Mars zu errichten - ein Vorhaben, dessen wissenschaftlicher Sinn durchaus fragwürdig erscheint, da heutige (und künftige) Technologie den Mars präziser und effizienter erforschen kann, als es Astronauten vor Ort je könnten.

Es waren nicht die Amerikaner, die den Startpunkt der langen Reihe von Marsmissionen setzten. Die Russen starteten als Erste zum Roten Planeten. Über 30 weitere Missionen folgten – und mehr als die Hälfte davon schlug fehl. Eine Chronologie der Ereignisse.

1960

Die Sowjetunion schickt am 10. Oktober als erste Nation eine Sonde auf den Weg zum Mars. Sie erreicht nicht einmal die Erdumlaufbahn.

1962

Die Sowjet-Sonden Sputnik 22, Mars 1 und Sputnik 24 schlagen fehl.

1964

Auch die erste NASA-Marsmission, Mariner 3, missglückt. Die Sonde kann nicht von der Trägerrakete getrennt werden.

1965

Mariner 4 passiert als erste Sonde den Roten Planeten. Sie ist mit einer Kamera ausgestattet und schießt 22 Fotos – darüber hinaus verfügt sie über Instrumente, mit denen unter anderem kosmischer Staub, kosmische Strahlung und Magnetfelder untersucht werden sollen.

Eine wichtige, aus den Aufnahmen gewonnene Erkenntnis: Die Marsoberfläche ist karg, öde und gleicht einer Mondlandschaft. Von höherem Leben keine Spur. Mariner 4 bleibt drei Jahre funktionsfähig und wird in dieser Zeit für Untersuchungen des Sonnenwindes genutzt.

Die Sowjet-Sonde Zond 2 fliegt zwar am Mars vorbei, der Funkkontakt geht jedoch verloren.

1969

Die NASA schickt Mariner 6 und Mariner 7 zum Mars. Sie liefern zusammen rund 200 Fotos von unserem Nachbarplaneten. Die Aufnahmen der Sonden zeigen, dass die berühmten Marskanäle nicht existieren, die der italienische Astronom Giovanni Schiaparelli 1877 entdeckt zu haben glaubte.

Fehlstart zweier sowjetischer Sonden.

1971

Auch Mariner 8 schlägt bereits beim Start fehl. Die Sowjet-Sonde Kosmos 419, die als erste auf dem Mars landen soll, kommt nur bis zur Erdumlaufbahn.

Mars 2 und Mars 3 (Sowjetunion) erreichen den Planeten, liefern jedoch nur wenige Daten. Das Landemodul von "Mars 3" setzt als erstes irdisches Objekt auf dem Roten Planeten auf. Die NASA startet Mariner 9, die mehrere tausend Marsfotos liefert.

1973

Die sowjetischen Sonden Mars 4 bis Mars 7 machen sich auf den Weg zum Roten Planeten. Sie liefern 1974 einige Daten und Fotos. Mars 6 setzt erneut eine Kapsel auf dem Roten Planeten ab, zu der jedoch der Funkkontakt abreißt.

1975

Die NASA-Sonden Viking 1 und Viking 2 starten zum Mars – die ersten amerikanischen Missionen, bei denen Raumfahrzeuge auf der Oberfläche des Mars aufsetzen sollen.

1976

Viking 1 gelingt am 20. Juni die weiche Landung auf dem Roten Planeten, auch Viking 2 landet erfolgreich. Die beiden Sonden liefern eine Fülle von Daten und mehr als 50.000 Fotos.

Ausgerüstet sind die Lander unter anderem mit Gas-Chromatografen, Massenspektrometern, meteorologischen Instrumenten, Farbkameras, einer Vorrichtung zur Entnahme von Bodenproben und Instrumenten für biologische Versuche.

Die Hoffnung, Spuren von Leben zu finden, erfüllte sich jedoch nicht. Die Viking Orbiter funktionieren noch bis 1978 und 1980. Die Landegeräte halten länger. Viking 1 Lander sendet bis zum 11. November 1982, Viking 2 Lander immerhin bis zum 11. April 1980.

1988

Nach 15-jähriger Pause startet die Sowjetunion die Marssonden Phobos 1 und Phobos 2. Beide gehen auf dem Weg verloren.

1993

Die NASA verliert den 1992 gestarteten Mars-Observer kurz vor dem Ziel.

1996

Die multinationale Mission Mars 96 unter russischer Führung schlägt schon beim Start fehl. Die Rakete stürzt ins Meer – für viele beteiligte deutsche Wissenschaftler ein herber Rückschlag.

1997

Die NASA feiert einen Doppelerfolg. Mit dem Pathfinder landet erstmals seit der Viking-Serie wieder eine Sonde auf dem Roten Planeten. Der Pathfinder und sein Robotfahrzeug Sojourner funken 16.000 Aufnahmen zur Erde.

Im September erreicht der Mars Global Surveyor die Umlaufbahn des Mars. Er kartiert die Oberfläche. Die wichtigste Entdeckung der Mission: Die Radardaten lassen auf umfangreiche Vorkommen von Wassereis im Untergrund der Polargebiete des Mars schließen.

1998

Japan steigt mit dem Start der Sonde Nozomi (Hoffnung) in die Marserkundung ein. Doch die Mission scheitert. Durch eine starke Sonneneruption beschädigt, kann Nozomi nicht mehr in den Orbit um den Mars eintreten. Die Sonde wird Ende 2003 aufgegeben.

1999

Die 1998 gestarteten NASA-Sonden Mars Climate Orbiter und Mars Polar Lander gehen beide bei Ankunft am Ziel verloren. Ein peinliche Pleite für die NASA, denn bei der Mars Climate Orbiter wurden anscheinend die Maßeinheiten Meter und Fuß bei der Programmierung verwechselt, was zu Berechnungsfehlern führte – die Sonde verglühte in der Marsatmosphäre.

Falsche Befehlszeilen in der Software des Bordcomputers ließen vermutlich auch den Mars Polar Lander am Boden zerschellen. Die Bremstriebwerke wurden zu früh abgeschaltet.

2001

Am 24. Oktober 2001 schwenkt die NASA-Sonde Mars Odyssey in eine Umlaufbahn um den Roten Planeten ein. In rund 400 Kilometern Höhe umrundet sie alle zwei Stunden den Mars.

Sie liefert Daten über die Marsoberfläche, sucht nach Spuren früherer Wasservorkommen und erfasst mit einem Gammaspektrometer die Oberflächen- und Mineralienzusammensetzung. Mars Odyssey ist technisch so ausgerüstet, dass sie für nachfolgende Landemissionen als Funkrelais zur Erde dienen kann.

2003

Die europäische Mission Mars Express ist ein Erfolg. Die Sonde erstellt eine dreidimensionale Karte der Marsoberfläche mit nie dagewesener Auflösung. Der zugehörige Lander Beagle 2 jedoch bleibt verschollen. Er verlässt Mitte Dezember Mars Express. Danach kann kein Kontakt mehr hergestellt werden.

Die Mission Mars Exploration Rover von der NASA besteht aus zwei Landerobotern, die mit Hilfe einer Delta II-Trägerrakete am 10. Juni 2003 um 19.58 Uhr und am 8. Juli 2003 um 5.18 Uhr starten.

2004

Im Januar 2004 landen die beiden Marsrover der NASA, Spirit und Opportunity, auf dem Mars. Anfang März liefern sie die Sensation: Es gab einst flüssiges Wasser auf dem Mars. Opportunity findet Sulfate (Schwefelverbindungen), die sich nur in flüssigem Wasser bilden können.

Die beiden Rover funken mehrere hunderttausend Fotos zur Erde. Von Spirit werden im März 2010 letzte Signale empfangen. Opportunity ist auch nach 13 Jahren weiterhin auf der Marsoberfläche aktiv und sendet Daten zur Erde.

2006

Im November 2006 schwenkt der Mars Reconnaissance Orbiter der NASA in eine Umlaufbahn ein. Er entdeckt Spuren der wechselhaften Klimageschichte des Mars, in deren Verlauf auch Wasser für mehrere hundert Millionen Jahre auf der Oberfläche vorhanden gewesen sein muss.

Die Sonde kartiert weite Teile des Mars und übermittelt Wetterdaten. Wie Mars Odyssey kann auch der Mars Reconnaissance Orbiter als Funkrelais für die Rover auf der Marsoberfläche eingesetzt werden.

2008

Im Mai 2008 landet die NASA-Sonde Phoenix in den arktischen Breiten der nördlichen Marshemisphäre. Mit einem mehr als zwei Meter langen Greifarm ist sie in der Lage, nach dem im Untergrund vermuteten Eis zu suchen.

Die ersten Baggerarbeiten auf dem Mars werden ein Erfolg: Schon wenige Zentimeter unter dem Marsstaub kann Phoenix zweifelsfrei Wassereis nachweisen.

Da im hohen Norden des Mars, ähnlich wie auf der Erde, mit dem nahenden Winter die Tage immer kürzer werden, ist die Lebensdauer der auf Solarenergie angewiesenen Sonde begrenzt. Ihre letzten Signale werden am 2. November 2008 aufgefangen.

2012

Auf spektakuläre Weise landet am 6. August 2012 der NASA-Rover Curiosity auf dem Mars. Weil Curiosity groß wie ein Kleinwagen und mit 900 Kilogramm Masse weitaus schwerer ist als die Vorgängermodelle, kommt eine Landung im schützenden Airbag nicht in Frage. Er würde beim Aufprall zerplatzen.

Der Rover wird deshalb von einer mit Hilfe von Bremsraketen in 20 Meter Höhe über der Marsoberfläche schwebenden Plattform, dem Skycrane, an Kunststoffseilen auf die Oberfläche herabgelassen.

Curiosity liefert schon nach wenigen Tagen weitere Beweise für frühere Wasservorkommen auf dem Mars. Unter anderem findet der Rover zu Sedimenten zusammengebackene Flusskiesel.

Im weiteren Verlauf der Mission soll Curiosity Bodenproben im bordeigenen Labor auf Spuren von einfachen Lebensformen untersuchen und den Zentralberg des Gale-Kraters emporklettern, um in dessen geologischen Schichten weitere Informationen über die Klimageschichte des Mars zu finden.

Wie lange ist der Roboter zum Mars geflogen?

Elf Minuten zum Mars und zurück.

Wie viele Sonden waren schon auf dem Mars?

Aktuell sind auf dem Mars die mobilen Rover Curiosity, Perseverance und Zhurong sowie die stationäre Sonde InSight in Betrieb (Stand: Mai 2021). Während über 9 Tonnen zum Mars gebracht wurden, wurde bisher nichts vom Mars zur Erde gebracht.

Wie lange dauert ein bemannter Flug zum Mars?

Ein Flug zum Mars dauert ungefähr neun Monate: Hin und zurück dauert es damit etwa eineinhalb Jahre.

Wie viel kostet der Mars?

Gemessen an der Mission, der InSight Mars Lander, die den roten Planeten 2018 erreicht hat, kostet ein Flug zum Mars 828 Millionen Dollar. Da ist die Musk-Variante deutlich lukrativer. Der Optimismus Elon Musks leuchtet jedoch ein, wenn man die Kosten zum Mond und zum Mars mit der Nutzlast einer Rakete berechnet.

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