Wie lange darf man Kompressionsstrümpfe anlassen?

Eine post interventionelle Kompressionstherapie wird in zahlreichen Leitlinien der internationalen Fachgesellschaften empfohlen. Sie dient der Schmerzlinderung, der post interventionellen Schwellung und Ödembildung, der Kompression von Blutergüssen und Wundhöhlen (nach Stripping – Op). Insgesamt also eine Maßnahme, die auf eine für den Patienten komplikationsärmere Erholungsphase (Rekonvaleszenz) hinarbeiten möchte.

Es sollen also der Venenkanal oder die verbliebenen Venenrest komprimiert werden, um größere Hämatome zu vermeiden oder auch Venenentzündungen. Auch hofft man durch die Kompression auf eine Vorbeugung vor neu entstehenden Krampfadern (Rezidive, REVAS).

Unstrittig werden Kompressionsstrümpfe besser toleriert, als die in manchen Kliniken noch eingesetzten Kompressionsverbände. Abgesehen davon, dass die Anlage eines Kompressionsverbandes viel Übung und Erfahrung verlangt, sind die Kompressionsstrümpfe jedoch wesentlich komfortabler.

Internationale Empfehlung – 1 oder 6 Wochen Strumpf?

Sowohl die amerikanischen Phlebologen als auch das europäische Gefäßchirurgenforum empfehlen seit 2015 eine Tragedauer von 7 Tagen nach interventioneller Krampfadertherapie  – hier ist aber zu berücksichtigen, dass sowohl die Amerikanische Fachgesellschaft (AVF-American Venous Forum), als auch  die Europäischen Gefäßchirurgen (ESVS -European Society of Vascular Surgery) die endovenösen Therapien (Laser, Radiowelle und Venenkleber) als Goldstandard ansehen und auch die Mikroschaumtherapie noch vor der radikalchirurgischen Entfernung der Krampfadern (Stripping) rangiert.

Aus Deutschland sind keine validen Daten oder Empfehlungen bekannt, allerdings wird hier die Stripping – Op als radikale Therapie immer noch als Goldstandard gesehen. In diesem Punkt ist es dann auch nicht mehr verwunderlich, wenn die Empfehlungen zur Kompressionstherapie dann zwischen 4-6 Wochen Tragedauer für den Kompressionsstrumpf ausgesprochen werden. Auch wir haben dies – bis 2012 – bei den radikalchirurgisch behandelten Patienten – empfohlen.

Endovenöse Therapie – Kompressionsstrumpf für 7-14 Tage

Seit 2001 werden auch in Deutschland, wie weltweit, endovenöse Verfahren zur Krampfadernbehandlung angeboten. Neben Laser und Radiowelle sind es Mikroschaum und seit 2012 auch der Venenkleber. Allerdings machen diese Verfahren erst 30% aller Eingriffe an den Krampfadern aus, in den USA sind es bereits > 90%!

Insofern ist es verständlich, dass es keine einheitliche Meinung zur Notwendigkeit und Dauer der post interventionellen Kompressionstherapie gibt.

Befragung unter deutschen Kollegen

Die Ruhr – Universität Gefäßchirurgie  und das Venenzentrum der gleichen Uni führten 2014 / 2015 deshalb eine Befragung unter deutschen Venenspezialisten durch. In lediglich 64 Fällen wurde eine Antwort übermittelt.

Im Ergebnis zeigte sich folgendes Bild: Bei der klassischen Stripping- Op der Saphena magna liegt die empfohlene Kompressionszeit bei 4 – 6 Wochen. Gleiches gilt für die hintere Stammvene (Saphena parva).

Bei der Entfernung von Krampfaderseitenästen liegt die Empfehlung zwischen 2-4 Wochen.

Bei endovenösen Verfahren (hier Laser und Radiowelle) empfehlen die Kollegen zwischen 1-4 Wochen Kompression. Nach chemischer Verödung von Stammvenen werden 3 Wochen angeraten. In jedem Fall werden Kompressionsstrümpfe der Klasse 2 eingesetzt.

Insgesamt jedoch zeigt sich eine deutliche Differenz zu den Empfehlungen der amerikanischen und englischen Kollegen, da hier maximal für eine Woche Kompression empfohlen wird.

Post interventionelle Kompression bei SAPHENION

Wie schon des Öfteren hier beschrieben, haben wir unsere Krampfadertherapie  seit 2012 nahezu komplett auf endovenöse kathetergestützte Verfahren umgestellt.

Für die Therapie der Stammkrampfadern empfehlen wir bei Einsatz der Radiowellentherapie eine Kompressionstherapie mit langem Kompressionstrumpf über 7 – 10 Tage.

Für die Therapie mittels Mikroschaum empfehlen wir je nach Therapiegebiet einen Kompressionsstrumpf kurz für 3 -5 Tage bei Therapie am Unterschenkel und einen langen Kompressionsstrumpf bei der Therapie am Oberschenkel und Unterschenkel simultan, ebenfalls für 3-5 Tage

Für die Therapie mittels Venenkleber VenaSeal ist eine Kompressionstherapie nicht notwendig, Ausnahme bilden hier nur Befunde, bei denen stark erweiterte Stammvenen (Ektasien) > 1,2cm Durchmesser und / oder Aneurysmata mit dem Kleber verschlossen werden. Dann ist ein Kompressionsstrumpf lang für 1-3-tage sicher sinnvoll.

Unabhängig davon können unsere Patienten ihre Kompressionsstrümpfe selbstverständlich auch länger tragen, sofern es eine auch subjektive Verbesserung während der Arbeitszeiten gibt.

Grundsätzlich raten wir auch zum Tragen von halben Kompressionsstrümpfen  der Kl. 1 bei stehenden oder sitzenden Berufen oder bei langen Bus – / oder Flugreisen.

Maßnehmen von Kompressionsstrümpfen vor einem Kathetereingriff

links:

//www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK328011/

//www.phlebolymphology.org/postinterventional-compression-in-phlebology-evidence-and-empirical-observations/

//www.portal-der-schoenheit.de/schoenheitsoperationen/beine-und-po/krampfaderoperation/kompressionsstruempfe-krampfaderoperation.html

//www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26992760

//www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19608438

Müllberge, Mumme et al; Postinterventionelle Kompressionstherapie; Phlebologie 2017;  Nr. 46; S. 292 -296

Wie viele Stunden am Tag sollte man Kompressionsstrümpfe tragen?

Für den optimalen Therapie-Erfolg sollten Sie Ihre medizinischen Kompressionsstrümpfe täglich tragen und waschen. Patienten mit venösen Beschwerden und chronisch venöser Insuffizienz (CVI) tragen ihre medizinischen Kompressionsstrümpfe von morgens bis abends, ein Leben lang.

Kann man Kompressionsstrümpfe über Nacht anlassen?

Das Tragen von Kompressionsstrümpfen in der Nacht kann den Therapieerfolg während des Tages unterstützen. Da normale Kompressionsstrümpfe für das Tragen während des Schlafs nicht geeignet sind, wurde eine spezielle Kompressionsbekleidung für die Nacht entwickelt.

Kann man Kompressionsstrümpfe 24 Stunden tragen?

Muss ich Kompressionsstrümpfe auch nachts tragen? Prinzipiell trägt man Kompressionsstrümpfe nur tagsüber, wenn man sich bewegt und die Muskelpumpe am Knöchel aktiviert. Nach einem Veneneingriff kann das kurzzeitige Tragen der Kompressionsstrümpfe für 1–3 Nächte sinnvoll sein.

Wann sollte man abends die Kompressionsstrümpfe ausziehen?

Wenn vom Arzt nichts anderes verordnet ist, sollten Sie die Kompressionsstrümpfe abends, bevor Sie ins Bett gehen, ausziehen und nicht über Nacht tragen. Wenn die Strümpfe rutschen oder einschneiden, sollten Sie zu Ihrem Lieferanten gehen, der Ihnen die Strümpfe verkauft hat.

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