Was bedeuten die gewichte auf dosen

Die Getränkedose feiert weltweit überproportionale Zuwächse, herausragend zeigt sich dabei der europäische Markt. Und selbst in Deutschland, wo vor über zehn Jahren ein Pfand für Dosen eingeführt wurde, erleben diese eine ungeahnte Renaissance.

Dosen­produktion im Testmarkt ­Haßloch

In Haßloch in der Pfalz befindet sich eines der drei deutschen Dosenwerke von Ball Packaging Europe. Haßloch, das südwestlich von Mannheim liegt, ist bekannt dafür, der Gesellschaft für Konsumforschung GfK als Testmarkt für neue Markenartikel und Konsumprodukte zu dienen. Als beispielsweise vor etlichen Jahren der Schokoriegel »Raider« in »Twix« umbenannt wurde, war diese Namensänderung vorher in Haßloch getestet worden. Produkte, die in Deutschland zukünftig eingeführt werden sollen, sind im Haßlocher Einzelhandel vorab erhältlich. Die Haßlocher sind sozusagen die Versuchskaninchen Deutschlands. Anscheinend kommt die Bevölkerungsstruktur Haßlochs, was Altersverteilung und soziale Schichten angeht, dem bundesdeutschen Durchschnitt sehr nahe. Ball Packaging Europe ist hier einer der großen Arbeitgeber.

Das Werk wurde 1978, damals noch von Schmalbach-Lubeca, mit einer Produktionslinie gegründet. 1984 wurde hier die erste 0,5-Liter-Dose Europas hergestellt. Zweimal, 1998 und 2006, fiel es einem Großbrand zum Opfer, wurde jedoch wieder aufgebaut. Eine zukunftsweisende Entscheidung wurde im vergangenen Jahr getroffen: 2013 erfolgte ein Umbau der zwei Produktionslinien von der Weißblechverarbeitung auf Aluminium. »Diese Entscheidung sichert langfristig den Erhalt des Standorts«, ist Werksleiter Clemens Paulus überzeugt. Verständlich, denn die Lage ist günstig, speziell für den Export. Denn bis zu 90 Prozent der Haßlocher Produktion werden ausgeführt nach Benelux, Österreich und Spanien. Dazu arbeiten zwei supermoderne Hochgeschwindigkeitsanlagen mit einer Kapazität von jeweils drei Millionen Dosen pro Tag rund um die Uhr. 180 Mitarbeiter betreuen die Linien im Fünfschichtbetrieb an sieben Tagen pro Woche. Eine Linie stellt ausschließlich 250-Milliliter-Dosen her, die zweite sowohl 330-Milliliter- als auch 500-Milliliter-Dosen.

400.000 Dosen aus einem Coil

Der Lärm ist ohrenbetäubend, wenn man die Produktion betritt. Es ist eben ein metallverarbeitender, wenn auch stark automatisierter Betrieb und zum Formen einer Dose werden hohe Kräfte benötigt. Die Kommunikation unter den Maschinenbedienern funktioniert mitunter nur durch Zeichensprache. Vom rohen Aluminiumblech bis zur fertigen Dose sind insgesamt 15 verschiedene Arbeitsschritte notwendig. Am Eingang der Linie liegen die »Coil« genannten Aluminium-Rundballen mit etwa zwei Metern Durchmesser bereit. Jeder Coil wiegt 13 Tonnen und reicht für eine dreistündige Produktion, also für über 400.000 Dosen. Erster Schritt ist das Ausschneiden einer Ronde aus dem Aluminiumband und das Tiefziehen zu einem Napf in einer Presse. Erst im zweiten Schritt wird durch Abstrecken und Bodenformen die eigentliche Dosenform hergestellt, die Wandstärke wird dünner, die Dose größer. Nun kann der Dosenrand gratfrei beschnitten werden. Da im vorigen Prozess des Abstreckens Kühlschmiermittel verwendet wird, muss dieses nun wieder durch intensives Waschen entfernt werden. Danach wird die Dose für den Lackierprozess getrocknet. Während Weißblech generell eine Außenlackierung in Weiß, Gold, Alu oder Klar erhalten muss, weil es sonst nicht bedruckt werden kann, ist die Außenlackierung bei Aluminium nur eine Option auf Kundenwunsch, die in weniger als zehn Prozent der Fälle zum Tragen kommt.

Bedrucken als Königsdisziplin der Dosenherstellung

Dann wird es spannend. Denn jetzt erhält die Dose ihr Design, mit dem sie die Produkte in den Markt hinausträgt. »Das Bedrucken ist die Königsdisziplin der Dosenherstellung«, meint auch Werksleiter Clemens Paulus. Gedruckt wird im Hockdruckverfahren mit bis zu acht Farbwerken. Eigentlich ein recht einfaches Verfahren, das mit dem bei Kindern beliebten »Kartoffeldruck« vergleichbar ist. Die Hochdruck-Klischees, Gummitücher, übernehmen von den Farbwerken nur Farbe an den Stellen, an denen sie erhöht sind. Jedes Farbwerk druckt also eine Farbe auf das Gummituch, auf dem das Druckbild dann spiegelbildlich abgebildet ist. Durch Abrollen der Dose auf dem Gummituch werden die Farben auf die Dose übertragen und das Druckbild wird positiv. Das Geheimnis liegt eher in der Geschwindigkeit. Jede der beiden Linien verfügt über jeweils zwei Druckwerke, die mit einer Leistung von je 1.800 Dosen pro Minute arbeiten, also 30 Dosen pro Sekunde. Das fertige Druckbild wird sofort getrocknet. Die anschließende Innenlackierung isoliert das Füllgut später gegenüber dem Aluminium oder Weißblech und schützt auch das Metall vor dem Getränk. Denn die Phosphorsäure beispielsweise in einem Cola-Getränk mit einem pH-Wert von 2,8 würde langfristig auch das Metall angreifen. Der obere Rand der Dose wird durch Einziehen etwas verjüngt und schließlich für einen sicheren Verschluss gebördelt. So kann Material eingespart werden, da der Dosendeckel einen kleineren Durchmesser bekommt. Weißblech erhält noch eine Bodenlackierung und gegebenenfalls eine zweite Innenlackierung. Alle produzierten Dosen werden nun auf Löcher oder Bördelrisse getestet und mit CCD-Kameras auf Innenfehler inspiziert. Letzte Station ist das Palettieren auf bis zu 23 Lagen. Auf jeder Palette befinden sich bis zu 5.000 0,5-Liter- oder 8.000 0,33-Liter-Dosen, was in Deutschland einem Pfandwert von 2.000 Euro entspricht.

Dose ist schon längst nicht mehr gleich Dose

Neben dem leistungsstarken Hochdruckverfahren bietet das Werk Haßloch seit kurzem auch Digitaldruck für eine sehr individuelle Ausstattung an. Dieses Verfahren arbeitet allerdings mit einer deutlich reduzierten Druckgeschwindigkeit von nur 100 Dosen pro Minute. »Wir könnten zum Beispiel bis zu 100 Dosen hintereinander jeweils mit einem anderen Foto ausstatten«, schwärmt Clemens Paulus. »Damit werden wir dem Megatrend Individualisierung gerecht.« In das Dosendesign integrieren lassen sich beispielsweise aktuelle Facebook-Posts oder Twitter-Meldungen. Direktdruck ist aber nur eine der inzwischen gigantisch vielen Möglichkeiten, welche die Dose der Getränkeindustrie bietet, um ihre Marken zu präzisieren und vom Wettbewerb abzuheben.

Dose ist schon längst nicht mehr gleich Dose. Da gibt es zunächst die verschiedenen Formen, eine Standard-Dose, die noch immer der gefragteste Dosenbehälter ist, die immer beliebter werdende Sleek-Dose und die Slim-Dose, die vor allem durch die Energy- und Wellnessdrinks groß geworden ist. Die Größen reichen von 250 Milliliter bis zu einem Liter. Auch die bislang nur Fluggesellschaften vorbehaltene 150-Milliliter-»Fliegerdose« ist inzwischen am freien Markt erhältlich. Die 150-Milliliter-Slim-Dose gibt es auch im Doppelpack, als »Twin Can«, zusammengehalten von einem Gummiring. In der oberen Dose ist dann beispielsweise ein Tequila Sunrise Mix, der kurz vor dem Genuss mit dem Fruchtsaft aus der unteren Dose gemischt wird.

Für auffällige Markeninszenierungen in limitierter Auflage kann mit lasergravierten Druckplatten ein High-­Definition-Druck erzeugt werden. Oder die Thermodose: Sie zeigt durch einen Farbwechsel beispielsweise von Weiß nach Blau an, wann der Getränkeinhalt die optimale Trinktemperatur erreicht hat. Zusätzlichen Platz für Markenbotschaften bietet der Deckel: Er lässt sich mit unbedenklichen Farben bedrucken und als perfektes Instrument für Werbeaktionen in limitierter Auflage einsetzen. Oder der Deckel bleibt einfarbig und die Aufreißlasche macht durch ihre Farbigkeit in Rot, Blau, Grün, Schwarz oder Gold den Unterschied. Besonders beeindruckend ist der »Glow«-Effekt bei fluoreszierend bedruckten Dosen, die in der Disco unter UV-Licht zu leuchten beginnen.

Als kreativer Eye-Catcher können die Deckellaschen gestanzt werden, beispielsweise in Form des Markenlogos. Oder die Laschen sind mit einem Code versehen, der einen Zugriff auf die Website des Markenherstellers ermöglicht und beispielsweise ein Gewinnspiel initiiert. Schon fast selbstverständlich ist der QR-Code (quick response code) auf der Dose. Eingescannt mit dem Smartphone verlinkt er auf weiterführende Informationen, sei es auf ein Video über ein Musikereignis oder ähnliches. Interaktiv wird die Dose durch AR (augmented reality). Dabei wird ebenfalls über ein Smartphone die reale Umwelt durch computergenerierte Zusatzinformationen oder virtuelle Objekte erweitert, was dann wiederum über Facebook und Co. mit Freunden geteilt werden kann.

Wenn der Strohhalm aus dem Deckel schießt

Neben diesen elektronischen Gimmicks gibt es auch »handfeste« Neuerungen, beispielsweise ein hermetisch dichter, wieder verschließbarer Dosendeckel, eine speziell für Wein entwickelte Dose, welche auf die Anforderungen des ­empfindlichen Füllguts abgestimmt ist und Geschmack und Qualität auch von hochwertigen Weinen bewahrt. Oder der »Easy Flow«-Deckel, der an einer bereits vorgeprägten Stelle unter der Lasche ein gezieltes Anstechen der Dose und damit eine schnellere Entleerung erlaubt. Witzig ist auch der unter dem Deckel befestigte Strohhalm, der beim Hochziehen der Lasche wie auf Knopfdruck aus dem Deckel schießt und überall für Überraschung sorgt.

Sozusagen zurück zu den Wurzeln geht die Alu-Flasche, ein Zwitter in der Form einer Glasflasche mit dem Material einer Dose und Kronenkorken-Verschluss. In eine ähnliche Richtung geht die mit Schraubverschluss wieder verschließbare Dosen-Flasche mit Weithalsmündung. Zurück zu den Wurzeln deshalb, weil die Dose bei ihrer Erfindung in den 30er Jahren genau diese Form hatte, einer Glasflasche nachempfunden. Die Krueger Brauerei im US-amerikanischen Bundesstaat New Jersey brachte am 24.1.1935 erstmals »Krueger’s Beer« in Dosen auf den Markt. 200 Millionen Bierdosen wurden in diesem ersten Jahr verkauft. Schon ein Jahr später startete die Abfüllung in Großbritannien. Und ein weiteres Jahr später, 1937, stellt Schmalbach-Lubeca in Deutschland eine erste dreiteilige Flaschen-Dose mit Kronenkorken vor. Doch erst zur »Interbrau« 1951 schaffte die Dose den Durchbruch. Eine Frankfurter Brauerei füllte ihr Bier darin ab, in erster Linie für die in Hessen stationierten amerikanischen Soldaten. 83 Gramm war sie damals schwer. 1974 wog die Stahldose nur noch 38 Gramm, heute liegt das Gewicht weit unter 20 Gramm – im Normalfall. Denn es geht auch deutlich leichter.

Dünner als ein menschliches Haar

2012 brachte Ball Packaging Europe die erste 0,33-Liter-»B(all)-Can« auf den Markt, eine Aluminiumdose mit nur 9,5 Gramm Gewicht und legte 2013 mit der 0,5-Liter-B-Can nach, 12,2 Gramm leicht. 0,09 Millimeter stark sind die Wände der ultraleichten Dose an ihrer dünnsten Stelle, dünner als ein menschliches Haar, und dennoch hält die Dose einem Innendruck von 6,2 Bar stand. Der Trick bei der Herstellung: Das Aluminiumband ist von vornherein dünner, misst nur noch 0,24 Millimeter. »Es besteht weiterhin Potential, noch leichter zu werden«, ist Clemens Paulus überzeugt. »Vielleicht nicht mehr so sehr an der Umfangstärke wegen der Griffigkeit der Dose, aber wohl noch am Boden.«

Das leichte Gewicht dient nicht nur der Kosteneinsparung sondern auch der Umweltfreundlichkeit, die Dosenhersteller können eine sehenswerte Energiebilanz vorlegen. Die Recyclingquote der Dose liegt in Deutschland bei sagenhaften 96 Prozent. Und da Metall beliebig oft ohne Qualitätsverluste recycelbar ist, vermindert sich der durchschnittliche Energiebedarf drastisch. Denn bei der Herstellung aus recyceltem Aluschrott beträgt der Energiebedarf nur noch fünf Prozent im Vergleich zur Primärherstellung aus Bauxit. »Auch wenn es vor zehn Jahren ein Schock war, inzwischen sind wir stolz auf das deutsche Pfandsystem. Denn damit können wir auch den Nachweis der hohen Recyclingrate führen«, erklärt Werksleiter Clemens Paulus, der auch noch ständig bemüht ist, den Energie- und Wasserverbrauch der Produktion weiter zu reduzieren. Mit Erfolg: Seit 2007 konnte in den deutschen Ball Werken der Strombedarf pro produzierte Einheit um 23, der Erdgasverbrauch um 33 und der Wasserverbrauch um 13 Prozent verringert werden.

Leichter und bunter

Die Dose ist im Kommen, weltweit schon lange, in Deutschland wieder. Sie wird leichter und damit umweltfreundlicher, vielfältiger und bunter. Für den Verbraucher ist sie leicht zu transportieren, leicht zu öffnen sowie leicht und schnell zu kühlen. Sie ist unzerbrechlich, für den Strand ebenso geeignet wie für Großveranstaltungen in der Stadt. Die Dose ist zudem die ideale Single-Serve-Verpackung für den Unterwegs-Verzehr. Für den Abfüller bietet die licht- und sauerstoffundurchlässige Dose ein mit 97 zu 3 Prozent sehr günstiges Gewichtsverhältnis von Inhalt und Verpackung. Aufgrund der Stapelbarkeit und des geringen Gewichts offeriert sie eine optimale Volumeneffizienz bei der Lagerung und Distribution.

Was bedeuten die Zahlen auf Konservendosen?

Bei der Zahl im Rechteck handelt es sich um das sogenannte „Randvollvolumen“. Es gibt an, wie viel Inhalt ein Behältnis bis zum Rand fassen kann.

Was bedeutet Einwaage bei Konserven?

Definition von Einwaage im Wörterbuch Deutsch Gewicht des Inhalts einer Konserve oder abgepackten Ware mit einer Waage abgemessene Menge einer Substanz, die für eine chemische Untersuchung o. Ä. benötigt wird beim Auswiegen von mehreren kleineren Mengen oder Portionen entstehender Verlust am Gesamtgewicht.

Was ist Nettogewicht und Abtropfgewicht?

Definition. Das Abtropfgewicht ist das Gewicht, das nach Abgießen der Aufgussflüssigkeit verbleibt. Beispiel: Ein Glas eingelegte Champignons mit einer Füllmenge von 320 g. Das Abtropfgewicht wird mit 200 g auf dem Etikett angegeben.

Was bedeutet E auf Dosen?

Auf fast allen abgefüllten Supermarkt-Produkten können Kunden ein kleines "e"-Zeichen auf dem Etikett entdecken. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes EWG-Zeichen nach der EU-Fertigverpackungsverordnung.

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