Ist hörsturz und tinnitus das gleiche

Geschrieben von Hörzentro am Mai 7, 2019.

Wie man vorbeugt, sich im Ernstfall verhält und wie die Therapie aussieht

Während ein altersbedingter Hörverlust sich meist schleichend entwickelt und lange unbemerkt bleibt, trifft der Hörsturz die Betroffenen wie ein Schlag. Plötzlich hört man auf einem Ohr nichts mehr oder deutlich weniger. Oft schließt sich an einen Hörsturz noch ein weiteres lästiges Ohrproblem an, nämlich der Tinnitus. Dann kommt es zu einem Pfeifen, Klingeln oder Summen im Ohr, obwohl entsprechende Geräuschquellen gar nicht vorhanden sind.

Was tut man bei einem Hörsturz?

Früher galt der Hörsturz als Notfall, bei dem man sofort in die Klinik musste. Heute weiß man aber zwei Dinge:

  1. In mehr als der Hälfte aller Fälle bildet sich der Hörsturz innerhalb von 24 bis 48 Stunden wieder von selbst zurück.
  2. Wenn eine Therapie des Hörsturzes nicht sofort einsetzt, entstehen dadurch keine Folgeprobleme oder Nachteile für den Betroffenen.

Das heißt, dass ein Hörsturz am Wochenende oder an einem Feiertag nicht sofort zum Notarzt führen muss. Ein Hörsturz ist ein unangenehmes Gefühl. Man spürt, dass man dadurch hilfloser wird, nicht mehr rechtzeitig vor Gefahren gewarnt wird und sich schlechter mitteilen kann. Gerade deshalb gilt: Man sollte ruhig bleiben. Wenn aber nach 2 Tagen die Symptome immer noch bestehen, sollte man einen HNO-Arzt aufsuchen.

Die Ursachen eines Hörsturzes

Zu den möglichen Ursachen eines plötzlichen Hörverlustes zählen Infektionen, aber auch zu viel Ohrenschmalz im Gehörgang. Wenn dies ausgeschlossen werden kann, liegt aller Wahrscheinlichkeit nach ein Hörsturz vor. Dann wird der Arzt ein Tonaudiogramm durchführen, mit dem der Grad der Ausprägung des Hörverlustes gemessen wird. Für die Planung der Behandlung ist dies bedeutsam. Die genauen Ursachen des Hörsturzes stehen noch nicht abschließend fest. Folgendes weiß man aber über die Risikofaktoren:

  • Faktor Stress:
    Wenn man physischen oder psychischen Belastungen ausgesetzt ist, z. B. durch beruflichen oder privaten Stress, kann dies in mancherlei Hinsicht negative Konsequenzen für die Nervenzellen und Sinneszellen haben. Wichtig: Man sollte seinen Alltag möglichst stressfrei führen und einrichten.
  • Faktor Austrocknung:
    Wenn man nicht genug Flüssigkeit zu sich nimmt, vor allem Wasser, dann bringt dies den Organismus in zahlreiche Schwierigkeiten. Wasser wird im Körper für viele Prozesse benötigt. Ein Flüssigkeitsmangel kann dazu führen, dass das Innenohr schlechter durchblutet wird. Man vermutet, dass dies als Ursache für Tinnitus und Hörsturz infrage kommt. Fazit: Ausreichend zu trinken ist auch für das Gehör wichtig.
  • Faktor Lärm:
    Beschallung mit Lärm gilt als sicherer Risikofaktor nicht nur für Schwerhörigkeit, sondern auch für den Hörsturz und Tinnitus. Laute Musik über Kopfhörer sollte man also vermeiden. Wenn man mit lauten Maschinen arbeitet oder Diskotheken und Konzerte besucht, sollte man einen Gehörschutz tragen. Diesen gibt es beim Hörgeräteakustiker.

Die Therapie des Hörsturzes und des Tinnitus

Die aktuelle Leitlinie zu diesen Krankheiten sieht vor, dass beide in der akuten Phase mit Kortison therapiert werden. Dieses kann in Form von Tabletten oder als Infusionen verabreicht werden. So können sich die Symptome zurückbilden – aber niemand kann vorhersagen, ob und inwieweit die Therapie im individuellen Einzelfall anschlägt. Kortison ist in Deutschland für Tinnitus und Hörsturz nicht eindeutig zugelassen. Wenn Ärzte das Kortison trotzdem hierfür einsetzen, tun sie dies auf eigene Verantwortung. Außerdem bleiben die Patienten oft auf den Kosten sitzen: Die gesetzlichen Krankenkassen müssen die Kosten für Arzneimittel, wenn diese für einen nicht zugelassenen Zweck eingesetzt werden, nicht übernehmen.

Ein Hörsturz ist eine meist einseitig, plötzlich auftretende Schwerhörigkeit bis hin zur Ertaubung, wobei keine Ursache erkennbar ist. Fast immer ist ein Hörsturz begleitet von unangenehmem Ohrensausen, manchmal auch von Schwindel. Kleinere, vorübergehende Hörstürze sind relativ häufig. Schwerere Hörstürze mit Dauerschäden kommen selten vor – jährlich bei etwa einem von 3.000 Menschen. Im Kindes- und Jugendalter treten Hörstürze selten auf. Der Erkrankungsgipfel liegt um das 50. Lebensjahr. Über die Entstehungsmechanismen ist noch wenig bekannt . . .

Inhaltsverzeichnis

  • Welche Ursachen hat ein Hörsturz?
  • Welche Symptome können auftreten?
  • Wie wird die Diagnose gestellt?
  • Wie wird ein Hörsturz behandelt?
  • Wohin kann ich mich wenden?
  • Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?

Welche Ursachen hat ein Hörsturz?

Als mögliche Auslöser gelten Virusinfekte (z.B. Mumps oder Influenza), Durchblutungsstörungen im Innnenohr (z.B. als Folge von Thrombosen, Embolien oder Gefäßkrämpfen), Autoimmunprozesse sowie Stoffwechselstörungen und vermutlich auch Stress. Dadurch kann es zu einer Schädigung der Hörsinneszellen („Haarzellen“) im Innenohr kommen.

  • Bei einem „kleinen“ Hörsturz erholen sich diese Zellen wieder und das Hörvermögen normalisiert sich nach einer gewissen Zeit.
  • Bei einem „schweren“ Hörsturz kann ein Teil der Hörzellen absterben. Da diese nicht ersetzt werden können, bleibt im betroffenen Frequenzbereich eine Hörschädigung bestehen.

Welche Symptome können auftreten?

Der Hörsturz tritt in der Regel einseitig auf, nur ausnahmsweise beidseitig. In den ersten Stunden steht meist heftiges Ohrensausen (Tinnitus) oder ein Druckgefühl im Vordergrund. Die Hörminderung kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Sie kann partiell sein und nur bestimmte Frequenzen betreiffen oder absolut sein – dann ist das betroffene Ohr ertaubt.

Manchmal ist der Hörsturz von anderen Beschwerden begleitet, etwa von Schwindelgefühlen, einem pelzigen Gefühl um die Ohrmuschel oder verändertem Hören, wie z.B. Doppelhören, Überempfindlichkeit oder Verzerrung.

Die meisten leichteren Hörstürze bilden sich binnen Stunden oder Tagen von selbst zurück. Schwerere Hörstürze können das Hörvermögen dauerhaft beeinträchtigen. Darüber hinaus können sie unangenehme Folgen haben, die von einer Einschränkung der Lebensqualität bis hin zu psychischen Leiden wie z.B. Angststörungen reichen.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Neben einer ausführlichen Anamnese und einer Untersuchung des Hals-Nasen-Ohren-Bereiches können Blutdruckmessung, Ohrmikroskopie, Hörprüfung (Stimmgabel, Tonaudiogramm), Tympanometrie und zusätzliche weiterführende Diagnoseverfahren notwendig sein.

Wie wird ein Hörsturz behandelt?

Da die Ursachen des Hörsturzes weitgehend unklar sind, kann auch keine kausale Therapie durchgeführt werden. Manche Behandlungen können die Situation verbessern, im Einzelfall aber auch wirkungslos bleiben. In folgenden Situationen bestehen relativ gute Heilungschancen:

  • Die Therapie beginnt innerhalb von vier bis fünf Tagen.
  • Der Hörsturz ist nicht hochgradig.
  • Bereits in den ersten Tagen sind Verbesserungen erkennbar.

Nicht jeder Hörsturz bedarf einer sofortigen Behandlung. Betroffene sollten dennoch möglichst frühzeitig eine HNO-Ärztin/einen HNO-Arzt aufsuchen. Häufig kann in Absprache mit ihr/ihm bei geringfügigen Hörverlusten zunächst wenige Tage lang abgewartet werden, ob die Beschwerden von selbst abklingen. Dies ist in etwa 80 Prozent der Fall. Bei ausgeprägtem Hörverlust, vorgeschädigten Ohren sowie bei anhaltenden Schwindelgefühlen wird jedoch eine frühzeitige Therapie empfohlen. Eine Hörsturztherapie wird in Abhängigkeit vom Einzelfall ambulant oder stationär durchgeführt. Folgende Maßnahmen können zum Einsatz kommen:

  • Kortison: gegen Entzündungsreaktionen,
  • „blutverdünnende“ Medikamente (als Infusion oder in Tablettenform, z.B. Betahistidin) zur Verbesserung der Durchblutung und der Sauerstoffversorgung im Innenohr,
  • eventuell antivirale Substanzen,
  • Ruhe und Entlastung von Stress.

Was kann ich selbst tun?

Folgende Maßnahmen sind sowohl bei bereits eingetretenem Hörsturz als auch zur Vorbeugung sinnvoll:

  • Gönnen Sie sich Ruhe und Entspannung.
  • Vermeiden Sie Stress und Lärm.

Wohin kann ich mich wenden?

Bei Auftreten eines Hörsturzes können Sie sich an folgende Stellen wenden:

  • Ärztin/Arzt für Allgemeinmedizin,
  • HNO-Ärztin/HNO-Arzt.

Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?

Alle notwendigen und zweckmäßigen Therapien werden von den Krankenversicherungsträgern übernommen. Grundsätzlich rechnet Ihre Ärztin/Ihr Arzt bzw. das Ambulatorium direkt mit Ihrem Krankenversicherungsträger ab. Bei bestimmten Krankenversicherungsträgern kann jedoch ein Selbstbehalt für Sie anfallen (BVAEB, SVS, SVS, BVAEB).

Sie können allerdings auch eine Wahlärztin/einen Wahlarzt (d.h. Ärztin/Arzt ohne Kassenvertrag) oder ein Privatambulatorium in Anspruch nehmen. Nähere Informationen finden Sie unter Kosten und Selbstbehalte.

Wenn ein Krankenhausaufenthalt erforderlich ist

Ist ein Krankenhausaufenthalt erforderlich, wird über die Krankenhauskosten abgerechnet. Von der Patientin/dem Patienten ist pro Tag ein Kostenbeitrag zu bezahlen. Die weitere medikamentöse Behandlung zu Hause erfolgt per Rezept durch die Allgemeinmedizinerin/den Allgemeinmediziner bzw. durch die Fachärztin/den Facharzt.

Weitere Informationen erhalten Sie unter Was kostet der Spitalsaufenthalt?

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Expertenprüfung durch: Dr. Kurt Neuwirth-Riedl

Wie fühlt sich ein Hörsturz an?

Hörsturz - erste Anzeichen und Symptome Oft berichten Betroffene von einem dumpfen Gefühl im Ohr (wie „Watte im Ohr"). Häufiger kommt es gleichzeitig zu Ohrgeräuschen (oft hoch frequent), die unterschiedlich ausgeprägt sein können, seltener zu Schwindelgefühlen, Benommenheit oder verzerrtem Hören.

Was darf man bei Hörsturz nicht machen?

In der Wartezeit sollten es die Patienten ruhig angehen lassen: "Entspannen, früher schlafen gehen, auf Alkohol und Nikotin verzichten", rät der HNO-Arzt. Bleibt das taube Gefühl im Ohr bestehen, sollten Betroffene zum Hals-Nasen-Ohren-Arzt gehen.

Was tun bei Tinnitus und Hörsturz?

Bei einem Hörsturz mit Tinnitus behandelt der Arzt häufig zuerst mit Kortison-Infusionen, um die akuten Beschwerden zu lindern. Anschließend folgt eine gründliche Untersuchung, um die Ursache des Hörsturzes herauszufinden und gezielt zu behandeln.

Wie lange dauert Tinnitus nach Hörsturz?

Von einigen Tagen bis hin zu vielen Wochen ist so gut wie alles möglich. Manchmal sind die Folgen eines chronisch bestehenden Tinnitus nach Hörsturz oder wegen anderer Ursachen so gravierend, dass die Arbeitsfähigkeit und Belastbarkeit der Patienten dauerhaft eingeschränkt ist.

Wie lange dauert es bis ein Hörsturz weg ist?

der Hälfte der Betroffenen bessert sich ein Hörsturz von selbst, oft auch schon innerhalb von 24 Stunden. Andere erfahren eine Besserung während einer Therapie, beispielweise durch hochdosierte Glukokortikoide. Die Hörsturz Dauer beträgt maximal 14 Tage. In dieser Zeit sollte sich das betroffene Ohr wieder erholen.

Kann man bei einem Hörsturz noch etwas hören?

Bei einem Hörsturz hören die Betroffenen plötzlich auf einem Ohr schlechter oder gar nichts mehr. Oft kommt ein dumpfer Druck im Ohr hinzu. In einigen Fällen treten zusätzlich weitere Symptome wie Ohrgeräusche (Tinnitus) und Schwindel auf. In jedem Fall ist bei diesen Symptomen sofort ein HNO-Arzt aufzusuchen.

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