Exxon valdez wer ist betroffen

Vor 25 Jahren havarierte der Tanker „Exxon Valdez” im Prinz-William-Sund in Alaska. Es war eine der schlimmsten Ölkatastrophen der US-Geschichte. Noch heute hat das Land mit den Folgen dieser Umwelttragödie zu kämpfen.

21.03.2014, 14:12 Uhr

Wenige Minuten nach Mitternacht am 24. März 1989 rammte der Öltanker „Exxon Valdez“ ein Riff im Prinz-William-Sund vor Alaska. Knapp 42 Millionen Liter Rohöl verseuchten die südliche Küste des US-Bundesstaates, geschätzte 250.000 Seevögel und tausende weitere Tiere wie Wale und Seeotter verendeten in der schwarzbraunen Brühe. Die Havarie war bis zur Explosion der Bohrinsel „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexiko vor vier Jahren die schlimmste Ölpest der US-Geschichte. Ein Vierteljahrhundert später sind die Narben noch nicht verheilt.

„Bis heute gibt es viel Verbitterung“, sagt Steve Rothchild vom Regional Citizens' Advisory Council, einer Bürgerinitiative zur Überwachung der Ölindustrie im Prinz-William-Sund. Vor allem richte sich der Unmut gegen den US-Ölkonzern Exxon, der nach einer Fusion mittlerweile den Namen ExxonMobile trägt. „Exxon hat zugesagt, den Schaden voll wieder gut zu machen“, sagt Rothchild. „Als das Gerichtsverfahren endlich gelaufen war, haben die Leute Pennys statt der Dollar bekommen, die ihnen wirklich zustanden.“

Die Fischbestände in Alaska haben sich nach 25 Jahren nicht erholt

Nach der Ölkatastrophe brach die Fischereiwirtschaft im Prinz-William-Sund zusammen. Selbst 25 Jahre später haben sich die Bestände an Hering und Lachs noch nicht erholt, andere Arten dürfen nur eingeschränkt gefangen werden. „Es hat die Gemeinden wirklich hart getroffen“, sagt Angela Day, deren Ehemann einst in der Kleinstadt Cordova eine Fischerei betrieb. „Er hat 30 Jahre lang gefischt, er wuchs mit der Fischereiindustrie auf und hatte zum Zeitpunkt der Ölpest zwei Kutter.“ Day hat ein Buch über die „Exxon Valdez”-Trägodie geschrieben, das vor einigen Wochen erschienen ist. Darin beschreibt sie die Bemühungen von mehr als 10.000 Fischern, den Ölkonzern zur Rechenschaft zu ziehen. Mit der US-Regierung einigte sich das Unternehmen 1991 auf einen Vergleich im Umfang von rund einer Milliarde Dollar. Die Bevölkerung musste ihre Ansprüche dagegen in einem jahrelangen Rechtsstreit erkämpfen.

Im Hafen von San Diego wurde der beschädigte Tanker „Exxon Valdez” im Jahr 1989 repariert.© dpa

„Mehr Alkoholkonsum, mehr Selbstmorde, mehr Scheidungen”

Ein endgültiges Urteil fällte der Oberste Gerichtshof in Washington erst im Juni 2008 – und reduzierte die ursprüngliche Schadenersatzsumme von fünf Milliarden Dollar auf 500 Millionen Dollar. Die Entschädigung habe die Verluste der Fischer bei weitem nicht ausgleichen können, sagt Day. Cordova und andere Orte am Prinz-William-Sund litten unter dem Einbruch ihres wichtigsten Wirtschaftszweiges. „Mehr Alkoholkonsum, mehr Selbstmorde, mehr Scheidungen“, fasst Day die sozialen Nebenwirkungen der Umweltkatastrophe zusammen.

"Wir verlieren offenbar Öl und wir werden hier für eine Weile festsitzen“, funkte „Exxon Valdez”-Kapitän Joseph Hazelwood am frühen Morgen des Karfreitags 1989 an die Küstenwache. Hazelwood hatte sich zum Zeitpunkt des Unglücks nicht auf der Brücke befunden, angeblich soll er am Vorabend stark getrunken haben. Ein Gericht sprach den Kapitän aber vom Vorwurf des Führens eines Schiffes unter Alkoholeinfluss frei. Hazelwood wurde nur wegen fahrlässigen Ablassens von Öl belangt, als Strafe erhielt er eine Geldbuße und musste gemeinnützige Arbeit ableisten.

Trotz Reinigung: Einige Strände immer noch verschmutzt

Die US-Verkehrssicherheitsbehörde NTSB beschrieb in ihrem Untersuchungsbericht eine Verkettung unglücklicher Umstände, die zu der Havarie führte. So versäumte der dritte Offizier Gregory Cousins, der in den verhängnisvollen Minuten das Kommando der „Exxon Valdez“ führte, rechtzeitig eine vorher mit Hazelwood abgesprochene Kursänderung auszuführen. Außerdem sei Exxon seiner Aufsichtspflicht nicht nachgekommen und habe der Crew nicht genügend Ruhezeiten gewährt.

Auf mehr als 2.000 Kilometern Länge traf der Ölteppich damals auf die Küste Alaskas, einige Strände sind trotz der zwei Milliarden Dollar teuren Aufräumarbeiten noch immer verschmutzt. „Wenn man ein 30 Zentimeter tiefes Loch gräbt, kann man auf flüssiges Öl stoßen“, sagt Jeep Rice, der sich als Forscher an der US-Ozeanografiebehörde NOAA lange mit der „Exxon Valdez"-Katastrophe befasste. Unter der Erde werde das Öl nur sehr langsam abgebaut. „In 50 Jahren wird da wahrscheinlich immer noch Öl sein“, vermutet Rice. (afp)

Washington DC/Wien (pte028/15.04.2010/13:50) - Am 24. März 1989 sind aus dem auf Riff gelaufenen Tanker Exxon Valdez im Prince William Sound rund 40 Mio. Liter Rohöl ins Meer gelaufen. Einer nun im Fachmagazin Environmental Toxicology and Chemistry veröffentlichten Studie zufolge sind die Folgen der Ölkatastrophe noch heute spürbar. Das Ereignis wird von Experten als eine der schlimmsten vom Menschen verursachten Umweltkatastrophen bezeichnet. Mithilfe eines Biomarkers konnten Forscher der Simon Fraser University //www.sfu.ca in British Columbia Öl in zahlreichen Wildpopulationen von Harlekin-Enten nachweisen.

Daniel Esler vom Centre of Wildlife Ecology an der Simon Fraser University beobachtete mit Hilfe des Biomarkers CYP1A die Langzeit-Auswirkungen des Öls auf die Enten. Dass die Auswirkungen dieses Unfalls noch länger nachweisbar sein werden, steht auch für die Greenpeace-Meeresbiologin Antje Helms //www.greenpeace.at fest. "Ebenso wie persistente Umweltgifte lagern sich die Ölrückstände in der Nahrungskette an. Die Auswirkungen sind dann nicht mehr nur in Jahren, sondern in Jahrzehnten nachweisbar", so die Expertin im pressetext-Interview.

Öl als Dauerbelastung für Lebewesen

"Die wichtigsten und unvorhergesehendsten Ergebnisse der Studie waren, wie lange die Tiere dem verbliebenen Öl ausgesetzt waren", so Esler. "Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass das restliche Öl in der Region, speziell in den Gezeitenzonen, von Lebewesen aufgenommen und verdaut wurde." Das Forscherteam hatte seine Studie auf die Harlekin-Enten, die in den Gezeitenzonen und den Küstenregionen leben, durchgeführt. Zwischen 1990 und 2005 lebten im Prince William Sound rund 14.500 Enten.

"Ein weiterer Grund, warum wir die Enten als Studienobjekte nahmen, war die Tatsache, dass sie auf Ölrückstände besonders sensibel reagieren", erklärt der Forscher. Die Tiere ernähren sich von Wirbellosen, die in dieser Region vorkommen. Zudem haben sie eine sehr begrenzte Fähigkeit, das Öl zu metabolisieren. "Wir haben entdeckt, dass die CYP1A-Werte bei den Enten, die in Gebieten lebten, die von der Ölkatastrophe betroffen waren, deutlich höher lagen als bei Vögeln, die in nicht betroffenen Gebieten lebten."

Kühlere Gewässer problematischer

"Wir glauben, dass die Harlekin-Enten den Ölresten bis mindestens 2009 ausgesetzt waren", meint der Wissenschaftler. Das sei eine wichtige Erkenntnis, denn nun sei bestätigt, dass die Präsenz von Ölrückständen und ihren negativen Folgen nicht auf ein paar Jahre limitiert ist, sondern selbst nach Jahrzehnten immer noch Auswirkungen hat. Das gelte speziell für empfindliche Lebewesen.

"Anhand der Folgenerforschung der Exxon-Valdez-Ölkatastrophe über die vergangenen 20 Jahre ist klar geworden, dass das Öl viel länger als erwartet den Tiere zu schaffen macht", so Helms. "40 Mio. Liter Öl verschwinden eben nicht einfach." Gerade in kälteren Regionen wie der Arktis oder der Antarktis bleibe das Öl noch nach Jahrzehnten zwischen Steinen und in der Gezeitenzone kleben und wird dort von den Tieren quasi als "chronische Vergiftung" immer wieder aufgenommen.

Rückstände noch Jahrzehnte messbar

"Nur null bis vier Prozent des Öls werden pro Jahr abgebaut. Die Rückstände werden also noch in Jahrzehnten in der Nahrungskette zu messen sein", so Helms. Der Bestand des Pazifischen Herings und damit die gesamte Fischerei in der Region sind seit des Tankerunfalls zusammengebrochen. Die Ursachen dafür sind immer noch nicht geklärt.

"Eines ist aber sicher. Das Ökosystem Meer ist ein sehr komplexes System, in dem viele Zahnräder ineinander greifen. Blockiert man nur ein Rädchen, ist das ganze System auf Jahre gestört. Deshalb sollten solche Katastrophen durch Lotsenpflicht und Fahrverbote in besonderen sensiblen Küstengebieten möglichst vermieden werden", erklärt die Meeresbiologin. Wie wichtig dies sei, habe sich gerade am Great Barrier Reef gezeigt.

Was geschah mit der Exxon Valdez?

Das Unglück nahm seinen Lauf: Um 0.04 Uhr rammte die Exxon Valdez das Bligh Riff. Etwa 40.000 Tonnen Rohöl liefen ins Meer. Trotz ruhigen Wetters wurde so gut wie nichts unternommen, um das Öl zu bergen. Ein extra für diese Notsituationen bereitstehendes Schiff war nicht einsatzfähig.

Wo sind große Ölunfälle passiert?

Am 20. April 2010 explodierte die Bohrinsel Deepwater Horizon im Golf von Mexiko. 87 Tage strömte das Öl ins Meer.

Welche Ölunfälle gab es in der jüngeren Vergangenheit?

Die großen Ölunfälle der Vergangenheit, z.B. der Tankerunfall der “Exxon Valdez”, die Explosion der Bohrplattform “Deepwater Horizon” oder die andauernde westsibirische Ölkatastrophe, haben sich in das Gedächtnis der Menschen eingebrannt.

Welches US Unternehmen war 1989 für eine der größten Ölverschmutzung in der Geschichte Alaskas verantwortlich?

Am frühen Morgen des 24. März 1989 lief der Supertanker "Exxon Valdez" vor Alaska auf Grund. 40 Millionen Liter Öl ergossen sich ins Meer, Millionen Tiere starben qualvoll, bis heute ist die Küste belastet. Schuld hatte der Kapitän - er war betrunken.

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