Der Wal und das Ende der Welt unterrichtsmaterial

John Ironmonger

John Ironmonger kennt Cornwall und die ganze Welt. Er wuchs in Nairobi auf und zog im Alter von 17 Jahren mit seinen Eltern in den kleinen englischen Küstenort, aus dem seine Mutter stammte. John promovierte in Zoologie; nach Lehraufträgen wechselte er in die internationale IT-Branche. Schon immer hat er geschrieben; seine Romane wurden in viele Sprachen übersetzt. Inspiriert zu »Der Wal und das Ende der Welt« haben ihn unter anderem die biblische Geschichte von Jonas und dem Walfisch, das Werk des Gesellschaftsphilosophen John Hobbes, Jared Diamonds Sachbuch »Kollaps« und viele andere Quellen der Phantasie und des Zeitgeschehens. John Ironmonger lebt heute in einem kleinen Ort in Cheshire, nicht weit von der Küste. Er ist mit der Zoologin Sue Newnes verheiratet; das Paar hat zwei erwachsene Kinder und zwei kleine Enkel. John Ironmongers Leidenschaft ist die Literatur – und das Reisen auf alle Kontinente.

John Ironmonger: "Der Wal und das Ende der Welt"

Angespült an ein verschlafenes Küstendorf: Joe Haak war Londoner Investmentbanker, nun ist er auf der Flucht. © S. Fischer Verlag / Imago / Westend61

Von Wolfgang Schneider · 11.05.2019

Wenn die Welt untergeht, dann rücken die Menschen zusammen. So die These von John Ironmonger in seinem gesellschaftsphilosophischen Roman "Der Wal und das Ende der Welt". Eine Wohlfühldystopie, die Zweifel weckt.

Wenn in Romanen ein Wal vorkommt, hat er meist eine dicke Speckschicht aus Bedeutung. So auch im Bestseller des 1954 geborenen britischen Schriftstellers John Ironmonger. Fast scheint es, als hätte der Finnwal, der vor dem Küstenkaff St. Piran dümpelt, die Hauptfigur des Romans ausgespuckt. Sie heißt dann auch nicht zufällig Jonas, kurz, Joe Haak.

Es stellt sich heraus, dass dieser Mann, der nackt und halbtot am Strand aufgefunden wird, ein Londoner Investmentbanker auf der Flucht ist. Joe hat ein Computerprogramm namens "Cassie" entwickelt, das in hochkomplexen ökonomisch-politischen Zusammenhängen Vorhersagen treffen kann. Bei der Spekulation auf fallende Kurse hat das erst einmal nicht funktioniert und Joes Bank Verluste beschert.

Der Fremde wird zum Held des Dorfes

Einen Tag später taucht der Wal wieder auf. Er ist gestrandet, und Joe trommelt das ganze 300-Seelen-Dorf zusammen. In einer von ihm koordinierten Rettungsaktion wird das Tier wieder in tieferes Wasser geschafft. Im Handumdrehen hat Joe die Herzen der Dörfler erobert; der Fremde ist zum Held geworden. Und der Wal zum Sinnbild der Gemeinschaft.

Womit wir bei Hobbes wären. Seine Staatstheorie vom "Leviathan" gehört zur Bedeutungsfracht des Wals. Ironmongers Roman ist eine Art philosophische Wette. Wie verhält sich der Mensch, wenn die Zivilisation und das Gewaltmonopol des Staates zusammenbrechen? Hat Hobbes wirklich recht mit seinem pessimistischen Bild vom Menschen, dessen Wolfsnatur ohne den "Leviathan" – den Gesellschaftsvertrag, die Staatsmaschine – grimmig hervorträte?

Der Untergang ist nahe – drei Tage vor der Anarchie

Da passt es, dass Joes "Cassie"-Programm – Achtung, Kassandra! – eine Menschheitskatastrophe prognostiziert: einen Zusammenbruch der Zivilisation durch eine Grippewelle, noch schlimmer als die Spanische Grippe von 1918. Joe, der im Dorf Unterschlupf und Freundschaft gefunden hat, entschließt sich zu einer Rettungsaktion. Für sein ganzes Geld kauft er haltbare Lebensmittel und lagert sie in der Kirche ein.

Der Roman besteht zum größten Teil aus Dialogen – das Weltuntergangsszenario wird weniger dargestellt als besprochen. Für die Gespräche verwendet Ironmonger Argumente des Komplexitätsforschers Yaneer Bar-Yam sowie Beispiele von Jared Diamond über den Kollaps von Gesellschaften, wenn etwa über die hochgradige Anfälligkeit der modernen Lieferketten diskutiert wird. Vor allem Großstädte seien immer nur drei Tage von der Anarchie entfernt.

Unterhaltung durch Thesen statt Tote

Durch die Dominanz des Gesprächs und die Vermittlung vieler Ereignisse in Form des Berichts erscheint die Katastrophe gedämpft. Die Überwältigungsästhetik, mit der viele Dystopien sonst ihre Leser oder Zuschauer in den Bann ziehen, bleibt außen vor. Das Inferno wird kaum durch Details des Schreckens beglaubigt: Apokalypse light. Das kann man als Erzählschwäche werten; so bekommt der Roman andererseits jedoch die Reize eines parabelhaften Denkspiels. Wer sich lieber durch Thesen als durch Tote unterhalten lässt, wird Geschmack daran finden.

Unbefriedigend ist allerdings das Finale. Bei Ironmonger sprießt in der Gefahr das Rettende: Hilfsbereitschaft, Solidarität. Die Grippe ist vorbei, der Wal am Ende tot, und die Bürger von St. Piran bereiten aus ihm ein Weihnachtsmal für das Nachbardorf. So leicht lässt sich die Welt wohl doch nicht retten, so leicht nicht Hobbes‘ Misstrauen in die menschliche "Natur" ausräumen wie in dieser Wohlfühldystopie.

John Ironmonger: "Der Wal und das Ende der Welt". Roman
Aus dem Englischen von Maria Poets und Tobias Schnettler
S. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 2019
480 Seiten, 22 EUR

Wo spielt der Wal und das Ende der Welt?

In der "Der Wal und das Ende der Welt" von John Ironmonger geht es um St. Piran, ein kleines, abgelegenes Fischerdorf in Cornwall mit 307 Einwohnern. Als eines Tages der bewusstlose Mann, Joes Hakk am Strand angespült wird und auch noch ein Wal in der Bucht strandet, ist es vorbei mit der Ruhe.

Wann wurde der Wal und das Ende der Welt veröffentlicht?

12. Februar 2015Der Wal und das Ende der Welt: Roman / Datum der Erstveröffentlichungnull

Wann wurde das Buch der Wal geschrieben?

Aus dem Englischen Manfried Allé und Gabriele Kempf-Allié. Dublin 1907: In einem Roman von verwirrender Schönheit erzählt Joseph O'Connor eine wahre Liebesgeschichte, die zum Skandal wurde.

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